Beiträge von Melanthios

    Melanthios machte erst gar nicht den Versuch zu erklären was er denn getan hatte bis ihn der Maiordomus gerufen hatte. Sowas interessierte den Älteren so oder so nicht und so schwieg er. Und neigte nur etwas den Kopf. Praxitas musste ja nicht gleich sehen, dass er lieber im Bad geblieben wäre, nachdem dieser aufzählte was zu erledigen sei.
    Als er jedoch hörte, dass es nach Rom ginge und zwar schon recht bald, da flog sein Kopf regelrecht in die Höhe und er verbarg das interessierte Funkeln der Augen nicht mehr. Rom... endlich ging es wieder in die Stadt, die der Sklave durchaus als seine Heimat ansah. Dort war es jedenfalls besser als hier, wo er ständig Aias an den Fersen kleben hatte und dessen dummen Hund. Eine Vase hatte dieser schon zu Bruch gehen lassen und ein Sklave sich dafür Maulschellen eingefangen. Hoffentlich blieben diese beiden also hier.
    "Ja Herr.. ich eile und besorge was ihr braucht...", die Aussicht hinaus zu kommen wurde plötzlich immer besser und Melanthios eilte durch das Atrium um den Handkarren aus einem nahen Nebengebäude der Villa zu holen.
    Ziemlich schwer dieses wuchtige Ding, aber besser als alles auf den Armen heimzutragen. Außerdem gab es ja noch die beiden grobschlächtigen Helfer, die nun auch herbeigeilt kamen und ihm den Karren abnahmen. In diesem Fall waren Broutos und Protus gern gesehen. Gemeinsam machte man sich auf zum Tor, an dem Praxitas noch nicht wartete, aber Melanthios sah ihn schon herbeikommen.

    Melanthios hörte dem erregten Tonfall des Maiordomus schon von weitem an dass etwas Gravierendes passiert sein musste. Die Frage war nur, ob man sich ihm jetzt und schnell zeigte und damit seine Anwesenheit kundtat, oder doch lieber ein wenig wartete und möglicherweise seinen Zorn auf sich zog.
    Melanthios entschied sich den Ruf nicht länger zu ignorieren und seine begonnene Arbeit niederzulegen. Er durchquerte schnell das Bad, in welchem er gerade noch einige Amphoren mit Duftölen bereitgestellt hatte und trat gerade um die Ecke, als er Praxitas auch schon angeeilt kommen sah.
    "Ich bin hier Herr. Habt ihr eine neue Aufgabe für mich?" Noch wusste Melanthios ja nicht um was es wirklich ging. Es konnte ja auch sein, dass er erneut mit diesem Besserwisser Aias zu tun bekam und das war etwas worauf er auch verzichten konnte.

    Melanthios war sonst nicht auf Streit aus. Er hatte sich auch aus anderen Streitigkeiten in der Villa immer herausgehalten und das war ihm bisher immer gut bekommen. Warum sollte er sich auch zwischen zwei Zankende stellen und nachher noch selbst bestraft werden? Und er kroch gewiss dem Maiordomus nicht sonst wohin, das war gar nicht seine Art. Aber seine Arbeit machte er gewissenhaft, denn er wollte einmal etwas anderes machen, als immer nur die Speicher aufzuräumen, die Listen zu führen, und die Notizen des Maiordomus ins Reine schreiben. Wenn er keine Ambitionen hatte, dann würde sein Leben doch nur ein dummes Einerlei sein und bleiben. Das wollte er nun wirklich nicht. Auch als Sklave konnte man doch von einem besseren Leben träumen und wenn es nur Kleinigkeiten waren die sich änderten. Aber diese dumme Besserwisser, diese Stilus tragende Tunichtgut. Dieser Hauslehrer den nun auch niemand mehr brauchte, der wollte ihm wohl ans Bein pinkeln und er machte ja nun deutlich, was er von dem Griechen und dessen Arbeit hielt. Warf sogar mit stinkendem Unrat nach ihm und beschmutzte seine Kleidung und sein Bein. Der junge Grieche war so zornig wie selten und das hieß schon etwas. Es kümmerte ihn auch nicht, dass es gerade zwei Zeugen des Ausbruches gab, die sich aber schön zusammenstellten und besser den Mund hielten.


