Beiträge von Albwin

    Albwin schaute von Fango zu Cimber und dann zu Sabaco. Langsam, fast bedächtig nickte er. Wie die Männer über ihn sprachen, ließ ihn frösteln. Was hatte er von Römern erwartet? Mitleid? Sie kannten nichts außer Zerstörung und Einverleibung. Es mochte einzelne Ausnahmen geben, wie Fango. Doch der Großteil sah in seinen Rüstungen nicht nur gleich aus, sie dachten und handelten auch scheinbar alle gleich.


    Das war er also, der Mann von dem das Schicksal Germanias abhing. Albwin versuchte sich seine Gefühle nicht ansehen zu lassen. Aber so ganz gelang es ihm nicht. Er hatte Angst um sein Leben, seine Leute und sogar um Fango. Wollte dieser Mann den kleinen, freundlichen Römer verhungern lassen? Taten Römer so etwas? Albwin wusste es nicht. Wäre er nur mit dem Burschen weggelaufen! Nun war es zu spät, er stand der Bestie gegenüber die Germania verschlingen wollte. Und weshalb? Weil sie ihren Bruder suchte, so hatte es ihm Fango berichtet. Doch was konnte er tun? Er selbst steckte bis zum Hals in der Klemme.


    "Mein Name ist Albwin und ja ich verstehe Dich", antwortete der blonde Germane. Seine Stimme klang dabei viel zu hoch und dünn, so als hätte ihn auch dort die Kraft verlassen.

    Albwin schaute Fango verständnislos an, der junge Römer hatte ihm das Leben gerettet. Doch wieso? Vielleicht weil all seine Worte der Wahrheit entsprochen hatten. Ganz langsam stand Albwin auf und hielt sich dann den verletzten Arm. Der Dolch steckte immer noch in seinem Oberarm, mit zitternden Fingern befühlte er die Wunde.


    "Danke", murmelte er kaum hörbar.


    Er hoffte der Begleiter von Fango würde weiterhin so ruhig reagieren. Der Mann wollte wissen wer sich noch hier herumtrieb?

    Eine Horde Römer die nichts in ihren Wäldern verloren hatte. Aber die Antwort verkniff sich Albwin lieber, genauso wie den Dolch aus seinem Arm zu ziehen.

    Ein Dolch steckte in seinem Arm und der Schreck tief in seinen Knochen. Fango hinter ihm schrie, er solle stehen bleiben. Doch seine Füße rannten und seine Gedanken überschlugen sich. Albwin verhedderte sich in den Brombeerschlingen und versuchte krampfhaft sich zu befreien. Je mehr er zerrte und zappelte, umso mehr schienen sich die Ranken in sein Fleisch zu schneiden. Der Germane wehrte sich noch eine Weile, aber dann sank er kraftlos in die Brombeeren und schaute seinen Verfolgern entgegen.

    Albwin hatte Fango gerade die Hand gereicht, als ein Schatten aus dem Unterholz in die Höhe schoss. Im gleichen Augenblick spürte er einen beißenden Schlag im Arm. Albwin zuckte zurück und sah, dass ein Dolch in seinem Oberarm steckte. Sein Blick wechselte gehetzt vom unbekannten Römer zu Fango und zurück, ehe er sich schleunigst umdrehte und in den Wald hinein rannte. Er hoffte der Fremde nahm nicht die Verfolgung auf.

    Albwin zuckte mit den Schultern. Was sollte er sagen? Wusste es Fango nicht, wer wusste es dann? Er vermutlich als Letzter.


    "Dazu kann ich leider nichts sagen Fango, ich verlasse mich auf Dein Wort. Mir sind die Personen nicht bekannt und ich weiß nicht, wie sie zueinander stehen. Es ist durchaus möglich, dass Sabacos Schmerz dadurch gemildert würde. Ich frage mich halt nur, zu welchem Preis. Auf der anderen Seite, ist es das möglicherweise wert? Ocella würde schlimmstenfalls leiden. Ich weiß nicht, was ich da richtig oder falsch mache Fango.


