Reise, Reise, jeder reist auf seine Weise. Viele hatten sie für ihren Wunsch, den Landweg zu nehmen, kopfschüttelnd angesehen. Das Schiff sei schneller, sicherer, und komfortabler, haben sie stets gesagt. Keiner verstand, dass es dabei um viel mehr ging. Mars, ihr Gott, prüfte sie und nur jene die bestehen würden, wären sich seiner Gunst sicher. Das Schiff und das Meer sind Poseidons Gefilde, wie würden sie sich der Gunst des Kriegsgottes erweisen wenn sie den schnellen, leichteren Weg den ihnen ein Gott anbot nehmen würden?
Gar nicht.
Dabei musste Lucius zugeben, noch einmal würde er diesen Weg nicht freiwillig zu Fuß antreten. Die lange Reise hatte an seinen Kräften gezehrt, doch war er stark genug um all dies mit einer gewissen Würde zu tragen. Sein jüngerer Bruder war in dieser Hinsicht wie er.
Vor Kraft strotzend, wollte auch dieser sich vor dem Kriegsgott beweisen. Memmius den jüngeren Bruder zu nennen mag einem zwar wie Haarspalterei vorkommen, doch achtete Lucius nicht daraus. Er wusste, beide verband etwas, was über das gemeinsame Blut in ihren Adern hinausging. Bei dem Überfall der Wegelagerer hatte er es gespürt, wie so oft in ihrer Jugend, so hoffte er dass dieses Band nie reißen würde.
“Vater und Mutter machen sich sicherlich Sorgen, du hast Recht Memmius.“
Während sie den gepflasterten Steinen der Straße folgten, sah Lucius nach links und rechts, bestaunte die Vegetation dieser Landschaft. Hispania war mit dieser Landschaft nicht zu vergleichen, Germanien war viel grüner, jedoch auch rauer. Hier war alles viel intensiver, die Farben des Grün, die Luft die sie atmeten, selbst das Wasser schmeckte hier anders. Ein Land voller Geheimnisse, genauso wie das Volk welches hinter dem Limes lebte. Die Germannen. Viele Legenden rankten sich um sie, besonders um ihre Kampfeslust und ihre Wildheit. Lucius konnte es, wie alle jungen Männer in der Blüte ihres Lebens, es nicht abwarten sich mit diesen wilden Kriegern zu messen und zu siegen.
“Dort ist es!“
Sie waren endlich angekommen, nun würden sie sehen ob sie der Prüfung des Mars gerecht geworden sind und dieser sie in den schützenden Schoß der Soldaten die für das Imperium kämpften aufnehmen würden. Der Eifer seines Bruders schien unermesslich, denn er übernahm es an die Pforte zu klopfen, eigentlich ein Anrecht des Älteren. Er sah ihn zunächst strafend an, zwinkerte jedoch einen Augenblick später ihm zu. Was keiner sah, wusste auch keiner. Die Körperhaltung beider Männer straffte sich, als die Reaktion kam...
"Salve! Mein Name ist Lucius Terentius Severus und das ist mein Bruder, Memmius Terentius Severus. Wir möchten den Legionen des Imperiums beitreten um dem Kaiser und Mars zu dienen."