Beiträge von Caius Iulianus Selenus

    Sim-Off:

    Und auch hier...leider sehr spät dran...


    Selenus hörte seinem Gegenüber aufmerksam zu und musste sich an der einen und anderen Stelle ein lächeln verkneifen, denn der Iulier bot ihm genau das an, worauf er hingearbeitet hatte. So zögerte er nicht, auf die mehr höfliche, als ernst gemeinte Bekundung zu antworten, obwohl sein ruhiger Tonfall natürlich nichts von seinen Gedanken verriet. "Selbstverständlich." Der Grieche nickte. "Ich werde mich natürlich unverzüglich mit Servius in Verbindung setzen."
    Wenn er es geschickt anstellte, konnte er diesen dazu bringen, sein Patronat an Torquata abzutreten, was die gesamte Situation sehr viel einfacher machen würde. Besonders aufgrund ihres Fauxpas, von dem Selenus nicht sagen konnte, ob er bereits Kenntnis hatte. Aber allgemein hielt es Selenus für unwahrscheinlich, denn sicherlich wären dann bereits Vorwürfe zum Ausdruck gekommen.
    Von dem Arrangement bezüglich des Octavenischen Gutes zu Misenum erwähnte der Freigelassene wohlweislich erst einmal nichts - und wenn dieser Acilius auch nur eine Unze an Verstand besaß, würde er Olymp und Hades in Bewegung setzen, dass es auch niemand erfuhr oder je erfahren würde. Darauf war Verlass.
    Selenus gab dem Sklaven, welcher bisher mit einem länglichen Kasten still bei der Tür gestanden hatte, einen Wink und dieser reichte ihm prompt den Gegenstand.
    Selenus erhob sich und verbeugte sich leicht vor dem Iulier - und beinahe eine Spur tiefer vor dessen ehemaligen Paedagogus Aglaopes.
    "Dies ist ein Geschenk der Fundania Agrippina, welches zu überreichen mir aufgetragen wurde. Dabei handelt es sich um eine Ausgabe des Okeanos von Poseidonios. Sie ist sehr sehr alt und gehört zu den ersten Kopien, die auf italischem Boden angefertigt wurden. Ich stieß zufällig auf dieses Werk und konnte Agrippina davon überzeugen, dass es hinsichtlich seiner inhaltlichen Tiefgründigkeit und prachtvollen Gestaltung eine würdige Gabe an die iulische Bibliothek zu Rom ist."

    Selenus spürte natürlich sofort, dass der Iulier tiefer bohrte, um mehr über die - tatsächlich sehr merkwürdige Geschichte - herauszufinden.
    Aber der Grieche war nicht geneigt, seinem Gegenüber mehr zu verraten als unbedingt nötig.
    Wie gut, dass Tote nicht mehr reden können, dachte er halb sarkastisch, halb indigniert.
    "Nun, ich habe den Caius' Brief an dich nicht gelesen, denn Agrippina verwahrte ihn auf einer sehr privaten Art und Weise. Demzufolge kann ich mir im ersten Moment leider keinen Reim aus seiner Aussage machen. Aber tatsächlich kam ich bereits lange vor Servius' und Torquatas Geburt in seinen Haushalt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er mich tatsächlich als Spielgefährten für seine künftigen Kinder gekauft hatte, denn dafür ist der Altersunterschied zwischen den Kindern und mir zu groß." Der Grieche legte eine kurze Pause ein, damit der Iulier die Informationen aufnehmen konnte. "Es ist tatsächlich ein wenig merkwürdig, dass er mich der körperlichen Arbeit enthob und mir eine Ausbildung zuteil werden ließ, für welche ich ihm immer dankbar bleiben werde." Das meinte der Gelehrte ernst: Ohne Caius wäre er wahrscheinlich auf irgendeinem Feld gelandet und hätte für den Rest seines Lebens Oliven und Wein ernten müssen.
    "Natürlich bin ich ihm und damit der Gens Iulia auch für meine Freilassung zu Dankbarkeit und Treue verpflichtet, aber wie du sicherlich bemerkt hast, spielten unsere Standesunterschiede mit der Zeit immer weniger eine Rolle. Vielleicht könnte man sagen, dass Caius so etwas wie ein väterlicher Freund für mich war, auch wenn dies gegen die Sitten verstößt." Erneut schwieg der Grieche sinnierend einen Moment lang. "Vielleicht war es das Vertrauen zwischen uns, das ihn letztendlich dazu bewogen hat, mir die Freiheit zu schenken. Vielleicht war es aber auch sein Gespür für Menschen: Vielleicht glaubte er, dass ich mein volles Potenzial niemals würde entfalten können, wenn ich weiterhin unfrei blieb. Ich kann es nicht genau sagen - Caius hatte niemals darüber gesprochen." An dieser Stelle stahl sich ein kaum merkliches Lächeln auf Selenus' Lippen. "Er kannte mich wohl besser als ich selbst, jung wie ich war."
    Nun kam der pikantere Teil seiner Ausführungen.
    Das Recht - oder das nicht vorhandene Recht eines Libertus'.
    "Ich bin mit durchaus dem römischen Rechtssystems vertraut - nach welchem ich nach Caius Tod faktisch in den Besitz seines Sohnes, Servius Iulius Macro übergegangen bin." Erneut eine kurze, nachdenkliche Pause. "De iure bin ich sein Eigentum. Und die besonderen Umstände damals - sein Verschwinden - ändert nicht an der Rechtslage, veränderten aber faktisch deren Ausprägung in der Realität. ich befand mich zum Zeitpunkt des Überfalls auf das iulische Gut auf meiner zweiten Studienreise in Ephesos und so erreichte mich die Nachricht erst sehr viel später - durch Fundania Agrippina. Die logische Konsequenz daraus war, dass ich bei ihr unterkam. Torquata fand erst nach einigen Wochen zu uns. Servius blieb jedoch weiterhin verschollen."
    Selenus, der bisher in einem ruhigen, ausgeglichenen Ton berichtet hatte, lehnte sich nun zurück und blickte dem Iulier offen an. "Das ist, in stark geraffter Form, das, was damals geschehen ist."

