Beiträge von Marcus Aemilius Bassus

    Nachdem sie den seltsamen Tuccier an der Porta in die Nacht entlassen hatten machte sich Bassus auf zum Balneum. Es ärgerte ihn, daß dieser wunderbare Ort nun durch einen Saufkumpanen Nero´s entweiht würde. Als er eintrat erhob sich gerade Maria und sah Bassus mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. Ich habe keine Ahnung was er hat, es kann betrunken sein oder irgendwelche Opiate zu sich genommen haben...Pilze vielleicht? Sie zuckte mit den Schultern und zog sich ein wenig zurück. Der an Boden liegende Bursche machte ihr Angst. Bassus legte ihr die Hand auf die Schulter und streichelte sie beruhigend. Maria war seit Ewigen Zeiten hier in der Villa, sie war wie eine Ersatzmutter für ihn. Und wie Antigonos hatte sie bereits mehrmals ihre Freilassung abgelehnt. Schon gut Maria, geh´wieder zu Bett, Nero ist versorgt und wir werden uns jetzt um den Kerl hier kümmern.

    Zwei kräftige Germanen zogen den benommenen Kerl auf Bassus´s Geheiß in die Höhe nachdem Maria das Balneum verlassen hatte.

    Nun?...forderte Bassus ihn auf, in sicherer Entfernung zu Spuck-, Kratz- oder sonstigen Attacken.

    ...was bist du denn für eine Ratte? Was wollt ihr hier? Was habt ihr mit Nero zu schaffen?

    Bassus konnte es nicht fassen. Die Bude seines Cousains sah aus wie eine Taberna nach der Sperrstunde und roch auch so. Er bewunderte seinen Onkel für seine Ruhe und Gelassenheit in dieser üblen Angelegenheit. Ihm selber blieb nichts als diesen wunderbaren Mann mit seinem Leben zu schützen. Der windige Tuccier war ihm nicht geheuer und als Lepidus ihn bat den Kerl zu eskortieren war er froh Nero bei sich zu haben. Der Ex - Praetorianer war eine sichere Bank gegen windige Typen.

    Nun, Tuccius,...wollen wir?! und wies mit der rechten Hand freundlich bestimmt den Weg zur Porta.

    Bassus schob sein Schwert wieder in die Scheide und machte sich mit der kleinen Streitmacht auf den Weg. Wieder einmal Nero,...und wieder einmal würde er alles abstreiten oder gar heulend um Verzeihung bitten. Bassus´Gesicht verzog sich ein wenig, so als habe er zu sauren Vinum getrunken. Wahrlich sein Cousain widerte ihn an. Vielleicht wäre es das beste man würde ihn in seinem Erbrochenen sterben lassen und nicht, wie schon so oft daraus erretten. Diesmal, dachte Bassus,...diesmal hat er es zu weit getrieben.

    Bassus, der bisher in Tarraconensis und Aegyptus eingesetzt war meinte nur, Na, ich denke es wird in der jetzigen Jahreszeit so ähnlich sein wie in den Gebieten der Alpes. Ich werde wohl Feminalia tragen müssen, besonders auf einem Pferd, da bewegt man sich nicht allzusehr und bekommt schneller kalt.

    Er nickte nur als er von den Reisen seines Onkels hörte. Sie waren oft Gegenstand spöttischer Gespräche im Haus. Besonders sein Vater, Nepos, ließ damals kein gutes Haar an seinem jüngeren Bruder. Doch die Reisen brachten den Aemiliern unerwartete Einkünfte und mehrten den Reichtum der Gens.

    Oh, bei Marcus bin ich mir sicher, er ist ein prima Kerl, nicht so belesen wie sein alter Herr, aber ein prima Kumpel. Er rieb sich mit der Hand am Kinn als er fortfuhr, er wollte nichts schlechtes über seinen Cousain sagen, aber es fiel ihm auch nichts Gutes ein. ...und was Nero angeht,...nun er ist sehr...speziell. Er ist ... ihm fehlten die Worte. Und da er die kleine Phoebe ja wohl kaum wiedersehen würde beschloss er die Dinge beim Namen zu nennen. Er ist der Stein in deinem Schuh, die undichte Stelle in deinem Mantel bei Regen, der Splitter in deiner Hand der nicht so ohne weiteres herauskommt, er ist,...ein egozentrisches, neidisches, herablassendes, widersinniges, sadistisches, abstoßendes...Arschloch...entschuldige...aber ich hoffe eine Begegnung mit ihm bleibt dir erspart. Er kommt eh´nur hergeschlichen um Geld zu schnorren.

    Nero war ein paar Jahre jünger als er selbst, was die Kontakte ohnehin komplizierte. Er bemühte sich immer bei Marcus und ihm Schritt zu halten, was die beiden jedoch zu verhindern wußten und wenn sie denn nach Hause kamen von ihren "Abenteuern" hörten sie hinter vorgehaltener Hand von der Dienerschaft was der kleine Nero wieder angestellt hatte und daß ihm sein Vater, wie so oft die Leviten gelesen und ihn bestraft hatte. Nero verbrachte viel Zeit in seinem Cubicullum, welches eigens Gitter vor dem Fenster und einen dreifachen Riegel vor der Türe hatte, um seine Expansion zu unterbinden. manchmal fragte er sich welchen Anteil an Neros charakterlicher Entwicklung er wohl selber hatte.

    Bassus zuckte mit den Schultern, es war nötig. Auf ihre Feststellung hin entgegnete er Ich werde nicht mehr allzu lange hier in der Villa sein. Ich habe eine Einberufung nach Germania. Wieder ein verlegenes Schulterzucken.

