Natürlich merkte Vanadis schliesslich, dass irgend etwas nicht so zur Zufriedenheit seines neuen "Herren" lief, denn dieser schwieg erst einmal ausgiebig und musterte den Daker mit einem viel sagenden Blick, der selbst dem so genannten Barbaren deutlich machte, dass seinem Herr dessen Verhalten missfiel. Aber Vanadis war nun mal er selber und alles andere gewohnt, als unterwürfig zu sein. Dabei konnte er sogar recht freundlich sein. Aber zu groß war Vanadis' Stolz, nun ein "Sklave" zu sein. Er war einst ein Krieger gewesen und hatte sich kaum etwas sagen lassen. außer vom Rebellenführer ... und zu gerne hätte er seinen "Herren" mal gefragt, wie es ihm wohl gehen würde, wenn er auf einmal aus seiner Heimat und seinem Leben in den Sklavendienst gezwungen worden wäre. Aber Vanadis liess es. Vorerst.
Und so sagte er auch nichts, als das Essen kam. Allerdings sieg ihm ein verführerischer Duft in die Nase und er "hasste" seinen Herren jetzt schon dafür, dass Vanadis selber leer ausging. Aber der Krieger war stolz und auch nicht so dumm, wie man vielleicht von ihm glauben mochte. Innerlich kochte er zwar, konnte aber seine Wut zurückhalten. Aber seine Augen funkelten gefährlich.
Und nachdem sein Herr dann ein wenig getrunken und gegessen hatte, hatte er doch tatsächlich etwas Erbarmen und gab Vanadis die gewünschten Antworten. Dieser stand, mit, vor der breiten Brust, verschränkten Armen immer noch im Raum und schaute einen Herren etwas missgünstig an.
Und dann lauschte er den streng ausgesprochenen Worten. Er nahm sie auf, zeigte aber keinerlei mimische Bewegung. Allerdings als er hörte, dass der Mann im Norden Italiens lebte, stöhnte der Daker innerlich auf.
Vielleicht sollte er doch einfach in der Nacht abhauen und sein Glück versuchen.
Doch die weiteren Worte klangen einleuchtend. Wenn er sich so verhielt, wie es sein Herr wünschte und er Vertrauen in ihn stecken könne, was bisher sicherlich nicht der Fall war, würde er Vanadis gewisse Freiheiten erlauben, wie z.B. Botendienste. Aber würde das alles nicht ewig dauern?? Wer weiss wo sein Bruder bis dahin abgeblieben war. Oder sollte er seinem "Herren" die Geschichte erzählen und fragen, ob er die Zeit hier in Rom für eine Suche nutzen dürfte? Wahrscheinlich würde sein Herr ihn auslachen. Es war für Vanadis eine verzwickte Situation.
Vanadis hörte wahrlich zu, aber es war für ihn wie ein Auf und Ab seiner Emotionen. Nun hiess es plötzlich, dass es eine "Ehre" wäre, bei seinem Herren im Zimmer zu schlafen. Das mit dem Fussboden, damit hatte der Krieger kein Problem. Aber was war denn daran bitte ehrenvoll?? Dekadenter Römer, fluchte er innerlich.
In der Gaststube waren ein paar Leute, die schon neugierig zu ihnen rüber schauten, sei es am Dialog oder vielleicht lag es auch an Vanadis langen Haaren, die ihm heilig waren. Er konnte ja schon fast froh sein, dass man ihm diese gelassen hatte. Denn es war Tradition bei dem Stamm seines Volkes und lange Haare bedeuteten u.a. Ansehen ...
Dann horchte er innerlich noch einmal auf. Er würde ihn freilassen, wenn er sich würdig erweisen würde? Oder hatte er das falsch verstanden? Was bedeutete: dass Du eines Tages den Sklaven vorstehen wirst?? Verdammte Sprache!
Und dann lehnte sich der Mann entspannt zurück und aß weiter.
Vanadis Augen verengten sich leicht und und seine Lippen waren leicht angespannt. EIn »Hmh!« war das erste, was er von sich gab. Und machte dann eine Pause. Er war schon ziemlich hin und her gerissen, wie er sich nun verhalten sollte. Aber unterwürfig würde er niemals sein. Höflich? Nun ja, darüber konnte er nachdenken. War ja nicht schwer.
Und so brummelte er erst einmal, ohne es böse zu meinen: »Gut, ich haben verstanden ...« und setzte dann noch etwas demonstrativ hinterher: »Herr!« So war nun einmal Vanadis Temperament. Und ja, Marcus Artorius Celer hatte es sicherlich nicht leicht mit seinem neuen Sklaven. Wenn er seinen Neuerwerb aber besser kennen würde, würde er ihn vielleicht sogar verstehen. Denn Vanadis stammte sogar aus gar nicht schlechtem Hause ... halt für Dakien. Und er hatte ein Geheimnis, von dem aber nur sein "Bruder" wusste. Deshalb war es für ihn nochmals mehr schwerer, sich daran zu gewöhnen, einem "gewöhnlichem" Römer oder Mantuaer zu dienen. Aber dieses Geheimnis würde er hüten ... lange hüten.
VAnadis hatte zwar Hunger wie ein Bär, aber schielte NICHT gierig zum Essen. Überhaupt zeigte der Daker eher dezent seine Emotionen. Doch dann erbarmte er sich und seine Stimme klang nun nicht mehr angriffslustig, wenn auch nicht gerade weich, aber das war nun einmal seine Art. Aber vielleicht bemerkte sein Herr, dass es sein neuer Sklave vielleicht doch ernst meinte, aber eben noch lernen musste. Und vielleicht auch wollte, denn sonst würde er die folgende Frage nicht stellen:
»Und was waren unhöflich an meinen Fragen? Es waren doch nur Fragen. Muss ich erst Fragen, ob ich dir, Herr, Fragen stellen darf?« Nun war es Vanadis, der seinen Herren anschaute. Aber nicht mehr so grimmig. Obwohl es wohl noch etwas dauern würde, bis sein Herr seinen Sklaven mal freundlich lächeln sah.