    Selenus nahm den Wein dankend an - wobei er sich natürlich darüber im Klaren war, dass er, wenn überhaupt, nur daran nippen würde - und begann, seine Geschichte scheibchenweise preiszugeben.
    Zu der Frage nach Agrippinas Befinden blieben seine Aussagen höflich, aber doch sehr vage. "Oh, Agrippina erfreut sich bester Gesundheit! Die regen geschäftlichen Aktivitäten ermüden sie zwar von Zeit zu Zeit, aber das ist in ihrem Alter ja normal."
    Nicht ganz so vage fiel hingegen seine Aussagen zu seiner eigenen Person aus.
    "Zu deiner nächsten Frage: Caius entdeckte mich auf dem Sklavenmarkt, wie es sonst auch üblich ist", beantwortete er sodann die erste Frage des Iuliers. "Allerdings war ich erst vier Jahre alt und daher nicht sehr beliebt bei den Käufern, da diese zumeist entweder nach Waren für körperliche Arbeiten oder gebildeten Bibliothekaren und Paedagogen suchen. Caius hat mir nie verraten, warum er mich mitnahm, aber tatsächlich übte ich in seinem Hause zunächst einmal körperliche Tätigkeiten aus. Also wiederum nichts Besonderes."
    Selenus nippte an seinem Wein und erzählte den Rest in einer gerafften Form: "Jedoch entdeckte ich bald meine Liebe zu Büchern und er mein Talent dafür und so kam es, dass er mich ausbilden ließ. Das war lange vor Torquatas und Servius' Geburt. Bald übernahm ich Aufgaben im geistigen Bereich, sprich: Ich verwaltete die Bibliothek, führte Haushaltsbücher und später half ich Caius auch bei der Planung von gewissen landwirtschaftlichen Projekten. Letzteres habe ich allerdings vermehrt im Hause der Fundania Agrippina ausgeübt. Dies nur als Einschub.
    Da Caius mein Interesse an Literatur und Philosophie kannte, erlaubte er mir schließlich, eine Reise gen Osten zu unternehmen, wofür ich ihm bis heute sehr dankbar bin."

    So endete Selenus schließlich und wartete interessiert auf die Reaktion des Iuliers. Vermutlich würden nun detailliertere Fragen folgen.


