Natürlich durchströmte sie die Angst. Sie wusste, wie wankelmütig ihre Domina derzeit war, kannte die abschätzenden Blicke und den manchmal neidvoll musternden Augenblick auf sie selbst. Lavinias Schusseligkeit, genau in dieser Phase der Gereiztheit der Domina... war einfach der falsche Zeitpunkt. Wie hatte sie es auch einfach vergessen können!
Sie ließ sich bugsieren, setzte sich blass wie eine Marmorstatue auf den Hocker. "Wein klingt hervorragend." Fassung bewahren, nicht durchdrehen Es war so schwierig, nicht sofort in Tränen auszubrechen. Aber sie konnte sich auch nicht die Blöße geben, vor diesen ihr fremden Menschen nun in eine hysterische Furie zu werden. So versuchte sie, das innere Zittern einzudämmen und rationaler die Gedanken zu suchen. Was war nun das Beste? Sicher, dass der Dominus, wie er es vorschlug, direkt selbst hinging.
"Sie wird euch sicher zuhören. Sie... ist angetan von den Gesprächen mit Herren wie euch." Sie beließ es bei der wagen Aussage, auch wenn Lavinia damit innerlich daran dachte, wie gern die Domina auch gern einmal mit fremden Herren ins schmeichelnde Gespräch abdriftete. Und der Dominus war zweifelsohne ein jüngerer und ansehnlicher Mensch, der der Domina sicher gefallen würde. So viel wusste Lavinia dann doch über den Geschmack ihrer Herrin.
"Das Anwesen ist in der Nähe der Porta Salutaris, wenn man dort nach der Casa Decimus Octavius Crus nachfragt, weiß man eigentlich, wo man hin muss."
Sie atmete tief durch. "Ihr habt sicher anderes zu tun, als euch um eine Serva zu kümmern, die zu vergesslich ist und die Sachen ihrer Domina verliert."