Beiträge von Kalypso

    Verborgen von einigen Verkaufsständen verharrte die Thrakerin in absoluter Regungslosigkeit. Während ihr Blick mit einem intensiven glühen auf dem Verkaufspodest des Titus Tranquillus ruhte. Doch nicht auf dem Sklavenhändler ruhte ihr Blick. Sondern auf dem jungen Mann der dort oben zum Verkauf angepriesen wurde.


    “Diocles.“


    Hauchte die Thrakerin den Namen des jungen Mannes und spürte wie sich etwas in ihr verkrampfte. Zeitgleich pochte ihr Herz schmerzhaft schnell in ihrer Brust. Sie kannte diesen jungen Mann dort oben auf dem Podest. Sie kannte ihn von den Sklavenmärkten in Delos. Dort waren sie sich das erste mal begegnet. Und sie hatte seinen Blick als sanftes kribbeln auf ihrer Haut gespürt. Dann wurden sie getrennt. Die Thrakerin an einen anderen Händler verschachert und Diocles verlor sie aus den Augen. Auch wenn sie beinahe tagtäglich an den Dunkelhaarigen denken musste, wie es ihm wohl ergehen mochte. War er überhaupt noch am Leben?


    Schließlich schlich sich die Dunkelhaarige Schritt für Schritt näher. Darauf achtend das sie nicht zu interessiert wirkte. Ob er sie überhaupt bemerkte? Erkannte er sie wieder und erinnerte er sich? Oder hatte er diese Zeit komplett aus seinen Gedanken gestrichen? Unruhig trommelte ihr Herz in der Brust, während sie herauszufinden versuchte, wer den Zuschlag für den Dunkelhaarigen erhalten hatte. Und tatsächlich hatte sich vor dem Podest ein Römer aufgebaut, flankiert von seiner Entourage. Zumindest vermutete dies die Thrakerin. Während sie erneut versuchte Blickkontakt zu dem Sklaven auf dem Podest herzustellen und selbst so unsichtbar wie nur irgendmöglich zu agieren.

    Zitat

    Original von Gaius Octavius Victor


    Tatsächlich waren diese Worte unbedacht über ihre Lippen gepurzelt und Kalypso erschrak. Hm. Wie würde ihr neuer Dominus darauf reagieren? Ihr alter Dominus griff da schon mal zum hölzernen Stock. Doch ein solcher war, den Göttern sei Dank, nicht in greifbarer Nähe. Und so schob sich die Dunkelhaarige durch die Menge, um ihrem Dominus den gewünschten Freiraum zu gewährleisten. Vielleicht hatte der Octavier ihre Worte auch einfach nicht gehört oder überging sie einfach. Beide Varianten wären der Sklavin Recht. Nur leider waren ihre Gedanken lediglich Wunschdenken. Auch wenn der Octavier seine Stimme nicht erhob, so spürte Kalypso seinen Blick brennend auf ihrem Körper. Und wagte es nicht seinem Blick zu begegnen. Nicht in diesem Moment und auch nicht später. Nie. So schob, nein drängelte sich die Thrakerin regelrecht durch die Menge, und blieb dabei jedoch immer auf Höhe ihres Dominus. Denn schließlich sollten die Menschen vor ihm zurückweichen und nicht vor ihr. Obwohl dies mit Sicherheit einen belustigten Charakter hätte.


    “Eure Soldaten ehren dem Kriegsgott ... in dem sie was tun? Ihre Waffen verbrennen oder segnen lassen? Und dafür dieser Aufmarsch?“


    Fragend wandte sich die Dunkelhaarige an ihren Dominus. Bevor sie ihren Blick auch schon senkte und einen etwas dicklichen Herrn beiseite schob, oder diesem zumindest zu verstehen gab, dass er beiseite treten sollte.


    “Aus dem Weg.“


    Murrte die Thrakerin und linste aus dem Augenwinkel in Richtung des Octaviers. Soso. Dieser Tag heute war also so etwas wie ein Feiertag in der Urbs Aeterna.


