Es war ein schöner Abend im Haus von Aigisthos. Er hatte gut gespeist, oh ja. Der Magen war gefüllt, das war nicht immer so. Arm war der Mann, der sich mit Gelegenheitsarbeit durchschlug nicht, aber auch nicht so wirklich wohlhabend. Er hatte stets das Glück gehabt grade dann Arbeiten zu finden, wenn er Geld brauchte, aber im Überfluss gab es diese auch nicht, weshalb es manchmal eher weniger zu Essen gab, dafür an manchen Tagen aber auch etwas mehr.
So ging Aigisthos also für ein wenig Frischluft und Blick auf den Abendhimmel vor das Gebäude. Ein schöner Ausblick. Die Sterne leuchteten Hell, die Götter mochten uns wohlgesonnen sein. Die Temperatur war angenehm, er hätte fast draußen schlafen können. So blieb er also für einige Minuten draußen.
Passanten gingen vorbei. Ein junger Herr, vielleicht mal so grade an die zwanzig zischte an ihm vorbei, Wenige Sekunden später kam auch eine Wache vorbei. Ob der Mann was verbrochen hatte? Doch das war nicht sein Problem. Wenn, dann war es das der Wache. Aigisthos ließ sich nicht allzueinfach irritieren oder von seinen Gedanken abbringen. Besagte Gedanken waren seit jeher komisch und verworren, manchmal vergaß er sogar was er eine Sekunde vorher dachte. Nicht selten kam das vor, er war wirklich extrem vergesslich. Doch kein Mediziner konnte eine Krankheit feststellen, die dafür verantwortlich war. So musste er weiter damit leben, dass er nicht nur manchmal Gedanken vergaß, sondern auch manchmal.. ganze Minuten oder Stunden.
'Hach, welch schöner Abend..", murmelte er vor sich hin und genoss die angenehme Luft.
Eine vorbeigehende Frau - vielleicht sogar noch ein Mädchen - tat wohl selbiges. Sie stapfte langsam an ihm vorbei, warf ihm einen kurzen Blick zu und drehte sich wieder nach vorn. Nichts ungewöhnliches, eine ganz normale Passantin.
Doch der Blick. Er sollte fatal sein. Aigisthos sah das Gesicht und gleichermaßen sah er Tod. Zerstörung. Zorn. In seinem Kopf regte sich ein Zorn. Sein Körper begann zu zittern. Warum? Eine Frage die er sich nicht mehr stellte. Nichts war mehr mit dem romantischen Gesäusel über den schönen Abend. Ihm war nur noch ein Gefühl bekannt: Rausch. Kampfrausch.
Aigisthos dachte nicht mehr klar. Sein Zittern ließ seine Augenbrauen beinahe rotieren, besonders die Augengegend zitterte enorm. Wo er eben noch dastand begann er nur noch langsam der Frau zu folgen, entgegen seines unerklärlichen Zornes langsam tapsend, ruhig wie eine Katze. Sicherlich fünf Minuten vergingen bis die Frau sich umdrehte, doch sie bemerkte nichts. Nur einen vor Wut grinsenden Herrn mittleren Alters. Einen Herrn der in Gedanken lachte, der sich in Gedanken an ihrem Fleisch verging und sie für all ihre Sünden bestrafte. Sünden, die diese Person vermutlich niemals beging.
So kam es, dass wenige Minuten später beide eine dunkle Seitengasse erreichten in der niemand zu sehen war.
So nutze er die Gelegenheit und riss die Frau in genannte Gasse hinein. Er presste seine Hand auf ihren Mund, nahm mit dem anderen Arm ihren Bauch und verschleppte sie.
"Hinsetzen.", sagte er überraschend ruhig. Er war zu diesem Zeitpunkt die Ruhe in Person, bis auf das was er eben tat hätte man ihn für einen sehr friedlichen Herrn halten können.
Doch die Frau sah ihn nur an und reagierte nicht.
"Sag mal hörst du schlecht? SETZ DICH HIN DU VERDAMMTE HURE! ODER SOLL ICH DICH GLEICH KÖPFEN?", schrie er ihr ins Gesicht. Die Frau setze sich hin.
