Beiträge von Chyou

    Das Balneum war Chyou nicht fremd, wenngleich sie auch selten eines von solcher Pracht erblickt hatte. Und so blieb sie doch für einige Atemzüge zwischen den Angeln der Pforte stehen, ehe sie es wagte, den Raum zu betreten. Denn was sie einst erblickt hatte, war keineswegs das ihre. Ihre mandelförmigen Augen strichen über die spieglend graue Oberfläche des Wassers und die Sehnsucht nach dem warmen Nass schien Chyou aus jeder Pore zu kriechen. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder, gefangen im Widerstreit ihrer Gefühle. Um Zeit zu gewinnen, die rechte Antwort zu finden, folgte sie zunächst Lunas Anweisung und strich sich kurzerhand die Tunika von den Schultern. Den fallenden Stoff fing sie auf, jede Bewegung ein Sinnbild fließender Eleganz, und faltete ihn. Noch in der Beugung, um die Tunika auf dem Boden abzulegen, löste sie den Verband um ihren Fuß und verlagerte ihr Gewicht auf die Zehenspitzen.


    Chyou wusste nicht, was von ihr erwartet wurde. Sollte sie einfach nur baden? Unvorstellbar. Um ihrer Misere zu entkommen - und auch weil sie in diesem Augenblick, da alles neu für sie war, nicht allein sein wollte - bat sie Luna zu bleiben: "Ich bitte um deine Unterweisung, Luna. Und ich bitte um Vergebung, ich weiß nicht, welche Vorbereitung von mir verlangt wird. Deine Hilfe wäre mir sehr willkommen." Chyou stand dem Becken nahe genug, um ihren Zeh eintauchen zu lassen. Sie tat es. Eine Gänsehaut überzog ihren nackten Körper, während ihre dunkelbraunen Augen gen der Obstschale schielten.

    Chyou erwiderte Lunas Blick, just als diese ihren Kopf am Kinn sanft anhob. Eine stumme Aufforderung, diesmal fast mehr eine Bitte, der sie an diesem Tage bereits zum dritten Mal Folge leistete. "Ja, Luna", antwortete Chyou leise und wäre beinahe dem Instinkt verfallen, ihre Augen wieder gen Boden zu richten. Auf die Erklärung Lunas, für Hunger müsse man sich nicht entschuldigen, formte sie ein vorsichtiges Lächeln mit einer bleibenden Spur von Unsicherheit auf ihren schmalen Lippen. In der Vergangenheit hatte Chyou einige Male als Dienstmädchen zur Verfügung gestanden, wenn ihre Besitzer rauschende Feste für den treuen Kundenstamm veranstaltet hatten und sie selbst nicht zur dargebotenen Ware zählte. Während einer solchen Feier den Fehler zu begehen, sich in einem menschlichen Bedürfnissen zu verraten, konnte fatale Konsequenzen nach sich ziehen.


    Als Luna einmal mehr ihre Hand ergriff, verkrampfte Chyou für einige Herzschläge und der Druck ihrer Finger wurde stärker als beabsichtigt. Aber nicht die Berührung war der Grund dafür, sondern die Ankündigung ein Bad zu nehmen. Chyous Herz beschleunigte sich, wenn ihr Atem auch ruhig blieb und ihre Gesichtszüge wie eingefroren wirkten. Dann fiel ihr Blick auf den sich entfernenden Soldaten Aulus Tiberius Verus und zugleich gemahnte der schmerzende Holzsplitter in Chyous Fuß, dass persönliche Pflege dringend angeraten war. So ging der Moment rasch wieder vorbei und sie folgte Luna ...

    Chyou setzte vorsichtig ihren Fuß auf den Boden des Atriums. Der improvisierte Verband, den sie noch auf dem Marktplatz von Luna erhalten hatte, half dabei, den aufkeimenden Stich durch den kleinen Holzsplitter zu ertragen. Namen prasselten auf sie ein, die sie sich in der Kürze der Zeit unmöglich hätte merken können. Insbesondere da sie noch immer unter dem Eindruck der außerewöhnlichen Erfahrung stand, von ihrem neuen Eigentümer getragen worden zu sein. Den ganzen Weg bis zu seiner Villa hatte Aulus Tiberius Verus sie auf seinen muskulösen Armen gehalten, um ihr die Qual der Schritte zu ersparen. So viel Fürsorge einer Sklavin gegenüber - ihr gegenüber - empfand Chyou als befremdlich und sie hatte versucht,. Indes trug es dazu bei, die ungebrochen lodernde Flamme ihrer Furcht ein wenig zu dämpfen, denn ein Gefühl von Hoffnung stieg in Chyou auf. Hoffnung auf eine vielleicht ruhigere Zukunft mit dauerhafter und erträglicher Bleibe.


