Beiträge von Paullus Seppius Merenda

    Seppi stand an der Pier und winkte der Keto nach. Auch wenn die Jahreszeit ruhig war, so gab es immer wieder Angriffe auf die römische Flotte. Jungbarbaren, die sich etwas beweisen wollten schossen mit Pfeilen oder schleuderten Steine aus verdeckter Position. Immer wieder gab es Verletzte, selten mal Tote bei solchen heimtückischen Attacken.

    Ansgar und Thorward waren seine besten Kumpels bei den Marini, er hoffte, daß ihre Fahrt ruhig verlaufen würde.

    Als die Keto ausser Sicht kam, machte sich Seppi wieder auf zu seiner Unterkunft. In wenigen Minuten begann sein Wachdienst, er musste sich sputen.

    Seppi nahm wieder Haltung an und hörte auf zu lächeln. Jawohl,...alles in Ordnung Suboptio! Der Ton hatte sich wieder geändert, da war es sicher sinnvoll den braven Soldaten zu mimen. Wobei er da wenig zu mimen hatte.

    Er trat weg und ging zurück in die Unterkunft. Dort legte er sich auf seine Pritsche und bewegte seine verletzte Hand.

    Na,...was wollte der Neue denn mit dir privates besprechen Seppi? fragte Wulgar mit unverhohlener Neugier und lüsternen Grinsen in die Runde. Er hat sich nach meiner Verletzung erkundigt du Arsch! entgegnete Seppi ungewohnt harsch.

    Er hatte irgendwie das Gefühl dem Suboptio vor den Kopf gestoßen zu haben obwohl er alles richtig gemacht hatte. Wulfgar und die Kameraden sahen ihn verblüfft an. So kannten sie Seppi gar nicht. Na schon gut, ich war nur um deinen Arsch besorgt! entgegnete Wulfgar grinsend, doch keiner grinste zurück.

    Seppi entspannte sich ein wenig. Er sah einen fingerbreit an dem Offizier vorbei,...so hatte man es ihm eingebläut. Niemals einen Offizier direkt ansehen. Warum eigentlich nicht? Machten die sich sonst in die Tunica?

    Mein Gesundheitszu...? Achso,...ich bin auf dem Weg der Besserung, Herr.

    Seltsam, daß der nach seinem Gesundheitszustand fragte? Hatte der nichts Besseres zu tun? niemand stand gern im Focus eines Offziers. Na hoffentlich war der nicht auch noch einer von diesen Kerlen die junge Hintern mochten?! Seppi´s Adamsapfel hüpfte ein wenig. Er lächelte, eine für ihn ganz normale Eigenschaft. Die Hand tut nicht mehr so weh und ich denke ich bin nächste Woche wieder einsatzbereit,...Herr.

    Seppi zuckte ein wenig zusammen. Jawohl, Suboptio...! krächzte er. Bekam er jetzt einen Anschiss weil er verletzt war? Er konnte doch nichts dafür, daß der Medicus ihn dienstuntauglich geschrieben hatte...vller Skrupel folgte er dem Suboptio hinaus vor die Baracke. Seine Kameraden sahen ihn nach, wie es schien mitleidig.

    Vor der Baracke nahm Seppi Haltung an, er war zu dem Schluß gelangt, daß er sich nichts vorzuwerfen hatte,...außer...es lief ihm heiß und kalt den Rücken herunter,...der Nauarchus,...er hatte vergessen...bei Poseidons Gemächt,...der Nauarchus...jetzt war er geliefert. Ein wenig bebend wartete er auf die Bestrafung...oder was da auf ihn zukam.

    Seppi schreckte aus seinem Halbschlaf auf als es klopfte. Wer zum Poseidon klopfte an eine Türe? Auch die Kumpels sahen sich erstaunt an. Die Türe ging auf und alle schnellten in die Höhe. Seppi schwang sich von Bett und bemerkte, daß dies ein Fehler war. Seine verletzte Hand zuckte protestierend als er sich mit ihr vom Bett abstieß.

    Guten Abend Suboptio! Contubernium II bei der Freizeitgestaltung! donnerte Wulfgar, der Stubenälteste und wies anschließend, irritiert wegen der informellen Frage auf Seppi. Dieser stand wie in Stein gemeisselt vor seinem Bett. Die Hand pochte. Suboptio?! Nauta Seppius Merenda bei der Fre...bei der Rekonvaleszenz! offiziell war er Dienstbefreit aber aufgrund einer Verletzung. Als hatte er keine Freizeit sondern den Auftrag zu gesunden. Das amüsierte ihn und er musste darüber lächeln.