"Wa.. was soll das? Was habe ich dir .. getan..?", fragte die Frau, verängstigt stotternd. Vollkommen geschockt bewegten sich ihre Augen hin und her, suchend nach Hilfe. Doch die würde nicht kommen.
"Was du mir getan hast? Das weißt du doch ganz genau. Oder nicht? Hast du es vergessen?", war eine wieder sehr ruhig gestellte Frage. Es war erschreckend welch schmaler Grat zwischen Ruhe und extremer Wut war.
"Ich weiß nicht.. ich habe nichts getan.. ich wollte nur zu Vater..", stotterte die Frau. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Was würde passieren? Würde er sie ausrauben? Vergewaltigen? Töten? Alles war offen.
"Du.. Du weißt es nicht. Natürlich..", war wieder einmal eine Aussprache ruhigen Tones. Aigisthos drehte sich kurz um, fasste sich an die Stirn, welche sehr verschwitzt war von der Aufregung und drehte sich wieder zu seiner Gefangenen. Das erste was nun geschah war ein kräftiger Schlag ins Gesicht, mit der bloßen Hand. Ein Abdruck war zu sehen.
"So.. Du kleines dummes Flittchen. Du weißt genau was du getan hast und du hast jetzt noch ein paar Sekunden damit herauszurücken, bevor ich deinen süßen kleinen Hals kaputtdrücke.", war eine ruhige Aussage mit einem beinahe krankhaft psychopathischen Grinsen. Ja, er grinste. Und wie er grinste. Das Grinsen hätte nicht besser sein können, selbst wenn ihm etwas noch so gutes widerfahren wäre.
Sein Opfer hingegen grinste nicht, oh nein. Es war ruhig. Kurz bevor sich die Fäuse von Aigisthos wieder zusammenballen sollten begann sie zu reden.
"Bitte, ich flehe dich an. Ich erzähle dir alles. Ich habe meinem Vater Geld gestohlen. Aber bitte, ich gebe es ihm zurück, es waren nur wenige Sesterzen!", sagte sie ihm hastig, wohlwissend, dass er das nicht wissen konnte. Doch vielleicht reichte das Geständnis, etwas anderes hatte sie nicht zu gestehen.
"Meine Güte. MEINE GÜTE!". Eine kurze Atempause. "Du.. Du willst mich veralbern. Na.. komm her.. ich helfe dir hoch.", sagte er und reichte ihr die Hand.
Die Frau nahm an, auch wenn es verdächtig klang. Er half ihr also hoch und stellte sie an die Wand. Er grinste sie erneut an. Und dann schlug er zu. Er ballte die Fäuste, schlug ihr Gesicht mit voller Wucht gegen die harte Wand, als sie begann ihr Gesicht mit den Händen zu schützen trat er ihr mit voller Wucht in den Bauch, und drosch wahllos weiter auf sie ein. Die Frau begann Blut zu spucken mitten auf seine Kleidung. Dann brach sie in sich selbst zusammen. Grade als sie keuchend und blutverschmiert dort an der Wand zusammengesackt saß folgte der finale Fußtritt in ihren Kopf.
Knack. Das war das letzte was man von ihr hörte, bevor sie sich nicht mehr regte und Aigisthos wie ein Wahnsinniger zu lachen begann. Als wäre nichts gewesen drehte er sich um und ging wie ein normaler Passant zurück nach Haus, glücklicherweise ungesehen von Passanten.
So legte er sich also zuhause hin, in voller Kleidungsmontur und schlief tief und fest.
Am nächsten Morgen erwachte er, streckte sich, stand auf und sah sich seine Kleidung an.
"Um Himmels Willen! Ich blute! Wo kommt dieses Blut schon wieder her?", war eine an sich selbst gestellte, laute Frage, bevor er die Kleidung wechselte und sich selbst auf mögliche Wunden untersuchte, die er aber nicht finden sollte. Wenige Stunden später war das Blut jedoch auch vergessen, da es nicht das erste Mal war, dass er in der Nacht ohne jede Wunde geblutet hatte..
Wie sollte das nur weitergehen?