Es war eine sternenklare Nacht, der Wind hatte gedreht und sendete nun eine warme Brise aus südlicher Richtung. Auf einem schmalen Sandstrand in der südlichen Lagune einer kleinen Felseninsel an der Küste von Nubien im Roten Meer hatte es sich eine kleine Gruppe von etwa 6 - 7 Männern um ein offenes Lagerfeuer herum gemütlich gemacht. Nach dem üppigen Abendessen machten noch einige Weinschläuche die Runde welche die Zungen lösten und und eine gelockerte Atmosphäre der Geselligkeit aufkommen ließen.
Die beiden Anführer der Gruppe, ein schwarzer Afrikaner und ein mit griechischen Dialekt sprechender Weißer lagen etwas abseits vom Rest und führten ein intensive Unterhaltung. Der Grieche machte zu Anfang ein etwas nachdenkliches Gesicht welches sich aber im Laufe seiner Unterhaltung mit dem Afrikaner immer mehr aufhellte.
Steuermann: "Also Leucos hat wirklich die Absicht diese Aktion durchzuziehen?"
Baba: "Ja er ist fest entschlossen und ich ebenfalls." "Dieses elende Leben als Fischer erträgt doch kein Hund." "Ich jedenfalls habe es satt mir für ein paar lumpige Kupfermünzen den Rest meines Lebens von Morgens bis Abens in glühender Sonne den Buckel krum zu schuften!"
Mein Bruder ist gestorben...gestorben weil kein Geld da war um einen Arzt zu bezahlen." "Meine Frau wurde von Sklavenhändlern geraubt und verkauft." "Ich habe nichts mehr auf dieser Welt außer meinen Hass auf die Reichen, welche alles haben, sich alles leisten können und ich hingegen gar nichts." "Was sind wir denn schon in deren Augen?"
Steuermann: "Wohl nicht viel mehr als ihre Sklaven." "Aber Leucos hat uns versprochen das sich das ab sofort ändern wird."
Baba: "Ja Leucos ist ein sehr mutiger Mann und ich glaube auch das sein Plan funktionieren wird." "Darüberhinaus hat er einflussreiche Freunde und Verbündete die uns im Notfall zur Seite stehen werden."
Die nachdenkliche Miene des Steuermanns hellte sich allmählich auf.
Steuermann: "Es muss ein tolles Gefühl sein wenn man reich ist." "Du musst dir um deinen Lebensunterhalt keine Gedanken mehr machen, wirst von Morgens bis Abens von Sklaven bedient die dir jeden Wunsch von den Augen ablesen, schläfst in kuscheligen, weichen Betten, bekommst die herrlichsten Speisen..."
Baba: "Deine Fantasien könnten wahr werden mein Freund." "Aber vorher werden wir noch ein wenig Schweiß und eventuell Blut vergießen müssen." "Im Übrigen wie war es denn in Berenike?"
Steuermann: OHHH...eine sehr schöne Stadt, sie wächst und gedeiht." "Immer mehr wohlhabene Kaufleute aus dem Norden lassen sich dort nieder und erbauen prächtige Häuser entlang des Hafens." "Den Marmor dafür lassen sie sogar aus Asia Minor herbeischaffen." "Im Hafen ankern viele große Schiffe." "Als ich vor drei Tagen von dort abgesegelt bin lagen dort über zwanzig Fahrzeuge vor Anker."
Baba: "Also Bruder dann mal raus mit der Sprache, konntest du einen großen saftigen Fisch für uns ausfindig machen?"
Steuermann: (amüsiert) "HA! HA!" "Du sagst es Bruder!" "In Myos Hormos wird grade ein stattlicher Segler mit Waren für Hadramaut und
und Indien beladen." "Das Schiffchen gehört einem stinkreichen Gewürzhändler aus Alexandria."
(Unterbrach das Gespräch und nahm erstmal einen kräftigen Schluck Wein direkt aus dem Lederschlauch.)
Steuermann: "AAAHHH....das tut gut!"
Baba: (ungeduldig) "Erzähl weiter!" "Was für ein Typ ist es?" "Ne Corbita?"
Steuermann: "Neee...ist ein Ponto, aber ein ziemlich großer Kahn." "Das Ding verdrängt so um die 180 - 200t." "Da geht viel rein in den Laderraum." "Wie ich erfahren habe ein noch relativ neues Schiff, so vor 2-3 Jahren in Klysma vom Stapel gelaufen." "Hat wohl bisher erst eine Fahrt nach Indien mitgemacht."
Baba: "In Ordnung." "Wie lautet der Name und wann wird es in Myos Hormos ablegen?"
Steuermann: (grinsend) "Der Kasten hört auf den schönen Namen "CLEOPATRA" und sie ist eigentlich auch ein ziemlich hübsches und robust gebautes Schiff, aber mit vollgestopften Rumpf ungeheuer langsam." "Wie ich von einem Hafenarbeiter erfahren konnte ist der Termin der Abreise für Mittwoch in zwei Wochen angesetz."
Baba: "Ausgezeichnet!" "Das gibt uns genügend Zeit um alles in Ruhe vorzubereiten." "ÄÄÄhhh...vieviel Mann Besatzung hat sie eigentlich?"
Steuermann: "Kann ich nicht ganz genau sagen, aber auf keinen Fall mehr als 20 oder 30."
Baba: "Hmmm...mit denen werden wir fertig, sag mal hast du vor Myos Hormos und Berenike irgendwelche römischen Kriegsschiffe rumkreuzen sehen?"
Steuermann: (Amüsiert) "Kriesschiffe???" "HAHAHA!" "Bei allen Göttern, hier ist nur das Rote Meer und nicht der Golf von Misenum!" "Die einzigen Kriegsschiffe in diesen Gewässern sind die beiden wurmstichigen Liburnen welche jetzt am Strand von Berenike vor sich hingammeln. Diese ollen Kähne stammen noch aus der Zeit des großen Aufstandes in Judäa und sind schon über 40 Jahre alt". "Ich habe ernste Zweifel das sie überhaupt noch seetüchtig sind."
Baba: "Das bedeutet..."
Steuermann: (belustigt ins Wort fallend) ..."das wie ungestört unserem Gewerbe als freie Fischer nachgehen können, ohne das uns irgendwelche Haie dabei belästigen werden wenn du verstehst was ich meine... HA! HA! HA!
Baba: (sprang plötzlich auf, ergriff einen tönernen Becher, füllte ihn mit Wein und sprach) "BRÜDER!" "Kommt und erhebt eure Becher!" "Ich trinke auf eine erfolgreiche Fahrt und einen reichen Fang." "Mögen die Götter des Meeres uns wohlgesonnen sein und uns die edle "CLEOPATRA" bald allen Reichtum und Wohlstand bescheren!"
Steuermann: "GENAU!" "DARAUF TRINKEN WIR!"
Die übrigen fünf Kerle gröllten zustimmend und erhoben ihre Trinkbecher oder Lederschläuche. Dann begann ein wild-fröhliches Saufgelage, welches bis tief nach Mitternacht andauerte. Am darauffolgenden Tag brachen die sieben Fischer ihre Zelte ab, verwischten die Spuren am Strand, machten ihre zwei Boote seeklar und namen dann unter vollen Segeln Kurs nach Süden in Richtung persischer Golf.