Beiträge von Tuca

    Es war nur eine Tunica. Ausgerechnet diese Tunica hatte es in sich. Das Kleidungsstück nicht direkt, eher der der sonst darin steckte. „ Ich werde Tuca gerufen, Dominus.“ Beim Antworten merkte sie befremdend, dass er die Tür verschloss. Die Hausherrin hatte doch gesagt…. Oh, Tuca schwante böses. Seine Freundlichkeit war sie echt oder nur Mittel zum Zweck. Ja, sicher auf‘s Bett setzten. Guter Versuch. „ Dominus ich bleibe lieber stehen.“ meinte sie höflich. Nur nicht verärgern. „ Ich bin Nubierin und stamme aus dem Königreich Kusch. Bin cubicularia, kümmer mich um alle Angelegenheiten, die die Kleidung, das Anziehen und die Schönheitspflege bei Mann und Frau betreffen. Außerdem verrichte ich die Aufgaben, die mir Araros zuteilt.“ Jetzt war er dran. Bei einer Unterhaltung war es üblich, dass beide etwas sagten. Ansonsten war es eine andere Form der Unterhaltung. Eine die nicht auf Tucas Gegenliebe stieß. Ihre Augen wanderten zwischen ihm und den Sachen auf dem Bett hin und her. Vielleicht war er ganz harmlos und wollte nur wissen was einer Frau am besten davon gefiel. Tuca war sich nicht sicher. Frei nach dem Motto, tust du mir nichts tue ich dir nichts, wartete sie ab.

    Ihrer tägliche Arbeit nachgehend, die ihr Araros zuteilte, ging Tuca die cubiculae der Iunier ab. Es war immer aufzuräumen und zu ordnen und gesäuberte Wäsche wieder einzuräumen. Für Proximus war eine frisch gewaschene Tunika dabei. Tuca ging hinein. Sie war es gewohnt zu arbeiten, wenn ein Familienmitglied im eigenen cubiculum wirkte. Leise und unauffällig, nur wenn der Dominus oder die Domina sich von ihr gestört fühlten, verließ sie nach Aufforderung den Raum. Sie verstaute die saubere Tunika in der Truhe. Auf dem Bett sah sie die ausgebreiteten Sachen des Iunius. Hatte er ein Freundin oder war das für seine Schwester? Geschmack hatte er auf jeden Fall. Sie sah sich um. Alles war in Ordnung. Hier war alles erledigt.

    Ein großer Korb voll schmutziger Wäsche war zusammen gekommen. Corinna, pustete und schürzte die Lippen. " Das bekommen wir so niemals zur Wäscherei. " Tuca sah sie erstaunt an. " Warum nicht? Ich trage es hin." Corinna sah sie skeptisch an. " Wie willst du das Ding anfassen, viel zu sperrig." Tuca wickelte das Tuch, dass sie immer über ihrem Gürtel trug ab und formte einen Ring daraus, der genau auf ihren Kopf passte. " Ein Kata." erklärte sie und zeigte ihn Corinna. " Hilf mir den Korb hochheben." Sie fassten beide an. Tuca legte den Kata auf ihren Kopf und stellte den Korb mit Hilfe von Corinna darauf. " Siehst du. Nicht schwer. So trage ich immer alles egal wie groß und schwer." Kerzengrade stand sie da. " Wir können gehen." Corinna war sich nicht sicher ob das gut ging. " Dann gehen wir, sag Bescheid, wenn es dir zu schwer wird." Tuca meinte nur. " Ja." Corinna ging vorne weg und zeigte Tuca den Weg. Gerade ohne einen Wackler, nur eine Hand am Korb lief Tuca hinterher. Ihre erster Ausflug durch die Straßen Rom's.

    Bei Araros erfuhr sie, wie das mit der Wäsche lief und wo sie die Utensilien für die Körperpflege fand. Tuca ging zurück in das cubiculum, nahm das frische Bettzeug unten aus dem Schrank und richtete summend das Bett wieder her. Als letztes legte sie eine frische Tunika aufs Bett. Für das Putzen war eine andere Sklavin zuständig.
    Beinahe hätte sie die Schlappen unter dem Bett vergessen. Tuca ging auf sie Knie und angelte sie unterm Bett vor. Die gehörten neben die Tür. Von warf Tuca einen letzten Blick in die Runde. Es war alles hergerichtet.

