Beiträge von Thales

    Thales ging zu seinem wahrscheinlich künftigen Kameraden. "Ein Freund meines Vaters hat ein Handelsgeschäft in Ostia. Wir können bei ihm vorbeischauen, ich bin mir sicher, dass er uns nicht abweisen wird. Mein Name ist übrigens Thales."

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    Original von Narrator Italiae
    "Sieht so aus, als wenn das stimmt", kommentierte der Soldat, während er selber einen Blick auf die Tafel warf. Dann warf er einen prüfenden Blick auf den Mann und kniff leicht die Augen zusammen. "Mathematicus oder so, oder? Geschütztechnik oder Navigation?" Und für den Fall, dass der Mann die Frage nicht gleich verstand, schob er kurz später hinterher: "Militärischer Dienst oder nautischer? Kommst eh dahin, wo gerade gebraucht wird, aber wenn du Glück hast, ist gerade überall Bedarf."


    Das war zwar beides verlockend, aber Thales hatte sich bereits bei der Überfahrt aus Griechenland seine Gedanken gemacht. "Nautisch wäre mir am liebsten. Am besten, denke ich, wäre ich am Anfang bei den Rojern aufgehoben. Die attische Flotte hatte ihre Gefechte immer durch überlegene Rudermannschaften gewonnen, deshalb möchte ich erst einmal richtig rudern lernen. Wenn das möglich ist, versteht sich."

    Kurz darauf betrat auch Thales wieder das Rekrutierungsbüro und ging zu dem gleichen Soldat, der ihn zur Untersuchung geschickt hatte. "Sieht so aus, als wäre ich körperlich tauglich." Dann hielt er die Tafel dem Soldaten hin, so dass dieser sie bequem in Empfang nehmen konnte.

    Thales überlegte kurz, ob der Capsarius rechts und links von sich aus gesehen oder von den beiden Rekruten aus gesehen meinte, stellte dann aber fest, dass das irrelevant war, da in beiden Fällen der vom Nachbarn abgewandte Arm gemeint war. So hob er, der links von Hegetor stand, den linken Arm.

    Thales war noch kurz damit beschäftigt, sich die Maße durch den Kopf gehen zu lassen. Ja, das stimmte, das war genau seine Größe. Also kein Messfehler. Hatte er aber auch nicht erwartet. Nachdem der groß gewachsene künftige Kamerad seinen Test absolviert hatte, stellte sich auch Thales an die Stelle des anderen Rekruten, wobei er ihm kurz zunickte. Dann wandte er sich an den Capsarius. "Bleiben wir bei den drei Fingern, bestehend aus jeweils drei, damit in Summe neun Segmenten, oder soll ich eine andere Zahl erkennen? Wobei ich die Finger klar erkennen kann."

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    Original von Narrator Italiae
    "Jaaa, wie auch immer", antwortete der Soldat betont langgezogen. Reden schien der Mann zu können, also nahm er ihm den Philosophen problemlos ab. Die Gründe für die Meldung hatten ihn wiederum nicht zu interessieren, solange sie nicht ehrlos waren. Also machte er seine Notizen fertig und blickte dann wieder auf. "Du nimmst jetzt diese Tafel und gehst zum Valetudinarium. Dort meldest du dich im Untersuchungszimmer, gleich links vom Eingang. Danach kommst du mit dieser Tafel wieder her. Verstanden?"


    Thales nickte. "Alles verstanden." Dann nahm er die Tafel und ging weiter zum Untersuchungszimmer.

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    Original von Narrator Italiae
    Der Soldat schien beeindruckt und belustigt zugleich zu sein. "Aus Athenai? Magst deine Landsleute wohl nicht besonders, dass du dich nicht zur Classis Ravennas gemeldet hast, sondern hier, was? Ist eher selten, dass es uns von hier mal in deine Heimat verschlägt." Wieder grinste er schief, während er die Daten notiert. "Name der Eltern? Bisheriger Beruf? Also deiner, nicht der von deinen Eltern."


    "Ich entstamme den Hippeis. Da ich nur durch Leistung und nicht durch meinen Stand Anerkennung erhalten möchte, ziehe ich die Classis Misensis der Classis Ravennas vor." Thales hielt es für wichtig, seine Beweggründe zu erläutern, bevor er die weiteren Fragen beantwortete. "Meine Eltern sind der Händler und Demagoge Markos und seine Frau Phoibe. Mein erlernter Beruf, wenn man es so nennen möchte, ist der eines Philosophen. Genauer gesagt bin ich Naturphilosoph und Mathematicus. Und nur, um der Frage vorzubeugen: Ja, natürlich könnte ich das Leben der Oberschicht genießen, aber ich wähle die Mühen der Classis. Denn ich bin davon überzeugt, dass man nicht einfach die Früchte der Pax Romana genießen sollte, sondern auch seinen Beitrag leisten sollte. Ich bin der dritte Sohn meines Vaters. Ich denke, das sollte mich selbst zum Beitrag der Polis machen."

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    Original von Narrator Italiae
    "Salve", antwortete der angesprochene Soldat und blickte von seiner Arbeit auf. Zuständig schien er aber nicht zu sein. "Macht der Kamerad dort", erklärte er und deutete auf einen der anderen Soldaten. Jener wiederum schien ohnehin genau damit gerechnet zu haben, denn er griff schon nach einer Wachstafel vom Stapel an der Wand und nach einem Schreibgerät. "Salve", grüßte auch er. "Immer heranspaziert. Jede fünfte Rekrutierung ist gratis." Er grinste schief. "Nur ein Scherz. Hier wird jeder gleich behandelt. Name? Alter? Herkunft?"


    Zumindest hatten sie Humor. Thales wusste nur nicht, ob er das für positiv befinden sollte. "Thales, 21 Jahre, aus der Polis Athenai."

    Thales trat kurz nach Hegetor ein. Da er noch einige Soldaten sah, die sich mit keinem Rekruten beschäftigten, ging er zum räumlich nächsten Soldaten, der unbeschäftigt schien. "Salve. Die Torwache sagte, ich solle mich hier melden. Ich würde nämlich gerne der Classis beitreten."

    Schon der Leuchtturm von Portus war beeindruckend. Aus der Ferne war er das Erste, was man vom Hafen sah, doch je näher man kam, desto größer wurde das Gebäude. Und auch die anderen Gebäude waren nicht gerade klein. Das große sechseckige Hafenbecken war gesäumt von vielen großen Gebäuden. Die geradezu riesig anmutenden Schiffshallen der Classis und die ebenso riesigen Lagerhäuser, das alles war für Thales ein gutes Zeichen. Er war hier richtig, in einer Zivilisation, die eines Atheners würdig war. Er beobachtete auch das geschäftige Treiben. Seeschiffe und Flussschiffe, die ihre Liegeplätze suchten, Waren die von Schiff zu Mole und auch von Schiff zu Schiff verladen wurden. Das alles erinnerte ihn an Athen, und doch war es anders. Es war ein anderer Ort.


    Das Schiff, auf dem er sich befand, war nun vertäut und die Planke ausgelegt. Er nahm sein Bündel und verabschiedete sich vom Kapitän. Dann verließ er das Schiff über die Planke. Es war der erste Schritt in eine neue Zukunft.