Beiträge von Flavia Silana

    Auf ihrem Weg ins Atrium der Villa Flavia sah sich Silana interessiert um. Bedächtigen Schrittes trat sie ein, während ihr wacher Blick die Säulen und Statuetten streifte und ihr Geist sich zu erinnern suchte. Dies war nicht ihr erster Aufenthalt in Rom, doch die erinnerte sich kaum noch an die letzten Besuche hier. So klein war sie gewesen, damals, vor einer Ewigkeit. Und nun also würde dies ihr neues Zuhause sein. Gedankenverloren legte sie das Leinentuch auf eine der Sitzgelegenheiten und streifte weiter umher.


    Sie hob ihren Blick zum Compluvium, durch das sich der Regen in das darunterliegende Wasserbecken ergoss und ein sonores Hintergrundrauschen zur Folge hatte. Eigentlich schön, dachte sie gerade, wenn es nur nicht so nass wäre…, als sich eine der Türen öffnete und Silana sich umwandte. Flavius Gracchus trat ihr entgegen, seine gesamte Haltung strahlte eine Gravitas und Würde aus, die sie augenblicklich einschüchterte, als sei sie gerade einmal fünf Jahre alt. Seine Worte jedoch waren herzlich und offen, und Silana lächelte ihn zaghaft an, als sie ihre Schritte auf ihn zu lenkte. Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen, legte leicht ihre Hände auf seine Oberarme und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Manius Gracchus“, sagte sie grüßend und ein wenig atemlos. „Vielen Dank! Tatsächlich waren die letzten Tage sehr anstrengend und ich bin wirklich froh, dass ich nun endlich hier bin. Die Entfernung, die Umstände und nicht zuletzt dieser elende Regen schlagen einem doch arg auf das Gemüt.“ Sie hob verdrießlich einen Mundwinkel und linste flüchtig zu dem Sklaven hin, der mit dem Wein wartete. Auf ihren Blick hin beeilte er sich, den beiden Flaviern einen Kelch anzureichen, ehe er sich zurückzog.


    „Ein wenig angefeuchtet, aber sonst geht es mir gut, danke der Nachfrage“, erwiderte Silana. Sie hob den Becher. „Auf festen Boden unter den Füßen“, sagte sie ironisch und nippte am Wein. Er war sehr gut, und sie genehmigte sich sogleich noch einen tieferen Zug. „Wie geht es dir und den deinen? Ich muss gestehen, ich weiß gar nicht, wer sich derzeit noch hier aufhält. Wie geht es deiner Gemahlin?“ Silana hatte gehört, dass Gracchus‘ Frau wohl schwanger war, aber weder kannte sie sie, noch wusste sie irgendetwas, das darüber hinaus ging. Hinter ihr huschte ein Sklave durchs Atrium, der das Leinentuch einsammelte, das sie eben für ihr Haar benutzt hatte.

    Der Sklave nahm das Leinentuch aus den Händen des Türsklaven entgegen und knetete es kurz unschlüssig in der Hand – sollte er sich zuerst um die Herrin kümmern oder um das Gepäck, damit sie sich würde umziehen können? – , während die junge Flavia ihm diese Entscheidung abnahm, indem sie den Ianitor lediglich eines kurzen, prüfenden Blickes würdigte und dann direkt an ihm vorbei trat, um den Hausherren zu begrüßen. Das Leinentuch nahm sie dem Sklaven dabei aus den Händen, um sich beim Eintreten das feuchte Haar rudimentär zu trocknen.

