Beiträge von Titus Tiberius Merula

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpgDer junge Tiberius war schon vor dem Morgengrauen auf den Beinen gewesen, um sich in jedem Falle pünktlich – wenn nicht sogar vor der verabredeten Zeit – im Legionskastell einzufinden. Von seiner Cousine und deren Gatten hatte er sich schon am Vorabend verabschiedet, da er von beiden nicht verlangte, dass sie ebenso früh aufstehen, wie er es musste.

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    Begleitet von seinem Leibsklaven und Berater Diogenes sowie seinem Custos Corporis Connell, dem keltischen Hünen, und zwei weiteren Sklaven aus dem Haushalt seiner Cousine passierte er das Tor der Castra. Die Wachen waren informiert worden, sodass es keinerlei Schwierigkeiten gab. Lediglich Connell traute dem Braten nicht, weshalb er unter Grummeln und mit zusammengekniffenen Augen die wachhabenden Soldaten genau im Blick behielt, bis sie das Tor durchschritten hatten. Auf dem Platz nahe der porta wartete bereits der kleine Reisetross, welcher gerade vorbereitet wurde. Diogenes wies die beiden Sklaven des duccisch-tiberianischen Haushaltes an, das im Gegensatz zu seinen Reisegefährten weitaus weniger umfangreiche Gepäck bei den Soldaten abzuladen, damit sie es auf die Maultiere verteilen konnten. Der Tiberier hatte ja seine Bildungsreise abgebrochen, als er von den Gerüchten über die Villa Tiberia in Rom gehört hatte, und hatte somit nur wenige Habseligkeiten dabei. Auch während des kurzen Aufenthaltes in Mogonitacum hatte er sich nur das ein oder andere Mitbringsel gegönnt, um die Stadt im Norden des Reiches nicht zu vergessen – er hatte bei jedem seiner Aufenthalte ein kleines Erinnerungsstück mitgenommen. Connell lies sich ebenfalls von Diogenes bei den Maultieren abstellen und bekam die Anweisung, einfach nur zu warten und keine Dummheiten anzustellen. Mit finsterem Blick beäugte er die Soldaten und ließ diese nicht aus den Augen.


    Merula schritt derweil auf Gracchus Minor zu, welchen er anhand seiner Kleidung identifizierte, und stellte sich selbst vor, um sich im Anschluss daran für die Offerte der Teilnahme an der Reise zu bedanken, welche er über seinen Bruder erhalten hatte. "Flavius, ich grüße dich. Ich bin Tiberius Verus Bruder, Titus Tiberius Merula. Ich möchte dir jetzt schon meinen Dank dafür aussprechen, dass du mir die Partizipation dieser luxuriösen Möglichkeit der Reise nach Rom offeriert hast." Es war ihm auch nie ein Grund in den Sinn gekommen, wieso das nicht möglich gewesen sein sollte, immerhin war Verus sein Bruder und alle drei hatten das selbe Ziel. Dennoch war ihm der Dank an Gracchus Minor wichtig und gehörte zur höflichen Etikette schlichtweg dazu. "Mir scheint, mein Bruder lässt noch auf sich warten?"

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpgÜberrascht zog der griechische Gelehrte erneut seine Augenbrauen hoch. Wenn dieser Mann Tiberius Verus war, wieso fragte er dann? Dieser zynische Spaß war vermutlich zu hoch... nein eher zu tief für den Intellekt des Griechen. Aber sei es drum. "Na wenn das so ist." entgegnete er dem Centurio und ging zu seinem dominus zurück.


    "Dominus, dieser Centurio ist dein gesuchter Bruder." sagte er informativ sachlich, sodass jetzt Merula derjenige war, der die Augenbrauen hochzog. Dieser Grieche hatte es wirklich nicht so mit Emotionen! Dieses mal zog Merula die Augenbrauen hoch und gab ein überraschtes "Oh! Wie erfreulich!" von sich. So setzte er sich mit seinen Gefolge um ihn herum in Bewegung und ging auf seinen Bruder zu, den er schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatte. Mit offenen Armen – aber nicht zu überschwänglich, um die Etikette zu wahren – näherte er sich Verus. "Bruder! Lass dich herzen!" Ja die umliegenden Wachen würden schon merken, dass die beiden sehr unterschiedlich waren. Merula war eher schlank und hatte bei weitem nicht die Statur eines Soldaten, wie sein Bruder sie hatte. Ebenso war Verus – auch wenn er immer deutlich sensibler war – kerniger als sein kleiner Bruder, der dafür etwas eloquenter war und sich seinem Stand entsprechend vornehmer gab. Doch dies war nie eine Barriere zwischen den beiden gewesen, die sie in Zwietracht gebracht hätte. "Welch glückliche Fügung, als hätten die Götter von unserem Treffen gewusst und uns schon vor den Toren der Castra zusammengeführt." Nachdem die Familienherzlichkeiten ausgetauscht waren, senkte er wieder seine Stimme. "Können wir irgendwo ungestört reden?"

