Beiträge von Sextus Cafo

    Offenbar war Furianus nicht sonderlich begeistert von Sextus' Idee, beide Ämter auf sich zu vereinen. Allerdings war Cafo wohl in den ersten Wochen und Monaten sowieso voll ausgelastet, weswegen es sowieso nicht vorteilhaft war sich noch mehr Verantwortung aufzulasten. Früher oder später würde er das Thema bestimmt noch einmal ansprechen. "Nein, ich möchte mich im Moment voll und ganz auf die zukünftigen Aufgabenfelder als Scriba personalis konzentrieren."
    Die erste Aufgabe, die Furianus ihm sogleich erteilte, war eigentlich selbstverständlich, weswgen der Peregrinus seine Antwort mit einem Kopfschütteln verdeutlichte. "Gut, dann werde ich morgen zur Salutatio erscheinen." Nachdem alles geklärt war, nahm Sextus die Zeit des Senators nicht weiter in Anspruch, sondern entfernte sich aus der Villa.


    Sim-Off:

    Machst du den Thread auf?

    Sextus war zwar nicht verunsichert, nachdem eine Einigung schon mehr oder weniger zuvor erzielt wurde, wollte den Senator aber nicht mit ausschweifenden Worten langweilen. Worte würden in Zukunft sicherlich noch genug fallen.


    Cafo ging auf den Handschlag ein, um den Vertrag zu besiegeln. Gleichzeitig legte er eben diesen auf den Tisch, den er auf dem Stück Papyrus festgehalten hatte.



    CONTRACTUS
    ARBEITSVERHÄLTNIS ZWISCHEN LUCIUS FLAVIUS FURIANUS UND SEXTUS CAFO


    HIERMIT ERKLÄRE ICH, SEXTUS CAFO, MICH ALS SCRIBA PERSONALIS DES LUCIUS FLAVIUS FURIANUS MIT FOLGENDEN KONDITIONEN EINVERSTANDEN:


    I. DER ARBEITNEHMER VERPFLICHTET SICH ALS SCIRBA PERSONALIS DEM ARBEITGEBER, SEINE AUFGABEN STETS ZU DESSEN ZUFRIEDENHEIT AUSZUFÜHREN. ZUM AUFGABENGEBIET GEHÖREN SCHREIBAUFGABEN, KORRESPONDENZ, BOTENGÄNGE UND DIE PLANUNG UND ORGANISATION VON VERANSTALTUNGEN UND FESTIVITÄTEN JEGLICHER ART.


    II. DER ARBEITNEHMER VERPFLICHTET SICH DEM ARBEITGEBER ZUR ABSOLUTEN VERSCHWIEGENHEIT. DIE INHALTE DES DIENSTVERHÄLTNISSES DÜRFEN AN KEINEN DRITTEN WEITERGEGEBEN WERDEN UND SIND ALS VERTRAULICH ANSZUSEHEN.


    III. ALS ENTGELT WIRD EINE SUMME VON 350 SESTERZEN PRO WOCHE FESTGELEGT. AUSSERDEM SIND FOLGENDE PRÄMIEN FESTGESCHRIEBEN: FÜR DIE ORGANISATION KLEINER FESTIVITÄTEN ERHÄLT DER ARBEITNEHMER EINE PRÄMIE VON 500 SESTERZEN, FÜR DIE ORGANISATION GROSSER FESTIVITÄTEN ERHÄLT DER ARBEITNEHMER EINE PRÄMIE VON 1000 SESTERZEN. AUSSERDEM ERHÄLT DER ARBEITNEHMER MIT DER UNTERZEICHNUNG DIESES KONTRAKTES EIN BEGRÜSSUNGSGELD VON 1000 SESTERZEN. MATERIALKOSTEN, REISESPESEN UND POST- BZW. VERSANDKOSTEN WERDEN EBENFALLS VOM ARBEITGEBER ERSTATTET.


