Ave o Imperator, ich will was zur Geschichte des Prinzipats schreiben, vor allem unter dem verfassungsrechtlichen Aspekt.
Der Prinzipat (Imperatorzeit)
Ideologie und Verfassungswirklichkeit
Caesars Großneffe und Adoptivsohn Octavianus ließ sich vom Senat 27 nach Chr den Titel Augustus (der Erhabene) verleihen und begründete in diesem Jahr eine neue Regierungsform, den sogenannten PRINZIPAT.
Augustus proklamierte formell "die Wiederherstellung der republikanischen Verfassung", ließ sich jedoch neben dem Konsulat, den er bis 23 v Chr jährlich bekleidete, ein MILITÄRISCHES IMPERIUM verleihen, das ihm den OBERBEFEHL über alle Truppen und über die unbefriedeten Provinzen sowie die FÜHRUNG der Außenpolitik sicherte.
Im Jahre 23 v Chr legte Augustus den Konsulat nieder und ließ sich durch Gesetz die TRIBUNICIA POTESTAS auf Lebenszeit übertragen.
Diese gestattete ihm die Einberufung von Volk und Senat sowie die Interzession gegen Magistrate und genügte derart als Basis für die Regierungsführung in Rom.
Das damit verbundene IUS AUXILII vermittelte zusätzlich politische Legitimität.
Schließlich erhielt Augustus durch Gesetz ein lebenslängliches IMPERIUM PROCONSULARE MAIUS, das ihm in der Reichsverwaltung eine OBERAUFSICHT über die vom Senat verwalteten und befriedeten Provinzen auchin der ZIVILVERWALTUNG ermöglichte.
Die Prinzipatsverfassung beruhte auf dem Gedanken der Trennung vom Amt und Gewalt. Oktavian war weder Prokonsul noch Tribun, erhielt aber die Machtbefugnisse dieser republikanischen Magistrate übertragen. Diese Staatsämter der Republik bestanden formell fort, das erdrückende politische Gewicht des Prinzeps schränkte jedoch ihre Amtsgewalt entsprechend ein.
Augustus herrschte als absoluter Monarch. Imperium und tribunicia potestas ohne Annuität und Kollegialität verschafften ihm unbeschränkte Machtbefugnisse.
DER WILLE DES PRINCEPS ENTSCHIED, WIE WEIT ANDERE ORGANE TÄTIG WERDEN KONNTEN.
Vor oder in der Stadt selbst standen die PRÄTORIANERKOHORTEN.
In der Art der Machtausübung wirkte Augustus als aufgeklärter, liberaler Herrscher.
Er stellte sich unter das Gesetz, gab durch Selbstbeschränkung ein EXEMPLUM, an dem sich auch seine Nachfolger immer wieder orientierten, tolerierte Meinungsäußerungen und versuchte, zum Senat ein kollegiales Verhältnis von Standesgenossen zu gewinnen, jedoch blieb dieser Versuch freilich vergeblich.
Der Senat übernahm keine Partnerrolle, sondern entwickelte allzu rasch zum bloßen Akklamationsorgan.
Die kaiserliche Reichsverwaltung
Eine der großen Leistungen des Prinzipats (Imperiums) war die Einrichtung einer tüchtigen Reichsverwaltung durch ordentlich besoldete Berufsbeamte aus dem Senatoren- oder Ritterstand.
Provinzstatthalter erhielten durch kaiserliche Delegation dieselben Befugnisse wie ihre republikanischen Vorgänger, übten diese jedoch unter der Aufsicht der kaiserlichen Zentralverwaltung aus.
Den Schriftverkehr führten Kanzleien A MEMORIA (Personalbüro, Ernennungsdekrete), AB EPISTULIS (Anfragen von Beamten) und A LIBELLIS (Eingaben von Privatpersonen).
In der Finanzverwaltung trat neben das vom Senat verwaltete AERARIUM der kaiserliche FISCUS.
Er bildete ein zweckgebundenes Privateigentum des Prinzeps (Imperators), das aus Steuern, Domäneneinkünften und Provinzerträgen gespeist wurde.
Zwei der wichtigsten Ämter waren von vornherein von Senatoren oder Rittern besetzt.
Der PRAEFECTUS URBI bekleidete konsularischen Rang und fungierte als ZIVILER STAATSKOMMANDANT von Rom.
Er übte mit drei KOHORTEN (3000 Mann) die POLIZEIGEWALT aus und hatte eine außerordentliche ZIVIL- und STRAFGERICHTSBARKEIT.
An der Spitze der Ritterlaufbahn stand der PRAEFECTUS PRAETORIO.
Er kommandierte 9 KOHORTEN (9000 Mann) KAISERLICHER LEIBGARDE und vertrat als eine Art REICHSKANZLER den Kaiser in der ZIVILVERWALTUNG UND RECHTSPRECHUNG.
Zum Zweck der gegenseitigen Kontrolle wurde das Amt zweifach oder dreifach besetzt.
Leistungen des Prinzipats
Unter der Prinzipatsverfassung erlebte das römische Weltreich zweieinhalb Jahrhunderte friedlicher innerer Entwicklung.
Die römische Kultur breitete sich über den gesamten Mittelmeerraum aus, führte allerdings nur im Westen zu einer starken Romanisierung, während der griechisch-hellenistiche Osten weitgehend eigene Traditionen bewahrte.
Zwischen Italien und den Provinzen fand ein Ausgleich wirtschaftlicher und sozialer Gefälle statt.
Seit dem Ende des 1. Jahrhunderts stammten die Kaiser selbst meist aus der Provinz.
Konsequent verlieh Caracalla 212 n Chr das RÖMISCHE BÜRGERRECHT an alle freien Einwohner des Reiches (CONSTITUTIO ANTONINIANA).
Ave o Imperator.
Severius Claudius Augustinus