    Einige Tage waren nach seiner Ankunft vergangen und Merula genoss noch immer die Gastfreundschaft seiner Cousine sowie ihres Gatten. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde er nach Rom aufbrechen, um seiner Schwester und seiner Tante unter die Arme zu greifen, welche zu diesem Zeitpunkt noch in der Villa Aurelia verweilten. Merula würde mit seinem Bruder Aulus, der zu den Prätorianern berufen worden war, und einem flavischen Tribun nach Rom reisen – ein glücklicher Umstand, war er somit doch Teil einer militärischen Eskorte und musste sich ob des Begleitschutzes keinerlei Sorgen machen. Vielleicht konnte er mit dem Flavier einen nützlichen Kontakt knüpfen, in Rom kannte er ja keinen der höheren Gesellschaft mit Ausnahme seiner noch verbliebenen Familienmitglieder.


    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpgBevor der Tiberier also in wenigen Tagen die Reise nach Rom antreten würde, wollte er den Gatten seiner Cousine noch auf offiziellem Wege aufsuchen. So ging er, begleitet von Diogenes, herüber zu dem Gebäude, wo sich das Officium des Legatus Augusti pro Praetore befand. Der Mann war viel beschäftigt, daher würde es wohl etwas dauern. Diogenes kündigte seinen Herren unterdessen bei dem Sekretär an. "Mein dominus, Titus Tiberius Merula, wünscht den Legatus zu sprechen."

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpgNoch bevor die Wache antworten konnte, trat einer ihrer Vorgesetzten heran und schien das Prozedere hier aus irgendeinem Grund übernehmen zu wollen. Dieser Vorgesetzte entpuppte sich als Centurio, was Diogenes zu hoffen gab, dass dieser definitiv Merulas Bruder kennen würde. Die Hoffnung schwand allerdings, als sich der muskulöse Mann mit gezückter Vitis vor ihm aufbaute und diese auf ihn richtete, woraufhin der gelehrte Grieche kurz seine Augenbrauen hob und etwas zurückwich, ohne dabei einen Schritt zurückzutreten. "Nun Centurio, so du selbst schon auf die Familienbande zu sprechen kommst, findest du darin auch den Grund für den Besuch meines dominus." Leider wirkte Diogenes aufgrund seiner sachlichen und vor allem belehrenden Art schon teilweise etwas frech. Dass er dieser Linie ob der Gegenwart eines Centurios in Reichweite dessen Vitis treu blieb, war ebenso mutig wie töricht. "Private Angelegenheiten, Centurio." schob er dann noch nach, um einer nervigen Nachfrage vorzubeugen.

    Der Tag war noch nicht so weit vorgeschritten, als das ein Treffen mit seinem Bruder in der Castra Legionis nicht möglich gewesen wäre. Zudem hatte sich seine Cousine in ihre privaten Gemächer zurückgezogen, um ihren... Frust zu verdauen. Auf seinem Gästezimmer wollte Merula den Rest des Tages nicht verbringen, das wäre doch zu unproduktiv ob der Dringlichkeit seiner familiären Angelegenheiten gewesen.


    http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Kelte.jpgDen Wagen ließ er an der Regia zurück und machte sich stattdessen zu Fuß mit seinem Leibsklaven Diogenes, dem keltischen Hünen und weiteren von seiner Cousine bereitgestellten Wächtern auf den Weg zur Castra Legionis. Es war auf der einen Seite kein langer Weg - musste er doch nur eine der Hauptstraßen über das Forum hinweg folgen - und auf der anderen Seite konnte er so die kulturelle Vielfalt, über die Mogontiacum bis an die Grenzen des Reiches bekannt war, und deren Auswirkungen begutachten.


    Wie gedacht, dauerte es tatsächlich nicht allzu lange, bis der Tiberier mit seinem Gefolge sein Ziel erreichte. Routiniert trat Diogenes aus dem Gefolge um seinen dominus hervor, welcher in gebührendem Abstand vor der Porta Castrae stehen blieb, um Merula anzukündigen. Zum dritten Mal an diesem Tage tat er also genau dies und hoffe drauf, dass es wie beim zweiten und nicht wie beim ersten Mal laufen würde.

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg "Salvete Milites. Mein dominus Titus Tiberius Merula begehrt Einlass in die Castra Legionis, um seinen Bruder Centurio Tiberius Verus zu sprechen." Auch beim dritten Mal betonte er den nomen gentile besonders, aber weniger energisch als beim letzten Mal, damit den Soldaten auch klar war, wen sie hier vor sich hatten – einen Verwandten eines Offiziers sowie seiner Cousine Tiberia Lucia, welche mit dem Legatus Augusti pro Praetore und gleichzeitig Legatus Legionis liiert war. Erwartungsvoll aber stoisch ruhig blickte er in die Gesichter der Soldaten.

