Die Straßen Roms waren wortwörtlich absolut neues Pflaster für sie. Noch nie war sie in der ›Hauptstadt‹ gewesen, und sie war erstaunt von der Größe und Vielfältigkeit. Eben noch waren sie durch enge, schmutzige Gassen in scheinbar armen Vierteln gelaufen, und jetzt befanden sie sich in einer Gegend voll von riesigen und edlen, tadellos weiß gestrichenen Villen. Damit war aber auch der Nachteil verbunden, dass man bergauf laufen musste, die Stadt schien im allgemeinen sehr hügelig zu sein.
Ihre ›Begleiter‹ erwiesen sich als sehr schweigsame. Erst kurz bevor sie scheinbar ihr Ziel erreicht hatten, schafften sie es den Mund aufzumachen. Esther befand die Villa ihrer neuen Besitzer zunächst als etwas unpassend, schließlich hatte sie nur einen nicht annähernd so schönen Eingang, bis ihr auffiel, dass es sich wohl um den Seiteneingang handelte.
Hier wurden einmal mehr die deutlichen Unterschiede, verursacht durch den gesellschaftlichen Rang, offensichtlich. Doch Esther kümmerte es nicht, sie blickte durchweg positiv nach vorne, viel schlimmer als beim Sklavenhändler konnte es nicht werden - auch wenn ihr einer Begleiter schreckliches andeutete. Doch besonders resistent hatte sie sich nie verhalten - in Anbetracht der aussichtslosen Lage ihrerselbst, hatte Esther gelernt sich damit abzufinden und sich zu fügen.
Beiträge von Esther
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Gerade erst hatte sie ihre Stimme gesenkt und tief durchgeatmet, überrascht vom Erfolg ihrer kleinen Gesangseinlage – es regte sich doch etwas in der Menge von Gaffern -, als deutlich ein Gebot zu vernehmen war. Sie hatte die Höhe nicht ganz mitgekriegt, nur, dass man sich mittlerweile im Tausenderbereich befand – doch ging ein Raunen durchs Publikum, so dass sie ihre eigenen Schlüsse über die Höhe ziehen konnte.
Kurz warf sie einen Blick in die Richtung, aus der ungefähr geboten worden war, und erkannte schnell ein kleines Loch im Menschentrubel, in dessen Mitte sich eine ebenfalls wohlhabend scheinende, sehr junge Frau aufhielt. Klar erkennbar waren auch die Sklaven, die ihr das einfache, mittlerweile nur noch schaulustige – zum Bieten waren sie anscheinend nicht mehr im Stande – Volk vom Leib hielten. Sie war sich wohl zu schade um näher als mehrere Fuß an einen ärmeren heranzutreten. Eigentlich hatte Esther nichts für diese Leute übrig, dennoch kam ihr die Frau, merklich jünger als sie selber, auf den ersten Blick sympathisch vor, wie ihr Blick gebannt auf Esther ruhte.Wieder etwas scheuer beschränkte Esther ihr Blickfeld wieder auf ihre Fußnägel, traute sie sich doch nicht so recht die Bieterin genauer zu betrachten, konnte sich den einen oder anderen verstohlenen Blick in ihre Richtung nicht verkneifen. Andere ›Oberschichtler‹, die es mit dem wohl ansehnlichen Gebot aufnehmen konnten – sie wären wohl an einer ähnlichen Blase in der Menge erkennbar gewesen – waren nicht in Sicht, so bereitete sich Esther bereits innerlich auf ein rasches Ende der Auktion vor, war der Händler doch im übertragenen Sinne bereits kurz davor den Hammer zu schwingen, wobei er natürlich hoffte noch etwas mehr heraus kitzeln zu können.
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Singen. Vor all den Leuten? Esther war auf einmal sichtlich verunsichert und blickte zurück, in das übel gelaunte Gesicht des Händlers. Sie befand sich in einer Zwickmühle, denn weder der Händler, noch das Publikum schienen dem Wunsch des potentiellen Kunden abgeneigt zu sein – ein Risiko für ersteren, schließlich hatte er sie niemals singen gehört. Letztlich war es ihr zwar gleichgültig, doch sie wollte hier weg. Eine schwache Leistung war nicht angebracht.
Nachdem ihr der Händler eindeutig signalisiert hatte, jetzt bloß nicht das schöne Bild von ihr zu zerstören, wandte sie sich mit großem Unbehagen der Menge zu. Der Geräuschpegel sank auf einmal deutlich und es schien ihr, als herrschte Totenstille und jeder auf dem nicht gerade kleinen Markt würde sich ihr zuwenden – eine eindeutige Übertreibung hervorgerufen durch das Lampenfieber, war ihr doch bewusst, dass sie ungefähr so bedeutend war, wie das Vieh, welches einige Meter weiter feilgeboten wurde.Gesang war insofern immer ein Problem für Esther gewesen, da sie noch Probleme mit der lateinischen Sprache hatte, besonders mit dem Sprechen – singen also eingeschlossen. Sich Texte einzuprägen nahm viel Zeit ein, und oft saßen sie danach immer noch nicht ganz – so saß die Angst vor dem Versprechen und Vergessen weit tiefer als den falschen Ton zu treffen.
