Es war das erste Gefecht dieser Größenordnung, welches Zambascha erlebte. Anders war es in seinen Träumen verlaufen. Mit den Plänen, die er unter der Sonne in den Sand zeichnete, hatte dieses Schlachten nichts zu tun. Trauer erfüllte ihn, denn jeder seiner Reiter war ihm ein Freund, doch gab es Dinge in dieser Welt, die größer waren und bedeutsamer als das Leben der Sterblichen. Hilflos sah der Anführer der Räuber zu, wie das, was von seiner Bande übrig blieb, davon stolperte, hinaus aus dem Kessel und zwischen die Felsen, einige noch zu Pferd, andere zu Fuß und jeder sichtlich verletzt. Nicht zu ihm flohen sie, nicht um sich für einen erneuten Vorstoß zu sammeln, sie suchten nur ihr Leben zu retten und in die schützenden Arme der wilden Heimat zu fliehen. Unter den Römern hingegen floh nicht einer.
Zorn brandete nun durch Zambaschas Herz und wischte die Trauer hinfort, so wie die Gischt des Schwarzen Meeres sich brüllend an einem Felsen brach. Seine Reiter würden nicht auf diese Weise von dannen ziehen! Nicht, ohne Rom einen Tribut zu rauben, ein Opfer für Tarku, damit er sah, wie wichtig das Werk war, das seine Söhne für die Heimat zu vollbringen suchten. Ein letztes Mal hob Zambascha den Drachen auf seinem Stabe, drehte das Maul in den Wind und ein langgezogenes Heulen rief einige seiner Männer zu ihm zurück, die noch zu Pferde waren. Nur vier an der Zahl, doch dies mochte genügen für seinen letzten Willen in diesem Gefecht.
»Brüder! Der Göttervater ist hungrig und dies lässt er uns spüren. Wir versprachen ihm römisches Blut und stattdessen floss das seiner Söhne. Verhöhnt muss er sich fühlen, fürwahr. Diesen da«, wiederholte er seinen Befehl. »Ich verlange diesen Römer für den Altar des Tarku! Erst, wenn genug römisches Blut geflossen ist, wird der Wind sich wenden. Die Götter helfen nur den Würdigen, also erweisen wir uns als würdig!«
Der Wettergott schien Freude an dem Versprechen zu haben und blies eine Staubwolke in die Gesichter der Römer. Er zeigte Zambascha, dass ihm das ausgewählte Opfer gefiel und schlug es mit einer Schwäche. Etwas machte dem jungen Miles nun zu schaffen, der noch immer am Rande stand. Er rieb seine Augen und bewegte sich verwirrt. Die Zeichen waren gut.
Und so kam es, dass die letzte Gruppe treuer Reiter in Todesverachtung erneut gegen Rom ins Feld zog, unter ihnen Zambascha selbst, mit dem heulenden Drachen über ihren Köpfen. Die Hufe peitschten den Sand, den Wind und die Sonne hatten sie im Rücken, feurige Silhouetten, die den Sturm brachten. Etwas flog aus ihrer Mitte lautlos durch die Luft, schloss sich weich um den Auserwählten und dann zog die Schlinge sich zu. Alles konzentrierte sich nur noch darauf, das möglich zu machen, ein erneuter Angriff gegen die Römer erfolgte nicht.
Der junge Soldat wurde von den Füßen gerissen und davon geschleift, während die übrigen Reiter die Flucht deckten, damit der Tarku, der Immerhungrige, sein Opfer erhalten konnte.