    Völlig naiv hatte er auf die sachliche Antwort seiner Base gewartet. Oh wie töricht er doch war. Wie es Diogenes vorhergesehen hatte, brach die Tiberia völlig aus sich heraus, explodierte nahezu. Der Grieche hielt die Augen geschlossen und tat so, als wäre er nicht anwesend – in stoischer Ruhe versunken wartete er einfach ab, bis das Getöse vorbei sein würde. Sein dominus hingegen trat als erste Reaktion einen Schritt zurück und zog die Augenbauen hoch. "Wie meinen?" entgegnete er erstaunt von der Wortwahl seiner Cousine. Als Antwort, die eigentlich keine an ihn gerichtete war, erklangen weitere Flüche, wie er sie noch von niemandem gehört hatte. Was war denn in Lucia gefahren? Das hiesige Klima und ihre Zeit mit ihrem germanischstämmigen Gatten und dessen Familie war ihr wohl nicht gut bekommen.


    Als sie andeutete, etwas in seine Richtung zu werfen, machte er einen weiteren Schritt zurück und duckte sich kurz. Irritiert schaute er zu seinem treuen Begleiter und bewunderte schon fast dessen stoische Ruhe – wie eine Säule, als gehöre er zum Inventar des Hauses, stand er da. Merulas Cousine verschwand in Richtung Triclinium, welcher er mittlerweile nur noch mit einer hochgezogenen Augenbraue und halb offenem Mund hinterher sah. Ob der Geräusche bzw. des Lärms, welche aus dieser Richtung an sein Ohr drangen, wartete er vorerst damit, ihr zu folgen – sicher war sicher.


    Einige Momente später trat die Sklavin heran, der er wohl laut Diogenes seine unproblematische Einlassgewähr zu verdanken hatte. Er könnte wohl nun seiner Base in das Triclium folgen, sagte sie dem Griechen, der mittlerweile seine Augen geöffnet hatte, aber immer noch regungslos mit verschränkten Händen vor dem Körper wartete. Jetzt amtete er allerdings laut aus, als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten, und schritt an seinen dominus heran. "Dominus, du darfst deiner Cousine nun folgen." Natürlich hatte Merula die Worte der Sklaven ebenfalls vernommen, aber die Etikette verlangte es eben, dass er nicht direkt angesprochen wurde.

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg "Sollte ich?" fragte er seinen Sklaven, ohne den Blick in Richtung Triclinium zu brechen. "Nunja. Einerseits wäre es unhöflich, es nicht zu tun, anderereits möchtest du ja deine Familienangelegenheiten klären, also ja, solltest du." legte Diogenes seinem dominus logisch dar. Mit einem strafenden Blick alla 'Ich sollte dich vorschicken, um zu überprüfen, ob es wirklich sicher ist.' ob dieses belehrenden Tonfalls gab er dem Griechen zu verstehen, dass diese Antwort überflüssig war.


    Merula amtete einmal lange aus, um dann gefolgt von Diogenes in das Triclinium "vorzudringen", als sei er an vorderster Front einer Schlacht. Was er vorfand war ein für die Verhältnisse der Kraft seiner Cousine relativ verwüsteter Raum. Langsam näherte er sich einer der freien, etwas verrückten Klinen und legte sich langsam auf jene nieder, bevor er vorsichtig das Wort an seine Cousine richtete. "Deiner... Reaktion entnehme ich, dass uns die Gewissheit wohl entbehrt bleibt." Es war ja nicht so, als dass er sich nicht mit Frauen auskannte, aber mit einer derartigen Reaktion war er sichtlich überfordert. Pragmatisch wie er war, versuchte er weitestgehend nicht mehr darauf einzugehen, sondern lieber die nächsten Schritte zu planen. "Nun, dann bleibt es wohl an mir, Gewissheit für uns in Rom zu finden. Ich wollte lediglich auf dem Wege von Belgica aus in Mogontiacum rasten und nach meiner... " nach dieser Reaktion war er sich nicht mehr so sicher, ob das folgende Adjektiv noch wirklich zu seiner Base passte "lieben Cousine sowie meinem Bruder sehen. Außerdem liegt es wohl im Interesse unserer Familie, wie wir weiter vorgehen zu gedenken. " er verzichtete lieber auf den belehrenden Zeigefinger, welchen er halb ausgeklappt dann doch wieder zurückzog. Jetzt hatte er erst einmal genug gesagt. Mal sehen, wie Lucia reagieren würde. Eines war ihm allerdings klar. Seinen Bruder würde er am besten heute noch in der Castra Legionis aufsuchen. Von diesem war – auch wenn er der deutlich sensiblere und emotionalerer unter den Geschwistern war – definitiv nicht eine derart explosionsartige Reaktion zu erwarten, wie von ihrer Cousine... und er war sogar Soldat!

