Beiträge von Quintilia Aviana

    Neugierig wanderten ihre Blicke durch den Raum. Was sie sah erfüllte sie selbst etwas mit Erstaunen. Schließlich sah man nicht täglich einen Raum so prachtvoll geschmückt. Sie selbst hatte sich heute aber auch Mühe mit ihrem Äußeren gemacht. So waren ihre Haare hochgesteckt und mit einer größeren Blume verziert.


    Als sie sich weiter im Atrium umblickte, biss sich Aviana leicht auf ihre Unterlippe. Sie suchte nach bekannten Gesichtern, um nicht hilflos mitten im Raum zu stehen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie zu ihrem Cousin Valerian und der kleinen Gruppe trat. „Salvete“ Grüßte sie die Anwesenden, ehe sie sich an ihren Cousin wandte. „Schon aufgeregt?“


    Kurz blickte Aviana sich nochmal um, wo ihr Bruder wohl gerade steckte. Seite sie aus Germanien zurück waren, hatte sie die Zeit genutzt um etwas für sich zu sein und etwas weniger Zeit mit ihrer Familie verbracht.
    Das würde sich aber langsam wieder ändern. Vor allem wollte sie Calvena endlich kennen lernen. Vor der Hochzeit gab es noch keine Gelegenheit dazu.

    Das Grinsen auf dem Gesicht ihres Cousin Sermo ließ Aviana kurz inne halten und schmunzeln. Er hatte doch nicht vor, sie jetzt immer noch zu ärgern? Wenigstens war sie jetzt alt genug, um sich zu wehren. Dann musste sie selbst lächeln, als sich seine Arme um sie schlossen. Grinsend blickte sie zu ihm auf. „Und ich dachte schon, du wolltest mich wieder ärgern.“ Wahrscheinlich würde er das auch noch früh genug, wenn sie sich hier wieder eingelebt hatte oder auch schon vorher…
    Seine Worte wären Balsam für jede Frauenseele, wenn er nicht dieses schelmische Grinsen dabei gezeigt hätte. Sie seufzte leicht auf. „Ich habe geglaubt, ich hätte noch 2-3 Tage, bevor du beginnst mich zu necken.“ Sie versuchte ein ernstes Gesicht und einen tadelnden Blick aufzusetzen, was ihr auch gelang, für einige Sekunden, bevor sie etwas lachen musste.


    „Ich denke, dass Balneum wird mir tatsächlich sehr gefallen.“ Und das war es auch, dass auf ihrem Rundgang durchs Haus als erstes betrachtet werden würde. Schließlich musste alles Neue unter die Lupe genommen werden, besonders wenn es so nützlich und entspannend wie ein Balneum war.
    Avianas Blick glitt zu ihrem Bruder. Was er für die Zukunft vor hatte? Das war doch eine interessante Frage, die ihr Cousin da gestellt hatte und viel interessante würde die Antwort von Pulcher sein. Ein leichtes Schmunzeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, sie wusste selbst nicht, was ihr Bruder vor hatte. Oder hatte er es gesagt und sie hatte ihm nur nicht zugehört? Sie konnte es nicht genau sagen. Das spielte jetzt aber keine Rolle mehr, schließlich würde sie es jetzt erfahren.


    Bei Melinas Missgeschick musste Aviana einfach leicht Grinsen. „Das wird dir noch öfters passieren? Dann solltest du mich lieber vorwarnen, wenn du wieder übst…“ Aus ihren Augen blitzte leicht der Schalk. Doch war diese Äußerung nicht so scherzhaft, wie sie geklungen hatte. Sie wollte wirklich nicht in der Nähe sein, wenn das nächste mal die Tinte durch die Luft flog.
    Forschend legte Aviana den Kopf schräg und betrachtete die Tintenflecke. „Vielleicht solltest du das Kleidungsstück aufbewahren und immer zu deinen Übungen anziehen. Dann bleiben wenigstens andere Stücke, ohne Tinte.“