    Jedes Detail in sich aufnehmend sah sich Chyou in dem ausladenden Atrium um. Es stellte den Reichtum der Herren dieses Hauses zur Schau, wirkte zugleich aber - zumindest in Chyous Augen - sehr kalt. Stein war das beherrschende Baumaterial und die wenigen, dezent eingesetzten Farben vermochten seine schwere Wucht kaum zu mildern. Die Villa war ein Gebäude gebaut mit dem Anspruch, für die Ewigkeit bestand zu haben. Ganz ähnlich den Ambitionen vieler Römer, was ihren Platz in der Geschichte betraf. In diesem Fall mochte sich zudem auch das soldatische Naturell ihres Dominus in dem Atrium widerspiegeln. Im Vergleich mit den Käfigen, Schuppen und dunklen Räumen, die Chyou bisher ihr "Zuhause" genannt hatte, war diese Villa die Verheißung aller Wünsche und Kritik lag ihr fern; - ohnehin stand es ihr nicht zu, solche zu äußern.


    Bei der Erwähnung von Essen knurrte Chyous Magen unwillkürlich. Sofort suchte sie den Blick von Luna und neigte den Kopf. "Vergebung ... Domina." Die kurze Pause verriet, dass Chyou nicht sicher darin war, wie sie Luna ansprechen sollte. Auf dem Markt hatte sie ihr von der Verbeugung abgeraten, den Titel aber nicht korrigiert. Er erschien Chyou daher nur folgerichtig. "Dein Zuhause gleicht dem Heim der Götter selbst", erwiderte sie sogleich darauf und versuchte sich erstmals in einem schüchternen Lächeln, um deutlich zu machen, dass sie ihre Worte durchaus ernst meinte.

    Sie nannte sich Luna und doch war ihr Name Idun. Viel zu schnell, als dass sie es hätte begreifen können, veränderte sich Chyous Welt. Zurück blieb Verwirrung und Furcht. Unwillkürlich umschloss sie Lunas Hand mit festem Griff, während sie durch die Menge geschoben wurde, deren Aufmerksamkeit sich bereits auf das nächste Objekt von Titus Tranquillus' richtete. Chyou vernahm, wie Appraxides ausgerufen wurde, ein schweigsamer Mann, den sie nur flüchtig kannte aus den vergangenen Stunden in einer dunklen Kammer. Lunas Hand gab ihr Halt in diesem Moment, eine Orientierung, nicht geboren aus Vertrauen, sondern schlichter Alternativlosigkeit. Die Frau war ihr unheimlich, denn obschon sie behauptete, eine Sklavin zu sein, verhielt sie sich nicht so. Im Gegenteil verblasste selbst die helle Mittagssonne vor ihrem Selbstbewusstsein.


    Der Holzsplitter in Chyous Fußsohle stach unangenehm bei jedem Schritt, ließ ihren Gang unsicher wirken. Wie Gras im Wind teilten sich die Menschen vor ihr, bildeten einen Weg für sie und Luna, bis sie vor Aulus Tiberius Verus standen. Nur mit Mühe konnte Chyou dem Drang widerstehen, sich erneut gen Boden zu werfen. Vielerorts hätte es den Tod bedeutet, dem Herrn nicht sofort Ehre zu erweisen. Doch sie erinnerte sich an Lunas Worte und Gehorsam bezwang den Reflex. So neigte Chyou nur den Kopf, starrte auf ihre Zehen hinab und zwang sich, das Zittern ihrer Glieder zu beherrschen. Ihre Augen hatten sie aus der Ferne nicht getrogen. Aulus Tiberius Verus war ein Mann geformt aus Stahl. Luna hatte ihn einen Soldaten genannt, was wohl der Grund dafür sein mochte.


    Mehr noch als die Veränderungen verwirrte sie die Freundlichkeit, die man ihr entgegenbrachte. Hatte Luna ihr ein Lächeln geschenkt und Chyou versichert, sie müsse keine Angst vor ihrem neuen Herrn empfinden, bekräftige Aulus Tiberius Verus dies sogleich noch. Beide konnten Chyou jedoch kaum beruhigen, denn zu lange hatte sie allein mit ihren Gedanken gelebt, fern jedes fürsorglichen Zuspruchs, als dass sie hätte mehr empfinden können als Misstrauen und Angst. "Ja, Dominus. Es ehrt mich, dir dienen zu dürfen", antworte Chyou schließlich in Ermangelung einer besseren Antwort.

