Beiträge von Parthenope

    Die Griechin bemerkte das Lächeln und das Zwinkern des Germanen aus ihren Augenwinkeln. Leicht errötete sie. Der Sklave nahm Platz an einem Nachbarstisch und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. Parthenope hätte sich wohl auch auf so eine Anweisung hin vertrauensvoll-naiv hingesetzt, wenn sie den Mann noch nie gesehen hätte. Aber er war wohl der Leibsklave der Freundin ihrer Herrin. So setzte sich Parthenope ebenfalls hin und lächelte den Mann herzenserwärmend an.


    Chaire. Ich bin Parthenope. Und ich gehöre Claudia Romana. Das ist die große Frau da. Wie heißt du?”, fragte sie Baldemar mit verträumten Blick.

    Parthenope gaffte auf die Kämpfenden hin, es erschien jedoch so, als ob sie nicht auf Romana und Wulfgar blickte, sondern an einen heroischen Punkt am nicht vorhandenen Horizont. Tatsächlich war sie dort in ihren Gedanken. Sie dachte an ihr fernes Epirus, dem sie als Kind entrissen worden war... wenn sie in einer solchen Gedankenwelt war, könnte eine ganze Ala brüllend an ihr vorbeireiten, und sie würde nicht einmal mit den Augenlidern zucken. Gedanklich komplett abwesend stierte sie ins Leere hinein, am Stock ein weing lahm herumfummelnd.

    Morrigan stellte sich ebenfalls vor und sprach ihren Namen, flüsternd natürlich, total falsch aus. “Partheeeeeenope“, korrigierte sie flüsternd. “Und nein, hab keine Ahnung“, wisperte sie. Wobei, woher sollte sie nicht wissen, dass man allgemein in der Villa Claudia so gestrickt war? Sie lebte ja vorwiegend im Atrium Vestae, auch wenn man sie in Zukunft öfter in der Villa Claudia sehen würde, um diverse Angelegenheiten ihrer Herrin hier zu erledigen.


    Auf jeden Fall befolgte sie nun brav die Befehle, die der Optio brüllte. Waffen präsentieren? Unsicher und ungeschickt streckte sie ihren Stock von sich selber weg. Nach rechts? Die Griechin drehte sich nach rechts, dabei draufkommend, dass sie nun die erste in der Reihe war. Hilfe, dachte sie sich. Sie würde jetzt nicht einmal sehen können, was die anderen so trieben!

    Nachdem sich Parthenope durch ihren winzigen Schritt nach vorne bewegt hatte, drehte sie unwillkürlich ihren Kopf nach rechts, als sie dort etwas hörte. Nachdenklich blickte die Griechin die Perserin als, als hätte ihr diese eine Frage von unauslotbar philosophischem Hintergrund und somit eine wahre Kopfnuss gestellt. Ein paar Sekunden lang starrte sie nur, dann fing sie sich ein. “Parthenope“, tuschelte sie. “Ich gehöre Romana. Wer bist du?” In diesem Moment vergaß sie komplett, dass der “Centurio” noch vor einer Sekunde Tuscheln verboten hatte – sie vergaß sogar ein wenig, wo sie war, als sie mit ihren Griechinnenaugen die Perserin anblickte und an ihrem Stock rumfummelte.

    Parthenope nickte devot. “Ja, Herrin.“ Scriba Personalis einer Vestalin... das war nicht der schlechteste Posten der Welt. Natürlich würde sich Parthenope dafür etwas ins Zeug legen müssen. Aber sie hoffte, dass sie ihre Herrin auch dahingehend nicht enttäuschen würde. Denn sobald dies getan war, würde ihr ganzes Leben zur Hölle werden.


    “Danke, Herrin.“ Sie knickste noch einmal. “Vale.“ Mit diesem Wort verließ sie geduckt wieder das Cubiculum.

    Parthenope kam, wenn sie gerufen wurde von ihrer Herrin. Natürlich tat sie das. Ihre Herrin verstand, mit ihren offensichtlichen Schwächen zu leben und dafür ihre verborgenen Vorzüge zu schätzen. Ihre Herrin wusste, dass sie sich auf sie verlassen konnte, wenn es hart auf hart kam. Und dieses Vertrauen wollte Parthenope durch Faulheit nicht erschüttern.


    Und so wurde sie auch dieses Mal gerufen, ganz am Morgen, als sie noch im Bett lag – eine andere Sklavin richtete es aus. Parthenope wäre fast nackt zum Cubiculum ihrer Herrin hinübergestolpert, hätte sie nicht noch im letzten Augenblick sich daran erinnert, etwas anzuziehen. Angekleidet in einer schlichten Tunika klopfte sie also nun an und trat ein.


    “Salve, Herrin“, grüßte die junge Griechin und machte einen Knicks, bevor sie zu Romana aufschaute.

    In der Sekunde, als Menecrates seine Befehle brüllte, stromerte Parthenope ins Atrium, verträumten Blickes natürlich. Sie sah eher nach oben als sonstwohin. Ihre Gedanken waren ganz, ganz weit weg, in elysischen Gefilden eher als in der Villa Claudia. Irgendetwas war los, das wusste sie ganz genau. Aber was, davon hatte sie keine Ahnung. Parthenope hatte eine ein wenig lange Leitung, musste man wissen.


    Sie spazierte, gedankenabwesend wie sie war, in die Reihe hinein. Sie drehte dabei verträumt einen Stock in ihrer Hand herum. Sie hatte ihn irgendwo gefunden. Ein wenig erinnerte er sie ans Holz, welches in Epirus wuchs. In ihrer geliebten Heimat, der sie entrissen worden war...


    ...genauso wie nun abrupt ihrer Gedanken, als sie einen harschen Befehl hörte. Parthenope stockte der Atem. Mit furchtsamen Kulleraugen blickte sie auf den fremdartig aussehenden Mann, der sich erst auf zweitem Blick als Dominus Menecrates entpuppte. Parthenope schluckte und reihte sich rechts ein – dort schienen die Kleineren zu stehen –, bevor sie es dem Befehl des alten Claudiers Folge leistete und einen winzigen Schritt nach vorne trippelte.

    Die Flut an Sklaven, die nun zu den Claudiern fließt, ist wahrlich unübersehbar.


    Da reihe ich mich mal ein. ;)


    Name: Parthenope
    Wohnort: Rom
    Stand: Servus
    Besitzerin: Claudia Romana