Beiträge von Publius Annaeus Seneca

    Seneca nickte und ließ sich den Brief vom Varaus' Sklaven geben. Ich werde gut auf ihn achten!


    Ich werde mich dann bei dir melden. Es wird nur einige Tage dauern. merkte Seneca noch einmal nickend an.


    Ohhh... vielen Dank! mit so viel hatte er gar nicht gerechnet. Onkel Varus war ziemlich großzügig. Solche Verwandten hatte er gern. :D

    Ein Jahr... sagte Seneca leise und einerseits erschrocken wie lange Modestus schon im Land der Barbaren war und andererseits darüber verwundert wie schlecht die Kommunikation innerhalb der Familie funktionierte. Gingen da Briefe verloren oder erzählte man sich nicht alles?


    Seneca nickte. Ich kann mir ach niemand besseren vorstellen. Auch wenn er sich eine bessere Provinz sehr gut vorstellen konnte. Den Brief nehme ich gern mit. Scheinbar ist auf den Cursus Publicus ja nicht einmal innerhalb von Italia verlass.


    Eigentlich sollte es mit seiner Ausbildung sofort losgehen. Jedoch wollte Seneca sich noch einige Dinge in Roma ansehen und zudem gab es auch wirklich ein paar Dinge zu klären. Sehr bald. Allerdings habe ich zuvor noch einige Dinge in Roma zu erledigen.


    Der nächste Gesprächspunkt war Seneca etwas peinlich, da er sich wie ein Bettler vorkam. Aber es ließ sich nicht umgehen. Ähm... also die letzte Rate für meinen Hauslehrer aus Mantua müsste noch beglichen werden... Und für die Reise nach Germania bräuchte ich auch ein paar Sesterzen und für Roma auch...

    Germanien? fragte Seneca entsetzt. Dort gab es doch nichts außer Kälte, Schlamm, Wald und Barbaren. Wie lange ist Modestus denn schon dort? Er hatte jetzt schon Mitglied mit seinem Verwandten.


    Und jetzt sollte er selbst auch noch in diese kalte Hölle! Aber was blieb ihm anderes übrig? Seine Eltern würden seine Einwände wohl kaum akzeptieren und eine Alternative hatte er auch nicht wirklich. Modestus hat dort eine sehr ehrenvolle Aufgabe... meinte Seneca uns seufzte. Und mir wird es eine Ehre sein ihm zu folgen und von ihm zu lernen.


    Dann beglückwünsche ich dich noch einmal nachträglich zu dieser guten Position! Zumal er dafür nicht in ein barbarisches Land musste...

    Seneca setze sich auf den von Varus vorgeschlagenen Platz auf der Sitzgruppe. Es war seltsam das der Brief in Rom nicht angekommen war. Aber das konnte man nun auch nicht mehr ändern.


    Geplant war das ich bei Modestus das tirocinium fori durchführe. erklärte Seneca. Wie genau das allerdings ablaufen sollte wusste er auch nicht.


    Ja, den Göttern sei Dank! bekräftigte Seneca bezüglich der Unversehrtheit der Familie. Hoffentlich würde es so bleiben.


    Du arbeitest in der kaiserlichen Kanzlei? fragte der junge Annaer fast ehrfürchtig nach.

    Deswegen schrieb ich ja auch "oder hätte es zumindest sein sollen". Familie nicht im modernen Sinne, sondern die Großfamilie bzw. die Sippe. Natürlich gaben sich die Leute mit ihrem Dasein als Krüppel (so über Jahrhunderte die Bezeichnung) nicht einfach alle zufrieden.


    Ein Ideal zeichnet sich eben dadurch aus das es nicht Realität ist.

    Seneca schreckte etwas auf als Varus das Zimmer betracht da er gerade eine kunstvolle Vase konzentriert anstarrte. Salve Decimus! rief Seneca und lief etwas überschwänglich auf sein entferntes Familienmitglied zu und umarmte ihn.


    Du bist überrascht mich zu sehen? fragte er verwundert. Hast du keine Nachricht von meinen Eltern erhalten? Die Unterweisung durch meinen Hauslehrer ist seit einigen Wochen beendet und nun soll ich meine Ausbildung bei euch in Roma fortsetzen. erklärte Seneca etwas verunsichert.


    In Mantua sieht es nicht so gut aus... antwortete Seneca traurig und grübelnd. Von der Seuche hast du ja sicher schon gehört, oder? Vielleicht war ja auch diese Information hier nicht angekommen... Viele sind gestorben und einige sterben noch immer. Andere sind aus der Stadt und auch dem Umfeld geflohen oder verbarrikadieren sich in ihrer Casa oder Villa. Das öffentliche Leben ist fast völlig am Boden. Die Wirtschaft natürlich auch. Glücklicherweise - und natürlich Dank des Wohlgefallens der Götte - geht es allen Annaern gut. Aber einige Sklaven sind verstorben.

    Dem Sklaven folgend gelang Seneca schließlich in das Atrium. Auf die Aufforderung des Sklaven zu warten da der Hausherr gerade beschäftigt war nickte er nur und schaute sich neugierig etwas um. Sein Verwandter würde ihn schon sicher ebenso schnell sehen wollen wie er ihn.

    Seneca begab sich zum Quirinal um den Umzug der Salii Collini zu beobachten. Er schätze die Religio Romana sehr und den Pax Deorum noch weit mehr. Allerdings waren viele Teile des Cultus ihm nicht ganz geheuer. Es war nicht ganz nachvollziehbar warum manche Collegien, Bruderschaften und Vereinigungen nur Patriziern zugänglich waren. Seneca hegte den Verdacht, dass die Patrizier sich so ein Stück alter Autorität sicher wollten und dafür die Götter vorschoben. Nicht das bei Nichterfüllung des Cultus der göttliche Zorn lange auf sich warten ließ. Doch dürften die Götter auch Dienste von würdigen Plebejern annehmen. Aber vielleicht waren das auch nur wirre Gedanken und er unterschütze einfach nur die Bedeutung und Wichtigkeit der Traditio für den Cultus. Als Seneca so im Grübeln war erreichte die Prozession seinen Wahrnehmungsbereich. Zuerst hörte er natürlich die Trompeten und bald erblickte er auch die kriegerisch anmutenden Collini. Erst waren sie in realistisch wirkender Formation, dann in einem wilden Tanz zu sehen der sowohl die Masse als auch Seneca begeisterte. Von dem Gesang verstand er nichts. Aber das war bei dem Spektakel für ihn auch weniger wichtig. Auf jeden Fall lohnte es sich gekommen zu sein und Quirinus war sicher auch zufrieden.

    Seneca war vom Landsitz der Familie in Mantua, auf dem er aufgewachsen war, nach Roma gereist, da seine Eltern ihn dort bei den wohlhabenderen Verwandten eine weitere gute Erziehung angedeihen lassen wollten. Seneca war zwar durchaus froh darüber etwas Abstand zwischen sich und seine Eltern zu bringen. Auf der anderen Seite fühlte er sich aber auch etwas abgeschoben. Doch das Interesse an Rom, seiner restlichen Familie und seiner Ausbildung bzw. Karriere überwog in dem jungen Mann und ließ solch negative Gedanken schnell verschwinden. Schneller als er dachte waren sie in Rom und am Domus seiner Familie im Herzen des Reiches abgelangt. Kräftig pochte er gegen die imposante Porta des Hauses und war gespannt was nun auf ihn warten würde.