    Natürlich kann es auch ganz anders sein und Ocella und seine Leute stecken irgendwo fest, sie können ebenso verschollen sein oder sind geflohen. Für mich klingt es nur leider so, ich wollte Dir nicht den Mut rauben. Immerhin sitzen wir im selben Boot. Keiner von uns möchte sein wo er ist und könnten wir die Situation für alle ändern, würden wir es tun.


    Es sind schwierige und verworrene Zeiten Fango. Lass uns aufbrechen", sagte Albwin matt. Er fragte sich, wann er das letzte Mal ohne Sorge eingeschlafen war. Wann er überhaupt in letzter Zeit richtig durchgeschlafen hatte. Es fiel ihm nicht ein. Vermutlich sahen seine Augenringe bereits aus, wie Kriegsbemalung.


    Albwin stand auf und reichte Fango die Hand.

    "Du meuterst nicht, wenn Du gefangen genommen wurdest. Ansonsten hast Du Recht, wir müssen unseren Aufgaben nachkommen. Doch was genau ist unsere Aufgabe und wie können wir das hier verhindern? Warum solltest Du der einzige Römer sein, der mit seinem Schicksal hadert?


    Diese Turma Prima könnte gemeinsam beschlossen haben, dass es in Germania mehr gibt als Feinde. Das hier war ihre Chance auszusteigen und sie taten es gemeinsam als eine Einheit. Das wäre ebenso möglich. Spurlos verschwindet niemand Fango. Es gibt immer Spuren, nur muss man diese Spuren finden und lesen können. Also wenn eine ganze Einheit so verschwindet, dann ist das gewollt. Weshalb, das wissen wir nicht. Aber ich glaube sie haben selbst verschwinden wollen.


    Matinius Sabaco ist also der Mann, an dem hier alles festgemacht wird? Was ist, wenn sein kleiner Bruder vor ihm flieht und seine Kameraden mit ihm? Was treibt diesen Mann an? Wer weiß ob wir seinem Bruder einen Gefallen erweisen, wenn wir ihn zurück zu Matinius Sabaco bringen. Seit dem Winter ist der Bruder fort? Wäre ihnen etwas zugestoßen, hätte man ihre Körper schon längst gefunden.


    Ja das war mein Dorf, dass Ihr ausgeraubt habt Fango. Ich nehme Dich mit und falls jemand fragt, hast Du Dich nach besten Kräften gewehrt. Du scheinst ein anständiger Kerl zu sein. Sieh Germania mit neutralen Augen Fango und nicht als Eroberer. Unser Leben mag nicht mit Rom vergleichbar sein, aber muss es das? Lass uns gehen und nach diesem Ocella suchen. Finden wir ihn, soll er selbst entscheiden ob er zu Matinius Sabaco zurückkehrt", sagte Albwin leise und betrachtete Fango eingehend.

    Albwin breitete kurz die Hände aus, als Zeichen dass er Fangos Worten zustimmte.


    "Fango also. Nun dann ziehe ich gleich. Albwin ist mein Name. Menschen sind zu sehr vielem fähig Fango. Im Guten wie im Schlechten. Letzteres erleben wir beide gerade. Da denken wir beide gleich, auch ich möchte diesen Krieg nicht. Es ist grausam, was wir uns gegenseitig antun. Und es wird nie enden, jedenfalls habe ich dieses Gefühl. Wann ist der Krieg vorbei? Wenn nichts mehr von Germania übrig ist und wir alle zu Römern wurden? Oder wenn der letzte Römer gefallen ist? Wie soll das alles noch enden?


    Die Turma Prima ist verschwunden. Bei ihr war ein Mann, der gesucht wird und zwar der Bruder Eures Oberhauptes. Du kennst den Wald nicht sonderlich gut. Kein Römer scheint den Wald zu kennen und zu verstehen Fango. Das ist nicht weiter schlimm, aber deshalb übersiehst Du gerade etwas. Möglicherweise hat niemand diese Turma verschwinden lassen, sondern sie ist von selbst verschwunden. Sobald Du jemanden nicht findest, kann er verschollen sein. Aber ebenso gut ist es möglich, dass er nicht gefunden werden will.