    Sim-Off:

    Sorry, musste für Klausuren lernen -.^

    Es überraschte Selenus nicht, dass der Hausherr sodann etwas über Agrippina zu erfahren wünschte. Warum auch? Sie hatte schließlich alles eingefädelt - wobei er selbst zugegebenermaßen beteiligt gewesen war, aber ohne sie wäre eine Umsetzung in dieser Form natürlich nicht möglich gewesen.
    Viel mehr vermutete der Grieche hinter diesem scheinbar höflichen Interesse ein ganzes Kreuzverhör mit Fragen folgen würde.
    Der anwesende Paedagogus, Aglaopes - sein Name verriet, dass er Grieche war, schien diese Annahme zu bestätigen.
    Man wollte also nicht nur seine Motive und Hintergründe, sondern auch sein Wissen auf die Probe stellen.
    Der Iulier war gründlich, das musste man ihm lassen. Und diese Charaktereigenschaft machte ihn für Selenus sympathisch, denn schließlich ging es dabei auch um das Wohlergehen seiner kleinen Torquata.
    "Natürlich", antwortete Selenus unverbindlich mit einem kaum merklichen Lächeln. Er war es gewohnt, niemals durchblicken zu lassen, was er dachte, dafür war er ein zu vorsichtiger Mensch. Selenus war von Natur aus eher ein stiller Beobachter und griff nur ein, wenn es unbedingt notwendig war.
    "Sei gegrüßt, Aglaopes", meinte er an den betagten Paedagofus gewandt und nickte diesem zu. Sein Tonfall zeugte von einem gewissen Maß an Respekt für den alten Gelehrten, der für den Iulier einst das war, was er selbst für Torquata ist.
    Da Aglaopes zu dieser wichtigen Angelegenheit hinzugezogen wurde, nahm Selenus an, dass zwischen den beiden ein recht vertrauensvolles Verhältnis bestand. Und das zeigte wiederum, dass der Hausherr durchaus human und sozialisiert war.
    Ein gutes Zeichen also.
    Mit weltmännischer Eleganz nahm Selenus auf einem dem Sessel Platz, der ihm zugewiesen wurde und blickte den Iulier offen an. "Zuerst möchte ich mich - auch im Namen von Fundania - für meine Verspätete Ankunft entschuldigen, doch einige Angelegenheiten in ihrem Auftrag haben mich aufgehalten." Welche es unter anderem genau waren, spezifizierte er jedoch nicht. "Doch nun stehe ich all deinen Fragen gern zur Verfügung"
    Auch hier stellte Selenus sicher, dass er nur das sagen musste, was unbedingt notwendig war, ohne unhöflich und kurz angebunden zu wirken. Denn würde er einfach drauf los erzählen, würde er womöglich unnötig viele Details verraten. Stellte der Iulier allerdings die Fragen, so konnte er spezifische Antworten geben, ohne größere Zusammenhänge erklären zu müssen.
    Aus dieser Sicht für ihn also vorteilhafter.
    Aufmerksam beobachtete der Grieche jede Regung des Hausherrn und des Aglaopes.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, du bist einverstanden, dass ich hiermit Selenus' Ankunft mit den aktuellen Ereignissen (einfachhaitshalber) auf die gleiche Zeitebene gestellt habe^^

    Bei dem erstaunten Ausruf des Hadrianers hob Selenus eine Augenbraue. Hatte Torquata ihm denn gar nicht erzählt?
    "Nun, laut ihren Quellen müsstest du eigentlich ihre Nichte Iulia Torquata kennen, habe ich recht?" An dieser Stelle erhob sich der Grieche wieder und ging im Zimmer auf und ab - was bei ihm immer ein Zeichen höchster Konzentration war.
    "Du hast sie in beträchtliche Schwierigkeiten gebracht, ich hoffe, du bist dir dessen bewusst", sagte er dann nach einer Weile und konnte eine leichte Spur von Vorwurf nicht ganz aus seinem Tonfall halten. "Die Gerüchteküche Roms hat ungeheuerliche Geschichten über sie herausgebracht - dass sie sich nachts mit einem Mann getroffen habe und Schlimmeres." Nun runzelte Selenus unwillig die Stirn. "Fundania Agrippina hat weitreichende Handelsbeziehungen nach Rom und als ihr diese Gesichte zu Ohren kam, stellte sie natürlich sofort Nachforschungen an. Wenige Tage später wurde ein syrischer Händler mitten auf dem Forum Romanum abgestochen - zufälligerweise hat Agrippina Geschäftsbeziehungen zu einem Tuchmacher, der diesen mit Stoff beliefert hatte. Diese Spur weiterzuverfolgen kostete sie zwar viel Mühe, aber sie führte nach Mantua."
    Nun schwieg er und wartete auf die Aussagen des Centurios.


