Beiträge von Amatheia

    Überrascht hatte sich Amatheia auf den Weg zum Cubiculum ihres neuen Herren gemacht. Der maior domus hatte ihr nur mitgeteilt, dass der dominus ihre Hilfe brauchen würde. Gut es klang wenigstens nicht danach, dass sie Ärger bekommen würde. Bei was genau ihr Herr jedoch Hilfe brauchte hatte er jedoch offen gelassen. Beim cubiculum ihres Herrn angekommen klopfte sie kurz an die Tür. Schließlich war es sein Schlafzimmer und sie wollte nicht so einfach hinein platzen. Nachdem sie hereingerufen worden war, betrat sie neugierig um was es gehen könnte mit den Worten."Der maior domus schickt mich, du brauchst meine Hilfe?" den Raum.

    Die ersten Dampfschwasen zogen durch den Raum und die freuchtwarme Luft forderte langsam ihren Tribut von Amatheia, ihre Kleidung und Haare begannen schon jetzt an ihrem Körper zu kleben. Am liebsten hätte sie für einen kurzen Moment den Raum verlassen. Mit einem letzten prüfenden Blick schaute sie ob alles für ein Bad Notwendige an seinem Platz war. In diesem Moment hörte sie, dass die Tür sich öffnete und sie nicht mehr allein war. Amatheia ging zur Tür um den Gast zu begrüßen, doch die junge Frau, die soeben das Balneum betreten hatte schaute sie an, als hätte sie einen Geist gesehen. Dabei fühlte sich die Sklavin sehr lebendig und war ganz sicher nicht tot.
    "Salve. Es war nicht meine Absicht dich zu erschrecken." entschuldigte sie sich, wie es im Allgemeinen von ihr erwartet wurde. Wenn sie wollte, konnte sie diese antrainierte Höflichkeit wie eine Decke über ihre wahren Empfindungen breiten und diese darunter verstecken. In diesem Fall war das jedoch nicht nötig. Schließlich war Amatheia den Gästen im Haus bis jetzt nie begegnet und kannte sie daher auch nicht. Allein die Tatsache, das Besuch immer zusätzliche Arbeit bedeutete hätte sie ihnen anlasten können. Von den Plänen der jungen Frau zur Umgestaltung des Hauses, wusste die Sklavin glücklicherweise noch nichts.


    "Ich bin Amatheiastellte sie sich vor"Brauchst du noch Hilfe oder soll ich dich allein lassen?" Abwartend schaute sie die Frau an und nutzte die Gelegenheit sie eingehender zu betrachten. Sie hatte rote Haare, die offenbar nicht gefärbt waren und eine alabasterfarbene Haut. Insgesamt eine eher ungewöhnliche Erscheinung für eine Römerin.

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    Das hatte also geklappt. Endlich rückte das Mädchen mit dem Grund für ihren Besuch in seinem Quatier heraus. Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich trotzdem nicht auf Scarpus Gesicht, nicht bei dem, was Cara ihm da gerade erzählte."Bei Iunos F....Arsch!" rutschte es Scarpus heraus, nur den letzten Teil seines Fluchs konnte er gerade noch abmildern. Cara war sicher keine Frau, die schnell rot wurde, aber bestimmte Worte wollte er trotzdem lieber nicht vor ihr verwenden."Dieser Nichtsnutz von einem Stallburschen..."Hatte er seine Ausdrucksweise jetzt etwas besser unter Kontrolle, ansonsten wären ihm noch ganz andere Bezeichnungen für den Stallburschen eingefallen. Zum Ausgleich ballte Scarpus dafür seine Faust, um seiner Wut wenigstens auf diesem Wege Luft machen zu können und schlug einmal heftig mit ihr auf den Tisch vor ihm. So wie Cara es beschrieb, sollte wirklich mit keinem der Pferde in seinem Stall umgegangen werden. Leider waren die Ställe so groß, dass ihm unmöglich jeder Mißstand hier sofort auffallen konnte, auch wenn er sich bemühte seinen Stallknechten auf die Finger zu schauen."Das sind Zustände, die ich in meinem Stall nicht sehen will. In diesem Fall sind deine wahrhaftig nicht unbegründet." Fügte Scarpus hinzu, nachdem er seinen Ärger etwas unter Kontrolle gebracht hatte. Er trat um seinen Schreibtisch herum nach vorn. "Ich würde mir das gerne mal mit meinen eigenen Augen ansehen." Nicht das Scarpus an Caras Worten Zweifel gehabt hätte, er traute ihr nicht zu, mit falschen Anschuldigungen zu ihm gekommen zu sein. Aber er wollte es mit eigenen Augen sehen, um den fraglichen Stallknecht besser damit konfrontieren zu können.

