Beiträge von Gaidemar

    Diesmal hatte Gaidemar wohl wirklich Glück gehabt, den dieser Erstbeste, den er angesprochen hatte, entpuppte sich als genau die Person, die er gesucht hatte.


    Sofort durfte der Germane auch diese Tabula 'übergeben', die er zuvor in der Principia erhalten hatte. Dann kamen auch schon die ersten Befehle, die er befolgen sollte. Dementsprechend ging Gaidemar in die ihm zugewiesene Ecke des Raumes und fing an sich zu entkleiden, während ihm die nächsten Fragen gestellt wurden.
    Er legte gerade seine Hose zur Seite und sprach dann:"Knochenbrüche!" Darüber hatte er nicht lange nachdenken müssen. Beinahe im jährlichen Turnus hatte er sich früher etwas gebrochen. Wenn's reicht. "Aber nie etwas von Dauer.", schloss er seinen angefangenen Satz ab und zog sich sein Hemd über den Kopf.

    Der erste Schritt war getan und Gaidemar erhielt eine Tabula mit einigen Angaben, vermutlich zu seiner Person. Seine Antworten auf die Fragen des Typs aus dem Rekrutierungsofficium. Einige Fetzen konnte er verstehen. Seinen Namen, die Namen seiner längst verstorbenen Eltern. Nicht viel mehr.


    Jetzt führten seine Schritte ihn, wie befohlen, in das große Lazarett dieser militärischen Anlage, die ab nun sein zu Hause darstellte. Das Valetudinarium. Eines der größeren Gebäude innerhalb der Castra und daher schwer zu verfehlen. Dagegen war es durch die große des Gebäudes nicht einfach den exakten Raum zu finden, in den er befohlen wurde. Daher sprach er innerhalb des Lazaretts einfach den erstbesten Soldaten an, der ihm über den Weg lief. "He, Du!", Gaidemar hielt an und deutete mit der Rechten auf den Mann, den er im selben Moment ansprach. "Ich soll mich beim Medicus melden. Wo muss ich da hin?"

    Den ihm angebotenen Platz nahm er nur zu gern an und setzte sich auf den freien Stuhl.
    Die ihm entgegen geworfenen Fragen versuchte er in ähnlicher Geschwindigkeit zu beantworten. "Ich habe bereits 27 Winter miterlebt. Meine Eltern hiessen Markward und Walda. Geboren wurde ich im Land der Marcomanni, wie ihr sie nennt." Gaidemar musste sich den roten Bart kratzen, denn er brauchte einen Moment zum Überlegen, damit er nicht eine Frage des Schreiberlings überspringen würde.
    "Familie habe ich keine mehr, aber früher habe ich meinem Vater geholfen bei der Arbeit in der Schmiede. Ich kann arbeiten. Anpacken! Das sollte doch genug sein." Die letzten Worte verließen mit ruppiger Stimme seinen Mund. Innerlich aufgebracht dachte er darüber nach, wozu er solch weibischen Unsinn wie Schreiben und Lesen können sollte.

    ... Drei. Dem entsprechend klopfte er genau diese Anzahl von Malen an die Türe des Officiums in der Principia, zu der er von den Soldaten am Tor hingeschickt worden war. Er hatte keine Ahnung wie er sich richtig verhalten sollte, noch mit wem er hier eigentlich reden sollte, oder was als nächstes passieren würde. Daher harrte er der Dinge, die da kommen sollten, bis er dachte, eine Art von 'Herein' aus dem Innern des Officiums gehört zu haben und betrat das Rekrutierungsbüro der Ala II Numidia.
    "Salve, mein Name ist Gaidemar. Die am Tor meinten: hier würden noch tüchtige Männer gebraucht?!", stellte der Germane sich dann vor und wartete dann auf die Reaktion seines Gegenübers.

    Tüchtige Männer ... "Hrmpf!", stieß der Germane aus, während er zurück an seine bisherigen Erlebnisse dachte. Wenn er sich nicht 'tüchtig' nennen durfte, wer dürfte es denn dann? Lachhafte Vorstellung! Speichel sammelte sich in seiner Mundhöhle und Gaidemar musste ausspucken.


    Die weiteren Worte des Wachsoldaten ließen den raubeinigen Germanen hingegen völlig kalt. "Durchsuch mich ruhig.", antwortete er daher gelassen und ließ das kurze Abtasten stoisch über ihn ergehen. Der Soldat würde sowieso nichts bei ihm finden, dass in die Kategorie der 'gefährlichen Gegenstände' fallen würde. Gaidemar besaß kein Eigentum mehr, dass hier von Bedeutung wäre.
    Schließlich wurde er endlich herein gelassen. "Das große Gebäude da hinten, oder?", fragte er während seine rechte Hand in Richtung der Principia zeigte.


    Nachdem er eine Art von Antwort erhalten hatte, die ihn zufrieden genug gestellt hatte um fortzufahren, schritt er zwischen den beiden Wachsoldaten hindurch und betrat die Castra der Ala II Numidia.

    Die Sonne stand gerade exakt über der Außenmauer der Castra Alae, dem Reiterkastell der römischen Hilfstruppen. Ihr rötlicher Schimmer umspielte die hölzernen Spitzen der Wallanlage und fand sein Ende auf der gepflasterten Straße vor dem Tor des Kastells. Genauso wie sich dort auch das Ende der Reise des Germanen befand. Eine Reise die für seinen Geschmack schon viel zu lange ging.


    Tag für Tag war ins Land gezogen, Dorf um Dorf und Hof um Hof waren an ihm vorbeigezogen, während seine Schritte ihn stetig weiter gen Norden trieben. In seinen Schritten schwang stetig eine Hoffnung mit. Eine Hoffnung auf ein neues Leben, eine neue Chance für den gescheiterten Helden.


    Langsam näherte er sich dem gewaltigen Tor und blieb dann in einem respektvollen Abstand zu den Wachsoldaten stehen und erhob die Hand zum Gruße. Der Wind ließ den Ärmel an seinem erhobenen Arm in der Dämmerung flattern, als er mit kräftiger Stimme sprach: "Salve Soldaten! Mein Name ist Gaidemar. Sucht ihr noch Männer für die Armee?"