Beiträge von Amael

    Es war der verzweifelten Miene des feisten Händlers unschwer anzumerken, dass jener in diesem wohl katastrophalsten Moment seiner bisherigen Laufbahn am liebsten geradewegs im Boden des aurelischen Tablinums versunken wäre. Gerade der Umstand, dass die Flavia ob des sonderbaren Verhaltens des vermaledeiten Sklaven so gefährlich ruhig blieb, trieb seine Nervosität ins Grenzenlose. Eine wedelnde Handbewegung der jungen Herrin brachte ihn sofort zum Schweigen und ließ ihn die Szenerie mit großen Augen angespannt beobachten.


    Amael indes hält den Blick gesenkt, eine zarte Röte beschleicht seine blühenden Wangen. Er fühlt, wie das Blut heiß in seinen Kopf schießt. Nimmt die Frage der jungen Herrin wahr, deren Blick er auch in diesem Moment meidet. Lauernd. Gefährlich. Mit der Unerschrockenheit eines Mannes, der nichts zu verlieren hat, war einer unvermuteten Regung nachgegangen. Spontan. Ohne zu überlegen. Was genau er sich davon versprochen hat, weiß er selbst nicht so recht. Es schien ihm in diesem Moment schlichtweg das Richtige zu sein. Immer noch spürt er den bedrohlichen Blick der jungen Frau auf sich ruhen, während er schweigt. Schweigt und zu Boden blickt.

    Pharasmanes der Iberer, ein unglaublich feinsinniger Beobachter seiner Kunden, bemerkte das seltsame Funkeln in den Augen der Flavia selbstredend sofort, auch die beinahe schon mikroskopische Verhärtung ihrer Züge vermochte seinem geübten Auge nicht zu entgehen. Zweifellos fußte sein merkantiler Erfolg in nicht unerheblichem Ausmaße auf der exzellenten Beobachtungsgabe, welche er sich in Jahren eifrigen Studiums antrainiert hatte, ebenso wie auch sein zuvorkommendes Wesen und die honigweiche Stimme nichts weiter als die notwendigen Folgen unerbittlicher Übung dastellten. Die Schweißperlen hingegen, die sich auf seiner glänzenden Stirn in immer größerer Zahl ansammelten und welche er mit fahrigen Bewegungen seines breiten Handrückens in regelmäßigen Abständen hinfortzuwischen trachtete, waren keineswegs Zeichen einer eifrig einstudierten Gemütsregung, sondern vielmehr Folgen seines wahrhaftigen unsicheren, bisweilen gar nervösen Naturells, welches gerade in derlei Situationen hoher Anspannung in ungüstiger Weise ans Tageslicht zu treten pflegte. So fegte er nun also auch den Griechen, welchen er als Trumpf seines Sortiments betrachtet hatte, mit einer eckigen Bewegung zur Seite und zwang seinen letzten Sklaven mit unnachgiebigem Zug an der feinen Kette vor den Stuhl der Flavia. Amael.


    Den Blick zu Boden gerichtet, ziehen die Worte des Händlers gleich dem Säuseln des Windes an Amaels Ohr vorbei. Gewiss spricht er von Avidius Quietus, seinem ersten Herrn. Tiberius Avidius Quietus. Proconsul von Britannien. Ruhmreicher Feldherr. Barbarenschlächter. Mörder seiner Familie. Amael hält den Blick gesenkt, lässt ihn nur langsam der Musterung der Steine am Boden des Tablinums folgen. In seinem Kopf dröhnt wieder und wieder das Flüstern der anderen Sklaven. "Pharasmanes will ihn an die Mienen verkaufen. Keiner überlebt die Mienen länger als ein paar Jahre. Ich geb' ihm nicht mal zwei Monate..." Ein schlanker Fuß gerät ins Blickfeld des jungen Mannes. Von zierlichen Lederbändchen umfasst, welche sich zu einer zartgliedrigen Sandale vereinigen, zieht er seinen Blicken mit zarter Gewalt an sich, hält in fest. Der Händler spricht weiter, in Amaels Kopf überschlagen sich die drohenden Worte wieder und wieder. "Keiner überlebt die Mienen .. die Mienen sind das Schlimmste, was dir passieren kann ... es ist besser, in der Arena zu sterben, als in den Mienen zu landen..." Er überlegt nicht lange, wirft sich zu Boden, umfasst den schlanken Fuß der jungen Herrin und presst seine Stirn gegen den hellen Fußrücken.