    Natürlich hatte Merula gemerkt, dass sein Kompliment mehr oder weniger an Lucia vorbeiging - was er ihrer Reaktion und ihrem Blick entnommen hatte -, allerdings war es auch nicht mehr als eine höfliche Floskel der Manierlichkeit, wie man sie in seinen Kreisen - selbst unter Verwandten! - pflegte. Die Frage nach den Geschehnissen in Rom bis nach dem Essen aufzuschieben zugunsten der gleichen Konventionen, wäre für ihn undenkbar gewesen. Dafür war er nämlich viel zu pragmatisch. Gerade heraus wollte er die Wahrheit wissen. Die Reaktion seiner Cousine verriet ihm aber schon nach wenigen Sekunden, dass sie anscheinend ebenfalls mangelhaft bis vielleicht sogar ungenügend informiert war. Ihre Anspannung bemerkte er natürlich, was ihn aber nicht daran hinderte, direkt ohne Rücksicht auf Verluste nachzufragen. Hätte er Augen im Hinterkopf, sähe er einen Zähne knirschenden Griechen, der ihm mit einer wedelnden Bewegung seiner Hände signalisieren wollte, jetzt besser vorsichtig zu sein - auch wenn er noch nie verheiratet gewesen war, hatte er doch genug Zeit gehabt, die Frauen objektiv zu studieren. "Auch nichts?" fragte Merula verwundert, um dann sachlich zu erklären, was er denn "wusste". "Ich vernahm in meinem Dunstkreis lediglich Gerüchte von einem Aufstand in der urbs aeterna. Die Villa sei wohl von marodierenden Aufständischen zerstört worden. Ich habe meine Bildungsreise unterbrochen und erhoffte mir hier bei dir und Aulus Gewissheit zu finden." Erwartungsvoll wartete er auf eine sachliche Antwort seiner Cousine mit hoffentlich mehr Fakten - er ging jedenfalls davon aus, dass sie, wie vermutlich Aulus auch, irgendwelche Kunde aus Rom per Brief erhalten haben musste -, währenddessen Diogenes langsam die Augen schloss, langsam ausatmete und die noch herrschende Ruhe vor der vermutlich explosionsartigen Antwort der Tiberia genoss - sein dominus hatte noch viel zu lernen.

    Du musst dafür keine Betriebe haben. Grundstücke kannst du nicht einfach in der WiSim kaufen, das macht sie eben so besonders und wertvoll.


    Grundstücke können nur generiert und von Spielern natürlich eingestellt werden. So ein Verkauf muss allerdings online ausgespielt werden. Beispiel: Römischer Senator will sein Landgut nahe XY abtreten, ein Lokalpolitiker in der Gegend möchte das Grundstück aufkaufen, um dort anzubauen. Dann handeln die das SimOn per Brief aus und dann wird das persönliche Angebot in der WiSim erstellt, um den Kauf abzuwickeln.


    Grundstücke lassen sich mittlerweile meines Wissens nach nur noch durch die Quests generieren. Damals (vor zwei Jahren glaube ich) bekam man, wenn man eine neue Patrizier-ID angelegt hat, ein Startgrundstück.



    Kurzum: Grundstücke sind heiß begehrt, weil sie eben pro Woche, ohne das du etwas dafür tun musst, Ertrag liefern. Läppert sich eben in der Summe. Grundstücke = Macht. 8)


    edit: Und du brauchst natürlich Grundstücke für die Ritter- bzw. Senatorenlaufbahn, daher sind sie auch heiß begehrt!

    Merula stand mit dem Rücken zu der Richtung, aus der seine Verwandte kam, und schaute Diogenes müde an, welcher ihm mit schmal geformten Lippen zunickte. Die Reise war lang gewesen und sie hatten nur gerastet, wenn es eben nicht anders ging.


    "Merula!" hieß es dann endlich und der Tiberier drehte sich schnell um 180 Grad und blickte in die Augen seiner Cousine, die sich im Laufe der Jahre zu einer wunderschönen Frau entwickelt hatte. Doch Merula blieb keine Zeit für derartige Gedanken, deswegen ließ er sie gar nicht erst aufkommen und beschränkte sich dabei auf ein kurzes Kompliment, wie man das eben in ihren Kreisen so machte, wenn man ein Gespräch begann. Etwas irritiert war er dann aber doch, als Lucia von 'Überraschung' sprach. Diogenes hatte ihm erzählt, dass die Sklavin erzählt hatte, sie seien bereits erwartet worden. Er schob dieses vorerst unwichtige Detail zur Seite und erwiderte die Begrüßung.