    Und wo könnte man sich besser verstecken, als im Wald? Spuren halten sich hier nicht ewig. Zudem muss man sie finden und lesen können. Wer sollte eine Turma entführen? Wer sollte von so vielen Männern die Spuren verwischen? Der Wald schweigt sich immer aus Fango und seine Bewohner haben gelernt, das man besser nichts weiß. Wissen ist oft nicht weise, sondern gefährlich. Der Krieg hängt also von einem Mann ab, der nicht zu finden ist? Was geschieht, wenn dieser Mann gefunden wird? Ziehen die römischen Truppen dann ab?", fragte Albwin fast hoffnungsvoll.


    Der junge Mann der vor ihm saß, sah genauso verloren aus wie Albwin sich fühlte. Sie beide waren sich ähnlicher, als sie gedacht hatten. Vielleicht gab es doch eine Lösung. Alles schien von einem Mann namens Ocella abzuhängen.

    Albwin nickte ganz langsam und bedächtigt, auf die Information hin, dass Iullus Seius Iunianus Fango ein Zufallsfang war. Ein Großteil der anderen Männer war Germanen.


    "Iullus Seius Iunianus Fango es ist gut Deinen Namen zu kennen. Ein Großteil Eurer Männer sind Germanen? Was soll ich Dir darauf antworten Iullus Seius Iunianus Fango? Weder Rom, noch seine Bauwerke habe ich jemals gesehen. Ich bin nicht immer durch das Dickicht geschlichen und habe Leuten aufgelauert. Einst hatte ich ein ganz normales Leben, mit einem ganz normalen Alltag. Ich sehne mich nach diesen einfachen Tagen zurück, als die Welt noch nicht aus den Fugen geraten war. Als man am Abend die Vorplanung für den morgigen Tag vornehmen konnte. Als man für einen Monat planen konnte und bestenfalls Wind und Wetter einen Sorge bereiteten. Das scheint alles so unendlich lange her.


    Was haben meine Brüder erkannt Iullus Seius Iunianus Fango? Das Rom mächtig ist? Das habe ich auch erkannt. Du verstehst mich falsch, ich bin kein Held. Ich bin ein Niemand der versucht Schlimmeres zu verhindern. Ein Mann dessen Name unwichtig ist. Das Dorf hat überlebt, weil es kooperiert hat? Nennst Du das Kooperation? Händige mir alles aus was Du besitzt oder ich schneide Dir die Kehle durch. Wo ist da Kooperation? Wo ist da Freiwilligkeit? Das ist nichts weiter als Erpressung Iullus Seius Iunianus Fango. Haben sie Euch das erzählt? Haben sie Euch gesagt, dass es in Ordnung wäre so zu handeln?


    Kein Krieg ist gerecht oder fair, jede Schlacht ist auf ihre Art schmutzig, grausam und brutal. Keine ist besser als die andere. Du glaubst vielleicht, dass die Dorfbewohner verschont wurden. Doch so eine Kooperation vor dem Winter bedeutet nur eines Iullus Seius Iunianus Fango, Du siehst die Dorfbewohner nicht verhungern. Du ziehst ab und lässt sie mit nichts zurück.


    Zurück zu meinen Fragen. Das Dorf hat alles ausgehändigt, was Ihr benötigt. Bis auf eines. Das weshalb Ihr hier seid, konnte Euch nicht ausgehändigt werden.

    Was genau ist das? Weshalb seid Ihr hier? Was sucht Ihr? Und solltet Ihr es bekommen, werdet Ihr dann abziehen? Werdet Ihr diesen Ort friedlich verlassen?


    Was ich mit Dir vorhabe, habe ich Dir bereits gesagt. Ich glaube Du weißt nicht, woher die wahre Gefahr stammt Iullus Seius Iunianus Fango. Vielleicht solltest Du einmal die andere Seite kennenlernen. Anstatt Rom Germania. Anstatt Aquädukte Brunnen und Dorfleben statt Anonymität in einem Großstadtmoloch. Man sagt Rom ist niemals leise. Vielleicht biete ich Dir eine Chance Iullus Seius Iunianus Fango. Du siehst nicht aus wie ein Mann, der den Krieg liebt. Du siehst aus wie jemand, der in all das hier hineingestolpert ist. Genauso wie ich", sagte Albwin und betrachtete Fango eingehend.

