Beiträge von Memmius Turius Catienus

    Catienus nickte, also einer dieser Germanen die eigentlich gar keine Römer hier wollten, dennoch mit ihnen kooperierten ohne zu wissen warum. Nun Alderich, ich bin Nauarchus Memmius Turius Catienus, der Kommandeur dieser Classis.

    Das ließ er erst einmal wirken. Er hatte diese provokante Opferhaltung aus falschem Stolz und überlieferten Vorbehalten gründlich satt. Was führt dich zu meiner Flottille?



    Catienus betrat das Valetudinarium. Seine Insektion betraf immer alle Bereiche. Er sah die Untersuchung und bemerkte den Gesichtsausdruck des Aspiranten. Er baute sich vor ihm auf und obwohl der Blonde groß war überragte ihn Catienus um eine halbe Handbreit. Was stört dich? Die Untersuchung am Gemächt soll Geschlechtskrankheiten und Sackläuse ausschließen! Kopfschüttelnd musterte er den Blonden. Wenngleich er einen soliden Eindruck machte, so schien er doch frisch aus dem Wald zu kommen oder vom Himmel gefallen zu sein. Name? fragte er mit seinem schneidendem Bass.

    Thalatio musterte den Neuankömmling. Er fixierte ihn mit seinem verbliebenem Auge. Nimm mal die Pranke runter Kamerad, ich bin kein Centurio. Mein Name ist Cossus Lucretius Thalatio, Suboptio der Marini. Er hielt die Hand hin;

    Versetzungsbefehl?! Es musste alles seine Ordnung haben, auch wenn es unwahrscheinlich war, daß sich jemand zum Schein hier meldete.

    Cossus Lucretius Thalatio war ein alter Kämpfer, der so manches Teil seines Körpers durch seinen Dienst versehrt hatte. Sein Refugium war nun das Officium des Centurio seiner wunderbaren Classis germanica. Kämpfen konnte er nicht mehr, oder sollte er nicht mehr, denn mit dem Verlust seines linken Auges waren die letzten zwei Jahre seiner Solldienstzeit der Verwaltung geschuldet. Das fuchste ihn und er hasste jeden der seine Jungs in das Gefecht führen durfte.

    Intrare ! bellte er in Richtung Türe. Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Classis Germanica sectioni Mogontiacum

    MUSTERUNGSAKTE

    nomen:

    pater:

    mater:

    natio:

    aetas:


    artes:


    habitus:


    morbi cognitio (medicus):


    exceptio:


    eventus:



    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    Das Fahnenheiligtum ist der wohl wichtigste Ort im Lager jeder römischen Einheit. Hier befindet sich die Feldzeichen (Vexillium) der einzelnen Schiffe der Classis Germania sectioni Mogontiacum und ein Bildnis des Kaisers, vor dem die neuen Nautii mit folgender Schwurformel vereidigt werden:


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    (Es schwören aber die Milites, dass sie alles entschlossen ausführen werden, was der Imperator Caesar Augustus befehlen wird, dass sie niemals den Dienst verlassen werden und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen werden.)


    Aber nicht nur die Vereidigungen finden hier statt. Vielmehr wird der Genius des Feldzeichens, das heißt die dem Zeichen zugesprochenen Kräfte, im Sacellum verehrt.

    Hier kann sich der Bewerber zunächst einschreiben.

    Nach einer Musterung durch einen Medicus und der Überprüfung der Fähigkeiten durch einen Ausbildungsoffizier beginnt eine 4 monatige Grundausbildung.

    ~

    Sollte er diese bestehen wird er seinen Eid im Sacellum ablegen und seinen Dienst antreten.

    ~

    Die Mannschaft (classiari/classici) auf römischen Schiffen unterteilte sich in zwei Gruppen, das nautische Personal und die Marineinfanterie. Ihre Dienstzeit betrug 26 Jahre

    (Legionär 20 bis 25 Jahre), vereinzelt weiß man auch von noch längeren Dienstzeiten. Nach ihrer ehrenvollen Entlassung (honesta missio) wurden sie mit Geld oder Land abgefunden

    und erhielten in der Regel auch das Bürgerrecht zugesprochen.