    Am Altar würde sie nie etwas ändern. „ Meine Beschützerin steht im Lararium, Domina.“ Ihre weißen Zähne blitzen beim Lächeln. Tuca stellte sich neben Domina Iunia und hob ihre Hände und schloss die Augen. So ging es besser sich Isis vorzustellen, wie sie wohlwollend zu Tuca sah und beschützend ihre Hände über ihren Kopf hielt. Als die Domina fertig war, bedankte sich Tuca. „ Dank den Lares und Penates, den hier heimischen Götter und Göttinnen. Dank dir Isis.“ Tuca öffnete die Augen und nahm die Hände wieder runter. Sie hatte eine neues zu Hause.

    Das hier war das reinste Paradies. Tuca spitzte die Ohren. Ihre wichtigsten Anlaufstationen merkte sie sich. Corinna kannte sie bereits. Alles was die Domina sagte, Tuca kam sich vor als ob sie träumte. Mit den Männern das gefiel ihr ungelogen am besten. Übergriffe wurden von der Domina nicht geduldet. Ihr war gleich leichter, sie flüsterte schnell einen dank an Isis. Eine Beziehung mit einem anderen Sklaven? Daran hatte sie bis jetzt nicht gedacht. Der Wille und die Möglichkeit fehlten.
    Alles in allem war das Ganze was die Domina ausgeführt hatte Unheimlich. Tuca kniff sich in den Arm. Au, das tat weh und es hatte sich nichts geänderts sie hatte nicht geträumt, alles echt.
    „ Ja Domina, ist der Hausaltar auch für die Sklaven?“ In Alexandria hatten die Sklaven ein separates Lararium.

    Der Dominus war aus dem Haus. Die beste Zeit das cubiculum in aller Ruhe zu inspizieren und aufzuräumen. Ein Korbsessel, mit Klamotten behangen. Ein kleiner Tisch, eine Truhe, auf der lag so ein alter dreckiger Mantel. Das Bett, zerwühlt. Ein kleiner Tisch mit Schüssel, Kanne und Tuch. Ein kleines Regal. Eine mit Türen verkleidete Wandnische. Ein Schrank stellt sie nach kurzem Blick hinein fest. Das übliche. Die Wände waren wunderschön bemalt und zack stolperte sie über ein paar Schlappen die mitten im Weg lagen. Ihr Tritt dagegen hatte zur Folge, dass sie unter dem Bett landeten.


    Wo fing sie am besten an? Tuca stellte den Korb ab. Zuerst das Bett. Die Decken mussten gewechselt werden, das Bett-Tuch gleich mit. Sie setzte sich aufs Bett. Die Matratze war nicht durch gelegen. Es bedurfte keiner neuen. Die Klamotten auf dem Stuhl. Ab in den Korb. Der alte dreckige Mantel auf der Truhe, Korb.


    Ein in Blick in den Wandschrank. Was für ein Durcheinander bei den sauberen Sachen. Seine Dienstkleidung lag zwischen der alltäglichen Kleidung. Das ging nicht so lange Tuca hier wirkte. Summend machte sie sich ans umräumen. Sie legte alles getrennt. Dieses weiter unterteilt in Toga, Tunica, Synthesis, Schurz, Gürtel. So gefiel ihr das. Bei der Dienstkleidung war es komplizierter. Toga, Tunica, Schurz. Ein Gestell stand hier. An dem hatte sie neulich einen Brustpanzer, Helm und den Gladius hängen gesehen und so ein fransiges Ding.


    Was sie unbedingt auftreiben musste war ein Rasiermesser, ein Lederriemen, eine Pinzette, Kamm und Schere. Ein Besteck zur Reinigung des Körpers besaß er wahrscheinlich.
    Auf einem kleinen Tisch stand eine Schüssel, daneben eine Kanne und ein zerknülltes Tuch. Das zerknüllte Tuch wurde in de Korb verfrachtet. Das war's fürs erste. Die Schmutzwäsche nach draußen und frische besorgen. Tuca nahm den vollen Korb und stellte ihn vor der Türe ab. Wo war die Wäschekammer? Tuca ging auf die Suche. Gewohnt barfüssig huschte sie durchs Haus.