    Albwin hockte sich vor den Römer und musterte ihn mit seinem mittlerweile üblichen Blick. Sein Gefangener war jung und schaute ihn mit großen, glänzenden Augen an. Er hatte Angst, vermutete Albwin. Aber wer hatte die in diesen Tagen nicht? Für den Bruchteil einer Sekunde schaute sich Albwin um, ehe er wieder seinem Gefangenen ins Gesicht schaute. Müde sah Albwin aus, abgespannt und abgekämpft.


    "Ich benötige Informationen. Wer bist Du und wie lautet Dein Name Römer? Wie viele seid Ihr? Wer seid Ihr genau und wohin seid Ihr unterwegs? Und weshalb... weshalb habt Ihr das Dorf verschont? Nicht das ich mich darüber beschweren würde. Doch was war der Grund dafür?", fragte Albwin leise. Er hatte bewusst nach dem Namen des jungen Mannes gefragt. Der Römer sollte wissen, dass Albwins Worte ernst gemeint waren. Kooperierte er und lieferte Informationen, würden sich ihre Wege friedlich trennen.


    Es war schon genug Blut vergossen worden und Albwin war nicht hier um weiteres zu vergießen, sondern um genau das zu verhindern. Ob ihm das gelingen würde, wusste er nicht. Er war allein. Das war Vor- und Nachteil zugleich. Jedenfalls konnte er so schnell reisen und vielleicht andere Dörfer rechtzeitig warnen. Es war möglich, dass diese Römer Dörfer generell verschonten. Gewissheit gab es nicht, er benötigte mehr Informationen. Aber auch dann war nicht gewiss, was die Römer tun würden. Wer konnte Römer schon einschätzen? Albwin versuchte es.


    "Rede und mache es uns nicht schwerer als es ist. Wir beide wollen zurück zu unseren Leuten", sagte Albwin und sah dabei noch eine Spur müder aus.

    Albwin zerrte seinen Gefangenen so gut er konnte mit sich, ohne diesen zu verletzten, zu verlieren oder selbst ins Straucheln zu geraten. Das Grün verschluckte sie, nahm beiden die Sicht auf die Römer. Für den einen Kameraden, für den anderen erbitterte Feinde. Aber noch waren sie nicht weit genug vom Lager entfernt. Die Rückwärtsreise musste seinem Gefangenen unendlich vorkommen. Albwin erging es nicht besser. Von der komischen Laufart brannten bereits seine Waden und seine Arme fühlten sich ungewöhnlich schwer an. Nun er zerrte auch nicht jeden Tag einen Mann durch den Wald.


    In einer Senke angekommen, hockte er sich hin und zerrte seinen Gefangenen mit sich.

    "Wenn ich die Hand von Deinem Mund nehme, kein Mucks. Sonst folgst Du dem letzten Burschen, der den Mund zu früh aufmachte", grollte Albwin leise. Dabei verschwieg er, dass der Mann kreischend im Dickicht verschwunden und entkommen war. An seinen Methoden musste er noch arbeiten.


    "Ich nehme jetzt die Hand weg... keine Mätzchen!", warnte Albwin leise.

    Eine Hand legte sich vorsichtig, ja fast behutsam auf Fangos Mund, während etwas gegen seinen Nacken piekste.

    "Leise junger Freund, ganz leise, dann geschieht Dir auch kein Unglück", flüsterte eine Stimme in Fangos Ohr.


    Gehetzt schaute sich Albwin um, der junge Mann war wirklich allein. Niemand war nachgerückt, niemand sonst schlich hier herum. Sehr gut. So kam er möglicherweise an ein paar Antworten. Zumindest hoffte er dies, aber die Verzweiflung schlicht sich schon wieder an und schnürte ihm fast die Kehle zu. Er räusperte sich leise und drückte erneut seinen Mund an Fangos Ohr.


    "Wir gehen jetzt langsam Schritt für Schritt zurück. Hilfst Du mir, wirst Du danach Deine Freunde wiedersehen", raunte Albwin, machte einige vorsichtige Schritte nach hinten und zog Fango langsam mit sich. Seine Hand blieb dabei auf dem Mund des jungen Burschen.