    Seppi meldete sich am nächsten Morgen zur Kontrolle der Wunde und Wechsel des Verbands. Der Medicus kam hinzu nachdem man die Wunde gereinigt hatte und warf einen Blick darauf. Sehr schön Nauta,...du hast gutes Heilfleisch. Kannst du den Finger mal leicht bewegen? Seppi zuckte mit dem Finger, er hatte Angst irgendetwas falsch oder kaputt zu machen.

    Vor und zurück,...langsam,...jetzt mal ein wenig kreiseln....und tut das weh? Seppi schüttelte erleichtert den Kopf. Nein, Medicus,...es zieht ein wenig, aber es tut nicht weh. erwiderte er lächelnd. Der Medicus nickte bestätigend. Gut,..dann ist nichts gerissen und du hast nur eine Fleischwunde. Achte darauf, daß der Verband ordentlich anliegt und halte ihn sauber...bis Morgen! Der Medicus nickte ihm zu und verschwand wieder. Bis Morgen Medicus...sagte Seppi in den Rücken des verschwindenden Medicus. Der ist in Ordnung,..was? raunte er dem Capsarius zu.Japp,...so fertig, hau ab,...bis Morgen! der Capsarius räumte den alten Verband weg und machte sich auf dem Medicus zu folgen,...ja der war in Ordnung.

    Seppi blieb im Behandlungsraum zurück und sah sich den Verband an. Vorsichtig bewegte er den Finger. Lächelnd stellte er fest, daß der Verband das abkonnte und machte sich auf. Ein weiterer freier Tag, was sollte er damit anfangen?

    Seppi betrat die Dienststube und salutierte dem Diensthabenden. Salve, ich bin Dienstuntauglich und soll das hier abgeben. Er reichte die Tabula über den Thresen und trat danach einen Schritt zurück. Der Immunes nahm die Tabula an sich, studierte sie, betrachtete Seppis Hand und nickte beiläufig.

    Gut, du bist freigestellt, hast aber keinen Ausgang. Hier steht drei Tage. Nach drei Tagen kommst du wieder hierher, entweder mit einer Folgefreistellung oder anderwertiger Verwendung.

    Er musterte Seppi ob er ihn verstanden hatte und dieser nickte beflissen.

    Was ehem,...was soll ich denn jetzt machen? fragte er unsicher. Denn bisher war sein Leben extrem getaktet.

    Der Immunes sah ihn entgeistert an. Was weiß ich? Häng durch, geh spazieren,...schone deine Hand,...du wirst es schon überstehen.

    Damit wandte er sich ab und vergaß Seppi.

    Dieser nickte verwirrt. Dann grüßte er den Mann und verließ noch verwirrter die Dienststube. Zum ersten Mal seit langer Zeit wußte er nichts mit sich anzufangen.


    Seppi schreckte auf als er den Befehl des Suboptios vernahm. Sofort drückte ihn jemand wieder zurück auf,...was auch immer er da lag. Seine Hand tat ihm weh, sein Helm,...sein helm war weg! Wieder schreckte er auf. Nun bleib schon liegen Kumpel!...du bist verletzt! Wir bringen dich zum Medicus. Verletzt? Bei den Göttern, warum trug man ihn denn? Er berührte seine verletzte Hand. Ein Stich jagte ihm bis in den Ellenbogen. Schmerzverzerrt hob er die verletzte Hand und starrte auf einen blutig tropfenden Verband. Was,...er schluckte heftig. Seine linke Hand...war sie ab? Schwankend trug man ihn fort vom Campus in Richtung Valetudniarium...

    Die Kameraden brachten Seppi in den Vorraum wo sofort zwei Capsarii auf sie zukamen. Der Medicus wurde gerufen und man lud Seppi auf einen Behandlungstisch ab. Unter Segenswünschen zogen die Kameraden wieder ab. Einer von ihnen besonders zerknirscht. War es doch sein Fehler der Seppi in diese Lage gebracht hatte. Der Medicus entfernte den Notverband und sah sich die Verletzung an.