    Sim-Off:

    Ich habe mich bei der Einrichtung ein bisschen nach Xanten, Herculaneum und Pompeij gerichtet. :D

    Tuca sah irritiert zwischen Domina und kleiner Isis-Statue hin und her. Für wen sollte der Verstand sein? Sie hatte mehr als genug und Lea noch mehr. Bei der Domina zweifelte sie keinen Moment, dass sie auch genug besaß. Jetzt wurde es etwas merkwürdig. Tuca ließ sich davon nicht beirren. So lange ihr nichts getan wurde, war ihr egal was für einen Spleen der einzelne im Haus hatte. Oh, die Domina wollte was von ihr wissen. Tuca nickte und beantwortete die Frage, die sie ungelogen schon 10 mal beantwortet hatte, seit sie in Rom war.
    „ Ja, Domina. Ich komme aus einem alexandrinisch/römischen Haushalt. Ich spreche sowohl Latein, als auch griechisch.“ Die Notwendigkeit beide Sprachen zu beherrschen ergab sich allein aus der Tatsache, dass in Alexandria griechisch Amtssprache war. Allgemein auf den Märkten wurde mehr griechisch als Latein gesprochen. „ Ich kann, lesen schreiben und rechnen.“ Was man eben so bis zum 12ten Lebensjahr lernen konnte, wenn man durfte. Für Einkäufe usw. war das ausreichend gewesen. „ Mit 5 habe ich angefangen in der culina zu helfen. Mit 12 wurde ich zur cubicularia für meine ehemalige Domina und ihren Sohn ausgebildet.“ Tuca sagte lieber gleich alles. Mancher mochten es nicht, alles aus der Nase ziehen zu müssen.

    Tuca blieb stehen und sah sich um. Sie wackelte mit den Zehen. Der Fußboden war kalt. Sie spürte die einzelnen Steinchen des Mosaiks unter ihren Fußsohlen. Sie trug keine Sandalen oder Schuhe, hatte sie bisher nie. Ihrer alten Domina mochte es so. Tuca bewegte sich dadurch lautlos und störte sie nicht. Als sie sich den Altar besah tauchte eine Frau auf. Tuca kannte sie nicht. Ihr Auftreten legte nahe, dass sie hier im Haus etwas zu sagen hatte. Sollte sie? Besser wäre es, wenn Lea alles erklärte.

    Der neue Hausstand hatte bisher alles erwartete weit überstiegen. Nicht von Glanz und Klemmer, die Behandlung der Sklaven war hier vollkommen anders als Tuca es gewohnt war. Ein großer Unterschied zu Alexandria. Jetzt stand die erste Begegnung mit dem Dominus des Hauses an. Der erste Eindruck auf dem Markt ? Tuca überlegte. Das Aussehen ja das ging. Blass und Bart, die Kleidung mittelmäßig gepflegt. Sein Charakter würde sich erst hier im Domus offenbaren. Viele gaben sich in der Öffentlichkeit anders als im eigenen Heim.
    Sie sah ihre Tunica an. Viel lieber würde sie einen Chiton tragen. Den gewebten Gürtel aus bunter Wolle behielt Tuca und trug ihn nun um ihre wollweiße Tunica.