    IV. WÄHREND DER GESAMTEM DIENSTZEIT GEWÄHRT DER ARBEITGEBER DEM ARBEITNEHMER UNTERKUNFT IN SEINEM HAUS. AUSSERDEM GEWÄHRT DER ARBEITGEBER DEM ARBEITNEHMER KOSTENLOS SPEIS UND TRANK.


    V. DER VERTRAG IST JEDERZEIT UND VON BEIDEN SEITEN MIT AUSREICHENDER BEGRÜDUNG KÜNDBAR.



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    UNTERSCHRIFT DES ARBEITNEHMERS





    UNTERSCHRIFT DES ARBEITGEBERS



    ROMA - ANTE DIEM V ID SEP DCCCLXI A.U.C. (9.9.2011/108 n.Chr.)



    "Ich in der Zukunft?", begann Sextus dann die Frage des Senators zu erwidern, während dieser vermutlich den Vertrag noch einmal überfliegen würde. "Nun, ich bin Peregrinus und möchte gerne das römische Bürgerrecht für meine Familie erlangen. Da ich vermutlich ein offizielles Amt annehmen muss, um dies zu erreichen, würde ich mich gerne um eine Stelle als Notarius der kaiserlichen Administratio bemühen - wenn es dieses Amt zum gegebenen Zeitpunkt zulässt." Da Furianus nun nach Misenum zog, war es wohl eher schwierig beides zu kombinieren. Aber sicherlich würde sich irgendwann eine Gelegenheit bieten. "Wenn es so weit ist, wird das sicherlich auch nicht zu deinem Nachteil sein, wenn du verstehst." Der Senator würde dem Scriba sicherlich folgen können. Am Kaiserhof an vertrauliche Informationen zu kommen war vor allem als Notarius sicherlich nicht leicht, aber bestimmt auch nicht unmöglich. Und vertrauliche Informationen waren einem Senator, der stets über aktuelle Geschehen informiert sein wollte, sicherlich Gold wert.

    Furianus' erste Reaktion auf die Gehaltsvorstellungen des Peregrinus schien zunächst darauf hinzuweisen, dass der Senator sich höchstens auf 200 Sesterzen die Woche einließ. Umso verblüffter war Sextus, als Furianus ihn nachfolgend mit Geldern und Belohnungen nur so überschüttete. Für den Senator war es sicherlich nicht viel Geld, doch für Sextus war es eine durchaus reizvolle Gegenleistung, durch die er seinen derzeitigen Lebensstandard sicherlich erhöhen konnte.


    Dass der Senator beabsichtigte nach Misenum weiterzuziehen war für Sextus durchaus überraschend, war er doch erst kürzlich nach Rom zurückgekehrt. Auf der anderen Seite war Cafo nicht an die Hauptstadt gebunden, zumal sein neuer Arbeitgeber ihm sowohl Unterkunft, als auch Speis und Trank kostenlos zusicherte. Die Frage um Sextus' Einverständnis war nach Furianus' Ausführungen nur noch Formsache. "Ich bin einverstanden", meinte er nur knapp. Sogleich begann Sextus auch den Vertrag auf dem Stück Papyrus, das der Sklave mittlerweile an ihn übergeben hatte, festzuhalten - was selbstverständlich einige Minuten in Anspruch nahm.

    Sextus nickte zufrieden, als der Senator sein Einverständnis gab. "Dein Vertrauen wird nicht umsonst sein, Senator", versicherte der neue Scriba personalis noch einmal. Dass er direkt die erste Aufgabe erhalten würde, hatte Cafo erwartet. Die Art der Aufgabe zeigte allerdings, dass Furianus mehr Wert auf Rechtmäßigkeit legte, als Piso es damals getan hatte. Wohl nur aus dem Grund, dass Piso bereits beim ersten Treffen ein gewisses Grundvertrauen geschöpft hatte, das Sextus sich bei Furianus erst erarbeiten musste - beziehungsweise in einem offiziellen Vertrag festhalten musste. "Ich werde mich darum kümmern", entgegnete der Peregrinus und wartete dann ab, bis der Sklave mit Schreibgerät zurückkehrte. Währenddessen gab es natürlich noch die Gehaltsfrage zu klären, zu der Sextus nüchtern meinte: "200 Sesterzen pro Woche." Wie viel Furianus zahlen würde war natürlich interessant, immerhin waren die Aufgabengebiete um ein vielfaches gewachsen - nicht nur zahlenmäßig, sondern auch an Niveau.