    " ... erhielt auch eine umfassende Ausbildung in ..." Die Augen vor Schreck geweitet, blieb Pharasmanes das nächste Wort geradezu im Halse stecken. Einen kurzen Moment hielt ihn die Fassungslosigkeit in ihrem Bann, ehe er mit einem ungelenken Sprung hinter den elenden Sklaven hechtete, welcher in diesem Moment wohl gänzlich die Vernunft verloren und damit auch sein Leben verwirkt hatte, ihn mit aller Kraft an den Schultern packte, von der jungen Herrin fort und auf die Beine empor riß, um sogleich eine schallende Ohrfeige in das hübsche Antlitz donnern zu lassen. Noch in der selben Bewegung kehrte er sich auch zur Flavia um und vollführte eine demütige Verbeugung, um mit seiner weichsten Stimme Schadensbegrenzung zu betreiben. "Herrin, es gibt keine Entschuldigung für das dreiste Verhalten dieses Sklaven. Sei gewiss, er wird die schwerste Strafe für seine respektlose Frechheit erhalten."

    Auf der glänzenden Stirn des massigen Händlers bildeten sich erste Schweißtropfen. Der stramme Körper des tiefschwarzen Meroërs verfehlte die gewünschte Wirkung. Offenbar hatte er die Flavia falsch eingeschätzt. Sie zählte sichtlich nicht zu jener Gattung junger unbefriedigter Patriziertöchter, bei denen er mit dieser Art von Sklaven astronomische Gewinne zu erzielen pflegte. Zum Glück hatte er nicht schon zu Beginn auf sein bestes Pferd gesetzt, wenngleich der ebenhölzerne Hüne von erstklassiger Güte war. Mit einer wedelnden Handbewegung hieß er jenen also, sich wieder zu entfernen, während nun der griechische Jüngling vor die Flavia hintrat und mit dem ruhigen Blick seiner tiefblauen Augen den ihren zu treffen suchte. Sein Antlitz war von strahlender Harmonie und klassischer Schönheit. Überhaupt schien sein Körper eher dem ideenreichen Geist eines kongenialen griechischen Bildhauers entsprungen, denn eine Laune der Natur.


    "Das hier ist ein wahrhaft außergewöhnliches Exemplar. Dieser Jüngling stammt aus der Gegend um Delos ... betrachte seine wohlgeformten Züge, die vollkommene Schönheit des Antlitzes. Sein Wesen ist es, Gefallen zu erwecken, sowohl durch sein Aussehen, als auch durch seinen Gesang. Wenn du es gestattest, wird er dir gerne eine kleine Kostprobe seines Könnens darbieten."
    Pharsmanes sprach langsam, ließ jedes einzelne Wort behutsam über seine Lippen rollen, als wäre es süßer Honig. Der Jüngling war gewissermaßen das Glanzstück seines Sortiments, der kostbarste Edelstein in der Truhe.


    Man bringt eine Lyra herbei, der Grieche nimmt Platz. Prüfend lässt er seine Finger über das Instrument wandern, zupft vorsichtig an einzelnen Saiten. Schließt die Augen. Zart erhebt sich sodann eine kleine Melodie im Raum. Lieblich. Verführerisch. Fragil. Schmeichlerisch in den Ohren der Zuhörer. Amael muss noch im Hintergrund stehen, starrt wie gebannt auf den blauäugigen Apoll. Versucht den Anblick aufzusaugen, den gegenwärtigen Moment gierig zu trinken, um ihn für immer im Gedächtnis zu behalten. Der Grieche lässt die Klänge langsam anschwellen, gleich den Wogen des Meeres, welches mit sanfter Gewalt brandet an der Küste des Festlands. Erhebt schließlich seine göttergleiche Stimme in den delischen Worten der Heimat. Kündet von Helden vergangener Tage, von Liebe und Leid, Tod und Verzweiflung. Verliert sich schlussendlich in tröstlichen Seufzern, während hoffnungsvoll die Klänge elysischer Gefilde über die Lethe wehen. Er endet. Schweigt. Pharasmanes mustert mit gespanntem Blick die junge Herrin, in seinen Augen liegt ein Hauch von Nervosität.