    Sie betraten das cubiculum des Dominus. Tuca ließ sich bereitwillig hinein schieben. Sie wäre auch alleine gegangen. Da stand er und sah den Umständen des Tages entsprechend nicht mehr Tau frisch aus. Tuca machte sich ans Werk, nahm das Ende des Stoffes von seiner Schulter. „ Ja Dominus. Ich komme aus dem Land der Könige von Kusch.“ Sie erinnerte sich kaum an diese Zeit. Sie lebte von den Erinnerungen ihrer Mutter und deren Geschichten. „ Aus einem kleinen Dorf am Ufer des Nil. “ Sie machte einen großen Bogen hielt den Stoff so, dass er den Boden nicht berührte. Sie sah zu Lea, die sah nicht aus, also ob sie was mit einer Toga anfangen konnte. „ Lea nimm bitte das andere Ende und gib es mir, dass ich die Enden aufeinander legen kann.“ Der Stoff war zur Hälfte gefaltet. „ Nimm jetzt das andere Ende, das geht zu zweit besser.“ Tuca achtete darauf, dass keine Falte im Stoff entstand. Es war schwer sie auf die Schnelle wieder raus zu bekommen. „ Ein schönes kleines Dorf, zwischen Palmen und am Ufer des Nil stand der Papyrus höher als 2 Männer.“ So wusste sie es von ihrer Mutter.
    Der Stoff für die Toga war faltenfrei zusammengelegt und ruhte auf Tucas Armen. „Meine Mutter und ich wurden an einen alexandrinisch/römischen Haushalt verkauft. Mit 5 Jahren half ich in der culina aus und beim Haus sauber halten, mit 12 wurde ich cubicularia beim Sohn des Dominus und bei der Domina. Ich spreche griechisch und Latein und durfte lesen, schreiben und rechnen lernen.“ Was sie nicht für erwähnenswert hielt, dass sie ihren ureigenen Dialekt, von ihrer Mutter beigebracht, sprach. Den Grund ihres Verkaufes behielt sie vorerst für sich.

    Sie kamen im Balneum an. „ Ah, Lea.“ der erste neue Name, den sich Tuca merkte. Eine andere Sklavin kam dazu. Corinna hieß sie. Tuca hielt sich aus der Unterhaltung raus. Ein sehr minimalistisches Angebot. Tuca schüttelte verneinend den Kopf. Sie kam nicht dazu etwas zu sagen, Corinna hörte nicht auf zu reden. Tuca machte nur große Augen als sie erfuhr wie Lea aussah als sie her kam. Sie sah sich Lea an und das ganze klang für sie unglaublich. Tuca legte das Bündel , was sie mitgenommen hatte, beiseite und zog sich aus. „ Hier dürfen wir baden ?“ Sie sah sich um. Ein schönes Balneum. „ Der Veilchenduft, muss hier jeder danach riechen? Ich habe etwas eigenes.“ Sie knotete das Bündel auf. In ein langes Tuch waren zwei Tonfläschchen und ein Kamm, an einem Ring eine Nagelfeile und eine Pinzette, eingewickelt. In einem Fläschchen war feines Öl, im anderen Duftöl das nach Sandelholz und Mandel duftete. „ Bitte kein Gelb. Das ist die Farbe der Venus. Eine einfache weiße Tunika reicht mir.“

    „Eine Bastmatte und ein Bündel, das gleich als Kopfkissen dient, hinter einem Vorhang bei der Domina im cubiculum.“ So kannte Tuca es aus Alexandria. Die Familie war reich, ihre Sklaven bekamen davon wenig zu spüren. Das hier jeder Sklave Bett und Truhe besaß, beeindruckte Tuca. „ Wir durften in ein halb verfallenes Badehaus in der Stadt gehen. Möglichst früh, sonst war das Wasser schmutzig von anderen.“ Schlecht riechen durften sie in Alexandria auch nicht. „ Wir mussten aber nicht nach Veilchen duften.“ Tuca lachte. Eine neue Tunica? Sie fand die, die sie trug recht gut. Sie war fast neu. Zwei Risse waren notdürftig geflickt. Besser als ihre ganz alte. „ Meinst du ich brauche eine neue? Na wenn, dann beige mit Mustern oder eine aus einem Stoff der sonnengelb und orange gestreift ist.“ Tuca packte ihr Bündel in die Truhe. Sah Hiera an. Das hatte sie bestimmt nicht ernst gemeint mit der Farbe der Tunika. „ Ein Balneum, dass wir benutzen dürfen. Dort können wir einen anderen Duft ausprobieren. Der besser zu dir passt. Veilchen...“ Sie lachte, hielt sich besser die Hand vor den Mund. Sonst hörte man es bis raus auf den Gang. „ Wie ruft man dich denn?“ fragte sie Hiera, auf dem Weg zum Balneum.