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    Das Mädchen schien wirklich nach dem Motto zu leben, dass Angriff die beste Verteidigung war, eine Eigenschaft die Scarpus durchaus gefiel und bei Frauen doch eher Seltenheitswert hatte. Statt verschämt rot zu werden, wie einige andere Frauen es sicher getan hätten, scheute sich diese kleine Furie nicht seinen Blick anzusprechen, der ihr leider doch aufgefallen war und auch sonst zog sie jetzt alle Register: Baute sich zu voller Größe auf und erwähnte nebenbei, dass sie Gast des Legaten war und somit gute Kontakte bis nach ganz Oben hatte. Er musste bei seiner Antwort zumindest irgendetwas richtig gemacht und sie aus dem Konzept gebracht haben, ansonsten hätte sie nie auf all diese Mittel zur gleichen Zeit zurückgegriffen.


    Falls sie sich einen Vorteil auf Grund ihrer Größe und der Tatsache das sie nun auf ihn heruntersah versprach, war dieser von ihren drei Vorstößen am einfachsten zu entkräften, er brauchte nur selbst von seinem Platz aufzustehen, was er auch tat. Für eine Frau war sie zwar recht groß, aber da er selbst über 1,80m war,stellte das kein Problem da. Auch was die Statur anging, konnte er nur gewinnen, war sie doch schlank und als Frau eher zierlich, während er kräftig und muskulös war. Es war zwar ein äußerst billiges Mittel, aber wenn sie meinte darauf zurückgreifen zu müssen, warum sollte er es nicht auch tun.
    Der Vorstoß bezüglich seines Blickes, war da schon etwas haariger. Für einen Moment hatte ihn ihre Bemerkung wirklich überrascht und er hatte sich ertappt gefühlt, wie füher als kleiner Junge wenn er irgendeinen Unsinn angestellt hatte. Glücklicherweise fing Scarpus sich schnell und er war schon lange nicht mehr in dem Alter, indem man wegen so etwas noch rot wurde, er hatte maximal für einen Moment verdattert geschaut. Dies war auch die einzige Reaktion die Cara diesbezüglich bekommen würde, denn Scarpus war zu dem Schluss gekommen, dass es am Besten war diese Bemerkung zu ignorieren. Jedwede Erwiderung oder gar Verteidigung, wäre nur als Eingeständnis seiner Schuld und eines schlechten Gewissens zu werten gewesen, diesen Erfolg wollte er dem Mädchen sicher nicht gönnen.
    Am schwersten wog sicher ihre Verbindung zum Legaten, wenn er es nicht schaffte diese Sache hier zu klären, würde sie sich dort sicher über ihn beschweren und diesen Ärger wollte er sich gerne ersparen. Aus diesem Grund verkniff er sich auch lieber die sarkastische Bemerkung ob sie denn der neue Kontrolleur des Kaisers - so führte sie sich nämlich auf - wäre, denn warum sie überhaupt hier war und weshalb und mit welchem Recht sie die Versorgung in den Ställen bemängelte war ihm immer noch nicht klar geworden. Diese Vorwürde, die immer noch belegt werden mussten, ihr überzogenes Beispiel und die Tatsache das sie seine Frage nicht wirklich beantwortet hatte, machten ihn doch etwas wütend, nur nicht so sehr, dass er die Kontrolle über seine Emotionen verloren hätte. Allerdings konnte er die Wut in diesem Moment gut einsetzen um seinen Worten etwas mehr Nachdruck zu verleihen.


    "Wenn hier ein Tier stirbt, dann sicher nicht wegen schlechter Versorgung."erwiderte Scarpus bestimmt, mit leichtem Ärger in der Stimme"Verrate mir doch endlich mal, was zu deiner Annahme geführt hat, dass die Tiere hier schlecht versorgt werden?" Dabei, warf er ihr einen Blick zu, der unmißverständlich klar machte, dass er nun eine Antwort auf die Frage erwartete.