    Die schweren Schritte des feisten Händlers zwangen auch Amael das große Anwesen zu betreten. Er hält den Blick gesenkt, starr. Versucht die Augen zu verschließen vor einer ungewissen Zukunft. Abermals drängt ihn die bloße Präsenz des schwarzen Ungeheuers in seinem Rücken vorwärts. Er schließt rasch auf. Genießt die Nähe des göttergleichen Griechen. Versucht dicht an dessen Fersen zu bleiben. Wagt einen ersten Blick auf das Mauerwerk des tablinums. Es scheint ihm prächtig, kündend von Wohlstand und Reichtum eines mächtigen Geschlechts.


    "Ausgezeichnet. Wein und Wasser." Pharasmanes mustert den dunkelhäutigen Sklaven einen kurzen Moment lang mit abschätzendem Blick. Er würde mit ihm wohl einen ganz guten Preis erzielen können. Vermutlich war er von einem dieser Erbenszähler verkauft worden, die ihre Ware weit unter jenem Wert verschwerbelten, welchen ein merkantiles Genie vom Format des Iberers herauszuschlagen fähig war. Prüfend lässt er seinen Blick auch über die eigene Ware wandern, den muskulösen Meroër, den hübschen Griechen, und zuletzt auch verächtlich über den jungen Pikten. Zu lange führte er den seltsamen Jüngling nun schon in seinem Sortiment ohne ihn loszuwerden. Ein klassischer Fehlkauf, wie er einem Händler seiner Größe niemals hätte passieren dürfen. Würde er auch dieses Haus wieder mit ihm verlassen, blieben die Mienen als letzte Möglichkeit ihn loszuwerden.


    "Domina Flavia, die Einladung war mir eine unaussprechliche Ehre." Eine tiefe Verbeugung andeutend, die bei der gewaltigen Leibesfülle des Händlers eines etwas lächerlichen Zuges nicht entbehrte, erwiderte Pharasmanes die Begrüßung der Flavia. Sodann wies er mit fülliger Hand in einer großen Geste auf eine Kline und bedeutete der jungen Herrin, Platz zu nehmen, auf dass er ihr seine Ware würde in Ruhe vorführen können.
    "Ich darf dir nun also mein bescheidenes Angebot vor Augen führen..."
    Er winkte zunächst den Meroër heran, welcher der Aufforderung sogleich nachkam und langsam vor die Kline hintrat, wo er den Kopf gesenkt hielt, und die Arme hinter dem breiten Rücken verschränkt.
    "Ein prächtiges Exemplar aus Africa ... Stumm und gefolgsam, wie er ist, wird er dir in vielerlei Hinsicht unvergleichliche Dienste leisten können."
    Mit einem großen Schritt war er an den schwarzen Sklaven herangetreten und hatte dessen schlichte Tunika mit einiger Mühe entzwei gerissen und von den breiten Schultern gezerrt, sodass jener nun lediglich mit einem hellen Schurz bekleidet vor der Flavia stand.
    "Sieh nur, er ist gut gebaut, muskulös .... und auch in anderer Hinsicht hervorragend bestückt. - Überzeug dich gerne selbst! Betrachte ihn nur, berühre die dunkle Haut ..."
    Nach einem raschen Blick über die Schulter senkte der Händler die Stimme ein wenig.
    "Er kann dir viel Vergnügen bereiten, ohne dass du mit ... unangenehmen Folgen rechnen müsstest...",
    raunte er in vetraulichem Ton, fanden doch gerade Sklaven mit solchen Qualitäten oft nahezu reißenden Absatz in den exklusiven Kreisen gehobener patrizischer Weiblichkeit.

    Fata viam invenient.
    - P.V.M.