    ~

    Heiraten war ihnen erst nach Beendigung des aktiven Dienstes gestattet.

    Es war ein kalter Januarmorgen. Nebel waberte über die Fluten des Rhenus als Catienus die erste offizielle Patrouille der CGSM begleitete. Er wickelte sich in seinen blauen Umhang und fragte sich ob er die Abneigung der Römer gegen Beinlinge und geschlossenes Schuhwerk weiter teilen sollte. Seine Männer, wenngleich größtenteils Peregrini hatte damit weniger Probleme und somit auch weniger gegen die Kälte anzukämpfen.

    Der schlanke Rumpf der Sagitta pflügte die Fluten eine ruhig dahin fließenden Rhenus. Im Gegensatz zu seiner Kommandeursliburne konnte er hier nicht zwischen den Männern umhergehen. Alles auf diesem Schiff hatte seinen Platz und dieser war knapp bemessen. 30 Marinii saßen an den Rudern, jeweils 15 auf einer Seite ihre Waffen waren an der Bordwand befestigt, an Bug und Heck war jeweils ein Scorpion mit eingelegtem Bolzen für größere Ziel zuständig. Catienus hielt sich neben Suboptio navalorum Cossus Lucretius Thalatio, dem Kommandeur der Sagitta auf.

    Auf einem besonders breitem Flussabschnitt ließ Thalatio ein paar Manöver fahren. So wurde der Mast getakelt und das Segel gesetzt. Kein ungefährliches Manöver, denn die Iusoriae hatten einen flachen Lateralplan mit geringer Formstabilität, da gilt das Segeln als äußerst anspruchsvoll und dient im Grunde nur der Unterstützung bei Fahrten gegen den Flussstrom. Das Manöver funktionierte jedoch gut und das Tuch wurde wieder eingeholt. Alles bei voller Fahrt. Catienus nickte Thalatio anerkennend zu. Bald stieß der nächste Befehl in den Rücken der schwer arbeitenden Marini. Naveeeem...convertiteeee! Die linke Ruderbank ließ die Ruder halb ins Wasser sinken und stemmte sich dagegen während die rechte Bank weiter ruderte stemmte sich Thalatio mit ganzer Kraft gegen das Heckruder und die Sagitta beschrieb eine Kurve nach links. Als der Rumpf quer zum Fluss lag ruderte die linke Bank zurück und die rechte weiter vorwärts bis der Bug in die entgegengesetzte Richtung zeigte.

    Ein neuer Befehl ertönte Remiiii...altum! Beide Rüderbänke stemmten sich auf ihre Ruder und diese standen nun über der Wasserfläche vom Boot ab wie eine Reihe Stachel.

    Remiiii...tribuooo...in quattuor tempora . Die Ruder tauchten wieder ins Wasser und der Rudertakt wurde im viertel Takt wieder aufgenommen. Kurz darauf kam eine erneute Wende, welche geringfügig anders verlief, weil der Strom diesmal nicht gegen sondern mit ihnen lief.

    Es folgten ein paar Ufernahe Manöver. Sogar das aufsetzen im Ufersand wurde geübt. Die Sagitta warf zwei Treibanker aus und als sich diese mit Wasser füllten halfs der Zug an der Ankerleine zusammen mit der Gewichtsverlageung der Männer dem Boot wieder Wasser unter dem Rumpf zu bringen.

    Die Anker wurden eingeholt und die Fahrt ging weiter. Die Bordschützen probten die Scorpiones indem sie auf treibende Stämme schossen. Insgesamt waren Kommandeur und Besatzung zufrieden als sie nach 5 Stunden zurück nach Mogo fuhren

    Die erste Woche war vergangen und die Männer der Classis hatten ihren Stützpunkt auf einen Lebens- und Wehrfähigen Stand gebracht. Die Verpflegung war durch Anlieferverträge lokaler Händler gesichert und alle Bereiche meldeten Einsatzbereitschaft.