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    Es hätte gar nicht all diesen Aufwands bedurft um Scarpus Aufmerksamkeit zu erregen, die Tatsache, dass diese wütende Stimme einer Frau gehörte reichte völlig aus. Wann war schon das letzte Mal eine Frau hier bei ihm im Stall gewesen? Allerdings war er auch ein Gewohnheitsmensch und er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht nicht gleich jedem Besucher seiner Räumlichkeiten seine Aufmerksamkeit zu schenken, vorallem dann nicht wenn er gerade beschäftigt war. Das war Teil seiner Art sich bei den Stallknechten Respekt zu verschaffen. Seiner Meinung nach hatte jemand der zumindest ein wenig Autorität besaß nicht gleich auf alles zu reagieren.
    Inzwischen war aber genug Zeit vergangen und er hielt es für angebracht sein Schriftstück bei Seite zulegen. Hätte er nur geahnt welcher Anblick sich ihm als Erstes bieten würde, er hätte es früher getan, denn Caras Busen befand sich genau auf seiner Augenhöhe. Ein schöner, fester Busen, genau in der richtigen Größe. Scarpus starrte ihn sicher ein wenig zu lange an, bevor er den Blick hob. Auch der Rest von Cara enttäuschte ihn nicht, eine gutaussehende, temperamentvolle Rothaarige. Hätte sie ihn nicht aus einem anderen Grund besuchen können, als sich offensichtlich über etwas zu beschweren?


    "Salve junge Dame." begrüßte er Cara und versuchte sich von ihrem Auftritt möglichst unbeeindruckt zu zeigen. Es war seine Art ihr mitzuteilen, dass er es äußert unhöflich fand, dass sie ohne jede Begrüßung und ohne Anzuklopfen in sein Quatier gestürmt war. Außerdem konnte man Hitzköpfe durchaus ein wenig aus dem Konzept bringen, wenn man ihnen höflich und ruhig begegnete."Aus welchem Grund willst du das denn wissen?"

    Kurz fragte sich Amatheia, ob ihr neuer Herr eventuell einen Hintergedanken bei dieser Frage hatte oder nur aus reiner Neugier fragte.
    Im Gegensatz zu einer römischen Bürgerin die die Frage vermutlich etwas unhöflich gefunden hätte, sah Amatheia sie als durchaus berechtigt an, schließlich musste er sich über seinen neuen Besitz informieren und ihrer Meinung nach hatte sie ohnehin nichts zu befürchten, sie war noch nicht so alt, dass sie sich deswegen Sorgen machen musste und vermutlich war sie gerade auf dem Höhepunkt ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. So beantwortete sie seine Frage relativ frei mit:


    "Ich bin 21, dominus."


    Leider war es nicht üblich das Sklaven ebenfalls Fragen an ihren neuen Herrn richten durften, so musste sie mit den wenigen Informationen leben, die der maiordomus ihr gegeben hatte und dem was sie vielleicht im Laufe der Zeit herausfinden würde.

    Langsam wurde die Kiste in Amatheias Händen doch schwer und sie merkte wie die Kanten in ihre Handflächen einschnitten. Da die Unterhaltung mit ihrem Dominus offensichtlich noch etwas länger dauerte, entschloss sie sich die Kiste erstmal auf dem Boden abzustellen. Sogleich entspannten sich ihre Arme und Schultern, ja das fühlte sich schon viel besser an.


    "Sie ist im Laufe der Zeit doch etwas schwer geworden." erklärte sie mit einem Lächeln, obwohl sie nicht glaubte das es Livianus wirklich interessierte oder er sich gar daran stören würde. "Ich komme aus Illyricum genauer gesagt aus Dalmatia, allerdings habe ich dort nur gelebt bis ich acht war, dann wurde ich als Sklavin verkauft und kam erstmals nach Rom."


    Sie erzählte das ganz ruhig und sachlich. Es war alles schon so lange her, dass es sich manchmal anfühlte als gehöre es eigentlich gar nicht zu ihrem Leben und es wäre jemand anderem passiert. Vielleicht hatte sie auch nur versucht sich innerlich davon zu distanzieren und das Kapitel für sich abzuschließen, um besser damit umgehen zu können.

