Beiträge von Optio spei

    Ruga schüttelte erfreut den Unterarm mit dem Germanicer. Sie kannten sich von einigen gemeinsamen Manövern und Stabsbesprechungen. Tut mir leid, sie sind wieder in den Wald verschwunden. Er machte ein ernstes Gesicht.

    Insgeheim empfand er das Verhalten des Decurio Atius als ziemlich seltsam und auch eigenmächtig. Doch waren ihm die Gepflogenheiten der Ala fremd und er maßte sich keine Beurteilung zu.

    Ruga hob die Hand, zum Zeichen, daß er verstanden hatte. Die Männer an Land verschwanden wieder in den Nebel. Es hatte etwas unwirkliches. Sein Blick fiel auf die beiden Verletzten, die von seinen Männern versorgt worden waren. Interessiert betrachtete er die Korkstücke. Vielleicht hatten sie die beiden davor bewahrt in den Fluten zu versinken.

    Er befahl zurück nach Mogo zu laufen.

    Die Patrouille dauerte schon viel zu lange,...so wie die von Atius Scarpus.

    Die Artemis wendete und kurz darauf lag der Kurs gen Mogo an.

    Die Opfergaben legte er nach und nach in die Feuerschale. Es war ihm herzlich egal ob Sabaco Freude empfand. Er murmelte alte Verse und löschte das Feuer als alle Gaben verbrannt waren indem er einen Deckel auf die Feuerschale gab.

    Es gab ihm schon zu denken, daß das Schiff schwankte, gerade als der Matinier zum Opfer kam.

    Besonders daß es auf seine Handbewegung wieder damit aufhörte. Es war das erste Mal, daß er den Göttern derart nah war.

    Er hob den Deckel an und mischte Talk in die noch heiße Asche. Die dunkle Mischung strich er in die leere Wasserschale und schritt zu der Stelle an welcher die Toten einst lagen. Dort schmierte er mit dem Roßhaarbüschel einen Bannspruch aus der schwarz-grauen Masse. Wieder wankte das Schiff, diesmal jedoch leichter und weniger bedrohlich. Ruga wertete das als Anerkennung des Opfers.

    Zufrieden drehte er sich zu den Marini der Keto um und nickte ihnen zu. Factum est. Die Schale war leer. Für ihn gab es hier nichts mehr zu tun. Er wandte sich an Sabaco. Die Asche lasst über Nacht, morgen könnt ihr sie wegschrubben...so wie es aussieht wurde das Opfer angenommen...

    Für ihn war die Sache nun erledigt, er verließ kurz darauf die Keto. Es galt noch sein eigenes Schiff zu prüfen,...für die nächste Ausfahrt.

    Nach einer Stunde tauchte Ruga wieder auf, er trug über seiner Rüstung nunmehr eine Schärpe die ihn als Coronarius auswies.In seiner rechten Hand trug er eine Schale mit Flusswasser und einem Bündel Rosshaar, welches er nun vor den angetretenen Marini, welche mit den Toten in Berührung gekommen waren, in die Schale tauchte und damit die ausgestreckten Hände benetzte. Während er das tat bat er den Flussgott um Verzeihung und dem redlichen, jedoch wider besseren Wissens erfolgten Handeln mit Nachsicht zu begegnen. Das Streben des Menschen nach Gewissheit durfte kein Nachteil sein, wenn die Reue ehrlich ist. Ernst sah er die 6 Marini an, alles gute Männer die ehrenvoll dem Kaiser dienten. Es war nicht ihre Schuld, es war die Schuld der Mörder, die ihre Kameraden gemeuchelt und in den Fluss geworfen haben.

    Ruge betrat über die Planke das Boot und besprenkelte die Stelle an der die Toten gelegen hatten ebenfalls mit Wasser aus der Schale. Dann rief er die Mannschaft ihr Opfer zu bringen, während er die Feuerschale entzündete.