    Wie erwartet war es tatsächlich schwieriger den alten und erfahrenen Senator Furianus zu überzeugen, als den jungen, tatkräftigen und enthusiastischen Piso. Nun gut, auf der einen Seite war die Bewerbung damit umso schwieriger, auf der anderen Seite der Aufgabenbereich danach aber facettenreicher und verantwortungsvoller. Und genau das wollte Sextus: Verantwortung. Nach all den Jahren der Bequemlichkeit und seiner ersten Dienstzeit bei Flavius Piso war es an der Zeit den nächsten Schritt zu wagen. Und nach all den Aufgabengebieten, die der Senator ihm in wenigen Worten nahebrachte, war dieser Posten der nächste Schritt.


    Dass Furianus Cafos Kompetenz in seinem ersten Satz offen anzweifelte, überspielte dieser gekonnt. Nun war es an der Zeit Routine zu zeigen. "Obwohl deine Ansprüche weit über denen deines Verwandten liegen mögen, habe ich doch lange genug im patrizischen Hause deiner Familie gedient, um über den Anspruch einer solchen Bescheid zu wissen. Gleichzeitig kann ich dir versichern, dass ich meinem Arbeitgeber stets loyal und diskret zur Seite stehe." Abgesehen davon verstand Cafo natürlich die Drohung, die sich hinter den Worten des Flavius verbarg. "Ich kann dir versichern, dass ich all meine Aufgaben - egal von welchen Anspruch sie sein sollten - zu deiner Zufriedenheit bewerkstelligen würde. Ich bin zwar jung, aber gewillt ordentlich und gewissenhaft zu arbeiten, um deine...und meine Ziele zu erreichen." Es wäre ja auch gelacht, wenn Sextus Cafo, Sohn eines reichen und einflussreichen Kaufmanns, nach all den Jahren des Lernens nicht mit einem einfachen Sklaven mithalten konnte.

    Nachdem sich Sextus durch seine Tätigkeit als Scriba personalis in den letzten Wochen eine kleine finanzielle Basis erwirtschaft hatte, konnte er nun an der Schola sein Wissen offiziel prüfen lassen. Seine erste Anlaufstelle war das Officium für Rechtsfragen. Nachdem er eingelassen wurde, offenbarte der junge Peregrinus sein Anliegen.


    "Salve, ich bin Sextus Cafo und möchte gerne den Cursus Iuris absolvieren."

    "Salve, Senator Flavius. Es ist mir eine Ehre.", entgegnete Sextus höflich. Es war zwar nur eine Floskel, aber auf manchen Würdeträger hatte dies nach wie vor eine besonders schmeichelhafte Wirkung. Der junge Cafo hatte sich bereits am Obst und Wein bedient, als Furianus eintrat und Platz auf einer Cline nahm. "Tatsächlich?", setzte der Peregrinus dann mit einer rhetorischen Frage fort. Die ersten Worte des Senators waren auf jeden Fall vielversprechend. Allerdings wusste Sextus natürlich, dass er den potentiellen Arbeitgeber genauso überzeugen musste, wie Flavius Piso zuvor.


