Beiträge von Aulus Decimus Falcula

    Die Müdigkeit perlt an ihm ab. Scapula ist angenehm überrascht von der Herzlichkeit des Decimus Serapio. Fürwahr, sein Onkel ähnelt nur äußerlich seinem Erzeuger. Ansonsten hat er wenig gemein mit seinem Bruder. Scapula hat nie den ideellen Vorstellungen seines Vaters genügen können. Da seine Kindheit von mehreren Krankheiten geprägt ist, scheidet schon früh eine militärische Karriere aus. Auch sein Hang zur Kunst und seine 'Verträumtheit' stoßen beim Vater auf Unverständnis und stetige Kritik. Er hält ihn für einen Schwächling und er erweist sich somit als Enttäuschung für seinen ehrgeizigen Vater. Er distanziert sich von seinem Sohn und schickt ihn zur Verwandtschaft nach Gades. Dort blüht er auf, was nicht nur dem gesunden Klima des Oceanus zu verdanken ist.


    "Oh, Mutter geht es sehr gut! Sie lässt dich grüßen." Nach dem Tod seines Vaters ist auch sie wieder zu ihrer Familie nach Gades zurückgekehrt. In all den Jahren hat sie zu ihrem Sohn gehalten. Umso schwerer ist ihm der Abschied gefallen.


    Von all seinen Geschwistern sind Milonia und Carmelia die Liebsten. Mit Carmelia verbindet ihn die Liebe zur Kunst. Aber auch mit Milonia, der Ältesten teilt er schöne Kindheitserinnerungen. Mit beiden Schwestern pflegt er einen innigen Briefkontakt. "Leider habe ich meine Schwestern schon lange nicht mehr gesehen, jedoch schreiben wir uns regelmäßig. Camelia ist inzwischen auch in festen Händen und es scheint ihr gutzutun. Milonia geht in ihrer Rolle als Mutter auf." Die beiden Schwestern haben ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Dies steht Scapula alles noch bevor. Zunächst gilt es, in Roma Wurzeln zu schlagen. Die Familia ist dabei von unschätzbarem Wert. Das weiß auch er. "Onkel, gibt es noch weitere Verwandte, die in der Casa leben?"

    Nahende Schritte im Atrium. Mago der Punier, gerade noch gewillt, die Anweisungen seines Herrn umzusetzen, hebt überrascht sein Blick und fokussiert den Herannahenden. Wie sich kurz darauf herausstellt, der Onkel seines Herrn. Ehrfurchtsvoll verneigt sich der Sklave und tritt zwei, drei Schritt in den Hintergrund zurück.


    Falcula, der müde von der langen Reise ist und bisher wenig Interesse am Geschehen zeigt, wird plötzlich wieder munter, als er die Stimme des Herannahenden hört. Er spannt seinen Körper an und wendet sich um.
    Die Ähnlichkeit zu seinem Vater lässt sich nicht verleugnen. Die gleichen Augen, ähnliche Gesichtszüge. Sein Haar einige Nuancen heller als die seines Vaters, vielleicht etwas kleiner im Wuchs, doch um einige Jahre jünger und erheblich lebendiger als sein Erzeuger. Dies muss sein Onkel sein – Decimus Serapio!


    "Ja, der bin ich!" Er zögert noch. Dann kombiniert er schnell. "Onkel? Onkel Serapio?" Sein Mund formt sich zu einem vagen Lächeln. Ein freundliches Willkommen. Endlich wieder Familie um sich herum. Falcula ist angekommen.


    "Oh, die Reise war lange und sehr anstrengend. Als unser Schiff die Säulen des Herkules passierte, glaubte ich schon, sterben zu müssen. Tagelang war mir speiübel! Glücklicherweise blieben uns heftige Stürme erspart. Wie es schein, bin ich nicht für die See gemacht."

    Mit der Ruhe in der Casa Decima Mercator ist es vorbei. Ein junger Herr samt seinen Sklaven ist angekommen. Kisten und Truhen stehen überall herum. Die schweißgebadeten Sklaven, sie keuchen und haben ihre Mühe, jedes einzelne Stück des Gepäcks in die Casa zu tragen.


    Der junge Herr verfolgt das Treiben. Er wirkt müde. Oder ist es nur seine Langeweile? Die Reise war lang. Zu lang! Die Wochen auf See haben seinem Magen zu schaffen gemacht. Gades, die Schöne ist nun weit weit fort.


    Eine Sklavin sorgt für eine Erfrischung. Mit neugierigen Blicken belegt das junge Ding den Fremden. Jedoch senkt sie verlegen ihre Augen, als Falcula sich ihr zuwendet. Er nimmt den Becher entgegen, führt ihn zum Mund und kostet das gekühlte Wein-Wasser-Gemisch. Alles um ihn herum fühlt sich fremd an. Dabei ist dies nun sein neues Zuhause. Die römische familia kennt er nur aus Erzählungen seines Vaters und aus Tante Lucillas Briefen. Er weiß von einem nahen Verwandten, der sich in Roma aufhalten soll – Onkel Serapio, ein jüngerer Bruder seines Vaters.


    Mago, sein Leibsklave Sklave tritt an ihn heran. Er wirkt geschäftig. Dem Punier obliegt alles Organisatorische, was den Um- und Einzug seines Herrn betrifft. Unter seinem strengen Auge wird das Gepäck des Decimus in dessen Unterkunft gebracht. Fleißige Sklavenhände nehmen sich des Inhalts all der Truhen und Kisten an und verräumen alles. Endlich ist das Cubiculum einzugsbereit.


    "Dominus, dein Cubiculum steht nun bereit. Wenn du ein Bad wünschst, kann ich dies veranlassen."


    Versunken in Gedanken braucht es einen Herzschlag, bis Falcula den Sklaven fokussiert. Ein Bad wäre nicht schlecht. Nach der langen Reise haftet der Staub der Landstraße an ihm. Ein entspannendes Bad, frische saubere Kleidung und dann den Onkel treffen. Der Plan hört sich gut an!


    "Mach das Mago! In dieser Aufmachung kann ich unmöglich meinem Onkel unter die Augen treten."