    “Ich habe mir noch nie viel aus Feiertagen und Feste gemacht Dominus. Das einzige gute war immer das wir Sklaven an diesem Tag frei bekamen.“


    Ein kaum merkliches Schulterzucken begleitete ihre Worte. Während sie sich weiter durch die immer dichter werdende Menge schob. Somit bekam sie das Stirnrunzeln ihres Dominus nicht mit.


    “Ich werde mich an diese Feste erst noch gewöhnen müssen Dominus.“


    Antwortete die Dunkelhaarige auf die Worte ihres Dominus und kämpfte sich weiterhin durch die Menge. Dabei warf sie immer wieder einen raschen Blick in Richtung des Römers. Nicht das sie ihn aus den Augen verlor. Dies wäre äußerst fatal. Als ihr Dominus schließlich seine Schrittfolge drosselte, verlangsamte auch Kalypso ihre Schritte und blieb dennoch dicht an der Seite ihres Dominus. Auch als dieser Worte mit einem offensichtlichen Bekannten wechselte. Währenddessen hielt Kalypso ihren Blick gesenkt. Behielt das nähere Umfeld ihres Dominus jedoch wachsam im Blick.


    Endlich wurde der Circus Maximus erreicht und wie es die Thrakerin prophezeiht hatte, waren für ihren Dominus tatsächlich die besten Plätze reserviert worden. Der Jubel zum Wohle des Augustus brandete gegen Kalypsos Ohren. Und dennoch galt ihre einzige Aufmerksamkeit ihrem Dominus.

    Es war wieder einer dieser Tage, an dem Kalypso ihren Dominus in seine Amtsräume begleitet hatte. Und doch war es heute anders als sonst. Denn normalerweise stellte sich die Thrakerin still in eine der Ecken, um über ihren Dominus zu wachen. Wie es ihre Aufgabe als Leibwächterin war. Doch am heutigen Tag war alles anders und Kalypso ließ sich tatsächlich davon scheuchen. Ihr Blick musste wohl sehr überrascht gewirkt haben. Doch schließlich nickte die Thrakerin knapp und verließ die Amtsräume ihres Dominus. Nur wohin sollte sie sich nun wenden? Zurück in die Casa Octavia wollte die Dunkelhaarige noch nicht. Und so ließ sie sich einfach treiben.


    Auch wenn ihr Blick höchst wachsam ihre nähere Umgebung fixierte. Bereit einem potentiellen Angreifer mit der flachen Handkante und einem Schlag gegen den Kehlkopf sämtliche Lebenslichter auszupusten. So wie es ihr in einer der Kampfarenen beigebracht wurde. Wurde sie deswegen so intensiv gemustert, als sie die Trajansmärkte betrat? Ob dieses Gedankens huschte ein feines Lächeln über Kalypsos Lippen, während sie ihren Blick höchst aufmerksam von links nach rechts gleiten ließ. Ihre Schritte setzte die Thrakerin behutsam voran. Sodass die Sohlen ihrer Schuhe kaum ein Geräusch auf dem Boden verursachten. Die Pluderhosen umwanden ihre Beine, während lediglich ein ledernes Oberteil ihren Oberkörper verhüllte. Zusätzlich wanden sich lederne Bänder um ihre Arme und diese sollten dringend erneuert werden. Mal sehen ob sie hier auf den Trajansmärkten fündig werden würde. Jedoch waren es dann nicht die Lederbänder die Kalypsos Aufmerksamkeit fesselten, sondern eine junge Frau mit einem grauen Wolfshund an der Seite und einem Korb in den Händen, aus dem es leise fauchte. Hatte Kalypso gerade richtig gehört, aus dem Korb fauchte es? Nein. Das hatte sie sich bestimmt nur eingebildet und dennoch hielt die Sklavin in ihrer Schrittfolge inne und betrachtete schließlich den grauen Wolfshund mit neugierigem Interesse. Schließlich hatte sie ein solches Tier bisher noch nie zu Gesicht bekommen.


    “Ein sehr großer Hund.“


    War Kalypsos dunkle, wie samtige Stimme zu vernehmen.

    Zitat

    Original von Gaius Octavius Victor
    Sorry, ich muss mich leider für die ungeplante Abwesenheit in den letzten paar Tagen entschuldigen. Ich hoffe morgen oder spätestens am Dienstag kann ich wieder voll einsteigen.