    Nachdem es sich Furianus nun auf der Cline bequem gemacht hatte, war es Zeit für eine knappe Vorstellung, um den Consular von Sextus' Qualitäten zu überzeugen. "Mein Name ist Sextus Cafo und ich stamme von der Insel Corsica. Mein Vater war Kaufmann und ermöglichte mir in den letzten Jahren eine exzellente und umfangreiche Bildung. Ich beherrsche sowohl das Lateinische, als auch das Griechische in Wort und Schrift und möchte meine Fähigkeiten gerne in naher Zukunft an der römischen Schola prüfen lassen. Ich denke, dass ich sowohl für einfache Schreibaufgaben, als auch für diplomatische, politische oder anderweitige Belange bestens geeignet bin." Cafo pausierte kurz, um Furianus Zeit zum Aufnehmen des bisher Gesagten zu lassen, ehe er fortsetzte. "Ich war einige Wochen bei deinem Verwandten Flavius Piso beschäftigt, der allerdings keine Verwendung mehr für einen persönlichen Schreiber hat. Jedoch bin ich mir sicher, dass er meine Qualitäten als solcher bestätigen kann",, meinte Sextus dann zum Abschluss noch mit selbstbewusstem Unterton. Das war zumindest eine grobe Vorstellung seiner Person und vermutlich würden nun die präzisen Fragen des Senators folgen.

    Nachdem er Flavius Piso einige Wochen als Scriba personalis zur Seite gestanden hatte, bot sich nun die Gelegenheit seinen Arbeitgeber zu wechseln. Die Rede war vom renommierten Senator Flavius Furianus, der seit seiner Rückkehr auf der Suche nach einem persönlichen "Gehilfen" war. Piso hatte keine Verwendung mehr für den jungen Sextus und so war eben dieser erfreut darüber, eine neue Arbeit im gleichen Hause in Aussicht gestellt zu bekommen. Ein weiteres Mal hatte Cafo den Weg über die Porta in Richtung Atrium beschritten, um dort den Senator zu treffen und bei diesem vorstellig zu werden. Sextus hatte sich vorab über den potentiellen Arbeitgeber informiert, um ebenso vorbereitet ins Gespräch zu gehen, wie vorab bei Flavius Piso. Flavius Furianus war ein ganzes Stück älter und hatte die letzten Monate fernab von Rom verbracht. Gerüchten zufolge hatte eine Krankheit seinen Körper befallen, die es ihm eine Zeit lang unmöglich machte aktiv am politischen Leben teilzunehmen. Dies alles war aber kein Grund, sich nicht in dessen Dienste zu stellen. Ganz im Gegenteil, vielleicht waren die Aufgaben dadurch umso verantwortungsvoller.


    Nachdem Sextus das Atrium betreten hatte, wandte er sich an den nächsten Sklaven um seine Absichten zu offenbaren: "Mein Name ist Sextus Cafo und ich bin hier, um mit Senator Flavius Furianus zu sprechen." Der Sklave nickte nur und machte zumindest den Anschein, dass er diesen alsbald ins Atrium führen würde.


    Sim-Off:

    Da ich schon in der Villa Flavia war, hab ich mir erlaubt den Weg über die Porta zu umgehen und direkt einen neuen Thread aufzumachen.

    "Ich bin zwar mehr Optimist, als Pessimist, aber dennoch realistisch eingestellt. Die römische Bürgerschaft ist ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Was danach kommt, ist zu weit entfernt, als dass es mich ernsthaft beschäftigen könnte. Ich habe keine großen Visionen - denn die meisten Menschen zerbrechen daran oder fallen dem Größenwahn zum Opfer." Sicherlich war dies eine sehr reflektierte Einschätzung seines Standpunktes für den noch sehr jungen und unerfahrenen Sextus. Doch das, was er sagte, entsprach der Wahrheit. Cafo war zwar ein Tagträumer und liebte es an einem stillen Örtchen über Gott und die Welt nachzudenken, doch er hatte keine großen Träume. Zumindest keine, die so unendlich weit weg und im Moment nicht greifbar waren.