    Lautete das Gebot soeben noch 2000 Sesterzen, hob es sich nur einen Herzschlag später bereits auf 3000. Chyou verstand nicht viel von der römischen Währung, wusste jedoch, dass eine solche Summe nur von wohlhabenden Menschen aufgebracht werden konnte. Weiter zitterte sie am ganzen Leib und mit Mühe hielt sie ihren Atem ruhig. Dann fiel Titus' Hammer und ihr Schicksal war besiegelt. Kein Sklavenhändler hatte sie erworben, sondern der unscheinbar gekleidete Mann mit der auffallend athletischen Frau an seiner Seite. Es fiel Chyou schwer, die Regungen seiner Gesichtszüge ob des Triumphs in dem Bieterstreit zu lesen. Zwar hatte sie die Sprache zu beherrschen gelernt, die Mimik der Römer blieb ihr indes auch nach solch langer Zeit oft fremd.


    Eine Hand legte sich auf Chyous Rücken und schob sie bestimmt in Richtung der Treppe, die zur aufgeregt schwatzenden Menge hinab führte. Dabei suchten die schwieligen Finger ihren Weg hinab, bis zum Rand ihres gefallenen Gewands. Eine Berührung, die Chyou nur allzu vertraut und wahrlich nicht mit angenehmen Erinnerungen verbunden war. Sie spürte den warmen Atem von Titus' Helfer im Nacken, lauschte den wenigen, geflüsterten Worten und wenn es denn möglich war, dass ihre helle Haut noch weißer wurde, geschah es in jenem Augenblick. Bevor die Bilder ihre düsteren Gedanken jedoch überwältigen konnten, hörte sie eine so sanfte wie entschlossene Stimme, die befahl, man möge ihr die Fesseln abnehmen. Der Mann des Sklavenhändlers leistete der Anordnung unmittelbar Folge, das ohnehin lose Seil fiel auf die hölzernen Planken des Podests und Chyous Gewand, bisher von den überkreuzten Armen getragen, folgte ihm. Ein Raunen ging durch die Menge, hier und da erklang ein aufreizendes Lachen und Chyou versank in Scham. Sie schloss die Augen, um zu beten, sie möge auf der Stelle im Nichts verschwinden und sich ihren Vorfahren zur Seite stellen. Der Wunsch wurde nicht erfüllt.


    Geld raschelte, als Titus Tranquillus die Sesterzen mit breitem Grinsen entgegen nahm und in seiner Kiste verstaute. Die raue Wirklichkeit zog Chyou zurück in die Gegenwart. Sie sah die fremde Frau an, die sie 'mein Kind' genannt hatte und starrte auf die Kleidung in der ihr angebotenen Hand. Frisch gewaschen, frei von Löchern und mit einem Gürtel von solcher Qualität, wie Chyou es für sich nicht kannte. Sie zögerte, witterte eine Falle, doch die Qual, den Blicken der Menschen nackt ausgesetzt zu sein, besiegte das Misstrauen. Sie griff zu, im Grunde viel zu schnell für eine Sklavin, und warf sich die Tunika über den Kopf. Den Gürtel noch im Griff, schenkte sie ihrem vormaligen Besitzer, dem Sklavenhändler Titus Tranquillus, einen letzten Blick und ihre mandelförmigen Augen ließen wenig Zweifel darüber, dass sie seinen Optimismus über ihr 'Glück' nicht unbedingt teilte. Dann fiel sie zu Boden, denn auch wenn Luna sich als Sklavin vorgestellt hatte, stand sie in der Rangfolge doch sich über ihr. Die Stirn auf dem Stein der Straße, die Arme von sich gestreckt, erwies sie ihrer Herrin in der Weise Ehrerbietung, wie sie es als Kind gelernt hatte. "Ich danke dir vielmals, Domina, für deine Güte", sagte Chyou mit kaum zu überhörendem Akzent und fügte nach kurzer Überlegung hinzu: "Mein Name ist Chyou" - sie sprach es Schi-ow aus.