    Es gab eine Domina, deren Vorliebe Veilchenduft war. Hoffentlich mussten nicht alle so riechen. Für Tuca war der Duft, sagen wir nicht unbedingt alltagstauglich. Nach dem Zustand der Kleidung ihres neuen Dominus hätte sie auf einen rein männlichen Haushalt getippt. „ Ich werde nicht nach Veilchen riechen.“ Dabei drückte sie ihr Bündel fester an sich. „ Mein Name? Man hat mich Tuca gerufen, wenn du das meinst.“
    Immer hinter Hiera her, ging es in das neue zu Hause. Viel Zeit zum Umsehen hatte sie nicht. Es ging gleich in einen Raum, in dem mehrere Betten standen. Als Hiera erklärte hörte Tuca genau zu. Tuca sah auf das Bett und dann zu Hiera. „ Das ist mein Bett? Meine Truhe? “ Sie bekam ein Bett und eine eigene Truhe. „ Bekommt das hier jeder Sklave?“ Die kleine Waschschüssel hatte sie am Rande mitbekommen. „ Wir dürfen in das Balneum?“ Das mit dem Balneum hatte Tuca vorhin für einen Scherz gehalten. Dann war das hier der reinste Luxus. „ Ich muss nicht mehr beim Dominus oder Domina schlafen.“ Sie setzte sich auf das Bett und atmete erleichtert auf.

    Ihr Verkauf war abgehandelt, ihr neuer Dominus stand fest. 30 Denare, eine Menge Geld. Einer der Gehilfen des Sklavenhändlers warf Tuca ein kleines Bündel zu. Sie fing es geschickt auf. Es war ihr Besitz. Kleinigkeiten, die kein anderer als Besitz ansehen würde. Sie war sich klar darüber, dass ihr neuer Dominus darüber entschied ob sie es behalten durfte. „ Dominus Iunius.“ begrüßte Tuca ihn. Ihre Augen strahlten Wärme und Freundlichkeit aus. Den Blick senken, das kannte sie nicht. „ Salve Hiera.“ Zurückhaltend musterte sie die junge Frau. Nach ihrem Namen wurde sie nicht gefragt. Jeder Dominus hatte das recht seinen Sklaven den Namen zu geben, den er für richtig hielt. Tuca machte sich deswegen keine Sorgen. Ihr jetziger oder ein neuer Name, darüber lohnt es sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Sie sah sich Hiera an. Aus dem Wunderschönen Haar, konnte man viele, viele Zöpfchen flechten. Tuca schnupperte in die Luft. „ Du duftest nach Veilchen.“ meinte sie freundlich zu Hiera und war bereit zu gehen. Der Duft passte nicht zu der jungen Frau, da musste ein anderer Duft her. Vielleicht schafft es Tuca ihr diesen Duft auszureden.

    Eben hatte sie sich mit dem Aussehen der interessierten Zuschauer und Bieter auseinandergesetzt, als ein Preis gerufen wurde, dass ihr schwindelig wurde. Der schwarze Mann verdoppelte das Gebot. Mit wachen Augen verfolgte Tuca das Geschehen. Im Stillen überschlug sie was man dafür in ihrem letzten zu Hause bekommen hätte. 10 Kamele oder eine große Ziegenherde in Alexandria auf dem Viehmarkt! Tuca blieb förmlich die Luft weg. 30 Denare, sooooo viel Geld. Die Römer hier waren reich. Hieß das, dass es guter Haushalt war? Mit Skepsis erfüllt, sah sie ihrem neuen Haushalt entgegen. Verfrühte Freude konnte mächtig ins Auge gehen. Den Kopf frei machen von Ängsten und Vorurteilen und sehen wohin es ging. Das war der beste Weg.

    Wie sie alle da standen und sie anstarrten und sich dann untereinander austauschten. Tuca schnupperte an ihrem Arm. War ein schlechter Geruch an ihr? Sandelholz war ein guter Duft. Hatte sie jemand verflucht. Bei Isis, das wäre eine Katastrophe. Der erste, der sie genauer angesehen hatte, nahm wohl Abstand von ihrem Kauf.
    Was war Rom für eine Stadt. Hier wartete man, anstatt zu handeln. In Alexandria wurde bei jedem Sklaven um den Preis gefeilscht.
    Eine Frauenstimme rief ein Gebot. Tuca sah sie die Ruferin weiter hinten stehen. Ihr Aussehen, die Kleidung waren gut, sie hätte sie besser angezogen und frisiert.


