Es wurde eine seltsame Nacht. Heute könnte ich schwören, die dunkelhäutigen Fremden und ich hätten von Anfang an die selbe Sprache gesprochen. Natürlich stimmt das nicht. Aber Blicke und Gesten können vieles von dem ersetzen, was das bloße Wort nur umschreibt. Wenn man sich darauf einlässt, und das habe ich. Düfte waren das Geschäft der Männer. Genauer gesagt, getrocknete Blüten, Essenzen und Öle, von denen sie kleine Proben mit sich führten, die sie mir stolz unter die Nase hielten. So trat die Liebe zu den Düften in mein Leben. Woher sie kamen, wollte ich wissen, die Düfte und die Männer. Aufs Geratewohl nannte ich ein paar mir bekannte Ortsnamen. Caesarea? Bostra? Palmyra?
Bei jedem meiner Vorschläge winkten sie lachend ab. Einer der Fremden, Behram, wie ich noch erfahren sollte, wiederholte den Namen ihres Heimatortes so lange und geduldig, bis selbst ich ihn aussprechen konnte. Charax Spasniu. Mit den Händen sanfte Wellenbewegungen beschreibend, machte Behram mir verständlich, dass jener Ort am Meer lag. Auf meine Frage, an welchem Meer, zeigte Behran nur unbestimmt gen Osten, lachte und starrte zum wiederholten mal auf meine Fußlappen. Vielleicht, dachte ich, kennt man an den östlichen Meeren diese Form der Fußbekleidung nicht. Behran trug wie alle anderen hohe leichte Sandalen. Als ich im Gegenzug anerkennend auf sein Schuhwerk zeigte, war er zuerst verdutzt, dann unsicher, schließlich zog er sich eine der Sandalen aus und roch daran. Nun erst begriff ich seine Seitenblicke. Peinlich berührt wollte ich meine Fußlappen abwickeln, aber das erschrockene Zurückweichen der freundlichen Männer aus Charax Spasniu ließ mir keine andere Wahl als zum Brunnen hinüber zu gehen, das Schuhwerk auszuziehen und mir erst einmal die Füße gründlich zu waschen. Das wiederum löste allgemeine Begeisterung aus, und als man mir zur Belohnung meiner Mühen eine dampfende Keule Gebratenes überreichte, wurde mir plötzlich klar, dass ich auf einem guten Weg war, neue Freunde zu finden.