    Willkommen zurück Dominus. =)
    Wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.

    Zitat

    Original von Gaius Octavius Victor


    Beinahe die gesamte Bevölkerung der Urbs Aeterna schien auf den Beinen zu sein. Und das nur weil es wieder einmal ein Fest zu zelebrieren galt. Das Armilustrium um genauer zu sein. Was dies für ein Fest sein sollte war Kalypso nicht geläufig. Ihren Dominus darauf anzusprechen wagte sie noch nicht. Schließlich wollte sie nicht das er sie als hinterwäldlerische Barbarin betrachtete. Wobei, dies tat er insgeheim wahrscheinlich ohnehin bereits. Die Parade sollte schließlich im Circus Maximus ihr Ende finden. Doch zuerst quälten sich die fein herausgeputzten Soldaten der unterschiedlichsten Einheiten durch die engen Straßen.


    “Ist diese Parade so etwas wie ein Schaulaufen der Soldaten?“


    Konnte man Kalypsos Stimme vernehmen. Als sie ihren Dominus kurzzeitig direkt anblickte. Zum Glück hatte sich ihr Dominus entschieden zu Fuß zu gehen. Nicht auszudenken wenn sich der Octavier für die Sänfte entschieden hätte. Eine Sänfte wäre am heutigen Tag definitiv hinderlich gewesen. Schließlich wurde es immer enger und Kalypsos Blick ruhte auf den Menschen und auf ihrem Dominus. Damit niemand dem Senator auch nur zu nahe kam und der Octavier unbehindert seine Schritte voransetzen konnte.


    “Für meinen Dominus nur die besten Plätze.“


    Ein jeder andere hätte diese Worte durch ein Schmunzeln begleitet. Die Thrakerin nicht. Vollkommen ernst waren diese Worte über ihre Lippen gedrungen. Während sie sich seitlich neben den Octavier postierte, um ihm den Weg zu ebnen. In Richtung der vorderen Tribünenplätze.


    “Du willst den Soldaten doch nicht die Show stehlen Dominus.“

    “Was genau möchte der Maiordomus von mir sehen?“


    Antwortete Kalypso mit einer Gegenfrage und ließ ihren Blick auf dem anderen Sklaven ruhen. Wollte sich der Maiordomus mit eigenen Augen davon überzeugen welch' 'Ramsch' der Senator auf dem Sklavenmarkt erstanden hatte? Bei diesem Gedanken spürte Kalypso wie sich ein feiner Schauer seinen Weg über ihre Wirbelsäule hinab bahnte. Der andere Sklave zuckte mit den Schultern. Denn eine Antwort auf die fragenden Worte der Neuen hatte er auch nicht. Und so blieb der andere Sklave stumm und spielte mit dem Hanfseil in seinen Händen. Hm. Wieso tat er dies? War der andere Sklave etwa nervös, geisterte es durch Kalypsos Gedanken.


    “Das Treffen sollte vielleicht nicht unbedingt auf dem Gang stattfinden. Komm mit!“


    Mit diesen Worten griff der Sklave kurzerhand nach Kalypsos Handgelenk und zog die Thrakerin hinter sich her. Direkt hinein in die Sklavenunterkünfte, die zum Glück wie leergefegt waren. Sehr seltsam. Gab es hier etwa keine andere Dienerschaft? Bevor Kalypso jedoch ihre Gedanken in Worte fassen konnte, rauschte ein glatzköpfiger Kerl in den Raum. Der von der Thrakerin sogleich mit einem fragenden Ausdruck in den Augen gemustert wurde. Der andere Sklave zog sich auch schon in den Hintergrund zurück und die neue Sklavin sah sich dem octavischen Maiordomus Auge in Auge gegenüber.


    Als der Maiordomus ohne Scheu die Festigkeit ihrer Muskeln überprüfte und ihren Kopf von links nach rechts drehte, ließ sie alles mit sich machen. Schließlich musste er doch überprüfen ob Kalypso tatsächlich zu einer Leibwächterin taugte.


    “Mein letzter Dominus gab mir den Namen Kalypso. Wie mich der Senator nennen möchte weiß ich nicht.“


    Antwortete die Thrakerin mit dunkler Stimme auf die ihr gestellten Frage.