    Hmm,...das sieht schlimmer aus als es ist. Du hast dir den Zeigefinger ausgerenkt und zwar so weit, daß die umgebene Haut eingerissen ist. Wir säubern jetzt die Wunde, renken dir den Finger wieder ein und ich nähe dir die Haut mit drei Stichen...hier...! Er reichte Seppi ein Beißholz. Seppi betrachtete das Beißholz und fragte sich kurz was,...als er die Geste des Capsarius sah. Verstehend steckte er es zwischen die Zähne und ließ die Prozedur über sich ergehen. Nach unendlicher Zeit, ...etwa 5 Minuten war er behandelt und frisch verbunden. Er saß noch eine Weile im Vorraum und starrte auf seine Lorica und seine Waffen die man neben ihm auf den Stuhl gelegt hatte.Er kam sich seltsam nackt vor, trotz seiner eingebluteten Tunica.

    So,...ich schreibe dich erst einmal drei Tage Dienstuntauglich, du kommst jeden Tag zum Verbandswechsel hierher. Nach drei Tagen dürfte die Wunde bereits soweit abgeheilt sein, daß du wieder leichten Dienst leisten kannst. Seppi nickte beflissen. er hatte gutes Heilfleisch, war zuversichtlich. Der Medicus sah sich noch einmal den Verband an und nickte zufrieden. Dann klopfte er ihm auf die Schulter und stiefelte zu seinem nächsten Patienten. Ein Capsarius kam und fragte ihn nach Namen und Einheit, dann gab er ihm eine Tabula. Das gibst du in der Principia ab,...deine Waffen nimmst du mit, den Rest lassen wir dir bringen, welche Baracke bist du? Seppi nahm sein Gladius und sein Puggio auf und entgegnete. Baracke VII...danke... Der Capsarius nickte und meinte, Schon gut, hast Glück gehabt,...n´bißchen weiter und der Finger wäre futsch gewesen. Bis morgen früh! Seppi nickte betroffen und nah die dargereichte Tabula. Kurz darauf stand er alleine da. Die linke Hand pochte wie verrückt. Im Moment hatte er nicht das Gefühl es sei alles in Ordnung. Es schien ihm sogar als habe er eine größere Verletzung als nur den Finger, es schien die ganze Hand zu sein. Vorsichtig legte er die beiden Waffen an und verließ dann das Valetudinarium...lächlend nickte er dem Kameraden zu, der im Flur auf etwas wartete. Entsetzt stellte Seppi fest, daß der gar keine Unterschenkel mehr hatte. Oh ja,...sein Lächeln wurde wieder breiter und er legte schützend seine unversehrte Hand auf den Verband. Esgab noch welche die schlimmer dran waren als er.

    Seppis Herz sackte vollends in Richtung Kniekehlen. Warum musste ausgerechnet er als Erstes ran? Er sah in den Gesichtern der Kameraden eine gewisse Anspannung. In seinem Gesicht stand wohl die nackte Angst. Warum hatte er sich auch zu den Marini gemeldet? Als Nauta war er doch glücklich. Sogar auf dem Flaggschiff tat er seinen Dienst. Aber nein, bequatschen hat er sich lassen. In Germania gibt es schnelle Flusskreuzer die von rudernden Marinis gesteuert werden. Kämpfen und Rudern. Das hatte schon seinen Reiz. Das mit dem Rudern bekam er ganz gut hin. Sein Problem war auch nicht der Stand auf schwankenden Bohlen, sein Problem war die Angst etwas falsch zu machen, sein Problem war das Gewicht dieser Ausrüstung. Vor allem rutschte ihm der Helm dauernd auf das Nasenbein. Er konnte ihn so fest schnüren wie er wollte, sogar sein Hals hatte schon Einschnitte vom Helmriemen.

    Alles Probleme der Vergangenheit. Seine Gegenwart bestand aus einem gepanzertem Rücken vor ihm und einer lauten Kommandostimme hinter ihm.

    Seine Instinkte, aber auch seine relative Lethargie brachten ihn in die letzte Position der Angriffsrotte.

    Vorne fielen schon zwei Kumpels von der Planke und landeten unsanft auf den saftigem Grasboden. Der Sub brüllte Befehle und plötzlich war Seppi nicht mehr der Letzte. Testudo? ...was?! Testudo!...Seppi riss den Schild nach oben, stand aber zu nah an seinem Vordermann, sodaß sich ein saftiges Klong an dessen Helm ergab. Seinen blutrünstigen Blick begenete er mit einem irritiertem Lächeln und einem Schritt zurück. Die Planke wankte ganz schön und das brachte seinen Vordermann dazu sich auf sein Gleichgewicht und nicht auf Seppis Exekution zu konzentrieren. Mit dem Heranziehen der Planke ergab sich wieder eine neue Richtung des Wankens und die Gruppe ruckte nach hinten. Diesmal war es Seppi der litt. Der Schildrand seines Kameraden vor ihm rammte soweit zurück, daß nur Seppis Schildhand, welche den Riemen hielt ihn und alle anderen die dieser Bewegung folgten halbwegs stoppte.