    Sim-Off:

    Sorry, irgendwie habe ich deinen ersten Beitrag zu dieser Handlung überlesen. Hab deshalb den letzten Beitrag noch mal editiert, sonst käme Selenus ja unhöflich rüber, was nicht sein sollte. ;)

    Als der Hadrianer ihm etwas zum Trinken anbieten wollte, lehnte der Grieche höflich ab, denn es gab Wichtiges zu besprechen.
    Der Hausherr ließ nicht durchblicken, ob er Agrippina tatsächlich kannte, aber der Hinweis, das Gespräch in seinen Privatgemächern stattfinden sollte, ließ doch den schluss zu, dass dieser zumindest ahnen musste, in welcher Sache er kam.
    Selenus folgte der Einladung des Hadrianers und betrat nach diesem das private Zimmer des Hausherrn.
    "Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen", begann Selenus höflich. "Aber die Dringlichkeit der Sache lässt sich wahrlich nicht aufschieben."
    Wieder ein Test, wie viel der Centurio bereits wusste.
    Aufmerksam beobachtete der Grieche sein Verhalten.

    Selenus war ein wenig erstaunt, dass nicht der Ianitor die Tür öffnete - dass der Mann vor ihm eben nicht dieser war, dessen war der Grieche sich sicher, denn weder sein Tonfall, noch sein Aussehen ließen auf einen Untergebenen schließen, sondern viel mehr auf einen...Soldaten.
    Also war es sogar der Hausherr selbst, der ihm die Tür geöffnet hatte! Denn seinen Quellen nach diente dieser in der hiesigen Legion.
    Selenus verbeugte sich leicht. „Salve. Mein,Name ist Caius Iulianus Selenus und ich bitte darum, vom Hausherrn Aulus Hadrianus Fontinalis empfangen zu werden“, bat Selenus mit vollendeter Höflichkeit.
    „Ich bin im Auftrag der Fundania Agrippina angereist“, spezifizierte er, und ließ Torquatas Namen außen vor, um herauszufinden, wie viel sein Gegenüber wusste.
    Gespannt und aufmerksam wartete Selenus auf die Reaktion des Hadrianers.

    Als Selenus vor der Casa Hadriana aus dem Wagen stieg, hatte die Sonne bereits ihren Zenit überschritten. Das große Haus stand still und wartend vor ihm und ohne zu zögern ging der Grieche auf die Porta zu um zu klopfen. Der Sklave, Archelaos, wartete beim Wagen, da sich eine Menge Gepäck im Reisewagen befand.
    Der Auftrag der Fundania Agippina war dieses Mal in der Tat ein wenig...speziell, aber Selenus würde alles für seine kleine Torquata tun - sogar seine Ankunft in Rom zu verschieben. Der Grund, den Fundania Agrippina in ihrem Brief angegeben hatte war alles andere als gelogen, aber es war eben nicht alles.
    Er hatte einige Fragen an den Hadrianer und einige organisatorische Dinge zu klären. Und sicherlich auch einige Vorwürfe, aber das war Nebensache.
    Inzwischen dürfte auch der Brief der Fundania Agrippina bei Torquata angekommen sein. Und Selenus war sich sicher, dass eine Liebesbotschaft auch schon unterwegs nach Mantua war.

    Sim-Off:

    Sorry erst mal für die späte Antwort...die Uni macht mich fertig! X(


    Selenus musste beinahe Lächeln, als er in die Bibliothek geführt wurde. Der Hausherr hatte also alles mit Bedacht geplant und er war sich sicher, dass nun eine Art Prüfung folgen würde.
    Verständlicherweise.
    Schließlich würde kein Vater seine Tochter - wenn sie auch adoptiert war - einem Erzieher überlassen, den er nicht einschätzen konnte.
    Ohne noch einmal seine Gewandung zu richten, betrat er nach der Ankündigung durch den Sklaven die Bibliothek, denn er wusste, dass sie perfekt saß und zu dem Gesamtbild passte: Eine große, elegante Gestalt, dem man seine große Bildung vom ersten Moment an ansah. Angemessen gekleidet - die Qualität seiner Kleider war hervorragend, ohne jedoch aufdringlich oder ungebührlich prunkvoll zu wirken.
    Stoisch und mit einem offenen Gesichtsausdruck begegnete er dem Hausherrn und stellte fest, dass dieser außergewöhnlich jung war - vielleicht zehn Jahre jünger als er selbst?
    Selenus war mindestens genauso gespannt auf den Mann wie dieser auf ihn, so viel war sicher.
    "Guten Abend, Dominus", begrüßte er den Iulier höflich, ohne jedoch unterwürfig zu wirken. "Bitte verzeih die ungünstige Tageszeit meiner Ankunft. Ich hoffe, ich habe dir dadurch keine allzu große Unannehmlichkeiten bereitet."