    Du wirst also nur mit Onkel Lepidus und wenn es hart auf hart kommt mit seinem Sohn meinem Cousain Nero...sollte er mal wieder hier auftauchen. Sein Gesicht wurde ernst als er fortfuhr. Aber wenn du eine solch alte Freundin bist, dann wirst du ja über ihn Bescheid wissen.

    Ein schwarzes Schaf gab es in jeder Familie. Doch Nero überstrapazierte einfach jeden hier im Haus. Er mochte ihn und seine hinterhältige Freundlichkeit nicht. Nero war der Typ der kleine Kätzchen in den Kamin warf nur um sich an ihrem Geschrei zu erfreuen. Bassus wurde einmal Zeuge eines solchen Vorgangs und hat ihm in die grinsende Fresse geschlagen, seitdem waren sie wie Feuer und Wasser. Niemand mochte ihn, noch nicht einmal seine Schwester Aemilia, eine Heilige, die in jedem etwas Gutes sah, außer in Nero. Marcus, der älteste Sohn des Lepidus war meist unterwegs in alle Herren Länder um Märkte zu erschließen und seinem Vater seltene Schriften mit zu bringen.

    Marcus ist ein guter Typ. Bodenständig, vielleicht ein wenig zu ernst. Ach,...kennst du eigentlich seinen Sohn Marcus? Er muss doch auch mal mit in Pergamon gewesen sein.

    Bassus sah sie ein wenig irritiert an ob ihrer Begrüßung. Dann verstand er und hob lächelnd die Hände. Ach, die Rüstung,...oh...nein! Die ist neu und noch ziemlich steif im Leder, daher muss ich sie eintragen um sie etwas geschmeidiger zu machen...du wirst es nicht glauben, aber ich schlafe darauf!

    Das war eine Information die ihr ganz gewiss den Schlaf rauben wird! tönte eine Stimme in seinem Kopf. Verlegen sah er sich um und grinste dann wieder ein wenig. Netter alter Schuppen hier was?...ich äh,...ich hörte du ziehst hier ein?...ich meine...du äh,...wohnst für eine Weile hier?

    Das wäre schön, unter anderen Umständen. dachte er bei sich. Was es wohl mit der "alten" Freundin auf sich hatte? Onkel Lepidus war eigentlich was das körperliche anging eher ein Kostverächter. Daher wollte das Bild, was sich ihm aufdrängte so gar nicht passen und je tiefer er in ihren Augen versank störte ihn auch dieser Gedanke.

    Bassus war ein wenig genervt. Die Eskorte war immer noch nicht da. Er streifte mit seiner Lederrüstung voll bewaffnet durch den Garten um sie geschmeidig zu machen als er in der Laube seinen Onkel mit der wohl schönsten Frau stehen sah, die er je gesehen hatte. Bevor er sich versah winkte ihn sein Onkel heran und stellte die Erscheinung als eine alte Freundin vor,...ja klar...alt. Er kam sich plötzlich mit seiner Rüstung ein wenig fehl am Platze vor. Als sein Onkel mit seinem sibyllinischen Andeutungen verschwand stand er wie ein Ochs vorm Berg.

    Also tat er das was er in solch einer Situation immer tat, er lächelte sein Herzensbrecherlächeln und sagte,...Hallo,...

    Bassus wartete bereits ungeduldig auf die Eskorte der Ala, welche ihn auf Geheiß seines Onkels nach Germania begleiten sollte. Er persönlich fand diese Maßnahme sehr übertrieben, hatte er doch zwei Sklaven bei sich die sich ihrer Haut wehren konnten. Doch was sollte es, es war müßig seinem Onkel zu wiedersprechen. Er mochte ihn, er war es der sich seinem Schmerz öffnete, ihn verstand, beriet, protegierte. Er war es auch der ihm zu einer militärischen Karriere geraten hatte, da der Name Aemilius nur noch ein Schatten seiner selbst im Senat war und er, Balbus nicht eben der Typus war dies zu ändern. Er solle sich seine Meriten beim Exercitus verdienen, alsbald eine Familie gründen und seinen Sohn dann entsprechend fördern. Manchmal brauche es eine oder zwei Generationen um die Dinge ins Lot zu bringen. Er nestelte ein weiteres Mal an seinem Ledernen Brustpanzer, welchen er zum Eingewöhnen täglich trug, herum. Das schwarze, fast fingerdicke Leder war einem muskulösen Oberkörper nachempfunden. Auf dem Vorderteil waren einige Phalarae angebracht, die er für seine Verdienste bei Gefechten erhalten hatte. Mut und Tatkraft waren nie sein Problem gewesen.


    Schwarze Arm- und Beinschoner mit eingearbeiteten Metallstreifen bildeten neben seinem Cingullum seinen Körperschutz. Sein Helm war neu, mit einer Vorrichtung zum anbringen einer Gesichtsmaske…ein Attribut der Reiterei. Die Maske jedoch lag in seinem Gepäck verstaut.


    Blieben Puggio und Spatha, wovon ersteres ein Erbstück seiner Familie und letzteres ein Geschenk seines Onkel war. Es fiel ihm schwer sein Gladius gegen die neue Klinge zu tauschen. Doch es machte durchaus Sinn seine Reichweite mit einer längeren Klinge zu erhöhen. Von einem Pferd aus zu kämpfen war eine andere Sache.

    Da tat sich etwas...im Atrium entstand Bewegung. Sein Onkel kam zurück!