Kurz darauf hatte es sich Casca in einer Ecke der Caupona bequem gemacht. Die Einrichtung erschien ihm sogar vergleichsweise gepflegt. Das Klientel an Kunden sah noch eher nach Tag- als nach Nachtschicht aus. Der Marmortresen war noch da, jedoch für die neuen Bedürfnisse des Lokals angepasst worden. Der Einfluss einer Frau war klar zu erkennen. Die Becher auf dem Regal waren nur sehr begrenzt angeschlagen und die Kotze des gestrigen Abends hatte ganz klar nicht genug Zeit bekommen den Laden zu durchdringen.
Eine Matrone, die wohl etwas älter als er war, sich dafür aber ausgesprochen gut gehalten hatte, kam auf seinen kleinen Tisch zugelaufen.
“Salve mein Freund, neue Kunden begrüße ich … zumindest zu dieser Tageszeit … gerne persönlich, denn ein guter Kundenstamm will gepflegt sein.“
Casca setzte ein unverbindliches Lächeln auf.
“Salve. Das freut mich zu hören, dass der Kontakt zum Kunden hier großgeschrieben wird. Einer der Stammkunden muss mir eben begegnet sein. Er schien mit dem Angebot jedenfalls sehr zufrieden gewesen zu sein.“
Auch die Matrone lächelte zurück.
“Ja. Der Kerl lässt sich hier quasi jeden Tag volllaufen. Und es wird auch täglich früher … aber ich bin schließlich nicht seine Mutter. Was darfs sein?“
Casca kratzte sich über die Bartstoppeln und lächelte erneut breit.
“Eigentlich war ich für eine gute Rasur hergekommen …. aber einen Becher Wein als Ersatz nehme ich gerne. Ein ertragbarer Sabiner würde es tun, wenn ihr den habt.“
Casca schaute gedankenverloren auf die Straße hinaus und versuchte möglichst gleichgültig zu klingen.
“Der alte Spinther hatte früher meinen Liebling-Graeculus hier untergebracht, aber ich war einige Zeit nicht in der Stadt. Und …. tempus fugit.“
Das Lächeln der Matrone wurde zwar nur minimal schmaler, sah aber etwas mehr nach Fassade aus, als zuvor. Kunden, die zu viel fragten, waren nirgends gern gesehen.
“Ich habe den Laden schon gut zwei Jahre lang übernommen. Das muss ja eine längere Reise gewesen sein. Der Wein ist gleich da.“
Nachdem ein Lappen kurz die Oberfläche des Tisches gestreichelt hatte, ging sein Gegenüber zum Tresen zurück. Kurz darauf erschien ein Becher auf selbigem Tisch.
“Das macht einen As, der mittlere Krug wäre für einen Sesterz zu haben.“
Casca kramte in seinen Beutel herum und förderte eine Münze hervor, die nickend entgegengenommen wurde. Die Frau wandte sich bereits mit einem gemurmelten Dank ab, als Casca noch einmal wagte nachzuhaken.
“Flora, eine kleine Frage noch. Wohnt mein Freund Spinther noch immer in seinem windschiefen Haus von früher? Vielleicht besuche ich ihn bald mal.“
Nun war das Lächeln bereits nicht mehr messbar.
“Das weiß ich nicht. Er kommt zu mir, nicht ich zu ihm.“
Damit drehte sie sich um und ging zu einem anderen Tisch.
Casca sah ihr nach und trank von seinem Wein. Es war weder ein Sabiner, noch war er ertragbar. Aber er hatte erst einmal genug erfahren. Sie war Flora. Und Spinther bekam das Geld, war also noch im Geschäft. Was diese Zecke Bassius in seiner Wohnung machte, würde sich finden. Als nächstes würde er eine der beste Lüfte der Stadt genießen …. den staubigen Brodem einer Amtsstube.