    Es ging gegen Mittag, als der vornehme Reisewagen der Fundania Agrippina in dem Hof der Villa rustica hielt.
    Sogleich eilte der Ianitor herbei, um den erwarteten Gast zu begrüßen. Zuerst stieg ein hochgewachsener, schlanker Mann mittleren Alters aus, dessen eleganten Bewegungen eine gewisse Gebildetheit ausstrahlte.
    Er wandte sich an den Ianitor. "Kündige deinem Herrn Lucius Acilius Fuscus die Ankunft des Caius Iulianus Selenus an. Ich werde bereits erwartet", wies er den Sklaven knapp an.
    Dieser eilte sofort ins Haus und wenige Momente später erschien ein älterer Mann von fülliger Statur im Hof, dessen teure Tunika seinen Wohlstand verriet.
    "Ah, der wehrte Selenus! Willkommen in meinem bescheidenen Haus", begrüßte er den edlen Gast, während er ihr mit einem höflichen Lächeln zunickte, das seine Augen nicht erreichte.


    "Sei gegrüßt, wehrter Acilius", grüßte Selenus den Hausherrn mit einer Neigung seines Kopfes zurück. "Ich bin Caius Iulianus Selenus, Sekretär und Advokat der edlen Fundania Agrippina." Er sprach absichtlich seinen vollständigen Namen aus, um Acilius zu verdeutlichen, dass er ein freier Mann war.
    Acilius trat beiseite. "Bitte tretet ein. Das Tablinum ist gedeckt für deinen Besuch."
    Sie durchquerten ein opulent ausgestattetes Atrium und Triclinium, bevor sie zu einem ähnlich luxuriös eingerichteten Tablinum kamen. Während Selenus sich auf einem Stuhl aus rötlichem Nussholz Platz nahm, ließ der Hausherr sich ihm gegenüber auf einem gepolsterten Sessel nieder.
    Auf seinen Wink hin schenkten Sklaven Misener Wein ein und schoben den Herrschaften allerlei Süßigkeiten zu.
    "Aufgrund der Dinglichkeit deines Briefes nehme ich an, dass es dir heute nicht um geschäftliche Angelegenheiten der Fundania geht", begann Acilius.
    Fundania Agrippina war in Misenum weit und breit bekannt für ihre Geschäftstüchtigkeit. Für eine Frau, die nie geheiratet hat, hatte sie es zu beträchtlichem Wohlstand gebracht. Bekannt geworden war sie durch ihre geheimen Kräutermixturen, die Wunder wirkten bei allerlei Gebrechen. Diese vertrieb sie sogar Übersee bis nach Ägypten!
    Jedoch handelte sie inzwischen auch mit herkömmlichen Gütern wie Wein, Olivenöl und Getreide.
    Und Selenus war bekannt dafür, bei jedem Handelsabschluss zu Rate gezogen zu werden.
    "Richtig und falsch, wehrter Acilius", antwortete der Angesprochene mit einem feinen Lächeln. "Ich bin mir sicher, dass du heute nicht leer ausgehen wirst."
    "So?" Acilius lehnte sich in plötzlichem Interesse nach vorn und glich damit einem gierigen Asgeier. Einem sehr übergewichtigen Asgeier, der nur darauf wartete, noch mehr Reichtümer anzuhäufen. "Wie meins du das?"
    Selenus' Lächeln vertiefte sich. "Ich hörte vor Kurzem, dass zwei deiner Schiffe bei der Überfahrt von Piraeus nach Brundisium gesunken sei. Sie hatten attische Liquamen geladen und deine Verluste waren beträchtlich. Deshalb bist du nun nicht in der Lage, einen Handelskredit zu tilgen, den Plautius Hypsaeus dir für dein Papyrushandel gab."
    Acilius' Gesicht war nun weiß wie ein Laken. "Du bist gut informiert, wehrter Selenus", meinte er dann und darin klang unwillkürlich Respekt mit. "Und was willst du damit anfangen? Willst du etwa für mich die Tilgung übernehmen?"
