Auch nach Ostia, das keinen Tag von Rom entfernt lag, war die Kunde gedrungen von dem frevelhaften Sündenfall, der sich im Hain der Diana anlässlich der Feiertage zu Ehren der Göttin abgespielt hatte. Noch existierten weder Fakten noch tatsächliches Wissen über das, was sich dort tatsächlich abspielte. Gerüchte verbreiteten sich mit ungefähren Halbwissen und wildesten Spekulationen. Man sprach von Mord, andere von Vergewaltigung, es soll zu Ausschweifungen gekommen sein. Die unglaublichsten Geschichten vermengten sich zu einem Konglomerat an Teilaspekten, die es schwer machte, zu unterscheiden, woran man glauben sollte und woran nicht. Hysterische Weiber mischten sich mit den altbekannten Moralaposteln, die schon das Ende der Welt zum Xten Male haben kommen sehen, ihren Cato Censorius zum wiederholten Male recitierten und den Verfall von Sitte und Anstand an jeder zweiten Straßenecke beklagten.
Eine bunt gemischte Gruppe, die eine schönen Querschnitt der einstigen Stadtbevölkerung entsprach war von ihrem Weg von den Märkten aufgebrochen zu den Tempeln der Stadt gelangt, wo man energisch und mit Panik in den Augen die Priester sprechen wollte. Sie sollten Zeugnis über das ganze Ausmaß der Tat, Auskunft über die Gerüchte geben und ergründen wie stark die Göttin betroffen sei, ob Rache ausgeschlossen und wie man die Göttin eventuell besänftigen könnte. Andere befürchteten schon, Rom könnte vor einem zweiten Sklavenaufstand wie es ihn seit Spartacus nicht mehr gegeben hatte, stehen. Aus diesem Grund wollte man sein Hab und Gut in Sicherheit bringen und aufs Land kehren.
In diesen Pulk war der unerfahrene und völlig ahnungslose mit den Riten und Besonderheiten römischer Religion nicht vertraute Ferros Atticos geraten, bevor er zu seinem Weg zu den Märkten, dem Kontor der Socii Mercatorum Aurei, aufbrechen konnte. Er ließ sich von der Masse mitziehen, schon alleine des Spectaculums wegen, aber auch weil die Störung des religiösen Friede etwas sein konnte, was das öffentliche Leben ob in Ostia oder Rom nachhaltig beeinflusste. Schlußendlich war er viel zu aufgeregt als weiter seinen Gang zu gehen. Er wollte wissen, was die Priester sagten. Würde der Groll der Göttin verrauchen oder würde er ein sichtbares Zeichen setzen, auch wenn ihm der Wille Götter, solange Poseidon nicht grollte, recht egal war.