    Das Wasser des Rhenus blieb ruhig, die Keto schaukelte sanft in den Dünung, nichts wies auf ein Veto der Götter hin.

    So betrachtete Ruga mit ernstem Blick die Männer und ihre Gaben, die sie fein säuberlich vor die Feuerschale legten.

    Ruga nickte ihnen zu und murmelte jedem Marini ein beruhigendes ...redempti... zu.

    Da trat Sbaco vor ihn und die Keto begann zu wanken, merklich mehr als vorher. Mit ausdruckslosem Gesicht hob er die rechte Hand. Das Wanken wechselte wieder in die sanfte Dünung. Ruga war selber überrascht, ließ es sich jedoch nicht anmerken.

    Was auch immer es war, was das Schiff genau bei Sabacos Opfergabe bewegte, er hielt die Hand hoch und meinte, Deine Opfergabe missfällt den Göttern,...sie scheint bereits in ein Gelübte gebunden, wähle ein anderes Opfer!

    Etwas besseres fiel ihm nicht ein, zumal die Keto weiterhin unauffällig im Wasser blieb.

    Sollte er doch seine zweifellos teure Tunica behalten und stattdessen etwas anderes opfern,...wenn es ruhig blieb war es schon in Ordnung.

    Ruga sah Sabaco mit kalten Augen an. Die Tatsache, daß er ihn nicht hatte hopsgehen lassen machte sie nicht zu Freunden.

    Die Männer die in Kontakt mit den Toten waren müssen sich reinigen und mir danach assistieren. Alle Besatzungsmitglieder opfern dem Flußgott und der Schiffspatrona was ihnen am wertvollsten ist, sie mussten es auf der Fahrt und während des Frevels bei sich gehabt haben.

    Er wandte sich ab und sah die Keto an. Das Boot muss gesäubert sein und an die Stelle an der die Toten lagen wird eine Feuerschale aufgestelllt. Die Mannschaft tritt komplett auf der Mole an. Nur die Assistenten und ich betreten das Schiff für das Opfer. Wieder sah er Sabaco kalt an. In einer Stunde,...

    Er machte eine mustergültige Kehrtwende und stiefelte in Richtung der Unterkünfte. Er musste noch ein paar Ritualutensilien vorbereiten.

    Ruga blieb auf der Hut. Das ganze Boot beobachtete angespannt das Ufer. Der aufkommende Nebel machte die Sache nicht leichter. Sie hüllten sich in ihre Mäntel, die Kälte kroch ihnen in die Knochen und als das Zwielicht endlich wich, erkannten sie wieder Bewegung am Ufer. Eine der Gestalten winkte und rief.

    Ruga ließ Anker lichten und auf Rufweite an die Gruppe heranrudern.

    Ein Stein polterte auf die Planken. Die Männer packten das Seil und zogen.

    Ruga betrachtete weiter das Ufer, ebenso die Bug- und Heckschützen. Angespannt wartete er bis die Männer den ersten Körper an Deck hievten kurz darauf einen zweiten. Die beiden Männer waren offenbar verletzt und völlig durchnässt. Sie befreiten die beiden von den Tauen und Rüstungsteilen, damit der Capsarius sich die Wunden ansehen konnte.

    Ruga stand weiter an der Reling.

    Braucht ihr etwas? rief er zum Ufer hinüber. Sie würden sich um die Kameraden kümmern. Im Hintergrund rieb man die versorgten Verletzten trocken und wickelte sie in Decken.

    Ruga und seine Männer vernahmen den Schrei ebenfalls. Die wie achtlos weggeworfene Fackel am Boden veranlasste ihn zu dem Befehl in die Mitte des Flusses zu steuern und dort Grundanker zu werfen. Dort angekommen befahl er den Bordschützen die langsam verlöschende Fackel ins Visier zu nehmen...und auf weitere Befehle zu warten. In drei Stunden würde es hell werden.

    Die Gestalten am Ufer waren verschwunden, Ruga beschloss zu warten.