    Es gab wohl nur wenige Momente, da Chyou so etwas wie Dankbarkeit für die ihre Handgelenke umschlingenden Fesseln empfand. In diesem Augenblick aber war sie froh darum, denn die überkreuzten Arme verhinderten, dass ihr schlichtes Gewand sich in Gänze gen Boden verabschiedete. Der Stoff bildete stattdessen eine Wolke aus beigem Leinen um ihre Hüfte. Was der Stock auf ihrer Schulter zum Vorschein gebracht hatte, schien den fordernden Mann in seiner grünen Toga jedoch nicht zu überzeugen. Man konnte auch nicht behaupten, dass Chyou mit ausgeprägten weiblichen Rundungen gesegnet war. Obschon man sie als Frau erkannte, war vielmehr das Gegenteil der Fall und unterstrich nur ihre magere Gestalt. Insbesondere die Rippen waren im Übergang zum flachen Bauch deutlich zu erkennen. Eine sichtbare Erinnerung an ihre letzte, nur wenige Tage zurückliegende Schiffsreise, die von zahlreichen, einprägsamen Ereignissen begleitet worden war. Üppige Nahrung zählte allerdings nicht dazu.


    Der Mann in der grünen Toga schien enttäuscht und wandt sich kopfschüttelnd ab. An seiner statt erhöhten andere das Gebot. Da war zunächst ein auffällig stattlicher Römer mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, der sich schon durch seine belustigt schimmernden Augen vom Gros der lärmenden Menge unterschied. Auch eine Frau erhob das Wort, bekräftigt von einem neben ihr stehenden Mann, dessen Körper härter schien als manches Schild aus Metall. Ob sie einander versprochen waren oder einer den anderen besaß, vermochte Chyou nicht zu sagen. Beide strahlten sie indes die Unberührbarkeit von Menschen aus, die man nicht zum Konflikt fordern sollte. Schließlich stieg der Preis gar auf 800 Sesterzen, geboten von einem Sklaven auf Geheiß eines Senators in seiner Sänfte.


    Chyou begann zu begreifen, dass all diese Römer - so es denn Römer waren - eine Gemeinsamkeit hatten, die sie von ihren vormaligen Besitzern unterschied: Es waren keine Sklavenhändler. Derer hatte sie unzählige gesehen und konnte sie an ihrer Kleidung, ihrem Auftreten, gar ihrer Sprache sofort erkennen. Nun aber bestand die Aussicht, nicht länger nur weiter verkauft zu werden, sondern tatsächlich in dauerhaftes Eigentum überzugehen. Und Chyou bekam Angst. Sie hatte gesehen und erlebt, was Herren ihren Sklaven antun konnten. Der Wertverlust, sollte sie verletzt werden, hatte sie bisher vor einem ähnlichem Schicksal bewahrt. Ging jedoch die Absicht verloren, mit ihr einen Gewinn zu erzielen, änderten sich die Bedingungen grundlegend. Chyou begann zu zittern und vergaß darüber fast die Scham, die bis zum tiefsten Punkt ihrer Seele gekrochen war, als ihr Gewand hatte weichen müssen. Stets das Gesicht zu wahren hatten ihre Eltern sie gelehrt und trotz der vielen Erfahrungen und Misshandlungen war dieser Teil ihrer Erziehung noch nicht abgestumpft. Chyou schluckte, um nicht aufzuschreien und verlagerte ihr Gewicht auf den winzigen Holzsplitter, der noch immer in ihrer Fußsohle steckte. In dem pulsierenden Schmerz suchte sie Schutz vor der sie verschlingenden Furcht.

    Ein Stock legte sich unter Chyous Kinn und zwang sie, den Kopf zu heben. Wortlos deutete des Sklavenhändlers Helfer auf die größer werdende Menge vor dem Verkaufspodest. Chyou verstand seine Absicht. Sie sollte ihre Augen präsentieren, deren Form den Menschen hier so fremdartig war. Und tatsächlich hatte sie in den vergangenen sieben Jahren, die sie nun schon unter Römern verbrachte, niemanden angetroffen, der ihr geglichen hätte. Immerhin beließ es der Mann damit, als sie seiner Aufforderung nachkam und verzichtete auf weiteren Nachdruck. Noch immer rollte Chyou den aus der Fessel gesprungenen Faden zwischen ihren Fingern hin und her, löste ihn allmählich in einzelne Fasern auf. Es war der Versuch, sich abzulenken, irgendeine Beschäftigung zu finden, um die Gedanken nicht auf ihre Zukunft richten zu müssen.