    Er stemmte sich gegen die Wucht von mindestens 4 Männern und spürte wie seine Kräfte langsam nachließen. Neptun sei Dank machte die Planke wieder eine Bewegung nach vorn und der Druck ließ nach. Seppi war schweißgebadet und als er endlich über die Reling sprang war der Spuk vorbei.

    Die Kameraden freuten sich, aber in ihren Gesichtern stand auch das Wissen,...im Ernstfall hätte man versucht sie abzuwehren und ob sie dann alle hier stehen würden?

    Seppi betrachtete seine Schildhand. Der Zeigefinger stand seltsam ab und ein tiefer Riss ließ Blut strömen...seine Welt versank in einer blitzenden Sternenregen---

    Seppis Lächeln gefror ein wenig als er Terentius Ruga sah und hörte. Dieser Mann machte ihm Angst und Bange. Es wurde gemunkelt er habe einem thrakischem Piratenkapitän bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen und hineingebissen, nachdem er im Alleingang fast die Hälfte der Mannschaft niedergemetzelt hatte. Was sicherlich Quatsch war, aber zuzutrauen wäre es ihm. Er wirkte wie die düstere Version des Mars persönlich. Der stellte sich wahrscheinlich perfekt gerüstet zum Schlafen in die Ecke,...oder hing kopfüber von der Decke wie man auch munkelte. Na egal. Mit offenem Mund betrachtete er die Enteraktion der Lieblinge des Terentius. Ein paar Ledernacken ohne Seele die einfach nur genau das taten und seltsamerweise auch konnten was der Optio spei verlangte. Naja...es sah auch machbar aus, aber die Planke wankte doch ganz schön. Hin und wieder fiel sein Blick auch auf den Optio spei, der wie eine Statue mit Argusaugen die Aktion betrachtete. Das konnte ja heiter werden. Seine Knie begannen zu schlottern. Sicherlich würde er einen Fehler machen, ganz sicher...er würde vielleicht von der Planke fallen...zusätzlich begannen seine Zähne leise zu klappern. Weniger aus Angst vor dem Versagen, mehr aus Angst vor dem Optio spei Terentius Ruga...der da so rumstand mit blitzenden Augen...lief dem da ein Blutstreifen aus dem Mundwinkel?

    Bei Neptun, da war Vorenus Nero. Was für ein Finsterling. Während der neue Suboptio die ewig Schludrigen maßregelte betrachtete er den Gubernator. Er fragte sich manchmal was der Chef an ihm fand? Der lief immer rum wie eine Statue, immer perfekt gekleidet, immer ausdruckslos mit kalten Augen. Die Kumpels meinten ja er wäre ein Wiedergänger. Einer von Marc Antons Leuten die in Actium gegen Octaivian ins Meer gesunken waren. Seppi glaubte sowas nicht, aber so waren die Nautii, abergläubisch bis ins Mark.

    Endlich war der Suboptio fertig. Komischer Typ übrigens. Sollte eigentlich nach Cappadocia, ist dann aber hier geblieben. Soll der Bruder von einem hohen Tier bei der Ala sein. War ja klar. Er hatte keine Verwandten auf einflussreichen Posten. So wie die Dinge lagen würde er wohl ewig Nauta bleiben. Es sei denn einer seiner Vorgesetzten,...Einer der seltenen Momente der Erleuchtung durchfuhr ihn...einer seiner Vorgesetzten wäre zufrieden mit seiner Arbeit und würde sich für ihn verwenden.

    Wieder lächelte er, hier stand er nun und konnte nicht anders.

    Seppi war einigermaßen aufgeregt. Es hatte schon länger keine Enterübung mehr gegeben.

    Klar es gab die Gefechtsübungen, Waffentraining, aber auch den langweiligen Wachdienst. Es war zu Kotzen. Der Wachdienst war seine Nemesis. Er neigte nun einmal zum Einschlafen sobald er sich langweilte.

    Neulich war er am hellichten Tag fast weggedöst und nur das Knarren eines Wagenrades weckte ihn bevor der Wachhabende es bemerken konnte. Woran das lag? Für seine Verhältnisse schlief er zu wenig. Es war einfach zu wenig Zeit. Formaldienst, Wache, dann in die Schreinerei. ...und Essen für den Kommandeur kochen mußte er auch noch...Er hoffte nur bald in der Schreinerei als Immunes angenommen zu werden. Die waren recht zufrieden mit ihm. Dann würde er nur noch in der Schreinerei arbeiten.