    Die fünf Navis lusoriae waren einsatzbereit und wurden seit dem Morgen in beide Flussrichtungen eingesetzt. Die beiden Liburnen waren einsatzbereit wurden aber noch weiter restauriert und saniert, da sie zur Zeit keine Einsatzplanung hatten.

    Catienus studierte an seinem Schreibtisch die Planungen und Manövervorschläge der Marini. Er hielt inne, sah aus dem Fenster auf die Liegeplätze und verfolgte in einem Moment der Muße die Arbeiten an seinem Schiff.

    Vor den Bewallten Castellum der Classis befindet sich ein weiter Vorplatz mit einer Schutzzone von 6 actus minimus. Diese sind unbedingt frei zu halten, weil ansonsten eine Reaktion der Wachen ausgelöst wird.

    Der übrige Raum ist frei, hier bieten Händler Waren feil, Fischer laden ihre Karren und es gibt Gelegenheiten zum Austausch von Informationen

    Catienus sah den beiden Reitern nach.

    Es war offensichtlich, daß sie schon länger hier stationiert waren. Ihre Gesichter war zerfurcht und hatten harte Züge. Dennoch hatte Catienus ein Gefühl der Zuversicht und Sicherheit, wenn er an seine Zeit hier in Mogo dachte. Typen wie Varro oder Ocellus an seiner Seite zu wissen , vor allem in bürokratischen Angelegenheiten war schon ein Pfund.


    Nachdem die beiden den Raum verlassen hatten ließ er nach Suboptio navalorum Lucretius Thalatio schicken. Dieser tauchte kurz darauf auf, salutierte zackig und erwartete Befehl.


    Suboptio,…wir werden zunächst alle Kisten mit Pfeilen, Bögen, Äxte und Wurfspieße ins Armamentarium einlagern. Dann werden alle Schwerter und Dolche kontrolliert. Schadhafte oder zu sehr abgenutzte werden gegen die besseren aus dem Fund ausgetauscht.


    Er sah den Suboptio an, doch dieser verstand sofort was er zu tun hatte. Thalatio gestattete sich ein schiefes Grinsen und meinte, Jawohl Nauarchus,…wird sofort erledigt!


    Sie nickten sich verschwörerisch zu und der Suboptio verschwand um kurz darauf mit 10 Marinii aufzutauchen.


    Diese brachten die Kisten sämtlich ins Armamentarium wo eingelagert und ausgetauscht wurde.

    Thalasus und Messala sichteten die Kisten und sortierten die Gladii aus. Es waren 130 Marinii im Castellum, die Hälfte brauchte auf jeden Fall neue Schwerter. 20 hatten sogar keinen Puggio. Die beiden Unteroffiziere grinsten sich an, es würde die Moral zweifellos heben wenn sie endlich auch die Waffen für ihren Auftrag bekämen. Der Austausch ging reibungslos von statten. Die alten Schwerter und Dolche landeten in den Kisten, wurden gekennzeichnet und eingelagert.

    Die Männer freuten sich über die neuen Schwerter und man merkte es tat ihnen gut. Sie waren dankbar und fühlten sich bestätigt als Soldaten Romas.

    Natürlich wußten sie nicht woher die Waffen kamen. 30 Männer bekamen Bögen und 50 Pfeile.

    Messala betrachtete anerkennend die Qualität der Waffen und Pfeile.

    Ich wüsste mal gerne wo die Waffen her sind?! Er hielt einen Pfeil hoch und brummte ...sieh´dir das an Thalasus, Topp Qualität, sowas ist erstklassig und kostet richtig Geld. Die sind sogar mehrfach verwendbar, sieh´dir die Leitfedern an, da rupft nichts raus!...und die Spitzen,...verdammt die sind scharf wie Rasiermesser.

    meinte er an seinem Daumen Blut lutschend.