    Selenus und Fundania standen sich so nahe, dass es durchaus angebracht war, die Geschäfte der Domina als die seinen zu bezeichnen.
    Bedächtig nippte der gelehrte Grieche an seinem Wein. "Das nicht, aber wir, die wehrte Fundania und ich, könnten Plautius Hypsaeus dazu bewegen, von weiteren Forderungen abzusehen."
    Acilius' Stirn legte sich in Falten. "Wie das?"
    Nun lehnte sich Selenus entspannt zurück. "Nun, bei meinem letzten Gespräch mit ihm erklärte er sich dazu bereit, dir dreiviertel deiner Schulden zu erlassen, wenn er sich zukünftig zu einem Drittel an deinem Misener Weinhandel beteiligen darf und wenn wir seiner Pferdezucht mit vergünstigten Haferpreisen entgegenkomme."
    Stille breitete sich nach dieser Erklärung aus und man konnte Acilius' Kopf beinahe rauchen sehen. So scharf dachte er nach.
    "Aber du tust es doch nicht ohne Grund?", fragte er dann misstrauisch. "Wo bleibt dein Profit?"
    Im Geiste schüttelte Selenus den Kopf. So schlau Acilius in Sachen Geschäfte auch war, er verstand einfach nicht, dass man auch alle Seiten gewinnen lassen konnte und nicht nur sich selbst.
    "Nun, der Gewinn der wehrten Fundania ist vielfältig. Einerseits hat sie so einen weiteren Abnehmer ihrer Haferbestände, andererseits sich aber auch dich als wichtigen Handelspartner erhalten. Du profitierst, indem du deine Zahlungsfähigkeit wiederherstellst und Plautius entsteht auch kein Schaden, da deine Weinernte zu den besten in ganz Italien gehören."
    Acilius atmete hörbar aus. "Du bist ein kluger Mann, Caius Iulianus Selenus", gab er schließlich zu.
    Selenus neigte den Kopf. "Der Lob sollte meiner Herrin gelten."
    "Aber..." Nun kam Acilius zur eigentlichen Sache, aus welcher er nicht schlau wurde. "Warum hilfst du mir? Ich meine...wenn du weißt, dass ich ohne die Tilgung dieser Schulden insolvent bin, dann müsstest du doch auch wissen, dass die Fundania dann einen Konkurrenten weniger hätte."
    Nun kam der pikantere Teil seines Anliegens. Selenus nippte erneut an seinem Wein und nickte im Geiste anerkennend, als er die Lese erkannte. Sie stammte vom besten Gut des Acilius Fuscus. "Nun, es gäbe da tatsächlich eine Kleinigkeit, die ein wenig...Kooperation...deinerseits erfordert."
    Acilius zog die Augenbrauen skeptisch hoch. "Und die wäre? Du weißt, dass ich ein Mann in Not bin."
    "Es geht um ein Grundstück, welches sich momentan in deinem Besitz befindet. Einst ein Gut, welches vor einigen wenigen Jahren von Wegelagerern niedergebrannt wurde und welches - so hörten wir - in deinen Besitz überging."
    Wie dies geschah, wusste natürlich ganz Misenum: Einer der niederen Beamten war mit Acilius verwandt und hatte einen Hang zu illegalen Transaktionen. Vornehmlich jene, die ihn und die Seinen bereicherten. Und so fiel das nach dem Brand verlassene Land erst an die Gemeinde zurück, gelangte dann jedoch auf krummen Wegen in den Besitz des Acilius Fuscus.
    Und dieser schämte sich anscheinend nicht einmal dafür, denn er bestätigte es ohne großen Widerwillen. "Das ist richtig. Du meinst doch das Gut, welches einst den Iulii Caepiones gehörte?"
    "Genau diese Gut meine ich", bestätigte Selenus. "Fundania Agrippina hat großes Interesse daran, da es in unmittelbarer Nähe zu einem ihrer Weingüter befindet."
    "Und warum kauft sie es mir nicht einfach ab? Mit dem Erlös würde ich meine Schulden decken und wir müssten Plautius nicht ins Boot ziehen", wandt Acilius ein.