    Ruga nahm wie alle anderen Haltung an. Wohl ein wenig zackiger und vorbildlicher ...natürlich.

    Centurio ,...Nuntio. Patrouille erfolgreich durchgeführt, diverse Manöver abgehalten, welche von beiden Schiffen mit zufriedenstellender Präzision ausgeführt wurden.

    Mit unbeweglichem Gesicht sah er Sbaco und Nero an, dann fuhr er fort.

    Die Keto barg zur Identifikation zwei am Ufer verhedderte Leichname in Legionskleidung. Wie sich herausstellte handelte es sich um die als Deserteure geltenden Tirones Aldarich und Tiro. Nach der Identifikation wurden die beiden Leichname wieder dem Fluß zugeführt. Die Keto lief zuerst zurück in den Hafen um alle für das Reinigungsritual notwendigen Vorbereitungen zu treffen.

    Mit deiner Erlaubnis werde ich das Ritual im Anschluss durchführen, damit die Keto baldmöglichst wieder einsatzbereit ist.

    Er nickte dem Centurio zum Abschluss zu, er sah unter den gegebenen Umständen keine Notwendigkeit das Fehlverhalten des Suboptios anders zu interpretieren. Er würde sich noch beweisen können...soviel stand fest.

    Ruga zog die rechte Augenbraue hoch. Soviele Tirones desertierten nicht, wie konnte ihm das entgehen. Hmm,...im Mai sagst du?...eine Suche im Castellum war erfolglos? Wie einfallsreich. Da fiel ihm ein, ja,..da war was!

    Seine blauen Augen bohrten sich in die Sabacos. Ich erinnere mich,...die beiden waren nicht vereidigt und die Sache ging an die Benefizarier...du bist sicher, daß die beiden Toten jene verlorenen Tirones sind?

    Ruga goutierte Sabacos Nuntio. Er akzeptierte dessen Erklärung, weil sie offenbar ehrlich vorgebracht wurde. Er erwartete nicht, daß ein Offizier bei seinem ersten Kommando noch dazu auf einer Übung gleich perfekt agierte. Auch wenn es wünschenswert wäre.Tirones sagst du?...warum gibt es keine Vermisstenmeldung. Die beiden sahen so aus als lägen sie schon länger im Wasser. Soweit man das erkennen konnte.

    Ruga atmete tief ein. Er ignorierte die äußerst laxe Art wie der Matinier glaubte ihn grüßen zu können.

    Ist es bei der Legion üblich bei einer Patrouille eigenmächtig die Formation zu verlassen?

    Er richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, überragte den Matinier damit um eine Handbreit. Jede Faser an ihm wirkte hart, gestählt, unnachgiebig, unerbittlich. Sicherlich ein Hassobjekt für einen Strolch wie Sabaco.

    Ist es bei der Legion üblich dem Patrouillenführer vor versammelter Mannschaft den angemessenen Respekt fehlen zu lassen? Er wandte sich halb ab und betrachtete die Reinigungsarbeiten auf der Keto.

    Bei der Classis löst der Patrouillenführer den Verband auf und jeder vorgesetzte Offizier wird anständig und in Anwesenheit der Truppe vorbildlich gegrüßt!

    Er sah wieder Sabaco an, hatte seine Duftmarke gesetzt.

    ...und nun deine Nuntio,...warum hast du die Formation verlassen?

    Ruga entspannte ein wenig. Im Fackelschein erkannte er zumindest daß es sich um Equites handeln musste. Männer und Pferde trugen römische Rüstungen und Ausrüstung.

    Optio spei Terentius Ruga,...Was kann ich für dich und deine Männer tun Decurio?

    Rief er hinüber. Immer noch ein wenig angespannt. Er war ein misstrauischer Mann, das wußten auch die Schützen welche die Gruppe an Land nach wie vor im Visier hielten. Es wäre nicht das erste Mal daß germanische Schurken mit List und Tücke die Gutgläubigkeit von Römern zu deren Nachteil ausnutzen würden.

