Beiträge von Balko

    Hinter dem Karren des Händlers lauerten Balko und Alwin dessen was nun geschah. Der Eingang zum Dorf war zu eng um sich am dem Karren vorbei zu drängen.

    Es hatte eine kleine Ewigkeit gedauert hierher zu gelangen. Immer wieder liefen sie Gefahr entdeckt zu werden und ihre Aufklärungsmission zu scheitern.

    Dankwart würde sicherlich interessiert sein an dem was sie zu berichten hatten.

    Was ihm weniger gefallen würde war der Auftrag den sie zu erfüllen hatten. Naja es gab immer Neider mit dicker Börse und es gab immer solche deren Moral eben käuflich war.

    Nach Balkos Ansicht war es unwahrscheinlich, daß Dankwart mit seiner großen Mission noch allzu lange durchkommen würde.

    Die Nadelstiche an den Grenzmarken würden die Römer irgendwann zu einer Strafexpedition veranlassen. Der Bau einer Strasse war bereits geplant.

    Balko sah Alwin an, der auf einem Stück Trockenfleisch kaute.

    Eine Drohung? Nichts anderes hatte er von diesem Kerl erwartet. Er erwiederte den Händedruck mit ähnlicher Kraft, jedoch waren seine Hände sehniger als die des Römers. Es deuchte ihm just in diesem Moment, daß es einen Fehler war des Geldes wegen sich mit den triebhaften Wünschen dieses Kerls einzulassen.

    Ihm lag nichts an dem Weib, ob er ihr das Gesicht abziehen konnte ließ er mal offen, ihm machte vielmehr Sorge, daß der Kerl ihn zum Dank bei der Übergabe abmurkste. Bei dem Geldsäckel waren Hundert Sesterzen ein Klacks. Mißmutig betrachtete er wie der Kerl nachzählte und noch etwas entnahm. Ein ganz Genauer,...und vor allem ein kurz Entschlossener.

    Die Idee mit dem Mord musste ihm spontan gekommen sein, sonst wäre der Lohn bereits abgezählt gewesen.

    Balko nahm den Beutel entgegen und nickte dem Kerl zu. In einem Mond...

    Dann warf er sich seinen Mantel über den Kopf und verschwand in den Schatten der Nacht. Ein guter Abgang ist das A und O für ein gehobenes Ansehen.

    Seine Einschätzung hatte sich nicht geirrt. Dieser Kerl war eindeutig irre. Nicht nur die Summe war abartig hoch und machte ihn misstrauisch, auch der finale Beweis. Das Gesicht abziehen? Von einer Frau? Bei Wodans Gemächt! Der Kerl hatte einen ganz großen Knall.

    Doch 100 Sesterze waren 100 Sesterze, damit konnte man schon genug anfangen um auf der anderen Seite des Rhenus einen Neuanfang zu versuchen. Von 1000 ganz zu schweigen.

    Daher nickte er leichtfertig, spuckte in die Hand und reichte sie dem Kerl.

    In einem Mond zur selben Stunde an dieser Stelle...

    Seine Gedanken überschlugen sich, was wenn es eine Falle war, was wenn diese Eila nie allein anzutreffen war...was...er hielt die andere Hand auf, bereit die 100 Sesterzen zu übernehmen.

    Musste ja ein ordentliches Säckel sein.

    Balko folgte dem Kerl, auch wenn er ihm ein wenig unheimlich war nach draußen. Vorher bezahlte er seinen Met, dessen letzten Schluck er sich noch genehmigte. Natürlich war es eine ungeheure Summe die da im Raum schwebte, natürlich würde die Forderung dafür hoch sein. Doch er hatte bisher schon viel durchgestanden, überstanden, überlebt.

    Zweimal war er der Ala entkommen, es war wie ein Katz und Maus Spiel zwischen ihnen und es war ihm ein besonderes Vergnügen sich unerkannt unter ihnen zu bewegen.

    Nicht umsonst hatte er sich von seinem wallenden Haar und seinem Bart getrennt. Dieses Opfer musste sein um ihn in ein neues Leben zu führen.

    An der Hausecke angekommen peilte er die Lage und vor allem seine Fluchtmöglichkeiten. Vorsicht war besser als Nachsicht.

    Drei Fuß vor dem Kerl blieb er stehen und hob das Kinn.

    Es war sicher eine Kunst inmitten des Lärms einen fast schon geflüsterten Satz zu hören. Doch das war nur eine der Gaben die Balko beherrschte. Er hatte nach seiner Zeit als Widerstandskämpfer sein Geschäftsmodell geändert. Inzwischen war er erfolgreich im Bereich Eigentumsverschiebung und Entsorgung tätig. Noch als Solist, denn bisher hatte sich niemand als fähig oder ansatzweise vertrauenswürdig erwiesen.