    Auch das hatte Selenus erwartet. "Sicherlich", meinte er scheinbar bestätigend. "Aber wie auch wir kannst du den unermesslichen Wert des fruchtbaren Vesuv-Bodens einschätzen. Wir befürchten, dass du es nicht aufgeben wirst ohne den Druck deiner Schulden", legte der Grieche nun alles offen. Natürlich konnte man es Erpressung nennen, aber immerhin würden alle Parteien etwas Positives daran teilhaben.
    In der Stille, die danach einkehrte, beobachtete Selenus Acilius Verarbeitungsprozess: Dessen Gesicht wurde erst blass vor Schreck, dann rot vor Aufregung und schließlich lila vor Zorn.
    Aber Selenus saß nur seelenruhig da und wartete auf des Acilius' Denkergebnis.
    "Das...das ist Erpressung!", kam es schließlich von diesem.
    "Mag sein, aber das rettet dir erst einmal den Hals", kommentierte Selenus lakonisch.
    "Bedenkzeit...ich brauche Bedenkzeit!", brachte Acilius schließlich hervor.
    Selenus schüttelte den Kopf. "Ich fürchte, du wirst dich noch zur selben Stunde entscheiden müssen, wehrter Acilius."
    Der Grieche zog ein Dokument aus den Falten seiner Toga hervor und breitete es vor Acilius aus.
    Es handelte sich dabei um ein Schenkungsschreiben, mit dem die Übertragung des Eigentums auf Fundania Agrippina iuristisch abgesichert werden würde. Es war vollständig bis auf die Signatur und das Siegel des Acilius und Selenus lehnte sich vor, um dem Händler eindringlich in die Augen zu blicken.
    "Glaube mir, Acilius, es wird dein Schaden nicht sein! Plautius wird in deinen Weinhandel investieren und diesem einen neuen Aufschwung bescheren! Ich verspreche dir, dass du die Gelegenheit bekommen wirst, das Gut zurückzukaufen, wenn du wirklich sehr daran hängst. Überlege doch: Das Land liegt brach und du hast im Moment keine Kapazitäten, um es zu bewirtschaften. Stattdessen musst du dennoch die Grundsteuer entrichten. Für dich ist es ein Verlustgeschäft. Deshalb: Überlasse das land uns und entlaste dich selbst."
    Selenus hatte leise und beschwörend auf Acilius eingeredet und schließlich gab dieser nach. "Na schön. Ich nehme dein Angebot an. Aber ich verlange, dass das Abkommen zwischen Fundania, Plautius und mir ebenfalls vertraglich und iuristisch abgesichert wird."
    Selenus ließ sich seine Freude nicht anmerken. "Fundania hat recht, du bist ein verständiger Mann!" Mit diesen Worten zog er den beinahe vollständigen Handelsvertrag zwischen Fundania, Plautius und Acilius aus der Tasche. Auch hier standen bereits Signatur und Siegel der beiden - nur Acilius fehlte noch.
    Nachdem Acilius beide Papiere aufmerksam durchgelesen und korrekt signiert und gesiegelt hatte, erhoben sich beide Männer und Selenus verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung.
    Auf dem Weg zurück zur Domus Fundania blickte Selenus hinaus in die schöne Bucht und ein Gedanke beherrsche sein Denken: Schon bald würde sich das Gut wieder in den Händen seiner rechtmäßigen Besitzer befinden!
    Fundania bestätigte die positive Verhandlung mit einem anerkennenden Nicken und übertrug das Gut umgehend auf seinen rechtmäßigen Eigentümer: Servius Iulius Macro.
    Nun war es Zeit für Selenus, sich nach Rom aufzumachen und den bisher mittellosen Geschwistern unter die Arme zu greifen!