    "Ja, das Allerletzte und ich werde meine Augen nur zum Schlafen zumachen.. also geh mir einfach aus dem Weg und den Augen. Die ganze Zeit über tust du nichts anderes als kluge Sprüche aufzusagen, du redest geschwollen und in Versen, die sonst niemand kennt. Du machst dich damit wichtig und musst immer, selbst wenn du nicht gefragt bist, deine angebliche Klugheit zur Schau stellen..aber hast du schon einmal einen Speicher aufgenommen? Sein Inventar gezählt und aufgelistet? Hast du jemals Listen geführt die man benötigt um herauszufinden wie viele Amphoren Öl man am nächsten Markttag kaufen muss, damit es für die nächsten Wochen reicht? Wie schlau bist du wirklich..du.... Hauslehrer...", das klang nun nicht gerade wie eine Beschimpfung, doch die Art wie er es geradezu ausspuckte war wohl auch für Aias deutlich genug. "Ich mache was?... ich bin nicht so einer... und der Maiordomus würde dich an den Zehen aufhängen würde er es gehört haben.." Auf das Gekläffe des Hundes hörte er nicht, er nahm es nicht einmal wahr, bemerkte auch nicht die grinsenden Blicke der beiden Helfer, die sich von Verwirrung über Entsetzen hin zu Erheiterung verändert hatten.


    Sie standen dicht voreinander. Nase an Nase sozusagen und Melanthios war nicht bereit auch nur einen Schritt zurückzugehen. Und auch Aias schien seinen Platz hier behaupten zu wollen. "Ein Pedant?... ich bin nur genau, ich muss genau sein, wenn ich mir einen... ", besseren Platz erarbeiten möchte, so wäre der Satz vollständig gewesen, doch nun pressten sich die Zähne mahlend aufeinander und seine Wangenknochen traten scharf hervor. "Wisch das auf, damit wir weitermachen können, denn immerhin kam es aus deiner Hand geflogen..", sprach er dann doch noch, und musste sich sehr zusammenreißen, damit der Zorn ihn nicht übermannte.

    Vielleicht hätten sie sogar Freunde sein können. Oder.. nein, eigentlich wohl eher nicht. Denn sie waren doch zu verschieden und irgendwie doch zu ähnlich. Dabei waren sie im gleichen Alter, mussten aus der Situation für sich das jeweils Beste machen und hätten hier wirklich gut zusammenarbeiten können. Aber die Abfälligkeiten nahmen kein Ende und Melanthios war niemand, der sich von einem älteren Besserwisser etwas sagen ließ, wenn er genau wusste, dass man es anders viel ordentlicher würde machen können. Und außerdem war dieser Besserwisser auch noch Aias, das reichte doch schon um ihn nicht zu mögen. Dass dazu noch seine Art kam, dieses schulmeisterliche Gebaren und diese Sprüche die er nicht verstand, das musste doch jedem einleuchtend sein, dass man ihn nicht mögen konnte. Er murrte jedoch nicht herum und machte sie an seine Arbeit, die er schon einige Male erledigt hatte. Nicht hier, doch überall war sie wohl gleich. Das Durcheinander war jedoch schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte. Man machte sich hier wirklich nicht die Mühe alles ordentlich zusammenzustellen, sondern nahm und brachte zurück. Aber der Helfer war stark und schaffte die Amphoren ordentlich und ohne Verluste von A nach B.


    Und dann begann auch endlich Aias mit seiner Arbeit. Melanthios blickte nur einmal unauffällig hinüber, als er gerade ein wenig Luft hatte, da Protus gerade umräumte. Der andere Sklave begann schon wieder kluge Sprüche aufzusagen und der Grieche schnaubte leise auf. Sollte er sich ruhig an seinen vielen Säcken aufhalten. Aber er sah auch, dass sie so noch ein paar Stunden zu tun haben würden. Er seufzte leise, denn im Grunde machten sie es sich selbst schwer. Oder nein, Aias machte es ihnen schwer. Verfluchter Besserwisser. Er hätte einfach drauf bestehen sollen, dass es so gemacht werden sollte und nicht anders. Wahrscheinlich sah der andere Sklave solch ein Lager heute zum ersten Mal. Und er hoffte im Stillen, dass es auch das letzte Mal sein würde: allein wäre er ja schneller gewesen.