    Er beobachtete mit einem zufriedenen Grinsen, daß die Legionäre kein Interesse an einem Auftrag hatten, nun er um so mehr.

    1000 Sesterzen? ...aber dann nur im Umfeld von Mogo, sonst gibt es eine Entfernungspauschale.

    ranzte er sich an den vorgeblichen Auftragsgeber an. Ein fieser Typ wie sich herausstellte, der sah so aus als würde er schon vor dem Prandium jemanden umlegte. Der Kerl stieß ihn beim bloßen Anblick derart ab, daß alle Sinne bei ihm anschlugen. Trotzdem hatte er einen Auftrag und Balko brauchte Geld.

    Angst, Furcht, Enttäuschung. Balko wand sich im Griff dieser Scheissverräter. Er hörte zu, erkannte diesen römischen Offizier, der war auch beim Hof ihre Pläne durchkreuzt hatte. Seinetwegen musste er damals in den eiskalten Fluss, hatte danach tagelang Fieber gehabt. Hatte knapp überlebt und eine Menge Wut im Bauch.Diese Wut machte ihn nahezu blind. Doch jetzt war sie verraucht. Alwin war wieder einmal weg, die Jungs waren tot, ...verdammt diese Römer machte mehr seiner Kameraden nieder als ein harter Winter ohne Vorräte.

    Ein unglaublicher Schmerz brandete auf seiner Nase auf. Da war sie wieder diese Wut. Doch er schaffte es nicht sich aus den Griffen zu winden und diesen Drecksack vor ihm das Herz rauszureissen.

    Plötzlich durchzuckte ihn ein scharfer Strahl der Erkenntnis. Bisher war er nur ein weiterer Barbar, ein Herumtreiber, ein Rebell womöglich. Sollte der Römer ohne Füsse ihn tatsächlich erkennen, immerhin hat er die Füße aufgehoben und sie ihm gezeigt, dann war es das. Sie würden ihn vierteilen. Aber vielleicht bluffte der Mistkerl auch nur. Sein Blick fiel auf den Offizier.

    Der Kerl bluffte nicht. Er sprach und handelte entsprechend. Er sah gar nicht so aus, aber er hatte ihn beim Kampf beobachtet. Fast sparsam waren seine Bewegungen, aber absolut tödlich. Es war so als würde jeder der in sein Blickfeld geriet sein Leben verlieren. Sein bläulich glänzendes Schwert musste unglaublich scharf sein. In den Wälder gab es die Legende daß es schoneinmal ein blaues Schwert bei den Römern gab. Sein Träger fiel bei seinem letzten Kampf und nahm unglaubliche 50 Leben. Oder waren es hunderfünfzig? Balko begann zu schwitzen, wie sollte er gegen solch verfluchte Römer gewinnen? Er senkte bald den Blick und fragte

    Was wollt ihr wissen?

    Nach der Sache bei dem Gehöft und ihrer Flucht waren er und Alwin ein paar Tage untergetaucht bis sich die Lage beruhigt hatte. Bald schon machten sie Pläne um ihre Mission des Terrors fortzusetzen.

    Ihre Wahl fiel auf eine dieser Kontrollstellen. Sie waren spärlich besetzt und die Benefizarier in der Regel weniger kampflustig. Die Posten selber waren mit allem ausgestattet was eine Stationierung erträglich machte. Dazu gab es meist Pferde, Waffen und die Zolleinnahmen.

    Dies und die Gewissheit den Besatzern das Leben schwer zu machen war Motivation genug.

    Sie rekrutierten ein paar Strolche und Tagediebe. Die Aussicht auf die Beute köderte 8 Männer. Abgewrackte Typen, Tagelöhner die auf eine Anstellung warteten. Alwin trat als großer Gesandter der Stämme auf und sprach von heiligem Krieg, eine Mission die Okkupanten wieder hinter die Alpen zu treiben. Die 8 Männer, allesamt schlichten Gemüts, gingen ihm auf den Leim. Gemeinsam machten sie sich zu ihrem ersten Ziel auf. Einer Benefizarierstation etwa 15 Meilen von Mogontiacum entfernt. Ein Kinderspiel. Die Posten waren alte Knacker und nahmen es mit allem nicht ganz so genau.

    Sie schlichen sich durch den Wald an und nutzten die Pinkelpause eines Postens um diesen zu überwältigen und dann nachher schreiend in den Posten einzudringen.