    “Mein genaues Geburtsdatum weiß ich nicht. Ich denke aber das ich bereits zweiundzwanzig Jahre erlebt habe. Ich bin der lateinischen Sprache mächtig, das ist richtig.“


    Als der Maiordomus schließlich ihre Zähne sehen wollte, öffnete Kalypso ohne murren ihren Mund und präsentierte ihre ebenmäßige Zähne. Keine verfaulten Stellen oder ähnliches.

    Wie ein gezähmtes Haustier. So fühlte sich die Dunkelhaarige mit dem Hanfseil um ihre Handgelenke.


    “Hat der Hausherr Angst das ich ihm davonlaufen könnte? Da braucht er sich wirklich keine Sorgen zu machen.“


    Ließ Kalypso ihre ruhige Stimme erklingen und streckte ihre Handgelenke in Richtung des sie begleitenden Sklaven aus. Würde der Sklave verstehen und das Hanfseil von ihren Handgelenken lösen? Abwartend und fragend blickte die Thrakerin in seine Richtung und entließ im nächsten Moment ein erleichtertes Seufzen über ihre Lippen. Denn der ältere Sklave näherte sich ihr doch tatsächlich und begann an dem Knoten zu nesteln, der ihre Handgelenke miteinander verband.


    “Gar nicht so einfach.“


    War die Stimme des Sklaven zu vernehmen. Während er von Kalypso lediglich einen vernichtenden Blick erntete. Doch anstatt den Kopf einzuziehen, erwiederte der Sklave den Blick der Thrakerin mit einem gar herausfordernden Lächeln. Ein Lächeln welches eine Saite tief in Kalypsos Körper berührte. Dieses Gefühl verdrängte sie jedoch äußerst rasch und hob nun ihrerseits ihre gefesselten Hände an ihre Lippen. Wenn er ihr schon nicht behilflich sein wollte, dann würde sie sich eben selbst zu befreien wissen.


    Doch bevor die neue Sklavin ihre Zähne in das Hanfseil vergraben konnte, spürte sie auch schon die Berührung seiner Finger, wie er endlich den Knoten löste und das Seil zu Boden fiel.


    “Hm. Danke.“


    Antwortete Kalypso mit noch immer jenem äußerst ruhigen Stimmenklang und rieb sich unbewusst über ihre Handgelenke, die die Spuren des Seils deutlich zur Schau trugen.


    “Der Maiordomus möchte dich sehen.“


    Auf diese Worte nickte Kalypso ruhig und konnte sich ein Schmunzeln dann doch nicht verkneifen.

    Vom Sklavenmarkt kommend betrat die Thrakerin schließlich ihr neues zu Hause, die Casa Octavia. Natürlich nicht nur den Haupteingang. Sondern durch den Nebeneingang der für Sklaven, Boten und Lieferanten vorgesehen war. Mit großen Augen ließ die Dunkelhaarige auch schon ihren Blick in jedes Eck gleiten. Als sie durch den Ruck am Seil dazu aufgefordert wurde, ihr starren einzustellen und dem höhergestellten Sklaven zu folgen. Augenblicklich biss sie sich auf die Unterlippe, während sie spürte wie das Seil in ihre Handgelenke schnitt.


    So dass sie sich durchaus beeilte, dem höhergestellten Sklaven durch die Casa Octavia zu folgen. Ob man ihr gestatten würde ihr neues zu Hause mit eigenen Augen betrachten zu dürfen? Fragen über Fragen die der Dunkelhaarigen durch den Kopf geisterten. Und die sie dennoch nicht wagte zu stellen. Zumindest noch nicht. Vielleicht wenn sie sich im Machtgefüge der Sklavenschaft etabliert hatte. Denn jetzt war sie lediglich die Neue. Der Eindringling und würde wohl mit besonderem Misstrauen und Argwohn betrachtet werden.


    Es ging einige Gänge entlang. Bis der höhergestellte Sklave schließlich nickte und Kalypso in einen Raum führte, der offensichtlich die Sklavenunterkünfte enthielt. Zumindest konnte Kalypso aus dem Augenwinkel einige Betten und Truhen erkennen. Oder irrte sie sich in ihrer Annahme?