    Mürrisch linste Silana an den Vorhängen der sanft im Trott der Sklaven schwingenden Sänfte vorbei. Die Stadt kam ihr dreckig und…lieblos vor, auf eine bestimmte Art abweisend und kalt. Das mochte zum Großteil am prasselnden Regen liegen, der seit Tagen auf die Region niederging und auch ihre Anreise massiv verzögert hatte. Statt der geplanten fünf Tage waren es nun gut und gerne zehn gewesen. Zehn endlose Tage, in denen sie abwechselnd im Reisewagen, einem minderwertigen Gasthaus oder zuletzt in der Sänfte gefangen gewesen war und die ihre Laune nicht eben gebessert hatten. Sie blickte flüchtig in die Gesichter der wenigen Passanten, die trotz des Regens in Hast unterwegs waren, und verfluchte ihren Vater einmal mehr dafür, dass er sie zu ihrem entfernten Verwandten Manius Gracchus nach Rom schickte. Sie! Sie, die sie bis zuletzt die Stellung in Baiae gehalten hatte, als erstgeborene Tochter und doch ewig Zweigeborene. Und Rom war nun einmal nicht Baiae. Daheim war ohnehin alles besser gewesen, und warum ihr Vater so unglaublich nachdrücklich darauf bestand, dass sie ihrem Bruder nachfolgte und in Rom Fuß fasste, wollte ihr schlichtweg nicht einleuchten. Das heißt, eigentlich wusste sie es ganz genau, weshalb er sie hierher schickte. Sie kam sich vor wie ein Opferlamm, und dass ihr Verwandter Manius Gracchus ein Pontifex war, machte diese Vorstellung nicht nur noch skurriler, sondern gleichwohl irgendwie realistisch.


    "Die Villa Flavia ist gleich dort vorn", erklang in jenem gedankenverlorenen Moment die Stimme eines ihrer Begleiter. Silana schnaubte kaum hörbar zur Antwort und ließ sich mürrisch zurück in die Kissen fallen. Weder wollte sie hier sein, noch wollte sie Maecenas unbedingt wieder gegenübertreten. Aber das war nun einmal unvermeidbar. Ihr Vater hatte es so entschieden und sie hatte bei der Entscheidung nichts mitzureden gehabt, Punktum. Und da Maecenas sich ebenfalls in Rom aufhielt, würde sie ihm zwangsläufig über den Weg laufen. Sie freute sich ganz und gar nicht darauf. Ihr großer Bruder war nur ein Jahr älter als sie, aber sie hatten dennoch nie einen guten Draht zueinander gehabt. Da waren die üblichen Querelen zwischen Geschwistern gewesen, durch die Silana allerdings sehr viel gelernt hatte. Intrigen zu schmieden war ihr daher nicht fremd, gemeine Streiche und auch Gewalt waren ihr ebenso wenig unbekannt, und so war es in der Vergangenheit nicht selten vorgekommen, dass sie diese Seite von sich an den verfügbaren Sklaven im Haus ihres Vaters ausgelassen hatte. Ihr Glück war, dass sie schlichtweg nicht so wirkte, als sei sie imstande, sich so zu verhalten. Hinzu kam ihre gewandte Zunge und das Vermögen, liebreizende Miene zum hinterhältigen Spiel zu machen, weshalb oftmals ein anderer ihr Fett wegbekommen hatte. Silana war überaus erfindungsreich und kreativ, was Streiche und Situationen betraf, und mit der Zeit hatte sie Gefallen daran gefunden, auch Machtspielchen mit derberem Ausgang für alle Beteiligten zu spielen. Sie waren der Grund, aus dem eine Haussklavin ihres Vaters eine lange Narbe am Unterarm trug und auch die Ursache für die gewiss immer noch sichtbaren Verbrennungsnarben auf Maecenas‘ rechtem Oberschenkel. Silana musste ob der Erinnerung ein wenig grinsen: Einmal, Maecenas trug zu jenem Zeitpunkt noch seine Bulla, hatte sie es eingefädelt, dass ein Sklave ihm die Bettpfanne mit den glühenden Kohlen zum Wärmen des Bettes ohne schützende Einschlagtücher brachte, und er hatte sich böse verbrannt. Die Schuld an dieser Misere hatte einer der Sklaven abbekommen. Und Maecenas war es recht geschehen. Diese affektierte Arroganz, die er ihr gegenüber stets ausgestrahlt hatte, und die sogar noch schlimmer geworden war, sobald Vater in der Nähe gewesen war, hatten bei Silana stets nur ein Augenrollen hervorgerufen. Maecenas konnte alles besser und schneller und überhaupt. Wie neidisch sie auf die Reise gewesen war, die Vater mit ihm unternommen hatte, und wie überaus glücklich sie die Nachricht gemacht hatte, dass er allein aus Griechenland zurückkehren würde, weil ihr geschätzter Herr Bruder dort verweilen wollte!