    Er liebte den Geruch von Holz, mochte die Arbeit und freute sich wenn sie ein Boot repariert oder gar eines gebaut hatten.

    Hier ging alles Hand in Hand. Man respektierte sich.

    So stand er denn nun da, in voller Rüstung und lächelte ob des Gedankens an die Schreinerei.

    Einen Versetzungsbefehl? Seppi schluckte. Na hoffentlich nicht noch ein Offizier. Er nahm den Befehl und seine Befürchtungen hatten sich bestätigt. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck gab er die Versetzungsurkunde zurück. Willkommen bei der Classis Germanica Suboptio! Während der Neue die Wache passierte salutierten diese dem neuen Mitglied ihres Haufens.

    Naa, vielleicht habe ich ja Glück und der Typ kommt zu den Marini dachte sich Seppi. Und wenn er bisher etwas hatte, dann Fortunas Aufmerksamkeit.

    Wieder mal Wache. Langsam fragte er sich ernsthaft was der Alte gegen ihn hatte. Kaum war seine Bude auf Vordermann hatte er ihn zum Wachkommando abkommandiert. Mißmutig, in seinen Blauen Mantel gewickelt betrachtete er mit tropfender Nase das Vorfeld. Ständig passierten irgendwelche Wagenladungen mit Holz, Eisenerz und Verpfegung die Wachposten. Aus dem Inneren des Castrorums kamen ständig Geräusche emsiger Arbeit. Naja, da war es doch besser hier rumzustehen. Bald kam die Ablösung, dann würde er zunächst mal in Freiwache gehen und dann seinen Dienst beim Seiler. Die Taue wurden regelmäßig kontrolliert und ggf. ersetzt.

    Das war zwar auch nicht wirklich nervenzerreissend aber wenigstens war es warm und der Suboptio hatte immer einen Vorrat vom hiesigen Met parat.

    Irgendwie war es ja schon fast klar, daß er die erste Wache im Castellum schob. Er haßte die Wache. Die Rüstung war ihm viel zu schwer, der Helm drückte ihm den Kopf in die Schultern. Er fragte sich ob er auch nur 1 Minute einen Kampf überleben würde. Er war Nauta verdammt und keiner dieser Ledernacken von der Marineinfanterie. Aber egal. Es würde ja nicht ewig dauern und dann kam diese Mistrüstung dahin wo sie hingehörte, in die hinterste Ecke seiner Unterkunft.


    Die Wache war ruhig. Es galt nur die Neugierigen auf Abstand zu halten. Schließlich war es lange her, daß die Classis hier ein Castellum betrieb.

    Seppi starrte den Krieger auf dem Ungetüm, welches schnaubend und Kondenswölkchen aus den Nasenlöchern stob furchtsam an. Ihm deuchte er hatte wohl einen Fehler gemacht. Die Wachen fuhren wahrlich zusammen als der decurio sie zum Stillschweigen verdonnerte. Richtig mustergültig standen sie jetzt da und starrten ins Leere wie es schien.

    Seppi nahm auf die Anrede so etwas wie Haltung an und wiederholte seine Nuntio.

    Nauta, Paullus Merenda...ich komme im Auftrage meines Flottillenchefs und muss eine Meldung zu einem Waffenfund im Castellum der Classis machen,...ich soll mich hier beim Praefecten melden! Dann lächelte er wieder, etwas furchtsam, aber die Wölkchen aus den Löchern des Pferdes kamen ja auch bei ihm aus der Nase weil es recht kalt war.

    Seppi kam hechelnd vor dem Tor der Ala an. Er stützte seine Hände auf den Knien und atmete schwer. Mochten die Wachen doch ihren Spaß haben. Ein Nauta lief nicht allzuviel durch die Gegend auf seinem Schiff. Nach einer Weile kam er wieder zu sich und grinste, sich auf die Brust klopfend den Wachhabenden an.

    Nauta, Paullus Merenda...ich komme im Auftrage meines Flottillenchefs und muss eine Meldung zu einem Waffenfund im Castellum der Classis machen,...ich soll mich hier beim Praefecten melden! Natürlich hatte er mit dieser Meldung sofort die gerüchteküche angeheizt. Doch er war einfach zu einfältig um die Tragweite seiner Worte auch nur zu erahnen. Lächelnd, die Hände in die Seiten gestemmt beruhigte sich sein Atem langsam.