    Zwei wachsame Augen beobachteten die Römer aus sicherer Entfernung. Albwins Gesicht war wie fast immer zu einer sorgenvollen Miene verzogen. Scheinbar hatte sich dieser Gesichtsausdruck in sein Antlitz gegraben. Er wusste nicht, wann er zuletzt anders geschaut hatte.


    Die Römer hatten das Dorf geplündert, sein Dorf! Aber entgegen der Warnung von Catualda hatten sie die Bewohner am Leben gelassen. Alles was sie wollten waren Vorräte, Waren und vieles mehr. Die Gier der Römer war unbeschreiblich, aber sie schlachteten sein Dorf nicht ab. Sie waren weitergezogen, man konnte fast sagen durch den Wald gewalzt. Jetzt rasteten sie und erhoten sich von ihren Schandtaten. Ein Teil der Männer dieser Turma badete im Fluss, der andere hielt Wache. Einige lagen träge in der Gegend herum.


    Vielleicht konnte er sich um einen der Nachzügler kümmern. Oder jemanden beim Austreten in den Hintern treten. Abwin musste erfahren wohin diese Männer unterwegs waren. Möglicherweise kam er bei einer günstigen Gelegenheit etwas näher heran um zu lauschen. Oder er musste sich einen der Männer schnappen und ihn ausfragen. Das Problem war nur, die Kerle waren bis an die Zähne bewaffnet. Albwins Gesichtsausdruck wurde noch mürrischer.

    Albwin schaute auf Catualda herab, der sich im Schneidersitz niedergelassen hatte. Die Götter alleine wussten, wie weit die Römer noch entfernt waren. Die Römer, eine Plage die der Welt ihren Stempel aufdrückte und Freund wie Feind verschlang. Es gab keine Neutralität in der Welt der Römer. Entweder war man für oder gegen Rom. Und selbst jene, die sich für Rom entschieden hatten, war nicht davor gefeit, von Rom vernichtet zu werden.


    Noch vor dem ersten Hahnenschrei war das Dorf vernichtet worden. Sie alle da unten waren im Grunde schon tot, ohne es zu wissen. Albwin setzte an, etwas zu sagen, doch dann wandte er sich ab und rannte so schnell ihn seine Beine trugen hinab ins Dorf. Zuerst geschah nichts, doch dann sah und hörte Catualda, wie schlagartig Leben in das Dorf kam.


    Ein Leben, dass zeitgleich den Untergang verhieß. Es dauerte nicht lange, dann stand Albwin erneut vor ihm, diesmal mit einem Schwert in der Hand, aber nicht um Catualda zu richten.


    "Tot nützen wir niemandem etwas. Bete und bete auch für die Römer. Wir werden überleben und wir werden uns einem nach den anderen von ihnen holen. Sie werden ihre Frauen nicht erschlagen und ihre Kinder ertränken müssen Catualda, das erledigen wir für sie. Steh auf und komm mit", verlangte Albwin.

    Albwins Blick wurde eisig, geradezu steinern. Was bei den Göttern redete dieser Mann da? Kinder ertränken, Frauen erschlagen, das Dorf vernichten? Die freie Hand von Albwin verkrampfte sich zur Faust, doch dann schlich sich ganz langsam die Erkenntnis des tatsächlichen Grauens in seine Gedanken. Der Mann vor ihm, Catuala, er wusste was geschah. Er wollte den Römern zuvor kommen, bevor diese das Dorf auslöschten. Bevor alles zu spät war und Frauen und Kinder versklavt wurden, während die Männer und Greise niedergemacht wurden.


    Der Blick von Albwin wurde weicher, aber war dennoch ernst. Etwas lag in ihm, ein Leid dass nicht zum Alter seines Gesichts zu passen schien. Er nickte knapp.


    "Du weißt was geschieht nicht wahr? Du hast es gesehen, hast es erlebt. Du bist keiner von ihnen. Ich musste Dich auf die Probe stellen, ob Du nicht einer von ihnen bist. Es ist mein Dorf, ich war einige Zeit fort und nun komme ich gerade rechtzeitig, um seinen Untergang mitzuerleben. Was ist mit den Wäldern? Vielleicht haben sie in den Wäldern eine Chance?", fragte Albwin, aber Catuala sah ihm an, dass sein Gegenüber selbst keine Hoffnung hegte.

