Beiträge von Marcus Aelius Bala

    Unmittelbar nachdem Bala sein neues Contubernium bezogen hatte, war er dem Appell des neuen Centurios gefolgt und mit den anderen Legionären angetreten. Seine Lorica war frisch poliert und glänzte, denn er hatte - und das unterschied ihn wohl von den meisten seiner Kameraden, wenn er so in die Runde blickte - ein ausgesprochen gutes Auge für Ästhetik. Seinem Empfinden nach war Bala eigentlich ein Künstler und Schöngeist, den nur die Irrungen und Wirrungen seiner Zeit in diese entlegene Gegend verschlagen hatten. Vor seinem inneren Auge sah er sich in einem Palast thronend, von Dienern umgeben, die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablasen und von Untertanen gefürchtet, die ihm blindlings gehorchten. Was er tatsächlich sah war aber nur Steppenstaub und ein Centurio, dessen Groll man wohl besser nicht auf sich zog. Sein Brustbehang war Zeugnis für zahlreiche Schlachten und Scharmützel, die Narben und Wunden verdeutlichten, dass nicht alle davon glimpflich ausgingen. Nein, Bala war schlau genug, um sich dieses Schwergewicht nicht zum Feinde zu machen. Aber die Erfahrung mit dem ekelhaften Gavius hatte ihm gelehrt, dass man sich seine Feinde nicht immer selbst aussuchte, sondern oftmals auch zum Feinde erklärt wurde.

    Bala wusste, dass die Versetzung von der ersten in die vierte Kohorte eine Bestrafung war. Er hatte niemanden verprügelt, niemanden getötet, verpfiffen oder Alkohol geschmuggelt. Der schmierige Gavius hatte ihn aber schon von Anfang an gehasst. Gavius dachte, Bala hielte sich aufgrund seines Namens für etwas besseres. Nun, das tat er auch. Aber er hatte es niemanden auf die Augen gedrückt. Der Name Aelius, einst wohl ein Garant für eine vortreffliche und aussichtsreiche Karriere, war nur noch ein Schatten, den Bala stets hinter sich her zog. In Rom mochte man ihm vielleicht einmal seines Namens wegen die Füße geküsst haben, aber hier, in den Dünen des entlegenen Cappadocias, war er mehr ein Laster.


    Wenigstens musste Bala nun nicht mehr jeden Morgen in die gavischen Glubschaugen blicken und die Frotzeleien in soldatischer Hörigkeit über sich ergehen lassen. Bei Hades, irgendwann würde der Tag kommen, an dem er zu seinem Leichnam hinabschauen und lächeln würde. Bis dahin aber, tat Bala erst einmal seinen Dienst in der Vierten. Genauer in der ersten Centurie der vierten Kohorte. Einer war wohl am Fieber zugrunde gegangen, hatte sich verstümmelt oder war schlichtweg ein Taugenichts, man hatte ihm nichts gesagt. Bala betrat zuerst den Vorraum, legte seine Furca auf einen der Schränke und hing sein Scutum an die Wand. Dann blickte er in den Schlafraum und nickte gemächlich in die Runde der neuen Kameraden.