    Zögerlich gibt der schlanke Fuß dem Zug an der feinen, silbrig glänzenden Kette nach. Nicht gewaltvoll aber doch unnachgiebig zwingt sie ihn vorwärts, zierliche Reifen umschließen seine schmalen Gelenke. Ein banger Blick streift den Händler, labt sich am prächtigen Stoff seiner Tunika unter der massige Erhebungen von Wohlstand und Reichtum künden. Zaudernd folgt der zweite Fuß.
    Amael fühlt die mächtige Präsenz des ebenhölzernen Schattens hinter sich, schließt mit kurzen, raschen Schritten an den Händler an. Er hält Abstand von den Menschen zu seinen Seiten. Grob drängen sie an ihm vorbei, ihre lauten Stimmen hämmern auf ihn ein. Grell und kreischend scheinen sie ihm. Amael weicht einem Haufen fauliger Abfälle aus. Kräuselt ein wenig die zarte Nase, die sich über den blühenden Lippen erhebt.
    Nun erblickt er aus den Augenwinkeln auch die gottgleiche Gestalt des Griechen. Apollinischer Glanz umschmeichelt sein helles Haupt, in seinen Augen ruht ergebene Gleichgültigkeit. Vor einigen Nächten hat er heimlich seinem Gesang gelauscht. Seither hält er die Stimme des göttlichen Jünglings für das wahrhaftigste Zeugnis vollkommener Schönheit in dieser Welt.



    Endlich scheint das Ziel der Reise erreicht. Achtung gebietend erhebt sich das aurelische Anwesen hoch über das laute Treiben auf der Straße. Kräftig pocht der Händler gegen das Tor. Man sagt, er habe dem Avidius einen hohen Preis für den piktischen Jüngling bezahlt, doch der mäßige Anklang bei den Käufern mache ihn langsam ungeduldig. Man sagt, dass ihm die Mienen drohen, sollte er heute nicht verkauft werden, und mit den Mienen der sichere Tod. Das Gerede der anderen Sklaven macht Amael unruhig. Er fürchtet den Tod. Kühl fährt der Wind ihm durchs helle Haar. In der knappen Tunika friert er, sein Unterkiefer beginnt willenlos zu zucken. Er blickt zu Boden und streicht mit den Kuppen seiner schlanken Fingern nachdenklich den hellen Stoff entlang. Die zarte Kette rasselt hell.
    "Ich bin Pharasmanes der Händler und mit meiner Ware auf persönlichen Wunsch der domina Flavia hier." Der tiefe Bass des gewaltigen Mannes erklang wohl auf eine vorangegangene Frage des Türsklaven, die Amael nicht wahrgenommen hatte. Er hält den Blick gesenkt. Versucht, den Ianitor nicht anzublicken. Fühlt abermals die schwarze Masse des Meroërs hinter sich und bewegt sich, halb gezogen, halb geschoben, durch den Bogen ins Innere des aurelischen Rachens.

    natürlich nur, wenn du einverstanden bist, es wäre mir jedenfalls eine Freude :)


    Warum also Nigrina? In erster Linie war da sicherlich dein Spiel- bzw. Schreibstil ausschlaggebend. Deine Texte sind wunderbar zu lesen und man hat das Gefühl, du gönnst dir so viel Zeit für jeden einzelnen, wie er eben braucht, und klopfst nicht einfach mal eben schnell einen Beitrag rein. Und der Char selbst ... naja, wie du selbst schon zu bedenken gegeben hast, ist Nigrina kein kuschelweicher Charakter, sondern eben eine patricia mit Ecken und Kanten, an denen man sich durchaus stoßen kann. - gepaart mit dem exzentrisch-abgehobenen Wesen des flavischen Blutes in ihren Adern ergibt das bei mir die Vorfreude auf spannendes Spiel und rollenspielerische Herausforderung... ;)


    Und dann noch kurz zu deiner ersten Anmerkung (denn dass gerade in der zweiten für mich einer der essentiellen Reize des Spiels liegt, hoffe ich rübergebracht zu haben...): Ich schreibe auch nicht jeden Tag, hab ich auch gar nicht vor. Ganz im Gegenteil. Du wirst vielleicht mitunter durchaus auch mal auf eine Antwort warten müssen - das solltest du sicherlich auch wissen, bevor du zu- oder absagst. Ich hoffe das macht dir nichts aus, es kommt nämlich daher, dass ich für mich persönlich einen gewissen Anspruch an meine Schreiberei stelle und deshalb einfach warte, bis genügend Zeit (und Muße) da ist. Dafür wirst du auch nie einen schnell hingetipselten Beitrag minderer Qualität zu lesen gezwungen sein.

    Hallo,


    Ich möchte mich mit folgenden Daten anmelden.


    Name: Amael
    Stand: Sklave
    Besitzerin: Tiberia Faustina
    Wohnort: Rom


    Danke! :)