    "Lucia! Lass dich anschauen!" er ergriff ihre Hände sanft zur Begrüßung "Deine schönen Augen verraten mir, dass du tatsächlich meine kleine Cousine bist. Du siehst hinreißend aus." Das letzte Mal hatten sie sich auf einer Familienfeierlichkeit gesehen, als sie noch Kinder waren. An ihre Augen konnte er sich aber noch sehr gut erinnern, waren sie doch so blau und so tief wie das Mittelmeer, dass er mit dem Schiff überquert hatte, bevor er in Hispania seine Bildungsreise nach einem Aufenthalt bei seiner Tante Maximilla gestartet hatte. "Ich bin wahrlich gut versorgt." signalisierte er mit einer beschwichtigenden Handbewegung in Richtung der Sklaven. Er war natürlich sehr hungrig und müde, aber er musste jetzt einfach die Gewissheit haben, was die Gerüchte anbelangte. Bevor er also seiner Cousine ins Triclinium folgte, fragte er sie direkt heraus "Lucia, nun sprich doch, sind die Gerüchte wahr?" Worum es ging bedurfte keiner weiteren Erklärung. Die Frage im Zusammenhang mit dem Wort 'Gerüchte' sollten seiner Cousine eigentlich verständlich machen, dass er keinen Brief aus Rom erhalten hatte - vermutlich wurde dieser nach Achaia in die Heimat geschickt, wo er sich ja seit Monaten nicht mehr aufgehalten hatte.

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Während Merula aus dem Wagen ausstieg redete Diogenes noch mit der jungen Sklavin und ließ sich instruieren. Man würde sie hier abholen und alsbald ins Atrium geleiten. "Wir werden gleich ins Atrium geleitet, woraufhin du dich waschen kannst, bevor du deiner Verwandten gegenüber trittst, dominus." erklärte er Merula und half ihm, seine Kleidung zurecht zu ziehen. Er sprach von 'Wir', auch wenn es natürlich um seinen dominus ging, allerdings folgte er diesem auf Schritt und Tritt, wobei ihm seine Stellung jederzeit bewusst war. "Gut." entgegnete Merula knapp und überprüfte, ob seine Kleidung auch wirklich keine Falte mehr warf.

    http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Kelte.jpg Danach richtete er sich an seinen Custos Corporis. "Connell, beim Wagen warten, Gepäck bewachen." Der Kelte, dem Merula auf seiner Bildungsreise während einer Versteigerung in Hispania gekauft hatte, verstand noch nicht viel, eher einzelne Wörter. Diogenes würde ihm im Laufe der Zeit versuchen so viel Latein beizubringen, dass die Anweisungen auch detaillierter ausfallen konnten. Mit Gesten und Handzeichen unterstützte der Tiberier dem Hünen das, was er zu tun hatte. Diogenes hätte das genau so gut machen können, allerdings war Merula der Meinung, dass Sklaven von Anfang an wissen sollten, wer ihr dominus war und von wem sie ausschließlich ihre Anweisungen erhielten. Zudem schien der Mann nicht besonders helle zu sein, somit würde ihn das bestimmt sonst auch nur verwirren. "Warten, bewachen, dominus." wiederholte der Hüne prompt und hatte verstanden. 'Bewachen' war eigentlich das falsche Wort, er sollte lediglich das Gepäck beaufsichtigen, bis irgendwelche Sklaven das Gepäck in das Domus seiner Cousine schaffen würden, immerhin ging er schon davon aus, dass sie beabsichtigte, ihn dort zu beherbergen. Allerdings kannte der Hüne bislang nur das Wort 'Bewachen' und so nahm er auch eine relativ ernste und abschreckende Haltung ein, was Diogenes innerlich den Kopf schütteln ließ. Für den gebildeten Griechen würde der Lateinunterricht mit Connell eine beachtliche Herausforderung werden. Immerhin hatte er schon viel über diese Barbaren gelesen, weshalb er nicht ganz so pessimistisch gestimmt war.


    Es dauerte nicht lange, dann wurde Merula gefolgt von Diogenes ins Atrium geführt, wo man, wie angekündigt, etwas zu trinken und eine Waschschüssel bereit stand. Der Tiberier reinigte zunächst seine Hände und Unterarme in der Schüssel, bevor er seine Hände erneut in die in die Schüssel tauchte, sie zu einer Schale formte und sich anschließend das Gesicht, seinen Hals und seinen Nacken benetzte. Eine Sklavin reichte ihm ein Handtuch, welches er kommentarlos entgegennahm und sich abtrocknete. Sie nahm das Handtuch wieder entgegen und ein Sklave reichte ihm etwas verdünnten Wein. Merula nahm den Becher, schwenkte ihn ein paar Mal und trank dann einen Schluck daraus, bevor er daraufhin die Augenschloss und tief ein und ausatmete. Er war endlich angekommen, hier würde er Gewissheit hinsichtlich der Gerüchte über die angebliche Katastrophe erfahren, die seine Familie in Rom erlitten hatte. Mit einem Handzeichen wies er den Sklaven an, auch Diogenes mit etwas zu trinken zu versorgen.