    "Anfangen?" Sextus lächelte zufrieden. Er hätte nicht erwartet, dass er sich bei einem solch anspruchsvollen Patrizier derart gut schlagen würde. Zumal es sicher mehr als genug Römer und Nichtrömer gab, die um diesen Posten und damit um die Gunst eines flavischen Senators buhlten. Cafo konnte wirklich stolz sein, denn der erste Schritt war getan. "Wenn du willst, sofort. Wie ich bereits sagte, ich versuche in Rom Fuß zu fassen. Dass heißt, dass ich derzeit ohne...Beschäftigung bin." Die nächste Frage war im Endeffekt die Konsequenz des gesamten Gesprächs. Sextus wusste, dass die Römer viel Wert auf das Klintelverhältnis legten. Viele Klienten zu haben bedeutete Ansehen und Macht für einen Patron. Besonders dann, wenn die Klienten ebenso einflussreich waren. "Nein, Senator." Cafo wusste natürlich, dass dies eine rein rhetorische Frage war. Er hatte immerhin noch keinen Strich gearbeitet und konnte somit auch nur schwerlich einen Patron in der Hinterhand haben. "Du meinst, ich soll dein Klient werden?" Hinderlich wäre dies für den beziehungslosen Peregrinus sicherlich nicht.

    "Wenn ich offen sprechen darf, Senator: Ich muss es mit der Zeit berichtigen. Ich habe gemerkt, dass ich bestimmte Voraussetzungen haben muss, um meinen Platz in Rom zu finden. Und nichts anderes will ich: Meinen Platz finden." Nein, Cafo hatte keine großen Ziele und Träume, die es zu verwirklichen galt - was ihn sicherlich von all den anderen jungen Römern unterschied, die es in die große Politik zog. Sextus wollte "nur" seinen Platz finden. Eine angemessene Stellung, in der er Ansehen genoss und all seine Vorlieben ausleben konnte. Aus seiner Sicht war dies nur förderlich: Er konnte nicht so schnell auf die Füße fallen und war andererseits doch ein ehrgeiziger Mensch, wenn es darauf ankam.


    "Natürlich." Diese Antwort konnte auf beiderlei Fragen seines neuen Dienstgebers bezogen werden. "Ich gedenke auch mein Wissen in religiösen Dingen bei Zeiten testen zu lassen und gestehe mir doch einen umfassenden Überblick in solcherlei Fragen zu. Gleiches gilt für die Diskretion. Ich komme meinen Pflichten nach, wenn ich mich einem Arbeitsverhältnis unterordne." Mehr als bloße Worte und Versprechungen konnte Cafo in diesem Moment natürlich nicht geben. Doch der überzeugte und entschlossene Ausdruck in seinem Gesicht sollte jedem Zuhörer als Vertrauensbeweis gereichen.


    Die letzte Frage hätte Sextus nicht erwartet, doch bestätigte ihm diese, dass er den Richtigen gefunden hatte. Ein bloßes Arbeitsverhältnis mit einem charakterlosen, alten und interessenlosen Senator hätte er nicht ausgehalten. "Die Kunst ist zu umfangreich und ich zu unerfahren, als dass ich mich ebenfalls als Ästhet bezeichnen könnte. Vielmehr sehe ich mich als Interessent. Als Interessent, der die Künste aller Art schätzt und studieren will." Cafo war auf keinen Fall so einfach gestrickt wie manch anderer Schreiberling, der sich um solche Stellen bemühte. Gleichzeitig legten all seine Eigenschaften einen Schleier um seine Person, den es erst zu durchdringen galt.

    Cafo blickte etwas befremdlich drein, als der Senator einen Satz in etruskischer Sprache stammelte. Über die Bedeutung jener Worte machte sich der junge Peregrinus allerdings keine Gedanken, sondern stimmte in Pisos herzhaftes Lächeln wohlwollend ein. Eine gewisse Jugendlichkeit hatte sich der Senator - soweit Cafo dies beurteilen konnte - bewahrt. Alles andere wäre allerdings auch absurd gewesen, musste Sextus feststellen. "Ich muss zugeben, dass ich mich allerdings mehr als Römer sehe, denn als Etrusker." Die Wurzeln der Familie lagen natürlich im Etruskischen, allerdings legte sein Großvater bereits wert darauf sich in die römische Gesellschaft zu integrieren. Sextus folgte daher dem römischen Glauben und allen anderen kulturellen Eigenheiten.


