Beiträge von Andronikos

    Die gewisse Geschäftigkeit an der Oberfläche in diesem Gebäude fand er, wurde andererseits von einer ruhigen Selbstsicherheit und Gelassenheit getragen, die eher unterschwellig in der allgemeinen Atmosphäre zum Ausdruck kam. Man ließ sich hier durch Nichts aus der Ruhe bringen.


    Andronikos fand die Abteilung, die der Optio ihm gewiesen hatte ohne Probleme. Da er keine Schild an der Tür mit REKRUTIERUNG oder so etwas fand, sprach er den nächsten Mitarbeiter an, auf den er traf und der anscheinend für allerlei allgemeine Aufgaben zuständig zu sein schien.


    "Salve, ähm, ich bin Andronikos und suche Arbeit. Man hat mir gesagt, ich soll mich dafür hier melden."

    Die erste Frage des Optio musste Andronikos verneinen. "Nein, römischer Bürger bin ich leider nicht. Ich komme ursprünglich aus der Gegend von Patrae, bin dann aber in das gezogen, was vom glorreichen Korinthos noch übrig geblieben ist und was die Römer nun den Göttern und dem Kaiser sei Dank wieder neu zu errichten in Angriff genommen haben." Ein bisschen Schmeichelei konnte sicher nicht schaden.


    "Aber auch dort wusste der Gutsverwalter meine Talente in der Mathematik und der Geometrie im Besonderen nicht zu schätzen leider. Ich hätte ihm eine Wasserleitung für die Bewässerung konstruiert. Wie ich es schon auf zwei anderen Gütern getan hatte. Aber nein. Der Herr wollte unbedingt selbst ans Zeichenbrett. Da hab ich beschlossen, da hin zu gehen, wo man gute Ideen im Wasserbau zu schätzen weiß. Also nach Rom. Ewige Stadt und so weiter, nicht wahr? Wenn du es also möglich machen kannst, mich in diese Richtung weiter zu schicken, würde die Stadt einen Arbeiter gewinnen, der sich mit größter Hingabe seiner Aufgabe widmen würde."


    Dass ein Teil seiner Motivation, aus Griechenland weg zu gehen war, die trotz der Widrigkeiten wachsenede römische Gemeinde kennen zu lernen und von gelehrten Leuten lernen zu können, verschwieg er geflissentlich. Es hatte eigentlich ja auch nichts mit seiner Anstellung zu tun. Seine Faszination für die römische Architektur brauchte er nicht zu heucheln. Nur ein Idiot wäre nicht überwältigt von den Straßen und Gebäuden, die sich in diesem Land erstreckten.

    Nun war Andonikos nach seiner Überfahrt von Griechenland hier her doch das Geld ausgegangen und so wurde es Zeit, sich eine Arbeit zu suchen. Ein Geschäft konnte er nicht aufmachen. Geld hatte er ja keines mehr und ein Handwerker war er auch nicht. Aber schreiben konnte er und er hatte gehört, dass Positionen in der Verwaltung der Stadt offen waren. Er war außerdem soweit er wusste noch nicht als Christ aufgefallen - und gedachte dies auch vorerst nicht zu tun - sodass das kein Hinderniss sein sollte. Im Gegenteil fand er die Vorstellung ein Christ in der Verwaltung des erklärten Widersachers der Christenheit seltsam witzig. Nicht, dass er hier die Dinge sabotieren wollte. Andronikos hatte sich mmer viel darauf eingebildet, Aufgaben ordentlich und ehrlich zu erledigen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass es unbequeme Folgen haben konnte, wenn man im Dienst für einen Römer nicht ordentlich schaffte. Außerdem musste er auch etwas essen.


    Mit genuiner Motivation hatte er sich also auf zum Amtssitz der städtischen Verwaltung gemacht.


    In der Praefectura angekommen hatte er keine Ahnung, wohin er sich wenden sollte, doch er glaubte schließlich, dass der Ab Actis vielleicht die richtige Anlaufstelle sein konnte.


    Also klopfte er etwas zaghaft an die Tür.

    Dass dieser Ort ein Treffpunkt der Christen war, war nicht besonders vielen Leuten bewusst. Man posaunte das hier nicht herum. Andronikos hatte eine ganze Zeit gebraucht, bis die Brüder und Schwstern in Christo ihn in hierher eingeladen hatten. Vertrauen wuchs nicht besonders schnell in einer Umgebung, de ihnen feindlich gesonnen war. Und es wurde nicht besser. Es war kein Geheimnis, dass ihre Gemeinschaft ein dankbares Ziel abgab. Oft hatte er sich im stillen gewünscht, sie könnten dem Kaiser als Alibi das geforderte Opfer bringen, oder was auch immer diese Leute von ihnen in dieser Hinsicht verlangten, wie all die anderen Kulte und in Frieden ihren Glauben leben. Vielleicht würde dann ja auch das Verbot aufgehoben, ihren Glauben öffentlich zu leben?


    Doch nein. Sie gaben für die Autoritäten einen viel zu dankbaren Sündenbock ab. Brand an der Via Sacra (allein der Name der Straße eine Schande). Die Christen sind schuld. Aufstand in der Subura, diesem verdorbenen Misthaufen? Die Christen. Der Kaiser hat sich den kleinen Zeh gestoßen? Klar sinds die Christen gewesen.


    In den Katakomben waren sie zum Glück von allzu stechenden Blicken verborgen. Andronikos hatte sich sagen lassen, dass sie die Existenz dieser Orte einem irgendeinem idiotischen hunderte Jahre alten Gesetz verdankte, der den Friedhof dazu zwang, unter der Erde weiter geführt zu werden. Den Römern und ihren Verwaltungsvorschriften sei Dank.


    Aber eigentlich war es ein trostloser Ort, an dem sie sich heute wieder trafen, so kam es Andronikos immer wieder in den Sinn. An der Seite Urnenbegräbnisse. Schlichter Grabschmuck. Beschriftete Platten. Ein Tischler. Besonderns tolle Stühle soll der alte Quintus Maurus gemacht haben, soso. Und seine angebetete gleich daneben wie rührend. Ein Steinhauer. Hat man für sowas nicht Sklaven? Naja. Wer muss. Oho, und ein Fischer wie passend. Was steht da? Seine Tiberfische haben nie gestunken. Ja, wers glaubt wird selig.

    Auf der Suche nach Arbeit hatte Andronikos schließlich den Aufruf des Vigintivir gehört und hatte sich zur Putzaktion gemeldet. Er hatte kein Problem damit, Dreck von der Straße zu schüppen. Hatte nicht auch Christus sich mit dem Niedrigsten des Niedrigsten abgegeben? Wenn der das konnte, dann konnte der das auch.
    Nun würde er seine christlichen Gedankengänge natürlich nicht hier auf der Straße heraus posaunen. Diese waren im Moment nicht gern gehört und es war nicht besonders sicher, wenn man offen als Christ herum lief.


    Also hatte er für diese Aufgabe die Identität des einfachen grichischen Immigranten angelegt, der in der ewigen Stadt (pah) sein Glück versuchen wollte.


    Und so wartete er auf das Signal des Vigintivirn zum Beginn der Aktion. Einen Hilfsaufseher hatte der sich immerhin schon mal zugelegt. Offenbar ein Anwalt.. Nun, das konnte nützlich sein, wenn hier mal irgendwas schief lief.