    Aus dem Augenwinkel bemerkte die Dunkelhaarige wie die Besitzurkunde und die paar Münzen den Besitzer wechseln. Dann wurde dem begleitenden Sklaven das Seil in die Hand gedrückt und Kalypso spürte wieder Sand unter ihren Füßen, und nicht mehr die Bretter des Podestes. Jedoch war es die Stimme ihres neuen Dominus die erklang und Kalypsos Blick rasch über dessen Erscheinung wanderte. Die Falten seiner Toga fielen exakt und seine Ausstrahlung wirkte über alle Maßen erhaben. Dies war zumindest die erste Einschätzung der Thrakerin über ihren Dominus.


    “Ich werde dich nicht enttäuschen Dominus.“


    Ließ Kalypso ihre angenehme Stimme erklingen. Währenddessen hielt sie ihren Blick gen Boden gesenkt. Wie es sich für eine folgsame Sklavin gehörte. Auch wenn die Worte des Römers, die er an seine begleitenden Sklaven sprach, deutlich an Kalypsos Ohren drangen und ein feines Lächeln über ihre Lippen huschte. Schließlich bestieg ihr Dominus seine Sänfte und verließ den Ort des Geschehens. Während Kalypso in Gegenwart der anderen Sklaven des Octaviers auf dem Sklavenmarkt zurück blieb.


    “Ist es weit bis zur Casa Octavia?“


    War ihre Stimme zu vernehmen. Als sie ruhigen Schrittes neben dem Sklaven einher ging, der sie vom Sklavenmarkt führte. Hin gen ihres neuen Heimes. Ihrer Zukunft.

    Das kleine Wörtchen -Ramsch- bohrte sich tief in das hart pochende Herz der Thrakerin hinein. Sie wurde ja schon viel genannt. Aber als Ramsch wurde sie bisher noch nie bezeichnet. Als wäre sie nichts wert. Ein Gedanke der sich hartnäckig in ihren Gedanken festsetzte und sie dennoch vollkommen ruhig auf dem hölzernen Podest verharren ließ.


    Mittlerweile hatten sich die dunklen Wolken verzogen und ließen die Sonne zum Vorschein kommen. Und dies bemerkte auch die Sklavin, welche ihr Gewicht unmerklich von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Dabei versuchte sie das die Ketten kein Geräusch von sich gaben. Und es gelang ihr auch.


    Angelockt durch die beiden Kaufinteressenten vor dem Verkaufspodest des Titus Tranquillus näherten sich nun doch einige, weitere Neugierige dem Sklavenhändler. Einige blickten nur schweigend auf das Podest. Wiederum andere steckten tuschelnd ihre Köpfe zusammen. Und die Dunkelhaarige rührte sich nicht von der Stelle. Auch wenn die Sonne mittlerweile erbarmungslos auf ihrer aller Köpfe hernieder brannte.


    Lediglich die feinen Schweißperlen an ihrer Schläfe kündeten davon das Kalypso der Sonne ungehindert ausgesetzt war. Die blonde Hispanierin mit ihrer hellen Haut wäre mit Sicherheit bereits zusammen geklappt. Die Thrakerin jedoch hielt sich weiterhin aufrecht. Auch wenn sie die Holzbretter zu ihren Füßen fixierte. Denn diese waren höchst interessant.

    Völlig ruhig und mit gesenkten Kopf verharrte die Thrakerin regungslos an Ort und Stelle. Während sie erneut das Holz deutlich unter ihren Fußsohlen spürte. Was sie jedoch auch noch vernahm, war eine weibliche Stimme die sich zu Wort gemeldet hatte. Und jener weiblichen Stimme warf Kalypso einen forschen Blick aus dem Augenwinkel entgegen. Ob dieses weibliche Geschöpf die Tochter eines der abgerissenen Herren war, die sich noch immer vor dem Verkaufspodest herum drückten? Tatsächlich war es nun Neugierde die ihren Kopf kaum merklich anheben ließ und ihr Blick in Richtung der jungen Frau glitt. Was sich in ihrer zierlichen Hand befand konnte die Kriegerin beim besten Willen nicht erhaschen.