    Was weiß ich? entgegnete Thalasus...vielleicht von einem Waffenhändler? Die Pfeile auf jeden Fall, sowas gibt es bei uns nicht. Die Schwerter und Dolche haben sie bestimmt erbeutet,...ach komm schon, lass uns nicht drüber nachdenken. Meine erste Rüstung hatte noch verkrustetes Blut des Vorbesitzers anhaften.

    entgegnete Thalasus und schloß eine weitere Kiste. So, das war´s...in die leeren Kisten legen wir noch defekte und kaputte Waffen, deklarieren die Kisten als defekten Inhalt und dann hat es sich. Du machst eine Liste für den Scriba der Ala der morgen kommt und alles ist gut. Die beiden nickten sich zu und Thalasus ging mit seiner nagelneuen Spatha zurück zum Nauarchus um Vollzug zu melden.

    Catienus grinste zurück. Das war also dieser Germanicus Varro. Dem Vernehmen nach hatte er mehr Germanen getötet als die gesamte Legio II. Müde sah er aus, was ja kein Wunder war. Germanicus Varro, ihr seid mir kein Unbekannter, ebenso ihr Vexillarius. Er winkte sie heran und führte sie zum Waffenlager. Vor einer gesicherten Türe standen zwei grimmige Marini und entspannten erst als sie den Nauarchus erkannten. Sie traten zur Seite und einer von ihnen schloß die mit zusätzlichen Schlössern gesicherte Türe auf. Catienus nahm sich eine Lampe und trat in den Raum. Seine Hand wies auf die Kisten. 126 Kurzschwerter, 18 Langschwerter, 160 Dolche, 8000 Pfeile, 30 Bögen, 30 Wurfäxte, 180 Steinschleudern und 250 Wurfspieße. Das meiste ist gebraucht aber in gutem Zustand...

    Er ließ die beiden Augenschein nehmen und schloß; Ich würde fast wetten, daß jemand hier den Aufstand in der Stadt plant oder die Waffen über den Fluss an die Willigen zu liefern. Er ließ die beiden noch einen Moment in Ruhe nachdenken, dann ging er wieder raus. Vor dem Lagerraum meinte er, Ich würde lügen wenn ich behaupten würde die Waffen nicht selbst gebrauchen zu können, die Classis ist nicht unbedingt als erstes dran wenn es um neue Waffenlieferungen geht.

    Tatsächlich war die Ausrüstung seiner Männer in einem gepflegten aber reichlich genutztem Zustand. Die Versuchung war groß die entdeckten Waffen zu requirieren.

    Der erste Kontakt mit seine neuen Wirkungsstätte war ernüchternd. Die Räume der Principia waren nach dem Abzug der Classis vor 10 Jahren in jeder Hinsicht heruntergekommen. Möbel gestohlen oder zertrümmert, Schmierereien an den Wänden und in den Ecken. Catienus war ein Mann der Tat, so befahl er sofort die Säuberung und Herrichtung der Räume.

    Im Zuge der Arbeiten wurde hinter einem Schrank eine Türe gefunden. Verschlossen, mit Schlössern zusätzlich gesichert. Catienus ließ sie öffnen und die Männer fanden zahlreiche Kisten, die nach der Öffnung Waffen offenbarten. Sauber getrennt fanden sich Kurzschwerter, Stoßdolche, Beile, Äxte, Pfeile.

    Dem Erstaunen wich die Erkenntnis, daß hier wohl für einen Aufstand gehortet worden ist.

    Catienus ließ den Raum versiegeln und bewachen und schickte einen Boten zur nächsten Castra.

    Für religiöse Angelegenheiten waren der Victimarius und der Coronarius zuständig. Ersterer organisierte die Schlachtung der Opfertiere. Letzterer hatte vor einer Opferhandlung für den Schmuck des Schiffes zu sorgen und sich um für den Kult der Schiffsgottheit (tutela navis) zu kümmern. Sie wurden aus dem seemännischen Personal ausgewählt und traten nur an Festtagen in Erscheinung, ansonsten verrichteten sie ihren normalen Borddienst.


    Jedes Schiff hatte eine Schiffsgottheit und diente Rhenus Pater, den lokalen Flussgott.