    Er schaute gerade in einen der nächsten Krüge und deutete Protus an wohin diese gestellt werden sollten, als Aias mit ihm sprach? Seine Worte jedenfalls waren abfällig und eigentlich wollte er sich auch gar nicht herumdrehen, aber da Protus auch hinüber sah und irgendwie irritiert aussah, drehte er sich und blickte Aias an. Was er davon halte? Wovon? Aber lange musste er nicht warten, denn in dem Moment da die Worte ausgesprochen waren, flog auch schon ein Säckchen auf ihn zu. Perplex blickte er dem triefenden Etwas entgegen und doch war der Schwung nicht weit genug bemessen. Der Sack fiel noch vor ihm zu Boden, aber das Innere löste sich nun gänzlich auf und es spritzte schleimig zu allen Seiten davon. Auch in seine Richtung und natürlich bekam er etwas an die Beine. Es stank und sah einfach widerlich aus. Was bei allen Göttern ist das?" Melanthios bückte sich und wollte es sich vom Bein streichen, doch die Masse dort sah derart schleimig und verfault aus, dass er es besser nicht anfassen wollte. Er schüttelte sein Bein und als die Masse zu Boden fiel, blieb etwas klebrig auf seiner Haut zurück. Und nun sah er auch, dass sogar etwas auf seine Tunika gespritzt war. "Hat dir dein Herr zu wenig in den Hintern getreten? Hast du überhaupt so etwas wie Verstand?.. schau dir das an..", seine blauen Augen sprühten regelrecht zornige Funken und Protus ging vorsichtshalber einen Schritt zur Seite, als sich der Grieche in Bewegung setzte und auf Aias zumarschierte. "Du bist wirklich das Letzte.. nein, das Allerletzte, ich wäre froh wenn ich dich nicht sehen müsste, wäre ich doch nur in Rom geblieben.. du.. du... blöder Besserwisser. Du wirst das wegwischen...", Melanthios deutete auf den Boden, denn dort wo der Sack niedergefallen war, zeigte sich ein schleimig schwarz-grünlicher Fleck, der zudem noch ekelerregend stank.

    Melanthios kniff die Augen zusammen. Und in dem sonst ruhigen Blau seiner Augen braute sich langsam etwas zusammen. Er hörte schon etwas in seinem Rücken, doch verstand er nicht was der Besserwisser da von sich gab. Er nuschelte und sprach wohl grade mit dem Hund, der hier eigentlich nichts zu suchen hatte. Nun, es sollte sicher nicht sein Problem sein, wenn Aias durch den Hund noch in Schwierigkeiten geriet. Seinetwegen konnte er das sogar sehr gerne. Ein wenig klärte sich seine Mimik und er fand den Gedanken sogar ein wenig erheiternd, dass er lächelte. Was sich allerdings gleich wieder verflüchtigte, als er den Spruch hörte, mit dem sich der etwas Ältere so dermaßen aufplusterte, dass Melanthios erwartete einen Gockel zu sehen, als er sich drehte und Aias anschaute. Er verdrehte sogar leicht die Augen, als Aias noch mehr von sich gab. "Man merkt, dass du dich wohl in der Organisation eines Haushaltes nicht auskennst... ", brummte er vor sich hin, aber dumme Sprüche konnte Aias daherreden und so tun als würde er hier das Sagen haben.


    "Ist dir nicht aufgefallen, dass hier alles durcheinander steht, weil man etwas holt, dann doch nicht braucht und es dorthin zurückstellt, wo man gerade Platz findet? Schau nur. Hier stehen Amphoren mit Öl und hinten weiter sehe ich auch noch welche. Dort lagern Oliven in Krügen und dort wohl ebenfalls.. da hinten liegen noch Säcke herum, hinter den anderen Amphoren..", er hasste es zu sagen, aber eigentlich wäre es wirklich klug gewesen, wenn einer aufschrieb, was der andere sagte und die beiden Helfer die Sachen umschichteten, damit hier wieder Ordnung in das Lager gebracht wurde. Nur würde er dann wirklich eng mit Aias zusammenarbeiten müssen und wollte er das? Nein, wollte er sicher nicht.


    Melanthios sah Aias an und warf dem Hund ebenfalls einen Blick, jedoch von misstrauischer Natur, zu. "Aber wie du meinst, Protus.. lass uns mit den Öl Amphoren beginnen..", er deutete auf die hinteren Amphoren, die dort sicher noch nicht lange standen, die man aber einfach in diese Ecke gestellt hatte, damit vorne Platz war. Dabei wurde das Öl ständig gebraucht, also sollte es auch weiter vorn stehen. Das konnte man während des Zählens schnell wieder richten. Seine Tabula lag schon bereit hier und nun nahm er sie auf. Kritzelte mit dem Stilus etwas darauf- Öl Amphoren XVIII und deutete dann auf die nächste zu zählende Sache. Krüge mit Oliven VII. Dann gab es noch unzählige kleine Säckchen mit verschiedenen Kräutern, Gewürzen und so weiter. Aber Aias wollte ja die Säcke zählen, also sollte er auch. Melanthios drehte sich nicht noch einmal zu dem Älteren herum, sondern wies den Helfer an was umzustellen war und schrieb dabei auf, was er sah und zählte. Dies war eine Aufgabe die er zwar nicht so gerne machte, die ihm aber schnell und leicht von der Hand ging. Man merkte eben doch, dass er sich häufig mit Zahlen beschäftigte und oft genug in Rom dem Maiordomus zur Hand gegangen war.