    Die Artemis lief weit nach der Keto in den Hafen ein und machte an Dock II fest. Ruge wartete das Anlegemanöver ab und übergab dann an seine Nummer Eins. Die Planke lag gerade am Boden der Mole als er schon lospreschte. Man konnte an seinem Gang sehen, daß er kurz vor der Eskalation stand. Die Männer sahen sich beunruhigt an. Es war ein Unding, daß die Keto die Formation ohne Meldung verlassen hatte und zurück in den Hafen gelaufen war.

    Terentius Ruga war ein fairer aber auch ein unerbittlicher Offizier, der seinen Männern nichts abverlangte, was er nicht selber zu leisten bereit war. Worauf er aber unbedingt Wert legte war die Hierarchie. Er war der Patrouillenführer und dazu noch Ranghöher. Oh, dieser Matinier hatte gerade einen mächtigen Bock geschossen.

    Er stampfte bis zur Anlegestelle der Keto, wo die Mannschaft dabei war das Deck zu schrubben.

    Suboptio,...zu mir. Seine Stimme war frei von Zorn oder niederen Emotionen. Hier ging es ums Prinzip und das würde er einfordern. Wo kommen wir denn hin wenn hier jeder dahergelaufene...

    Er wartete vor dem Landesteg, die Hände auf dem Rücken verschränkt.

    Die Bugwache der Artemis erblickte am Ufer die Fackel. Bugwache Achtung!- Fackel 50 Fuß an Steuerbord! Sofort war das Schiff in Gefechtsbereitschaft. Eine Fackel konnte vieles bedeuten,...den Beginn eines Brandpfeilangriffs oder aber auch einen Versuch auf sich aufmerksam zu machen. Die Marini der Artemis ließen beide Varianten zu. Löscheimer wurden backbord gefüllt und die Schützen bemannten die Torsionsgeschütze an Bug und Heck. Ziel...die Fackel.

    Rugo trat an die Reling, geschützt durch einen Brusthohen Aufbau und rief...

    Hier ist die Artemis der Classis Germanica...wer da? seine Stimme hallte über den Fluss und die Männer versuchten, die Hände auf den Rudern, irgendetwas mit raschem Blick zu erhaschen.

    Es dauerte eine Weile bis der Sub etwas entschied...richtig entschied. Ruga nickte leicht und wandte sich ab. Die Artemis trieb etwas ab, in den Mitte des Flusses gingen die Ruder wieder ins Wasser. Ruga ließ leichten Takt rudern, quasi ein Ausgleich um das Boot auf Kurs zu halten. Es interessierte ihn nicht was der Sub mit den Leichen machte und wenn er um deren Status gewusst hätte, wer konnte das schon sagen. Bald kam eine Biegung,...er ließ die Bordschützen ihre Waffen klar machen.

    Ruga verfolgte wie seine Mannschaft die Bergung der beiden Leichen. Er wunderte sich warum er die beiden nicht gleich nach der Identifikation wieder ins Wasser ließ. Offenbar gab es auch noch einen Disput zwischen dem Sub und dem Gubernator.

    Ruga fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn. Er beschloss zu warten, vielleicht war der Sub ja offen für Ratschläge.

    Er ließ die Artemis neben die Keto treiben, stütze sich mit einem Bein an der Reling ab und betrachtete interessiert die Vorgänge auf der Keto. Er war der Patrouillenführer, wie es weiterging lag allein an ihm.

    Natürlich würde der ungestüme Matinier versuchen es der Artemis heimzuzahlen. Doch wie er es machte und betonte war schon recht amüsant. Er ließ ihm seinen Triumph,...für etwa zwei Ruderschläge.

    Denn Marini, die ihre Ärsche entblößten konnten nicht rudern und brauchten auch eine Weile sich wie am Ruder einzurichten.

    Die Kommandos kamen und rissen den Männern das Grinsen aus den Gesichtern.

