Beiträge von Manius Claudius Maecenas

    Gedankenverloren starrte Maecenas auf den noch immer unvollendeten Brief hinab. Es wollten sich einfach nicht die rechten Worte einstellen, der richtige Ton, die nötige Distanz. Er schob es auf die drückende Schwüle, die nun schon seit Tagen alle Aktivitäten zur Qual machte, wusste im Grunde aber sehr wohl, dass ihm der Brief an seine Schwester auch bei gemäßigten Temperaturen nicht leichter von der Hand gehen würde. Nur nüchtern formulierte Banalitäten waren ihm bisher aus der Rohrfeder geflossen, Floskeln, Tratsch, unlustige Anekdoten. Nichts davon, wie sehr sie ihm in Wirklichkeit fehlte, kein Satz davon, wie sehr ihn die geheuchelte Anteilnahme und die ach so gut gemeinten Ratschläge der ansässigen Familien anwiderte. Seit Claudius Callidus gestorben war und sein zwanzigjähriger Sohn die Geschäfte übernommen hatte, kreisten die Häupter der landbesitzenden Familien über den attischen Gütern der Claudier wie Geier über einem hilflosen Milchlamm. Keiner der honorigen Herren, der sich die Unerfahrenheit des neuen Patrons nicht auf die eine oder andere Weise zunutze machen wollte, sei es durch die Vermittlung ihnen genehmer Zwischenhändler, durch Anspielungen auf alte Verbindlichkeiten, die sich in den Büchern jedoch nicht wiederfanden oder durch großzügige Kaufangebote für vermeintlich unrentable Grundstücke.


    Man meinte es gut mit dem jungen Claudier, man wollte nur sein Bestes, und der penetranteste von all diesen uneigennützigen Helfern war bedauerlicherweise Matienus, sein Schwiegervater in spe. Sollte er das etwa schreiben? Wozu? Um seine Schwester mit Vorgängen zu belasten, die zu handhaben allein seine Aufgabe war? Nein. Agrippina hatte mit ihrer Reise nach Rom den Schritt in ein neues Leben getan. Sie brauchte seinen Rückhalt, seine Unterstützung und nicht umgekehrt. Er würde dafür sorgen, dass sie in die bestmöglichen Hände kam, bei den Göttern, das würde er! Auch wenn ihn die Vorstellung, dass ein fremder Mann, und sei er noch so ehrenwert, einst seine wundervolle Schwester bespringen würde, schon jetzt um den Schlaf brachte.


    Ein flüchtiges Flackern ließ Maecenas von seinem Schreibpult aufblicken. War das ein Blitz? Er lauschte. Nur das einschläfernde Zirpen der Zikaden klang von den Gärten herauf, ansonsten lag dumpfe Stille über dem Land, wie immer zu dieser nachmittäglichen Stunde. Plötzlich bauschte ein jäher Windstoß die langen Leinenvorhänge, gefolgt von einem tiefen drohenden Grollen das den halbvollen Weinbecher auf dem Pult erzittern ließ. Tatsächlich. Ein aufziehendes Gewitter. Besorgt erhob er sich und ging zu einem der hohen Fenster hinüber. Das Meer lag noch noch immer reglos unter einem dunstig flimmernden Guss aus Licht und Hitze, von der östlichen Ebene jedoch schob sich langsam eine schwarze von Blitzadern durchflammte Wand auf die Hügel zu. Auch das noch. Das Gewitter kam von Osten. Ein bisschen Regen wäre die reinste Wohltat gewesen, Gärten und Haine hatten einen frischen Guss bitter nötig, was da aber heran rollte war ein knochentrockenes Chaos aus Wind und Feuer. Er hatte dergleichen schon zwei oder dreimal erlebt. Zum letzten mal allerdings als Kind, und da hatte sich sein Vater um alles gekümmert.
    „Kasemde!


    Die Tür zum Officium schwang auf. Ein dunkelhäutiger junger Servus eilte herein. „Dominus?“
    „Lauf zu Pyntius hinüber, die Pferde müssen von der Koppel. Sofort! Und dann rufst du die Männer am vorderen Brunnen zusammen. Ich komm gleich nach.“
    „Ja, Dominus.“ Mit patschenden nackten Füßen rannte der Nubier hinaus. Maecenas nahm einem letzten Schluck aus dem Becher und räumte dann die Papiere vom Pult. Der Brief an Agrippina musste warten und er war fast schon froh darüber, sich mit anderen Dingen beschäftigen zu müssen. Nachdem er die Läden geschlossen hatte lauschte er noch einmal den näher kommenden Donnerschlägen und beeilte sich schließlich, die Treppe hinunter zu kommen. Fenster und Türen mussten verrammelt, Heu und Trockenbottiche abgedeckt und verzurrt werden. Wasser musste bereit stehen. Viel Wasser. Und Sand. Ein guter Verwalter hätte das alles von sich aus veranlasst, aber Maecenas hatte noch keinen guten Verwalter gefunden. Alles hing an allein an ihm. Wieder einmal.


    Etwa zwanzig Meilen nordwestlich von Athen, auf halber Strecke zwischen den südlichen Ausläufern des Kithairon im Westen und dem Mons Egaleo im Osten, schmiegt sich das Anwesen der Gens Claudia an eine sanfte Hügelkette über dem Saronischen Golf.


    Neben einigen Obstgärten und Weinbergen werden hier vor allem ausgedehnte Olivenhaine bewirtschaftet, die sich der attischen Küste entlang nach Westen bis an die Hänge des Kitharion erstrecken. Sowohl die nördlich an den Claudischen Gütern vorbei führende Fernstraße von Athen nach Korinth als auch ein kleiner Hafen direkt am Fuße der Küstenhügel erlauben es, die Erzeugnisse des Landgutes wie Wein, Öl und Früchte zügig zu den großen Märkten und Häfen Achaias zu befördern.

    Vielen Dank, werter Tiberius Magnus.


    Da Manius bereits als Platzhalter existiert, nehmen wir einfach den, würde ich mal sagen.
    Gegen Manius ist ja nichts einzuwenden.
    Also: Einmal Manius Claudius Maecenas bitte. :)

    Nun, wenn das so ist, möchte ich mich auf diesem Wege zunächst einmal recht herzlich bedanken.
    Bei meinem bezaubernden Schwesterchen Pina für ihren warmen Empfang, bei meinem sehr geschätzten Großonkel Menecrates für seinen Vertrauensvorschuss, beim ehrenwerten Duccius Marsus für seine Richtigstellung und natürlich beim honorablen Tiberius Magnus für seine stets höchst gewissenhafte Arbeit. Cui honorem, honorem! ;):]