    Nun galt es zu warten. Wie würde seine Cousine wohl nach all den Jahren aussehen? Ob er sie noch erkannte? Wann hatten sie sich das letzte Mal eigentlich gesehen? Das muss auf einer der Familienfeiern in Rom gewesen sein, als sie noch Kinder waren. In Rom... in der Villa Tiberia... und schon war er mit seinen Gedanken wieder bei den Gerüchten. Ungeduldig ging er auf und ab, ihm entwich sogar ein genervtes Stöhnen. Perfekt. Wie unwichtig ihre Aufmachung in diesem Moment doch ist... dachte er sich dabei nur. Klar, er konnte schon verstehen, dass die römische Frau von hohem Stand stets modisch gekleidet, frisiert und geschminkt sein wollte bzw. musste. Aber er war doch kein normaler Gast und es gab doch gerade wirklich wichtigeres, als Locken und Farbe im Gesicht. Diogenes konnte auch nicht mehr für seinen Dominus tun, als mit schiefem Mund einfach nur dazustehen und abzuwarten. "Sie wird sicher gleich hier sein, dominus." versuchte er dann doch Merula etwas zu beruhigen. "Die Frauenwelt wird mir immer ein Mysterium bleiben." Dass sich das 'immer' weit über Merulas sowie das Leben vieler anderer Männer über Generationen, Epochen und Jahrhunderte bis ins Heute ausdehnen würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal erahnen.





    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Gerade hatte Diogenes seine Ankündigung mit den Betonungen auf 'Tiberius' und 'Tiberia' vollendet, da schob sich kecker Weise eine junge Sklavin zwischen ihn und die Wachen und ergriff das Wort. Der gebildete Grieche betrachtete die junge Frau mit hochgezogenen Augenbrauen und runzelte ob ihrer Worte die Stirn. Man hat uns erwartet? Das uns bezog sich natürlich auf seinen dominus und sein Gefolge, erwartet war aber natürlich nur Merula. Diogenes hinterfragte das allerdings nicht lange, sondern nutzte die Chance, der weiteren Kontrolle der Soldaten zu entgehen. So stieg er zurück zu seinem dominus in den Wagen und klopfte wieder zwei Mal an die Decke des Wagens, woraufhin der Lenker die Zügel schwang und den hohen Besuch durch die Porta in den Innenhof fuhr. "Man erwartet dich bereits, dominus." "Ist dem so?" fragte Merula verwundert zurück. Vielleicht hatte sich seine Ankunft hier schon verbreitet, was aber doch mehr als unwahrscheinlich war. Ohne weiter darüber nachzudenken zog er seine Kleidung zurecht und stieg aus dem Wagen, als dieser im Innenhof zum Stehen kam.

    Während der Wagen durch die Straßen lenkte, begutachtete Merula durch das Fenster, dessen Vorhang er dieses Mal gänzlich beiseite geschoben hatte, die Stadt. In aller Ruhe betrachtete er die Gebäude der Stadt, egal ob es Insulae oder öffentliche Gebäude waren. Hier, in der Hauptstadt der Provinz, erlebte er die kulturelle Vielfalt, welche in anderen Provinzen nicht ganz so vorzufinden war. Das Interesse ließ allerdings schnell nach. Er war nicht mehr auf seiner Bildungsreise - diese hatte er ob der Umstände ja abbrechen müssen - und sein Kopf war voll mit Sorgen und Ängsten hinsichtlich der noch unbestätigtem Gerüchte.


    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpgVor der Regia bleib der Wagen stehen. Das Spiel um Einlass ging von vorn los. Leicht seufzend stieg Diogenes erneut aus dem Wagen und kündigte seinen dominus an. Den Siegelring zeigte er diesmal direkt vor, in der Hoffnung die Soldaten kannten das Siegel wenigstens hier, wo doch die Frau des Statthalters eine Tiberia war.
    "Mein dominus Titus Tiberius Merula ist hier, um mit seiner Cousine Tiberia Lucia zu sprechen." auf subtile Art etwas frech betonte er diesmal den nomen gentiles seines dominus noch länger, nannte den Namen seiner Cousine und betonte auch deren nomen gentile besonders, damit den Soldaten noch transparenter war, um wen es sich hier handelte. Dass sie lange gereist waren, musste er nicht erwähnen, das konnte man sehen.