    Kurz war Cafo über die energischen Worte des Jungsenators überrascht, allerdings bestätigte dies nur, dass Flavius Piso durchaus noch dynamisch und agil war - im Gegensatz zu vielen anderen Senatoren, die das Stereotyp eines alten, weisen Mannes prägten. Unvermittelt kam der Senator dann auf Cafos Qualifikation für den Posten eines Scriba zu sprechen und erfasste dabei all die Dinge, über die sich der Peregrinus bereits Gedanken gemacht hatte. "Tatsächlich war es auch meine erste Idee, mich um eine Stelle als Notarius in der Kanzlei zu bemühen. Allerdings verbieten mir die römischen Reglementierungen ohne Zuspruch eines wohl eher einflussreichen Gönners den Palast zu betreten. Demzufolge kam ich nicht einmal bis zu einer Bewerbung." In Cafos Augen war dies ein Fehler - nicht aus Selbstüberzeugung, sondern mehr aus dem Grund, dass es viele fähige Peregrini gab die dem Kaiser am Hofe sicherlich von Nutzen wären. "Dein Angebot klingt sehr verlockend, Senator und ich freue mich, dass du von meinen Fähigkeiten überzeugt bist." Sextus lächelte etwas zurückhaltend und nickte dann zufrieden. Solange er an der Schola Kurse belegen konnte und seine Qualifikationen verbessern konnte, war dies für ihn ein durchaus sinniges Geschäftsverhältnis.

    Sextus folgte Phoebus durch die Villa in Richtung Atrium, nachdem er eingelassen wurde. Es war wirklich erstaunlich, wie luxuriös und gleichsam kunstvoll das flavische Domizil eingerichtet worden war. Während er voranschritt fiel ihm das ein oder andere Gemälde ins Auge, er ließ sich allerdings nicht anmerken, dass er leicht abgelenkt war. Als Cafo dann das Atrium erreichte, lag seine Priorität sowieso bei der Musterung seines Gegenübers - wenn auch unauffällig und nebenbei. Der junge Peregrinus war etwas überrascht ob des Alters des Senators. Flavius Piso wirkte nicht gerade sehr alt und weise auf ihn, dafür aber umso dynamischer und agiler. Womöglich war er eines dieser Phänomene, die es in jungen Jahren in die hohe Politik geschafft hatten und den Cursus Honorum im Eilschritt durchloffen haben. Sicherlich waren viele Faktoren für eine solche außerordentliche Karriere ausschlaggebend, doch eine gewisse Begabung konnte man dem jungen Senator anscheinend nicht absprechen - ein Grund mehr, seinem möglichen Arbeitgeber besonderen Respekt zu zollen.


    "Salve, Senator Flavius. Es freut mich, dass du Zeit für mich findest", begann Cafo neutral, während sich Piso auf einer der Liegen niederließ. Ohne weiter auf dessen rhetorische Frage einzugehen, begann er damit von sich zu erzählen. "Natürlich...Ich wurde Corsica geboren und entstamme einer etruskischen Kaufmannsfamilie. Mein Vater verdient sein Geld in den verschiedensten Provinzen des Römischen Reiches und sorgte dafür, dass meine Geschwister und ich in wohlbehüteten Verhältnissen aufgewachsen sind - und später eine exzellente Bildung genießen durften. Ich beherrsche die lateinische und die griechische Sprache in Wort und Schrift und bin entschlossen, dir mit all meinem Wissen und Können zur Seite zu stehen. Außerdem bin ich gewillt mein bisher Erlerntes an der Schola Roms prüfen zu lassen, wenngleich mir dafür bisher die Mittel zur Finanzierung fehlten." Cafo hielt wieder inne, um eine Reaktion des jungen Senators abzuwarten - jederzeit bereit auf detaillierte Fragen einzugehen.