    Genauso wie der Decima sie zu mustern schien, musterte Amatheia ihn auch, wenn auch mit einer anderen Intention. Ihr ging es nur darum, in Erfahrung zu bringen ob er mit ihr halbwegs zufrieden war und das traf offenbar zu. Zumindest konnte sie kein Anzeichen für das Gegenteil finden.
    Aber da war ja noch immer die Antwort auf die ihr Gegenüber wartete.
    Einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie nur seine Frage beantworten sollte oder doch mehr von sich erzählte. Nun sie konnte zwar manchmal durchaus vorwitzig sein, aber jetzt war sicher nicht der geeignete Moment um dies zu zeigen. So blieb sie vorher nur bei der Beantwortung seiner Frage.


    "Man nennt mich Amatheia, meine frühere Herrin hat alle ihre Sklavinnen nach Nereiden benannt"


    Erklärte sie auch wenn es nicht gefragt war. Früher hatte sie einen anderen Namen gehabt, aber sie war noch relativ jung gewesen als ihre frühere Herrin sie gekauft hatte, darum hatte man es nicht als sonderlich problematisch angesehen, sie umzubenennen. Seitdem waren viele Jahre vergangen und sie hatte sich an den Namen gewöhnt. Genauso wie an die Exzentrik ihrer Herrin, die sich nicht nur in der Namenswahl gezeigt hatte, vermutlich ein Grund warum sie heute hier stand.

    Überrascht blieb Amatheia stehen und drehte sich zu dem Mann um. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet angesprochen zu werden und so kam ihr als erstes auch nur die Antwort über die Lippen, die ihr in all den Jahren als Sklavin inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen war und die sie vermutlich auch noch geben konnte, wenn man sie nachts aus dem Schlaf riss.


    "Ja dominus."


    Denn das der Mann vor ihr, ihr neuer Herr war, daran zweifelte Amatheia nicht im Geringsten. Wer sollte ihr sonst hier eine solche Frage stellen, während sie Umzugskisten schleppte.


    "Der maiordomus hat mich in Rom gekauft, vermutlich für den neuen Haushalt hier. Ihr wart zu diesem Zeitpunkt schon abgereist."


    Zumindest hatte man ihr, das damals in Rom erzählt. Abwartend schaute sie ihren Herren an, vielleicht hatte er noch weitere Fragen oder ihm reichte die Antwort nicht.

    Erschöpft stellte Amatheia die Kiste ab, die sie gerade von draußen herein getragen hatte. Es war eine der Letzten, die noch ins Haus gebracht werden mussten. Falls jemand vorbei kommen sollte, würde sie sie schnell wieder aufnehmen, aber jetzt brauchte sie eine kleine Pause.
    Ausgerechnet ein Umzug nach Germanien, war die erste Aufgabe, die sie als Sklavin für ihren neuen Herren mitzuerledigen hatte, natürlich nicht allein, aber trotzdem war so ein Umzug anstrengend. Wochenlang waren sie mit den Sachen unterwegs gewesen und während die Unterbringung im Servitriciuum sonst schon nicht viel Platz und Privatsphäre bot, hatten sie unterwegs noch enger zusammenrücken müssen und die Unterbringung war auch schlechter gewesen. Nach der Anstrengung der Reise musste, jetzt auch noch alles eingeräumt und geputzt werden, sie hoffte inständig das in den nächsten Wochen etwas Ruhe einkehren würde. Wehmütig, dachte Amatheia an Rom zurück, hätte sie nur dort bleiben können, sie hätte sicher weniger Arbeit, aber ganz offensichtlich war sie für den neuen Haushalt hier in Germanien gekauft worden. Einer der anderen Sklaven trug eine weitere Kiste an ihr vorbei. Es half nichts, wollte sie die anderen nicht unnötig verärgern, musste sie weitermachen. So nahm sie ihre Kiste wieder auf und trug sie in einen der angrenzenden Räume.

    Ich möchte zu meinem neuen dominus.


    Name: Amatheia
    Stand: Serva
    Besitzer: Marcus Decimus Livianus
    Wohnort: Mogontiacum