Beiträge von Marcus Aurelianus Lucullus

    Hatte er sich gerade verhört? Priester hätte er werden sollen? Vielleicht war sich Corvinus dessen nicht bewusst, aber er war als Sklave geboren und immer noch ein halber Sklave und hatte kaum die Wahl gehabt sich zwischen verschiedenen Laufbahnen zu entscheiden.
    Als Erwiederung zuckte er nur mit den Schultern, hatte er es doch sowieso nicht mit den Göttern.


    Dieser Herr war ein Geschenk der ... nein, nicht der Götter - schließlich glaubte er nicht an diese. Er ersparte ihm die anstrengende oder zumindest zeitaufwendige Suche nach einer geeigneten Anstellung. Zwar begeisterte ihn die Arbeit als Schreiber nicht sonderlich, aber als Freigelassener musste man nehmen, was man kriegen konnte - und wo es schon nichts mit körperlicher Arbeit zu tun hatte. "Oh ... das klingt hervorragend! Ich denke, dass ich dein Angebot dankend annehmen werde, patronus!" Den Gehaltsvorschlag nickte er ab, allzu hohe Ansprüche hatte er nie gehabt. Nachforschungen in der Subura. Das klang einerseits spannend, andererseits ziemlich gefährlich. Schließlich war jene ein sehr heikles Pflaster. "Ich stehe immer zur Verfügung..." Über den genauen Inhalt dieses Auftrags würde Corvinus ihn sicherlich noch aufklären.


    Über die Hochzeit hatte er auch schon etwas gehört. Auf einem Schiff, sehr originell. "Wer ist denn die Glückliche, Corvinus?" fragte er grinsend.

    Zuerst wurde ihm etwas schummrig, als Corvinus zwei Becher Falerner orderte. Zuoft schon hatte er miterleben müssen, dass normaler Wein als selbiger Edelwein verkauft wurde und mehr als nur miserabel schmeckte. Doch er beruhigte sich damit, dass man hier - in der villa der Aurelier - bestimmt keinen Billigwein zu trinken bekam.
    Gefeiert werden musste es aufjedenfall - dementsprechend nickte Lucullus bekräftigend. Es bedeutete für die Familie den Abschluss einer längeren Ära in Mantua. Auch er hob also seinen Becher - betrachtete das Opfer aber eher missbilligend. Er hielt nichts solchen Opfern, geschweige denn von Göttern. Doch das wusste niemand. Er hielt es einfach für die Verschwendung von Köstlichkeiten.
    Seine gute Laune ließ sich aber nicht trüben, sodass er den Wein voll und ganz genießen konnte. "Auf Rom und die gens", stieß er mit Corvinus an.
    Ja, die Kandidatur. Für ihn bedeutete das wohl mehr Arbeit in nächster Zeit, aber das würde er schon schaffen. Er war schon fast stolz auf seinen Patron, so einen hatte nicht jeder libertinus. "Das Pferd ist schon versorgt. Das arme Tier war ganz erschöpft." Er grinste, schließlich hatte er - im Gegensatz zu seinen Begleitern - das Pferd etwas öfter austauschen müssen.


    Eine gute Frage. Hatte er schon Pläne? Lucullus plante nicht gerne, also machte er sich auch nur reichlich wenig Gedanken über die Zukunft. Wieso nicht alles kommen lassen? "Nein, genauere Pläne gibt es noch keine ... Mal davon abgesehen, dass ich natürlich in Rom bleiben werde und zu deinen Diensten stehen werde", beantwortete er die Frage und setzte nun eine etwas nachdenklichere Miene auf. "Ähm ... jaaaa ... Also so direkt gesehen habe ich noch keine Unterkunft...", er zögerte etwas,"Eigentlich wollte ich dich, meinen patronus, um ein schmales Bett in diesem erhabenen Haus bitten." Er hoffte innig, dass noch ein Bett frei war, denn sonst wusste er nicht ob er die nächste Nacht im dunklen Rom überleben würde. Nachts sollten sich immerhin viele düstere Gestalten auf den Straßen tummeln.

    Etwas überrascht, dass Corvinus aus der Tür trat, die man nahm wenn man aus seinem officium kam, wandte er sich und schaute kurz seinen Patron an. Wie immer gut gekleidet, auch wenn er persönlich nie etwas dunkelgrünes anziehen würde. Durch die drehende Bewegung und die leichte Verbeugung hörte man bereits die Münzen klirren. Die befanden sich in einem mehr oder minder großen, schweren Beutel, den er geschultert hatte.


    "Corvinus! Es ist ja eine Ewigkeit her, seit wir uns das letzte mal begegnet sind ..." Erneut musterte er ihn kurz, nur um festzustellen, dass er doch nicht gewachsen war. Mit einem freundlichen Grinsen nahm er den Beutel in die Hand und schüttelte ihn ein bisschen, sodass man sich gut vorstellen konnte, woraus der Inhalt bestand. "Ja, das Anwesen befindet sich nun nicht mehr im Besitz der gens Aurelia." Er reichte seinem Patron das Geld und fühlte sich aufeinmal leichter, frei von einer großen Verantwortung. Schließlich befanden sich dort drinne mehrere dutzend aurei. "Danke, die Reise war zwar nicht angenehm dank des kalten Winters, der dieses Land zur Zeit heimsucht, aber dafür schnell und ohne größere Zwischenfälle."

    Die Liege hatte schon vorhin seine Aufmerksamkeit erregt - vorhin, als er angekommen war, als noch die Schwärze der Nacht über dem Quirinal lag. Jetzt wirkte sie noch viel einladender. Die weichen, fein bestickten Kissen fielen ihm sofort ins Auge. Vorsichtig strich er mit seiner Hand über den weichen Überzug.
    Obwohl es ihm keiner übel nehmen würde, wenn er es sich jetzt so richtig schön gemütlich machen würde, bewahrte ihn doch sein eigener Anstand und Respekt vor dem Hausherrn im Stehen zu verweilen.


    Doch Corvinus ließ auf sich warten und so blieb ihm nichts anderes übrig als es bei begierigen Blicken zu belassen. So ließ er seinen Blick noch über das zur Zeit unruhige Wasser bis zur Tür schweifen, wo er vermutete, dass Corvinus daraus kommen würde.
    Die Nachricht, die er ihm zu überbringen hatte war durchaus erfreulich, auch wenn sie noch erfreulicher gewesen wäre, hätte er sie bereits früher überbringen können. Der Sitz der Familie in Mantua war endlich verkauft worden. Letzte Woche hatte Lucullus selber im Auftrag seines Patrons das Siegel unter den Kaufvertrag gesetzt. Neben der frohen Botschaft vom Verkauf und einer Zweitanfertigung des Vertrags, hatte er auch noch die vereinbarte Summe bei sich. Da wurde es auch schon wieder kritisch. Denn er hatte leider im Preis um einiges nachgeben müssen, denn sonst wäre er das durchaus annehmbare Anwesen nie losgeworden. Käufer waren so rar wie noch nie. Man könnte fast sagen es gäbe eine Immobilienkrise zur Zeit. :P