    Aviana konnte ein leises Lachen einfach nicht unterdrücken. „Tja, wo mein Bruder ist, da bin ich auch nicht weit. Schließlich muss ja wer auf ihn aufpassen.“ Ihr Ton war vollkommen ernst, als sie sprach, auch wenn es nicht so ernst gemeint war. Was sich liebte, das neckte sich eben. Lächelnd erwiderte sie die Umarmung ihres Cousins und musste dann leicht schmunzeln. „Calvena also. Ich freue mich jetzt schon auf das Treffen mit ihr.“ Es wird zwar mehr ein reines Höfflichkeitstreffen, aber das musste Aviana ja nicht erwähnen. Momentan war ihr eben nicht danach neue Freunde zu finden oder sich irgendeinem Mädchentratsch hinzugeben. Viel mehr konnte sie jetzt endlich etwas Zeit nur mit sich verbringen. Sie mochte ihren Bruder zwar, aber die Wintermonate waren wirklich genug, um jetzt immer noch aneinander zu kleben.


    „Ein Balneum?“ Avianas Augen weiteten sich leicht. „Du meinst ein richtiges Balneum?“ Schon war der Tag für Morgen für sie verplant. Wahrscheinlich würde ihre Familie sie am morgigen Tag nicht ein Mal zu Gesicht bekommen, weil sie die ganze Zeit im Balneum bleiben würde. „Erwartet nicht, dass ihr am morgigen Tag, auch nur ein Blick auf mich erhaschen könnt.“

    Auf den Weg ins Atrium blickte Aviana sicher immer wieder um. Sie hatte nicht erwartet so eine Freude zu spüren, wieder in ihrem alten Zuhause zu sein. Ein kleines schmunzeln bildete sich auf ihren Gesichtszügen, wahrscheinlich wurde sie schon erwartet. Dann wollte sie die Herren auch nicht weiter warten lassen, sich umsehen konnte sie später noch immer.

    Als sie ins Atrium trat, war sie eigentlich auf Gelächter gefasst. Schließlich hatte sie angenommen, dass ihr Bruder die Geschichten hervorholte, wie er sie mit jedem seiner Schneebälle getroffen hatte oder wie amüsant es war sie aus den Schnee heraus zu ziehen, weil dieser sie fast verschluckt hätte. Stattdessen sagte er, es gäbe nichts zu erzählen? Wahrscheinlich befürchtete er nur, dass wenn er seine Geschichten erzählt hatte, sie ihre über ihn erzählen würde.

    Aviana setzte ihr bestes Lächeln auf, als sie auf die kleine Gruppe zutrat. „Salvete zusammen.“ Ihr Blick glitt über die anwesenden Personen. Zwar musste sie hier und da in ihrem Gedächtnis etwas kramen, um sie wieder zu erkennen, schließlich lag es einige Monate zurück, seitdem sie sie zum letzten Mal gesehen hatte.
    „Auch von mir, alles Gute zur Verlobung.“ Wandte sie sich dann an Valerian.

    Wen sie ehrlich war, freute sich Aviana auf ihre Familie. Dennoch war ihre Stimmung eher getrübt als freudig, den Verlust ihrer besten Freundin hatte die junge Frau noch nicht verkraftet und dann eine Familienzusammenkunft? Viel lieber hätte sie noch etwas still vor sich hin gelitten, aber das ging nun mal nicht. Ihr Cousin würde bald heiraten und da konnte sie schlecht fehlen. Ihre Familie war ihr eben doch wichtig, auch wenn sie dies nicht immer zeigte, gut eigentlich zeigte sie es überaus selten.


    Aviana war zwar mit ihrem Bruder aus Germania zurück gekehrt, aber gleichzeitig kamen sie nicht an. Sie wollte sich einfach etwas Zeit nehmen, um sich auf das Treffen vorzubereiten und sich in Rom etwas umzuschauen. Viel verändert hatte sich zwar nicht, aber dieser kurze Spaziergang diente nun mal eher den Zweck, einen klaren Kopf zu bekommen.


    Lange konnte sie sich natürlich nicht davor drücken, nach Hause zurück zu kehren, das wusste sie selbst und so stand sie auch schon einige Minuten, nach ihrem Bruder Pulcher, vor der Tür. Sie nickte ihrer Sklavin, die sie stets begleitete zu, dass sie an die Tür klopfen möge. Nun hieß es einen Augenblick gedulden.