    Nein – sie war ganz und gar nicht erpicht darauf, ihren Bruder wiederzusehen.
    Es gab einen kurzen Ruck, als die Sänfte abgesetzt wurde. Das Prasseln des Regens war noch einmal angeschwollen, sofern das überhaupt möglich war. Vermutlich wuchsen ihr bald Schwimmhäute! Silana sehnte sich nach einem heißen Bad und einem ansprechenden Bett. Sie hoffte sehr, dass die Villa Flavia wenigstens ein klein wenig dem entsprach, was sie aus Baiae kannte, was sie zu lieben und schätzen gelernt hatte. Doch wenn sie ehrlich war, bezweifelte sie es. Nichts und niemand kam an die Villa Flavia in Baiae heran! Allein schon deswegen, weil Silana nicht hier sein wollte. Sie nahm ihrem Vater diese Entscheidung übel. Dennoch hatte er ihr das Versprechen abgerungen, sich zu benehmen. Oh ja, benehmen würde sie sich!!


    Einer der Sklaven eilte quatschenden Schrittes zur Porta und klopfte energisch, um ihre Ankunft anzukündigen. Silana selbst rang derweil mit sich selbst, ob sie auf jemanden warten sollte, der sie durch den Regen eskortierte, oder ob sie…was soll’s, dachte sie miesepetrig, schlug die Vorhänge zurück und setzte ihre Füße mit einem Ruck auf das nasse Pflaster vor der Villa. Zielstrebig und ohne Hilfe stand sie auf und fiel den Sklaven erst auf, als sie schon fast das Eingangsportal erreicht hatte. Mit würdevoll erhobenem Haupt (und durch den Regen selbst auf den wenigen Schritten vollkommen zerstörter Frisur) trat sie hinter den Sklaven, der sie angekündigt hatte.


    „So. Hier bin ich nun. Wäre es zuviel verlangt, mich endlich einzulassen?“ fragte sie schnippisch, während sich eine Strähne ihres Haares kringelnd einen Weg aus der Frisur bahnte und sie ein klein wenig verrucht wirken ließ.

    Sie möchte! :)


    Die privat angesprochenen Modalitäten klären wir dann gern per Nachricht noch vor meinem Spieleinstieg.
    Herzlichen Dank für die Aufnahme!

    Guten Abend,


    ich würde sehr gern hier mitmachen.
    Im Forenrollenspiel habe ich bereits einige Erfahrung und auch was die (alt)römische Kultur angeht, habe ich schon einiges gelesen und interessiere mich privat hierfür.


    Nach dem Studium der Gentes und der Schreibweisen der aktiven Mitglieder, habe ich mich für die Flavia entschieden, so sie mich denn aufnehmen würde.
    Ich stelle mir einen Charakter vor, der ein wenig hin- und hergerissen ist zwischen dem Wunsch, ihre eigene Identität zu entfalten und dennoch zum Wohle und Ansehen der Familie zu handeln. Vielleicht ist sie außerhalb aufgewachsen und soll nun eine lohnenswerte Partie machen. Das können wir gern vor dem Spieleinstieg besprechen.


    Weitere Fragen, sofern vorhanden, beantworte ich gern!


    Name: Flavia Silana
    Stand: Civis
    Wohnort: Rom


    Herzlichen Dank!