    Schließlich wollte sie unter keinen Umständen ein weiteres mal Bekanntschaft mit dem Stock machen. Reichte es nicht das man sie wie eine Schwerverbrecherin in Ketten gelegt hatte? Offenbar nicht. Und so ließ Kalypso ihre Ketten ein weiteres mal klirrend zu Wort kommen. Während sie spürte wie sich die Hitze wie ein schweres Tuch auf ihre aller Köpfe hernieder senkte. Feinste Schweißperlen glitzerten an ihrer Schläfe und rollten langsam ihre Schläfe hinab. Um über ihre Wange zu gleiten und im Ausschnitt ihres Sklavenkittels zu verschwinden.


    Denn mittlerweile spürte sie wie das Gewicht der Ketten an ihr zerrte und doch stand sie noch immer aufrecht. Auch wenn sie ihre Füße betrachtete und das hölzerne Podest auf dem sie aufrecht stehend verharrte.

    Ein dezentes Lächeln huschte der Thrakerin über die Lippen, als sie der Blonden nachblickte, nachdem der Käfig geöffnet wurde und die Hispanierin zum Verkauf vorbereitet wurde. Ein dicklicher Kaufmann erwarb das Blondchen und führte sein neues Eigentum auch schon davon.


    “Hoffentlich hast du einen Dominus der dich gut behandelt.“


    Murmelte Kalypso leise zu sich selbst und fokussierte die Gitterstäbe mit einem ruhigen Glanz in ihren Augen. Schließlich wurde nach der Hispanierin ein Zwillingspärchen aus Nubien verkauft. Die beiden jungen Mädchen hatten ebenholzfarbene Haut und so weiße Zähne, dass Kalypso sich geblendet vorkam, als die beiden Mädchen mit zwitschernden Stimmen ihre Namen nannten. Diese Beiden wurden von einem hohen Beamten oder dergleichen erstanden. Zumindest vermutete dies die junge Frau, als sie den Zwillingsmädchen nachblickte. Denn dann kehrte wieder Ruhe auf dem Sklavenmarkt ein. Und die Thrakerin hatte für einen kurzen Augenblick den Eindruck zu ersticken. Denn die Luft hatte sich in eine dampfige, zähe Masse verwandelt. Sodass Kalypso mit knappen Atemzügen nach Luft schnappte. Als sich erneut die Käfigtüre öffnete und sie nach draußen gezerrt. Dabei klirrten die Ketten lautstark. Als sie sich auch schon nach vorne auf das Podest geführt fühlte. Zum wiederholten mal.


    Diesmal jedoch schien sie das Interesse eines Herrn geweckt zu haben. Zu dem Kalypso kurz hinab schielte. Bevor sie ihren Blick auch schon senkte. Das es sich bei diesem Herrn lediglich um den begleitenden Sklaven eines Senators handelte, konnte Kalypso nicht ahnen. Dafür war auch schon der Sklavenhändler zur Stelle.


    “Salve edler Herr. Du interessierst dich für diese Kriegerin? Ihre Bewegungen sind katzengleich und ihre schlanken Finger können dir gewiss die Luft abschnüren. Und natürlich hat sie bereits den Geruch von Blut der Sterbenden auf den Lippen schmecken dürfen.“


    Ob dies der exakten Wahrheit entsprach wusste Titus Tranquillus nicht. Aber seine Worte klangen dekadent und das war es doch was die römische Obrigkeit hören wollte.


    “55 Sesterzen? Mein Herr, ich bitte dich. Diese kampfesmutige Amazone ist mindestens das doppelte wert.“

    Regen. Regen. Regen.
    Dieses Element war schuld dass sich äußerst wenig Interessierte auf dem Mercatus Urbis aufhielten. Schließlich wollten die feinen römischen Herren und Damen nicht das ihre bestickten Schühchen dreckig und durchnässt wurden.


    “Wie lange werden wir hier bleiben müssen?“


    Durchbrach die leise Stimme der Blonden die Stille die sich eingestellt hatte. Und in der Kalypso lediglich dem plätschern der Regentropfen lauschte.


    “Solange bis sich ein Käufer oder eine Käuferin für uns findet.“


    Antwortete die Dunkelhaarige auf die Worte des Blondchens und drehte ihren Kopf in deren Richtung.


