Seppis Herz sackte vollends in Richtung Kniekehlen. Warum musste ausgerechnet er als Erstes ran? Er sah in den Gesichtern der Kameraden eine gewisse Anspannung. In seinem Gesicht stand wohl die nackte Angst. Warum hatte er sich auch zu den Marini gemeldet? Als Nauta war er doch glücklich. Sogar auf dem Flaggschiff tat er seinen Dienst. Aber nein, bequatschen hat er sich lassen. In Germania gibt es schnelle Flusskreuzer die von rudernden Marinis gesteuert werden. Kämpfen und Rudern. Das hatte schon seinen Reiz. Das mit dem Rudern bekam er ganz gut hin. Sein Problem war auch nicht der Stand auf schwankenden Bohlen, sein Problem war die Angst etwas falsch zu machen, sein Problem war das Gewicht dieser Ausrüstung. Vor allem rutschte ihm der Helm dauernd auf das Nasenbein. Er konnte ihn so fest schnüren wie er wollte, sogar sein Hals hatte schon Einschnitte vom Helmriemen.
Alles Probleme der Vergangenheit. Seine Gegenwart bestand aus einem gepanzertem Rücken vor ihm und einer lauten Kommandostimme hinter ihm.
Seine Instinkte, aber auch seine relative Lethargie brachten ihn in die letzte Position der Angriffsrotte.
Vorne fielen schon zwei Kumpels von der Planke und landeten unsanft auf den saftigem Grasboden. Der Sub brüllte Befehle und plötzlich war Seppi nicht mehr der Letzte. Testudo? ...was?! Testudo!...Seppi riss den Schild nach oben, stand aber zu nah an seinem Vordermann, sodaß sich ein saftiges Klong an dessen Helm ergab. Seinen blutrünstigen Blick begenete er mit einem irritiertem Lächeln und einem Schritt zurück. Die Planke wankte ganz schön und das brachte seinen Vordermann dazu sich auf sein Gleichgewicht und nicht auf Seppis Exekution zu konzentrieren. Mit dem Heranziehen der Planke ergab sich wieder eine neue Richtung des Wankens und die Gruppe ruckte nach hinten. Diesmal war es Seppi der litt. Der Schildrand seines Kameraden vor ihm rammte soweit zurück, daß nur Seppis Schildhand, welche den Riemen hielt ihn und alle anderen die dieser Bewegung folgten halbwegs stoppte.
Er stemmte sich gegen die Wucht von mindestens 4 Männern und spürte wie seine Kräfte langsam nachließen. Neptun sei Dank machte die Planke wieder eine Bewegung nach vorn und der Druck ließ nach. Seppi war schweißgebadet und als er endlich über die Reling sprang war der Spuk vorbei.
Die Kameraden freuten sich, aber in ihren Gesichtern stand auch das Wissen,...im Ernstfall hätte man versucht sie abzuwehren und ob sie dann alle hier stehen würden?
Seppi betrachtete seine Schildhand. Der Zeigefinger stand seltsam ab und ein tiefer Riss ließ Blut strömen...seine Welt versank in einer blitzenden Sternenregen---