    Ein Knirschen ging durch die Artemis, als alle Ruder wie Senkanker in die Fluten stachen und danach die Blätter gedreht wurden. Das Boot schien wie von Titanenhand gebremst zu sein. Die Keto zog vorbei.

    Gleichzeitig flog das Segel auf, fast schon zu stark, es bedurfte einiger Trimmung um nicht ins Wanken zu kommen. Die Mannschaft warf sich gegen die Fallrichtung, so blieb der Kiel im Wasser und das Ganze sah dabei spektakulär aus, vermittelte dem Kennerblick aber die Gefahr und die Arbeit dahinter.

    Bug und Heck der beiden Schiffe verfehlten sich um Armeslänge und kurz darauf, die Nacktärschte dürften jetzt wieder an den Plätzen sein, trieb die Artemis an der Backbordseite vorbei und setzte die ersten Ruderschläge knapp neben den Rudern der Keto.

    Seine Schützen warfen einige Amphoren mit abgelaufenem Garum gegen die Bordwand der Keto.

    Wäre es ein Kriegsakt gewesen und dies griechisches Feuer,...nun,...man hätte es auch auf die Decksplanken werfen können, aber sie waren Kameraden,...hier ging es nur um das Spiel und nicht um Demütigung.

    Das Segel, die Ströumg, die kräftigen Ruderschläge, all das brachte die Artemis wieder vor die Keto.

    Ruga gestattete sich wieder ein leichtes Grinsen...als er am Ufer, 100 Fuß entfernt etwas leuchten sah...sofort war der Spieltrieb verdrängt und er gab Befehl zum Signal an die Keto. Gefahr!...Gefahr!

    Das Segel wurde eingeholt, die Fahrt wieder gebremst.

    Ruga versuchte etwas zu erkennen. Doch was er da sah war keine Freude.

    Zwei Körper hatten sich im Ufergeäst verfangen, die leuchtend rote Farbe ließ auf Legionäre schließen.

    Ruga befahl eine Bremswende und während sich die Artemis in Flußrichtung drehte gingen die Buganker über Bord. Das Gegenrudern stabilisierte das Boot in Sichtweite der Körper.

    Ruga wartete bis die Keta längsseits kam.

    Ruga stand am Bug der Artemis und betrachtete die Bemühungen Sabaco´s mit einem abfälligen Grinsen. Natürlich wollte er die Flanke sichern und sich so schmal wie möglich machen. Ihm reichte es schon wenn er die Bande ein wenig aufgescheucht hatte.

    Er gab Zeichen, hielt sich fest und binnen kurzer Strecke kam die Artimes fast zum stehen. Die Männer nahmen dazu das Segel aus dem Wind und stemmten kurz darauf, der abstürzende Bug stieg wieder auf, die Ruder mit halber Länge gegen die Fahrtrichtung. Die Flussrichtung tat ihr übriges.

    Ruge verkniff sich sein Grinsen, ließ Ruder einholen und Segel in den Wind setzen, der inzwischen reichlich vorhanden war und die Artemis schiffte in gebotenem Abstand unter vollem Segel an der Keto vorbei.

    Ein freundlicher Gruß hinüber zu den Kameraden und zwei Bootslängen weiter kam der Befehl zur Wende. Das Segel wurde eingeholt die rechte Bank stieß die Ruder bremsend in den Fluss, während die linke Bankkräftig und gleichmäßig pullte.

    Die Artemis tänzelte auf dem Wasser und als sie in die Strömung kam setze auch die rechte Bank mit dem ein, zunächst asynchron, bald synchron als der Bug gerade lag. Das Manöver war schnell und präzise innerhalb von drei Bootslängen vollzogen.

    Wieder zog die Aremis an der Keto vorbei, ruhig pullend mit gerefftem Segel. Und wieder grüßte Ruga,..diesmal aber nur kurz.