    Bei dem verhaltenen Bieten hatte Tuca Zeit sich die Leute genauer anzusehen. Der von vorhin, ein Durchschnittsmensch, die Kleidung mittelmäßig, legte keinen besonderen Wert auf sein äußeres. Er war nicht für sich hier. Der Mann mit dem er sich unterhielt. Ebenfalls Durchschnitt. Eher ein Zuschauer, er sah nicht aus wie ein potenzieller Käufer. Langweilig.
    Ihr Blick blieb an dem Mann in schwarz hängen. So etwas hatte sie in Alexandria nie gesehen. Die Frau schien zu ihm zu gehören. Das war keine normale Haussklavin. Tuca kannte sich aus. Sie erfüllte einen anderen Zweck. Eine vage Vermutung, sie beschützte den Mann? Er sah kräftig aus, hatte etwas militärisches an sich. Er wäre selbst in der Lage sich zu schützen. Tuca verstand es nicht. Was ihr auffiel, das schwarz, was er trug, war kein richtiges schwarz mehr. Sie versuchte seine Füße zu sehen. Dachte sie sich's doch. Gute Stiefel sahen anders aus. Von unten ganz nach oben. Sein Bart könnte mehr Pflege gebrauchen. Seine Haare gruselig. Wie er unter seinen Sachen aussah, wollte sie sich nicht vorstellen. Sicher nicht gut gezupft, wie es sein sollte. Er hatte ganz bestimmt kein Frau. Bei ihrer ersten gemeinsamen Nacht würde sie ihm wahrscheinlich die Tür weisen. Tuca verdrehte die Augen, als sie das dachte. Bei ihr wäre ihm das nicht passiert. Sie war gründlich und sehr genau. So hätte sie ihn nie auf die Straße gelassen. Genau so wenig wie die Bieterin dahinten mit ihrer billigen Frisur.

    Hatte Tranquillus nicht gesagt in Augenschein nehmen? Das legte dieser Römer vor ihr sehr freizügig aus. Bestimmt, ohne Hast entwand sie ihm ihre Hand. Zog ihren Arm zurück. Ihr Blick sagte, nicht anfassen nur ansehen. Dachte er sie war eine Mogelpackung? Ihre Haut frisch eingefärbt? Und was wollte er aus ihrer Handfläche lesen?


    „ Vorwiegend römische Küche. Bei Besuchen von Händlern aus dem Osten, landestypische Küche.“ beantwortete sie wahrheitsgemäß seine Frage.


    Diese Besuche waren für Tuca immer etwas besonders. Sie lauschte vom Atrium aus, den Erzählungen der Händler. Von ihren Reisen, den fernen Ländern, den vielen Wundern die sie gesehen hatten.
    Aber warum wollte er wissen was für Küche ? Wollte er sie als Küchenhilfe? Tuca selbst fand, das ihr das nicht gerecht wurde. Seit Eintritt ins Erwachsenen Alter hatte sie als cubicularia bei ihrer Domina und dem jungen Dominus gedient. Ihr Status hatte sich damit verbessert und jetzt? Wieder in die culina? Begeisterung sprach nicht aus ihrem Blick.

    Rom, sie bekam Gänsehaut. Es waren nicht nur die Temperaturen, alles hier verursachte diesen innerlichen Protest, der sich nach außen in einer Gänsehaut manifestierte. Der Geruch, die Häuser, die engen Straßen. Das war die Mitte der Welt? So sagte man. Geschichten über Rom hatte sie viele gehört. Was die Stadt nicht konnte, sie einschüchtern. Alexandria war prächtiger, schöner. Tuca stand aufrecht und sehr selbstbewusst auf der Bühne. Hinter ihrem Auftreten verbarg sie die Angst vor ihrer Zukunft. Der Sklavenhändler hatte mit seiner Offerte den ersten angelockt. Wie der Honig die Bären anlockt. Das sehr dezent aufgetragene Öl, ließ ihre Haut samtig glänzen. Die Haare waren sauber in dünnen Zöpfen geflochten. Leicht angefeuchtet glänzten sie schwarz wie die Nacht. Sie trug einen Chiton, in der Taille von einem Gürtel gehalten. Auf der linken Schulter von einer Fibel, die rechte Schulter frei. Ein sanfter Duft von Mandel und Sandelholz umgab sie. Sie duftete nicht nach Veilchen !!! Tranquillus wusste seine Ware zu präsentieren.