An Sisenna Furius Merula
Castra Legionis II Germanicae
Mogontiacum
ANTE DIEM VI KAL MAR DCCCLXVII A.U.C.
Sextus Furius Pinna
in Alexandria befindlich
in schwerer Situation
und manchen Gedanken
seinem lieben Bruder Merula,
Gruß zuvor.
Lieber Sisenna,
es hat nun eine Zeit gedauert, bis ich mich tatsächlich hingesetzt habe, dir zu schreiben. Und davor auch eine Zeit, bis ich erfahren konnte, wo genau du hingezogen bist, seit wir uns das letzte Mal in Sparta gesehen haben.
Du bist jetzt also in der Legion in Germania? Wie gefällt es dir?
Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so leicht ist, sich an das, wie man hört, miese Wetter dort zu gewöhnen. Bestimmt ist auch viel Mühe und Anstrengung dort, mit der du konfrontiert bist.
Ich selber befinde mich derzeit in Alexandria. Vor einigen Wochen bin ich hier angekommen, vorher war in in Italia, dann wieder in Achaia, habe ein paar Fässer Wein und Oliven transportiert, hier verkauft, und stehe jetzt gerade so annehmlich da. Abzüglich meiner Kosten bleibt mir, nun ja, ein kleiner, aber anständiger Betrag, mit dem ich so zurechtkomme.
Lieber Sisenna, ich möchte dich um etwas bitten. Wie du weißt, hat unser Vater zwar Geld hinterlassen, aber die Sache mit unserer Mutter, dem Haus in Sparta, und all dem, hat viel davon weggefressen. Weshalb Du, wie ich glaube, ja selber auch weggegangen bist.
Nie habe ich dich angelogen, lieber Bruder, und will es auch jetzt nicht tun, darum lass mich in aller Offenheit eine Bitte an dich niederschreiben.
Nach meiner Ankunft hier erhielt ich von einem meiner Lieferanten ein verlockendes Angebot. Wein, Garum, und andere Artikel stehen dort nach der Auflösung eines Geschäfts zum Verkauf, zu einem extrem niedrigen Preis. Die Qualität der Produkte soll überragend sein, und ich vertraue diesem Mann, da ich nur allerbeste Erfahrungen mit ihm gemacht habe.
Der Haken an der Sache ist folgender: Der Verkauf erfolgt nur in der Gesamtmasse. Und selbstverständlich wird nicht angeschrieben. Ich bin guter Hoffnung, alles, was ich so in Spanien erwerben würde, in Alexandria oder von mir aus auch anderswo, loszuwerden. Das Problem ist nur: mir fehlt das Geld.
Timesias, der Freund unseres Vaters, du kennst ihn, kann mir auch kein Geld geben. Oder will es nicht. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.
Meine Bitte: Merula, wenn du irgendwie einen Geldbetrag von vielleicht 350 Sesterzen entbehren könntest, bitte hilf mir damit! Du erhältst das Geld bald zurück, zusätzlich die Hälfte des Gewinns, den ich zu machen gedenke.
Ansonsten wurde mir ein Eintritt in die Marine nahegelegt. Was denkst du darüber?
Wie geht es dir ansonsten? Hast Du alles, was du benötigst?
Schreibe mir bald!
Dein Bruder
Sextus Furius Pinna