    Es war ein Wunder daß sie nicht meilenweit gehört wurden als sie durch den Wald schlichen. Ein noch größeres Wunder war es, daß sie sich nicht selber verletzten als sie dicht gedrängt in die Station stürmten. Die alten Knacker gaben sofort auf, wohl auch, weil es in der Stube zu eng war um einen Kampf zu führen.

    Sie fesselten die vier Männer und durchwühlten die Station. Der Ertrag war ernüchternd. Ein paar Vorräte, die Waffen der Posten und schlappe 12 Sesterzen in der Zollkasse. Die Männer murrten unwillig, es drohte ein Eklat. Da stieß Balko heraus,

    Na los, murksen wir die Römer ab! Wir werden sie Donar opfern und ihnen die Füße abhacken!

    Die Männer starrten ihn an. Die Füße abhacken? Warum das denn? fragte einer von ihnen. Alwin zog die Schultern hoch und meinte geheimnisvoll Übliche Vorgehensweise! Was stellst du denn hier Fragen?...los schafft die Römer raus!

    Eingeschüchtert schoben sich alle nach draußen und Balko fühlte sich doppelt so groß. Doch ein Schlag gegen den Hinterkopf brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Kopfschüttelnd passierte ihn Alwin und trat vor ihm ins Freie.

    Balko wollte gerade aufbegehren als er ein seltsames Geräusch vernahm,...ein metallisches Trappeln, kurz darauf sah er ein paar der Männer zusammenbrechen. Er starrte auf die Körper und realisierte die Pfeile erst als er die Legionäre aus dem Wald treten sah. Verdammt! Wo kommen die denn her? rief er und versuchte verzweifelt sein Schwert zu ziehen.

    Balkos Laune war unverändert schlecht. Diese verdammte Classis. Warum tauchte die so plötzlich auf? Warum wußte das niemand? Noch nicht einmal ihr Mittelsmann in der Regio hatte eine Ahnung. Kauend auf einem Stück Dörrfisch starrte er feindselig auf die Porta, die noch vor zwei Tagen einsam und verlassen dalag. Dieses verlassene Castellum war wie geschaffen für ihre Waffenladungen. Er sah auf den Dörrfisch und spie den Mundinhalt auf den Boden. Angewidert warf er den Fisch auf den Boden und trollte sich. Sofort stieß ein Rabe auf den Fisch, ließ ihn jedoch liegen weil er seltsam stank.

    Balko beobachtete wie sich ihr famoser Plan der Stadt Mogontiacum einen empfindlichen Hieb zu versetzen gerade in seine Bestandteile auflöste. Monatelang hatten sie Waffen gehortet, teilweise gekauft, teilweise gestohlen, teilweise toten Händen entrissen. Es waren genug Waffen um 100 Männern zumindest Vorteil im Kampf zu verschaffen.

    Die Idee sie in der verlassenen Kommandantur zu lagern und über den Rhenus an ihren Bestimmungsort zu bringen sicherlich nicht brilliant aber unter den gegebenen Umständen die erste Wahl.

    Nur mit Mühe unterdrückte er seine aufsteigende Wut.

    Da machte sich einer von diesen Römern auf den Weg. Er würde sicher die Kommandanten der Legion oder viel schlimmer noch der Ala informieren. Die Legion war nicht ihr Gegner, zu unbeweglich, zu starr, zu tödlich. Sie hatten seit Arminius gelernt, ihre Taktik geändert. Nein die Legion anzugreifen, dafür bedurfte es mehr als die Waffen in dem Schuppen, es bedurfte einem Heer, es bedurfte einer Führung, es bedurfte Disziplin und nicht nur den Todesmut und die Beweglichkeit der Waldläufer und Bauern die sie nun mal waren. Sie hatten keine einheitliche Führung, sie hatten kein Heer, sie hatten nur hilflosen Hass und die Erkenntnis, daß sie entweder untergehen oder sich anpassen würden.

    Die Auseinandersetzungen der letzten Monate ihrer Vorbereitungszeit hatten sie mit den Reitern der Ala und so wie es gerade aussah lief dieser Römische Soldat direkt zum Castell der Ala.

    Sollte er ihn abfangen?

    Er musste sich entscheiden. Sein Innerstes wühlte auf, er hasste diese Unsicherheit.

    Also zu Alwin. Alwin wußte immer wie man sich verhalten sollte. Irgendwas sagte ihm, daß es falsch wäre den Römer zu töten. Es würde nichts ändern,...ihr Plan war im Arsch.