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg ... 'eines mir unbekannten Hauses'? rezitierte Diogenes die Aussage des einen Miles innerlich. Er hatte noch nie von den Tiberii gehört? Einer patrizischen Gens, die über Jahrzehnte glorreiche Senatoren, Politiker, Feldherren hervorgebracht hatte? Er kannte nicht die Tiberier, obwohl die Gattin des Legatus Augusti pro Praetore eine Tiberia war? Der gebildete Grieche schüttelte lieber nur innerlich den Kopf, sonst hätte er vermutlich gleich zwei Speere im Bauch und ein Gladius im Halse stecken.

    http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Kelte.jpg Das matschige Geräusch hinter sich, vernahm er kaum, stand er doch zu weit weg von dem Wagen seines dominus. Als daraufhin die Soldaten eine Abwehrhaltung einnahmen, da sie sich offensichtlich bedroht fühlten, erschrak der Grieche. Hatte er etwa doch mit dem Kopf genickt? Er machte einen Schritt zurück und sah über seine Schulter, damit er nicht stolperte. Dabei erblickte er Connell, der wohl vom Wagen gesprungen war und sich grimmig dreinschauend daneben aufgebaut hatte. 'Umhaun, dominus?' So ein Dummkopf! dachte Diogenes nur und war schon bereit für die angekündigten Speere im Bauch und das Gladius um Hals, als die Soldaten sich dann doch wieder beruhigten. Er hatte nicht gehört, was sein dominus gesagt hatte, aber es war doch stark davon auszugehen, dass dieser die Frage des Hünen verneint hatte. Als die Erlaubnis der Soldaten folgte, stieg der Grieche zurück in den Wagen und der Kelte zurück auf den Wagen. "Wieso hat das so lange gedauert?" fragte Merula seinen Leibdsklaven und Sekretär genervt und ließ den Vorhang des Fenster aus seinen Fingern gleiten, sodass dieser wieder zu fiel. "Missverständnisse, dominus. Missverständnisse." Diogenes wusste, dass das letzte, was sein dominus jetzt gebrauchen konnte, unnötiger Stress war, also beließ er es dabei und erzählte ihm auch nichts von den abschätzigen Worten der Soldaten. Dass Merula allerdings ein paar Wortfetzen mitbekommen hatte, wusste der Grieche nicht. Schließlich gab Diogenes dem Lenker des Wagens durch zweimaliges Klopfen das Zeichen, loszufahren. Das Ziel war schon seit Anbeginn der Reise klar: Die Regia, wo der Legatus Augsti pro Praetore residierte und Merula seine Cousine Lucia hoffentlich antreffen würde.

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Die abschätzigen Worte nahm der Grieche weder persönlich noch ernst. Seine stoische Ruhe und Philosophie verbat es ihm, sich über derlei Dinge aufzuregen. Zudem war er den Legionären geistig um einiges überlegen, was ihm ausreichend Genugtuung verschaffe hätte, sollte er sie jemals brauchen. Was die Soldaten danach verlauten ließen, war doch äußerst kurios. Tiberius Merula schienen sie nicht zu kennen - gut, dass war klar, woher auch, Allerdings hätte man schon davon ausgehen können, dass ein Tiberius leichter hätte das Stadttor passieren können, als ein dahergelaufener Wilder mit einer Axt in der einen und einem Kopf in der anderen Hand. Sie sprachen aber von ihrem Centurio Tiberius Verus, dem Bruder von Merula, auf eine sonderbaren und schon fast abschätzigen Art und Weise, wenn man ihr Dienstverhältnis hinterfragte. Bewunderten sie ihn jetzt für seine Tat - die im übrigen doch eher wie eine Sage als eine wahre Begebenheit klang - oder waren sie neidisch? Diogenes wusste es nicht. Während die Soldaten über Verus sprachen, hatte Merula den Vorhang des Wagens am kleinen Fenster mit der Hand weggeschoben, um nachzusehen, wer da in dieser Weise von seinem Bruder sprach. Irritiert und skeptisch kniff er die Augen zusammen und beobachtete weiter die Szene. "Nun, Milites, sofern ihr von Tiberius Verus sprecht, handelt es sich dabei um Tiberius Merulas Bruder." Dass er somit ebenso der Cousin der Frau des Statthalters, Tiberia Lucia war, musste er wohl nicht mehr erwähnen - jedenfalls hielt er die Soldaten nicht für Holzköpfe, die den hiesigen Residenten und dessen Familie nicht kannten. Zusätzlich zeigte er ihnen den Siegelring, den Merula ihm gegeben hatte.
    Es war ja nicht so, dass Merula die Gepflogenheiten an den Stadttoren - gemeint waren die routinemäßigen Kontrollen des Wagens und des Gepäcks - nicht kannte. Allerdings hatte er hier ob seiner Familienzugehörigkeit ein anders Prozedere erwartet.

    http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Kelte.jpg Connell blieb hingegen nicht so ruhig und besonnen wie Diogenes, als einer der Soldaten die Spitze seines Speers auf den Wagen und somit auch auf seinen dominus und ihn selbst richtete. Er sprang von dem Wagen herunter in den Matsch, woraufhin dieser an die Außenwand es Wagen und an die Kleidung des Hünen spritzte sowie eben jenes matschige Geräusch erklang. Zudem wackelte der Wagen gehörig, da der Kelte ja auch einiges aufgrund seiner Statur auf die Waage brachte. Die Soldaten mochten das vermutlich als Bedrohung auffassen, wenn sie auch dabei noch den grimmigen Blick des Mannes zur Kenntnis nehmen würden. Glücklicherweise blieb er noch stehen und fragte leise in Richtung des Wageninneren zu seinem dominus "Umhaun, dominus?". Merula wendete seinen Blick nicht von der Szenerie ab, gab aber seinem Sklaven zu verstehen, was er von dieser Idee hielt. "Bei den Göttern, natürlich nicht!" Dann wäre das hier nämlich ein kurzer Aufenthalt und Connell wäre die längste Zeit sein Sklave gewesen, nachdem sie ihm ihre Speere in den Leib bohren würden. Er selbst wollte auch noch nicht eingreifen, Diogenes würde das schon regeln.