    Zwangsläufig begann Chyou, einige der Zuschauer näher in Augenschein zu nehmen. Da war diese Sänfte, umringt von Trägern und anderen Sklaven, aus deren Richtung das erste Gebot erklungen war. Den Namen der Bieterin hatte Chyou sich nicht eingepägt und auch konnte sie durch den Spalt zwischen den wallenden Tücher nur eine Silhouette ausmachen. Ein Junge streckte seinen Arm nach ihr aus, punktierte sie mit dem Zeigefinger und zupfte voller Aufregung am Gewand seiner Mutter, wohl weil er sie auf Chyou aufmerksam machen wollte. Direkt daneben diskutierte eifrig eine Gruppe Jugendlicher, in den Händen braun und rot gefärbte Früchte. Wurfgeschosse, doch schien es, als scheuten sie das Risiko eines Konflikts mit Titus Tranquillus. "Lass 'mal sehen!", brummte ein untersetzter, kahler Mann in grüner Toga gegen den Lärm der Zuschauer an und wedelte fordernd in Chyous Richtung. Zur Antwort klatschte der Stock auf ihre Schulter, Chyou zuckte bebend zusammen und ihr Körper versteifte sich, als der Stoff zur Seite geschoben wurde und schließlich bis auf ihre Hüfte hinab fiel.

    Zwei schwielige Hände ergriffen Chyou an den Oberarmen und die Helfer von Titus Tranquillus schoben sie mit Nachdruck die hölzernen Stufen hinauf, bis zur Mitte des Verkaufspodests. Die kurze Treppe schien schon lange in Gebrauch, denn des dunkle Holz war spröde und ein winziger Splitter bohrte sich schmerzhaft in Chyous nackte Fußsohle. Sie verzog das Gesicht und wäre beinahe gestolpert, ihre "Begleiter" aber hielten sie aufrecht. Das Gros des Tages hatte sie in einer dunklen Kammer verbracht, wartend auf den Beginn der Auktion, sodass die grelle Sonne über der Stadt Roma sie nun blendete. Chyou kniff ihre mandelförmigen Augen zusammen und blinzelte einige Male, bis der weiße Schleier wisch und sie sich ihrer Umgebung wirklich gewahr wurde. Was sie sah waren unzählige Menschen, die sich vor dem Podest drängten und sie anstarrten. Einige voller Staunen, manche lüstern, wieder andere mit jenem Ausdruck im Gesicht, mit dem man auch ein widerwärtiges Insekt betrachtete. Für Chyou war diese Erfahrung nicht neu, ganz ähnlich hatte es sich in Kyrene oder Alexandria zugetragen.


    Gedankenverloren nestelte sie an einem groben Faden herum, der aus dem ihre Handgelenke umschließenden Seil fiel. Die Fessel saß locker und diente nur dem Schein, denn das eigentliche Hindernis waren die Helfer von Titus Tranquillus; - wenn sie denn einen Gedanken an Flucht verschwendet hätte. So nahm Chyou nur die auf sie einstürmenden Eindrücke des Marktes in sich auf. Den Lärm, den Geruch, die umstehenden Mauern der Gebäude, ohne jedoch einem Detail besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Ohnehin erwartete sie nicht, allzu lange in Roma zu bleiben. Auch wenn ihr jemand zugeflüstert hatte, dies sei die Hauptstadt jenes Reichs, dass sich 'Imperium Romanum' nannte. Soeben wurde das erste Gebot abgegeben. Chyou hielt den Kopf gesenkt und in ihren Ohren hallte noch immer der Klang dessen nach, wie Titus Tranquillus ihren Namen ausgesprochen hatte.

    Danke für die Aufnahme und die Erlaubnis, diesen Charakter zu spielen. :)


    Da ich niemanden im Forum kenne, liegt die Versteigerung des Charakters nahe. Demnach schreibe ich jetzt eine PN an Titus Tranquillus?

    Hallo,


    ich habe die Spielregeln gelesen und keinen Passus gefunden, der es explizit verbieten würde, einen asiatischen Charakter zu verkörpern. Daher möchte ich mich erkundigen, ob es möglich ist, eine Chinesin im antiken Rom zu spielen?


    Die Faktenlage zu den römisch-chinesischen Beziehungen ist zwar sehr dünn, es gibt - soweit ich weiß - aber einige Hinweise, dass sich die Großreiche nicht gänzlich unbekannt waren und über die Seidenstraße zumindest gelegentlich Handel betrieben. Es erscheint mir also nicht gänzlich undenkbar, auf Roms Sklavenmärkten einer Chinesin zu begegnen. Auch wenn sie gewiss einen exotischen Anblick geboten hat; - von dem sich der Händler sodann einen guten Preis versprach!


    Einen solch exotischen Charakter - eine chinesische Sklavin - zu spielen fände ich reizvoll. :)