    In den vergangenen Wochen und Monaten musste Sextus festellen, dass es als "Fremder", wie man ihn hierorts nannte, schwerer war Fuß zu fassen als gedacht. Cafo hatte sich damit zufrieden geben müssen, einem etablierten Händler an einem seiner Marktstände als Verkäufer auszuhelfen, nachdem er so kläglich am Kaiserhofe gescheitert war. Seine noch sehr weltfremde und träumerische Veranlagung hatten wesentlich dazu beigetragen, dass er ohne Planung und ohne Erwartung jedweder Hindernisse in die Urbs Aeterna aufgebrochen war. Er hatte nun gelernt, dass all das Interesse an Kunst und Literatur hier nichts wert war, wenn man vor dem Gesetz nicht zumindest als Bürger des Imperiums galt. Nichtsdestotrotz war Cafo nicht daran versucht aufzugeben: Ganz im Gegenteil, er wollte die Dinge nun etwas elementarer angehen. Da er von Senator Flavius Piso und seiner Suche nach einem gebildeten Schreiber gehört hatte, machte er sich also zur prächtigten Villa des Adelsgeschlechtes auf und klopfte etwas unterwürfig an die Porta. Wenngleich er in seiner Familie nie mit Geldsorgen zu kämpfen hatte, erschien ihm dieser Luxus nahezu überdimensional. Eine solche Villa war aber nicht nur Luxus, sondern gar Kunst. Als einer der Türwächter erschien, gab Cafo sein Anliegen preis.


    "Salve. Mein Name ist Sextus Cafo und ich bin hier, um beim ehrenwerten Senator Flavius Piso vorstellig zu werden. Ich möchte mich um die Stelle des Scriba personalis bemühen", begann Sextus förmlich.

    Aus Aleria stammend war Sextus Cafo in wohlbehüteten Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater war ein einfacher Kaufmann, der sein Geld in den verschiedensten Provinzen verdiente, während seine Mutter sich um seine älteren Geschwister kümmerte. Nicht umsonst trug der junge Römer den Namen Sextus, den ihm sein Vater als letztgeborener Sohn gab. Der Drang nach Unabhängkeit und der Wunsch seinen Platz in der Welt zu finden, führte ihn mit seinen 22 Jahren in die Urbs Aeterna, der Hauptstadt des Römisches Reiches und dem Kernpunkt des zivilisierten Lebens. Als begeisterter Verehrer römischer und griechischer Künste verstand er es als seine Pflicht diesen Weg zu gehen. Sextus' tagträumerische Veranlagung gab ihm zunächst keinen Grund zum Aufbruch, allerdings musste er in den letzten Monaten feststellen, dass Arretium eine Grabstätte für all seine Ambitionen und seinem Drang nach Wissen war.


    Letztendlich musste er wählen: Sextus war ein intelligenter Mensch und sah seine Zukunft mehr in der Verwaltung, als in der Wirtschaft oder gar im Militär. Der Peregrinus war ein Denker, kein Stratege und schon gar kein Krieger. Diese Qualitäten, gepaart mit seiner loyalen und kaisertreuen Einstellung, führten Cafo an den Schnittpunkt jeglicher Korrespodenz. Am Kaiserhof würde er all das erfahren, was ihm bisher womöglich verborgen geblieben war und genau das wollte Sextus.


    Gekleidet in seiner glanzvollsten Toga - welche aufgrund einer eher beschränkten Auswahl nicht schwer zu finden war - erreichte er den Palast, dessen pompöse Baukunst ihn förmlich niederschlug. Nichtsdestotrotz ließ er die Prätorianer, die das Tor bewachten, nicht außer Acht. Nach einer angemessenen Begrüßung trug er direkt sein Anliegen vor. "Salve, Miles. Mein Name ist Sextus Cafo und ich bitte um Einlass, da ich für den Posten eines Notarius am kaiserlichen Hofe vorstellig werden möchte."