    Ruga hielt die Artemis wie befohlen auf Abstand. Entgegen der Keto war die Artemis nicht neu, sie war alt, dunkel und wies Narben auf, sie bildete mit ihrer Mannschaft einen gewachsenen, einen verschworenen Organismus. Ruga war der Kopf des Schiffes, seine Marini die Nerven, die seine Befehle an den Schiffskörper weiterleiteten.

    Sie hatten schon viel gemeinsam erlebt, viel gemeinsam durchgemacht, wußten was sie aneinander hatten.

    Die Männer der Keta wußten nicht was sie von Matinius halten sollten,...ein Nachteil für ihn. Ruga kannte die meisten auf der Keto. Gute Männer. Ob sie dieser Matinius verdient hatte?

    Seine Nachforschungen zeichneten ein zwiespältiges Bild,...dem Alkohol zugetan, grobschlächtig, willkürlich. Gerüchten zufolge soll er mit dem Brand der Silva Nigra zusammenhängen. Ob er selbst der Brandstifter war ist noch unbewiesen.

    Soll der Bruder des Vexillarius der Ala sein, der wiederum ein Intimus von Germanicus Varro ist, der wiederum ein Protege seines Cousains Terentius Nero ist. Also aufpassen mit diesem Suboptio, auch wenn er dem Offizierscorps, bis auf die Blendlaterne Umbrenus Nero, zu vulgär, zu abstoßend war.

    Er gab ein kurzes Kommando und die Artemis schoß regelrecht nach vorn. In Sichtweite war Borbetomagus und die Keto, die ein Manöver fuhr. Na dann wollen wir sie mal ein wenig aufscheuchen...Ein kurzer Befehl und das Segel entfaltete sich, was die Geschwindigkeit noch einmal erhöhte,...die Artemis schien über das Wasser zu fliegen, gerade zu auf die Keto zu.

    Ruga lächelte. Wenn sich die Kerle nicht beeilen würden, käme die Artemis wie ein Wolf über sie.

    Ruga hatte vor sein Schiff, die Electra, zu inspizieren. Ohne Tamtam und Radau. An Land war er ein scharfer Hund auf dem Wasser ein guter Hirte. Er haßte das Land. Am liebsten wäre er irgendwo auf See im Einsatz, aber die Götter hatten es anders bestimmt. Die Elektra lag leicht dümpelnd wie immer auf Liegeplatz VII. Stolz betrachtete er ihren schmalen Rumpf, das im Ernstfall kritische Segel. Die Electra stammte noch aus der Mosella Flottille, die sie hierher gebracht hatte. Sie hatte bereits viele Jahre auf dem Kiel, im Grunde war sie nicht mehr die Electra der Jungfernfahrt. Alles an ihr wurde im Laufe der Zeit erneuert, sämtliche Planken, Ruder, der Mast,...einzig der Name war geblieben.

    Seit 10 Jahren fuhr er nun mit ihr, hatte viel erlebt, viel erlitten.

    Die Electra hatte das Blut ihrer Mannschaften getrunken und sorgte stets für die Ankunft im Heimathafen, auch wenn es einmal nur weniger als 10 geschafft hatten. Manche sprachen von einem Fluch, doch Ruga sah es praktisch. Man musste eben dafür sorgen zu denen zu gehören, die den Heimathafen wieder erreichten.

    In seinen Gedanken versunken vernahm er Stimmen. Drei Liegeplätze entfernt lag die Keto, ...ein Neubau. Der Matinier sollte sie führen. Nun, sie würden sehen ob er das Zeug dazu hatte. Ruga hatte ein neutrales Verhältnis zu ihm, der Mann persönlich war ihm zu unbeherrscht, zu ...irgendetwas störte ihn an dem Kerl, doch sollte er sich als Schiffsführer beweisen, so würde er ihn als solchen akzeptieren. Als Mensch war wer ihm egal, er sollte als Soldat funktionieren.

    Mit einer fast zärtlichen Geste strich er die Namensplanke und machte sich dann auf um seine Männer aufzusuchen.