    Als Selenus sah, dass der Sklave der Fundania verwirrt war über die Anwesenheit zweier Hausherren, stieg er mit einer fließenden Bewegung aus dem Reisewagen und meinte ruhig: "Dein Herr, Marcus Iulius Dives, dürfte Bescheid wissen. Bitte melde ihm die Ankunft des Caius Iulianus Selenus aus Misenum."
    Seine wohlmodulierte und vornehme Stimme klang angenehm und strahlte eine unerschütterliche Ruhe aus.


    Sim-Off:

    No prob :)


    Als Selenus den Kauderwelsch des Ianitors hörte, musste er lächeln. Lateinische Sprache, schwere Sprache.
    Er hörte den Sklaven der Aggripina sagen: "Caius Iulianus Selenus bittet um Einlass. Din Herr erwartet ihn bereits seit einiger Zeit."

    Die Sonne war bereits untergegangen, als ein verhüllter Reisewagen an den Toren Roms hielt. Da die Wagen tagsüber nicht durch die Straßen der urbs aeterna fahren durften, hatte der Reisende bewusst den Abend - nicht die Nacht - gewählt. Die wenigen kostbaren Stunden zwischen Sonnenuntergang und Nachtwache.
    Denn in sein Gepäckumfang wäre in den Sonnenstunden unmöglich zu transportieren gewesen.
    Selenus, der im Inneren des Wagens saß, hörte, wie der Sklave auf dem Kutschbock dem wachhabenden Soldaten Auskunft über die notwendigen Dinge gab, bevor das Fahrzeug sich wieder ruckelnd in Bewegung setzte. Die Hufe der Pferde schlugen laut auf die Pflastersteine der Straße und Selenus konnte gerade noch die dunklen Silhouetten der prächtigen Bauten auf dem Forum Romanum sehen, bevor sie in eine Nebenstraße einbogen. Kurz glaubte er, den Schein der heiligen Flammen des Vestatempels zu sehen und ein seltenes Lächeln erhellte sein Gesicht.
    In Gedanken ging er noch einmal die einzelnen Punkte durch, die auf jeden Fall zur Sprache kommen würden, wenn er erst einmal angekommen war.
    Agrippina hatte ihm natürlich den Brief des Marcus Iulius Dives gezeigt und aus seiner Wortwahl und seinem teilweise eher steifen und umständlichen Schreibstil hatte Selenus mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass dieser ein junger Mann sein musste, der zwischen seiner Jugend und seiner großen Verantwortung stand. Wie jemanden, der bereits sehr weit, aber noch nicht ganz, in diese Rolle hinein gewachsen war.
    Der Ton des Briefs war sehr freundlich gehalten. Untypisch freundlich, sodass es tatsächlich aufrichtig wirkte.
    Möglicherweise war der Hausherr zu Rom ein im Grunde umgänglicher Mensch - was ein Glück seiner kleinen Torquata war.
    Aber das Gleich musste ja nicht für den Rest der Familia gelten.
    Obwohl Selenus scheinbar in Gedanken versunken war, entging ihm nicht das kleinste Detail.
    Als sie schließlich die Nordwestseite des Esquilin hochfuhren - die Iulier waren vornehm genug, um sich einen der begehrten Plätze zu sichern - zog Selenus den Mantel enger um die Schultern, um das wichtige Dokument, das er bei sich trug, zu schützen.
    Der Mantel, den er von seiner zweiten Bildungsreise mitgebracht hatte. Jene unglückselige Reise, welche er sofort abbrach, als ihm die Todesnachricht aus Misenum erreicht hatte.
    Selenus hätte auch einfach fortgehen und neu anfangen können - denn er war zu dem Zeitpunkt bereits ein freier Mann.
    Aber er hatte es nicht getan. Nicht, weil er bequem geworden war und sich eine feste Anstellung durch die Familie nicht verderben wollte, sondern weil es Torquata gab, die seine Hilfe brauchte.
    Man konnte sagen, dass er eine spezielle Verbindung zu dem Kind hatte und er war bereit, in ihrem Interesse zu handeln und auf seine eigene Freiheit zu verzichten.
    Bis heute konnte Selenus, der über ein überaus sensibles Gespür für Menschen verfügte, selbst nicht genau benennen, was genau ihn an Torquata band. Die Bindung zu Servius war viel loser und glich mehr einem Arbeitgeber-Dienstleister-Verhältnis.
    So sehr Selenus auch versuchte, sich selbst in diesem Punkt zu durchschauen, er kam nie weit.
    "Dominus, wir sind da", rief der Sklave unnötigerweise, denn natürlich hatte Selenus bereits bemerkt, wie dieser die Pferde gedrosselt hatte.
    "Ist gut. Klopfe jetzt an die Tür", wies er den Nubier an, blieb selbst jedoch noch im Wagen sitzen, um alles beobachten zu können.

    Salvete,


    wie bereits in einigen threads von Iulia Torquata angekündigt wird nun auch Caius Iulianus Selenus als Freigelassener des verstorbenen Caius Iulius Octavenus die Bühne des IR betreten.
    Also:
    Stand: Libertus
    Name: Caius Iulianus Selenus (oder geht auch einfach nur 'Selenus'? Oder würde man ihn dann mit einem Peregrinus verwechseln?)
    Wohnort: Roma


    Gratias ago.


    Valete!


    Selenus