    “Wieso bist du in Ketten?“


    Als ehrfürchtig konnte man den Klang in der Stimme der Blonden deuten. Während sie mit großen Augen zu der Thrakerin blickte.


    “Vielleicht hat man Angst vor mir.“


    Schmunzelte Kalypso und zuckte leicht mit den Schultern. Sodass die Ketten leicht klirrten.


    “Wo wurdest du gefangen?“


    Wollte Kalypso dann von der Blonden wissen und erhielt tatsächlich eine Antwort.


    “Ich stamme aus Hispania. Ich war auf dem Weg zu meinem Verlobten. Wir wollten heiraten. Meine Leibwache wurde getötet und ich wurde verschleppt.“


    Mitfühlend schnalzte Kalypso mit der Zunge und beugte sich näher. Diese Geschichte hatte sie neugierig gemacht. Und jetzt wollte sie mehr wissen.


    “Mein Verlobter ist der Sohn eines mächtigen Stammesfürsten. Und er wird mich befreien!“


    Ereiferte sich die blonde Hispanierin. Erntete jedoch von Kalypso lediglich einen mitfühlenden Blick.


    “Dich befreit niemand Kleines. Du wirst deinem Dominus oder deiner Domina dienen bis du stirbst. Außer natürlich du wirst vorzeitig freigelassen. Das passiert auch schon mal.“


    Mit einem kurzen Seitenblick in Richtung der Hispanierin, bemerkte Kalypso wie diese dumpf vor sich hinstarrte. Armes Ding. Und so schwieg auch die Thrakerin.

    Das Holz unter ihren nackten Fußsohlen stach der Thrakerin in die Haut. Hatte sie deswegen den Stock zu spüren bekommen weil sie sich kurz bewegt hatte? Möglich wäre es und so linste sie aus dem Augenwinkel in Richtung des Sklavenhändlers. Der Mann war auch kein reinrassiger Römer, geisterte es durch Kalypsos Gedanken. Vielleicht würde er sie auch einfach an die Arena verkaufen wenn sich kein Käufer für sie fand. Bei diesem Gedanken spürte die junge Frau den eisigen Schauer über ihren Rücken rieseln. Wie lange würde sie wohl in der Arena überleben? Einige wenige Tage. Kein schöner Gedanke. Doch die Interessierten vor dem Verkaufspodest waren nicht mehr geworden. Im Gegenteil. Es waren sogar einige weitergezogen, wie Kalypso feststellte. Vielleicht sollte der Sklavenhändler eine Pause machen und später weitermachen.


    Und genau dies passierte auch. Denn auf einmal fühlte sich die Kahlgeschorene am Oberarm gepackt und stolperte neben dem bulligen Kerl her. Dieser schloss die Käfigtüre auf und schob Kalypso in das Innere des Käfigs. Dann wurde dieser auch schon abgesperrt und der bullige Kerl postierte sich davor. Während der Sklavenhändler durch irgendwelche Papiere blätterte, behielt Kalypso den grauen Himmel im Blick. Denn wenn es jetzt zu regnen begann, saß sie hier noch länger fest. Mit einem regungslosen Ausdruck in den Augen kauerte sie sich zu Boden. Dann erst drang leises schluchzen an Kalypsos Ohr und die Thrakerin drehte langsam ihren Kopf. Direkt neben ihr hatte sich ein blondes Mädchen gesetzt und wimmerte vor sich hin. Hm. Bestimmt ein neuer Fang des Händlers und eine die nicht als Sklavin geboren wurde.


    “Weinen hilft dir auch nicht.“


    Murrte die Thrakerin und verdrehte die Augen. Was zum Glück von der weinenden Blondine nicht bemerkt wurde. Im Gegenteil. Diese begann nun lauter zu schluchzen und als Antwort wurde mit dem hölzerne Stab gegen den Käfig geklopft. Da erstarb das leise wimmern und es herrschte wieder Ruhe. Eine trügerische Ruhe, die Kalypso vor Nervösität vibrieren ließ.

    Zitat

    Original von SPIELLEITUNG


    Muss ich mal nachsehen - mom.


    EDIT: So, jetzt müsste es wieder gehn.


    Juhu ~ funktioniert wieder.
    Danke.