    Erster Post


    Melanthios konnte nicht gerade behaupten dass ihm gefiel, was vonstatten ging. Nicht nur dass sein Dominus den Wirren und Unruhen Tribut zollen musste und nicht nur nicht zurück zur Villa kam, sondern auch im Carcer saß. Nein, nun musste er auch noch sein Bündel schnüren und sich gen Ostia aufmachen. In eine der anderen Villen seines Herrn. Das allein war schon schlimm genug, obwohl er gar nicht allein umsiedeln musste. Nein, es kam noch schlimmer, denn dort würde er über kurz oder lang auch wieder auf Aias treffen, den er hier in Rom nur wenige Tage gekannt hatte. Aber das reichte dem jungen griechischen Sklaven auch schon. Nun war er schon beinahe zwei Tage in der Villa in Ostia und hatte sich bisher von Aias fernhalten können. Zumal dieser auch kaum zu erblicken war, schien der sich doch lieber zwischen irgendwelchen stinkenden Kräutern aufzuhalten und wühlte lieber in der Erde des kleinen Kräutergartens herum. Sollte er ruhig, so musste er sich nicht mit ihm auseinandersetzen. Nein, leiden konnte er den anderen jungen Sklaven nicht wirklich. Er fühlte sich wohl als etwas besseres, so als Hauslehrer der kleinen Herrin, die nun nicht mehr war. Wollte ständig und überall sein Wissen unter Beweis stellen und rezitierte dazu Schriften, die Melanthios nicht kannte.


    Doch nun stand er mit eben diesem Aias vor Maiordomus Praxitas und sollte ausgerechnet zusammen mit diesem.. diesem.. Besserwisser die Bestände des Lagers aufnehmen. Der junge Grieche hielt seinen Kopf leicht gesenkt, so konnte man das aufgebrachte Funkeln seiner Augen nicht gleich erkennen. Er sollte nun Stunden mit Aias in einem Raum zubringen? Das Horreum war eindeutig zu klein für sie beide. Aber er hörte ergeben zu was Praxitas erklärte und hätte bei jedem anderen Helfer sicher leicht gelächelt, als der Maiordomus noch darauf hinwies, dass er die Bestände so schnell wie möglich erfahren wollte. Nun aber fixierte er einen Punkt zwischen seinen Füßen und beobachtete wie eine Ameise hin und herflitzte. Erst als der Maiordomus sie an die Arbeit scheuchte hob auch Melanthios den Kopf und nickte. So viel zu vergnüglicher Arbeit. Wenn er nur Aias ansah konnte er doch sehen, dass dieser ihm am liebsten die Tabula um die Ohren geschlagen hätte. Weil er sich wohl zu fein war, um in einem Lager Oliven zu zählen, oder Scheffel Weizen.


    Boutros und Protus gingen als erste in den Speicher und nach ihnen trabte Aias hinein und diesem folgte sogleich sein Hund. "Du willst den Hund mitnehmen?", entkam es da doch endlich dem Griechen, der an der Tür stehenblieb und auf den Hund hinunterblickte, der schwanzwedelnd keine drei Schritte vor ihm saß. Er wartete eine Antwort des anderen Sklaven gar nicht ab, sondern trat an dem Hund und dann auch an Aias vorbei auf die ersten Amphoren zu. Hier lagerte das Öl. Er sah sich um und ging grob durch wie viel Zeit sie wohl hier verbringen würden. Wahrscheinlich mehr als ihm lieb war. "Also dann..", unbewusst wählte er fast die gleichen Worte wie zuvor Aias und Boutros und Protus grinsten sich an. Sie würden wirklich nur die Sachen umpacken, alles andere sollten ruhig die beiden Jungen machen. "Wir beginnen hier und arbeiten uns dann vor, es wird Stunden dauern."

    Mit der Bitte um wohlwollende Aufnahme wende ich mich an Euch..


    Name: Melanthios
    Stand: Servus
    Wohnort: Roma
    Besitzer: Gaius Octavius Victor