Langsam erhob sie ihre sanfte, recht leise Stimme und trug das auserwählte ovidsche Stück vor. Es war eins der ersten, die sie beigebracht bekommen hatte, als Kind, und gleichzeitig eines der wenigen, die sie überhaupt kannte.»Arma gravi numero violentaque bella parabam
edere, materia conveniente modis.
par erat inferior versus—risisse Cupido
dicitur atque unum surripuisse pedem.
'Quis tibi, saeve puer, dedit hoc in carmina iuris?
Pieridum vates, non tua turba sumus.
quid, si praeripiat flavae Venus arma Minervae,
ventilet accensas flava Minerva faces?
quis probet in silvis Cererem regnare iugosis,
lege pharetratae Virginis arva coli?
crinibus insignem quis acuta cuspide Phoebum
instruat, Aoniam Marte movente lyram?«Was sie genau sang, und worum es sich drehte, wusste sie überhaupt nicht. Dennoch schaffte sie es, die Passage so vorzutragen, dass sie zumindest mit sich selbst zufrieden war.
Sim-Off: Handelt sich um einen Auszug einer Dichtung von Ovid, habe verzweifelt versucht herauszufinden, was die Römer denn so gesungen haben, und hatte nur im Hinterkopf, dass man die ganzen lyrischen Werke auch singen konnte.
Und diese sim:off-function ist ja auch toll
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Gerade erst war die Sonne richtig aufgegangen, an diesem klaren Herbstmorgen. Die ersten Strahlen schafften es über die hohen Dächer der Gebäude hinter dem Sklavenstand, die Tribüne blieb aber weiterhin im Schatten. Trotz – oder gerade wegen – des klaren Himmels lag die Temperatur deutlich unter den spanischen, die die zierliche Esther gewohnt war. So fror sie höchst unangenehm, als sie vor die Menge in den Vordergrund gezogen wurde.
Die Nacht hatte schon nicht gut angefangen. Nach den vielen Tagen eingeengt im Schiff, die wenigstens warm gewesen waren, hatte sie in den heruntergekommenen Kellerräumen des Händlers schlafen müssen, wobei sie auf Grund der Kälte kaum ein Auge zugetan hatte. Sie trug immer noch ihre schöne, leicht grün angehauchte tunica, die aber auch sehr dünn war, und sie trotz wollener Unterbekleidung doch arg fror. Doch von diesen Umständen versuchte sie sich jetzt nichts anmerken zu lassen und setzte – ein Zittern unterdrückend – ein gezwungenes Lächeln auf, um es dem Händler recht zu machen. Die Geschichten, die über ihn und seinen Berufsstand kursierten waren nicht die schönsten, und Esther wollte keine Rolle in einer solchen spielen.
Nachdem die Auktion begonnen hatte, lauschte sie aufmerksam den ›Anpreisungen‹ bezüglich ihrer Fähigkeiten, und war erstaunt wie wenig er doch übertrieb. Anscheinend war das Handwerk des Sklavenverkäufers doch ehrlicher, als die gedacht hätte. Schließlich konnte sie tatsächlich relativ gut kochen – davon war zumindest ihr ehemaliger Herr bis zum Ende überzeugt –, war fleißig auch bei niederen Aufgaben und sogar an dem nett umschriebenen ›Talent der Musen‹ war etwas dran: auch wenn sie es selber nicht beurteilen konnte, hatte Esther anscheinend eine sehr schöne Stimme, und wusste sich im Umgang mit diversen Instrumenten zu behelfen, wobei sie keines richtig spielen konnte. Wer braucht schon eine musizierende Küchenhilfe? Gerade in dem Kontext wunderte es Esther, dass der Händler dies erwähnte.
Eigentlich versuchte sie, ihren Blick gesenkt zu halten, kam aber nicht umhin einen Blick durch die Menge schweifen zu lassen, und blieb sogleich an der jungen Frau hängen, die bereits geboten hatte. Obwohl sie nicht sehr viel über die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten wusste, war selbst für sie zu erkennen, dass es sich um eine vornehme Dame handelte – dies hatte etwas abschreckendes, aber auch interessantes an sich. Je nach Besitzer war man schließlich bei einer reichen Familie deutlich besser dran.
Die Frage des anderen Interessenten hatte Esther überhaupt nicht mitbekommen, zu sehr war sie in Gedanken vertief gewesen. Erst als sie von hinten leicht angestoßen wurde, und man ihr die Frage etwas knapper bedrohlich ins Ohr flüsterte, reagierte sie zuerst mit einem leichten Nicken, als Zeichnen, dass sie es verstanden hatte, schüttelte aber dann sogleich den Kopf. »Lesen … ein bisschen – Rechnen …« Sie überlegte einen Moment, dann fiel es ihr ein »… Nein.« Ängstlich, ob sie das richtige gesagt hatte, senkte sie nun wieder ihren Kopf und starrte beharrlich ihre nur durch Sandalen geschützten Füße an.edit: Habe Esthers Worten auch mal Farbe eingehaucht & mehrere Fehler korrigiert
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Abend
nachdem ich mich hier ein wenig eingelesen habe, und recht gerne kreativ schreibe, wollte ich mich auch mal anmelden - voerst nur als Sklavin.
Als Namen habe ich mir Esther vorgestellt, und da ich mich noch nicht wirklich auskenne, sollte sie erst einmal versteigert werden, wenn möglich in Rom.
Liebste Grüße