    Im Morgentau näherte sich ein Wagen dem Stadttor Mogontiacums. Wo der Morgen im Hochsommer in Achaia, Hispania und vermutlich auch in Italia eine angenehme Frische hatte, der anfangs lauere und am Mittag heißere Temperaturen folgten, bei denen man sich im Schatten freiwillig abkühlen konnte, hatte er hier eine schon fast herbstliche Kälte – Germanien, nicht unweit des Limes, der die Provinz von Germania Magna trennte. Ja... das musste es sein, war es doch in Durocortorum in der Provinz Belgica noch etwas lauer am Morgen gewesen.

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    Auf dem Wagen saß neben dem Lenker ein riesiger, langhaarige und bärtiger Mann, der eher einem Bären als einem Mensch glich. Nach vorne gebeugt, mit den Ellenbogen auf den Knien und zusammengekniffenen Augen zeichneten sich die Umrisse der Stadt, welche für ihn aufgrund seiner keltischen Abstammung und dessen Wohnkultur von wirklich beachtlicher Größe war, immer klarer ab. Mit zwei kräftigen Klopfern auf die Seitenwand des Wagens, kündigte er die nahestehende Ankunft an. "Dorf groß, dominus." Der Wortschatz des Hünen beschränkte sich auf einzelne Wortfetzen und klägliche Versuche, diese in eine sinnvolle und verständliche Reihenfolge zu bringen. Immerhin verstand er mehr, als er formulieren und artikulieren konnte. In Anbetracht der Tatsache, dass er als Custos Corporis seines Herren fungierte und ob seiner natürlicher Voraussetzungen und Fähigkeiten bestens dafür geschaffen war, ließ sich dieses Defizit verschmerzen.

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Im Inneren des Wagens vernahm ein eher hagerer Mann mit bereits leicht fortgeschrittenem Haarausfall in der Mitte seines Kopfes und übersetzte dieses Zeichen unnötigerweise seinem dominus, als dieser nachdenklich aus dem Fenster schauend nicht darauf reagierte. "Ich glaube, Connell möchte uns sagen, dass wir zeitnah in Mogontiacum eintreffen, dominus." Nach dieser sichtlich überflüssigen Anmerkung verzog Diogenes leicht seinen rechten Mundwinkel und schaute ebenfalls aus dem Fenster. Gelegentlich dachte der gebürtige Grieche noch an seine Heimat. Ihm war aber bewusst, dass jeder Gedanke daran, ihn schmerzte, weshalb er sich folglich lieber auf die Gegend konzentrierte, die auch für ihn neu war - auch wenn er schon viel darüber gelesen hatte, in natura war alles noch faszinierender wenngleich erschreckender.
    Nachdem einige Momente verstrichen waren, reagierte der dominus endlich auf die Hinweise seiner Sklaven, die ihn aus den Gedanken gerissen hatten. "Gut gut." entgegnete Titus Tiberius Merula schon fast beiläufig, um kurz darauf seinen Blick von der Gegend abzuwenden und diesen auf Diogenes zu richten. "Melde mich bei den Wachen an." wies er seinen Sekretär an, fügte noch hinzu "Sollte mein Name nicht genügen, lege ihnen meine familiären Verbindungen dar und zeige ihnen den Siegelring." und gab ihm den Ring. Eigentlich sollte dieser Name reichen - die Vergangenheit um den Kaisermord war zu lange her, als dass ein gewöhnlicher provinzieller Legionarius ihm den Einlass verwehrte - aber man konnte ja nie wissen. Er wollte es in jedem Falle vermeiden auszusteigen - zum einen war ihm nicht danach, zum anderen war er sich dafür zu fein.


    Der Wagen hielt schließlich vor dem Stadttor und Diogenes stieg aus. Mit einem Fingerzeig deutete er dem bärtigen Hünen, dass er sitzen bleiben und still sein solle. Mit freundlichem und vornehmen Tonfall kündigte er seinen dominus an. "Mein dominus Titus Tiberius Merula begehrt Einlass in diese Stadt." Den nomen gentile betonte er dabei besonders, damit die Soldaten ihn auch ja nicht überhörten.


    Edit: Farbcodes angepasst wegen der Lesbarkeit.