    Albwin war froh die Stimme des Mannes zu hören, in den er beinahe hinein gelaufen war. Die gesprochenen Worte nahmen der unwirklichen Situation einen Teil ihres nächtlichen Schreckens. Er versuchte sich an einem Lächeln, was ihm kläglich misslang.


    "Eine ganze Turma?", echote Albwin und schüttelte den Kopf.


    "Nein, ich wohne nicht im Dorf. Ich hatte vor es in den ersten Morgenstunden zu betreten und mir einen Schlafplatz zu suchen. Mit harter, ehrlicher Arbeit bin ich noch immer satt geworden und habe einen warmen Ort für die Nacht gefunden. Allerdings stieß ich unterwegs auf eine Gestalt, eine Wesenheit, die sich dann als Reiter enttarnte. Eine ganze Turma von diesen Männern bewegt sich auf das Dorf zu, sagst Du? Du weißt so gut wie ich, was das heißt. Das Dorf das wir beide aufsuchen wollten ist so gut wie vernichtet. Noch können wir die Dorfbewohner warnen. Aber wo sind meine Manieren, mein Name ist Albwin", antwortete er und streckte dem Fremden die sehnige, schwielige Hand hin.


    Eine Hand die hartes Arbeiten gewöhnt war, oder ein Schwert zu führen.

    Mit Dreck beschmiert und in den Gebüschen verborgen hatte Albwin ausgeharrt und eine seltsame Gestalt beobachtet. Zuerst konnte er sie gar nicht richtig zuordnen. Dann hatte er begriffen, dass es sich nicht um eine Wesenheit gehandelt hatte, sondern um einen Reiter samt seinem Pferd. In völlige Finsternis gehüllt, Tier wie Mann war es zwischen den Bäumen und Sträuchern hergeschlichen, wie kein Pferd schleichen sollte. Seine Schritte waren leise, dass es Albwin einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Übernatürlich war daran sicher nichts, der Reiter hatte die Hufe in Tücher eingeschlagen oder das Pferd trug diese seltsamen Schuhe, wie sie manche Reiter verwandten.


    Ruhig war das Tier gewesen, so als wüsste das Pferd um die Gedanken seines Reiters. Doch die Gedanken des Finsteren musste niemand lesen können. Wer sich im Schatten der Nacht verbarg, hatte nie lichte Absichten.


    Albwin hatte sich noch tiefer in die Schatten verborgen, um nicht von dem Reiter versehentlich entdeckt zu werden. Reglos hatte er dort verharrt, in der Hoffnung der Mann würde an ihm vorbeiziehen. Sein Blick blieb stets auf das Duo gerichtet, damit er keine böse Überraschung erlebte. So schnell wie dieser Mann aufgetaucht war, war er auch wieder in der Nacht verschwunden.


    Das Herz von Albwin schlug ihm immer noch bis zum Hals und er hatte das Gefühl, dass es derart laut pochte, dass ihn der Reiter sicher gehört haben musste. Länger als notwendig blieb er in dem Gebüsch hocken. Dann, ganz langsam, richtete er sich etwas auf und schlich in geduckter Haltung aus dem Versteck. In alle Richtungen lauschend versicherte Albwin, dass der Reiter fort war.


    Das Dorf! Es war sein Ziel gewesen und vermutlich auch das des Reiters!


    Albwin schoss in die Höhe und rannte im ersten Morgengrauen los, wobei das Wort Morgengrauen für ihn von nun an eine andere Bedeutung haben würde, nach dieser Begegnung. Weit kam er nicht, als er im letzten Augenblick einen Mann mit Wanderstab sah, bevor er im vollen Lauf beinahe in ihn hineinkrachte. Mit Mühe und Not konnte er seinen Lauf bremsen und sich abfangen, um nicht der Länge nach hinzuschlagen.


    Schlitternd kam er zum stehen und starrte den anderen Mann an. Garantiert keiner der zu diesem Reiter gehörte.


    "Das Dorf", sagte er nur mit bitterem, ernsten Blick.

    Salve,


    mein Name ist Albuin und ich werde dringend in Germania erwartet :D


    Name: Albuin

    Volk: Germane

    Stand: Peregrinus

    Wohnort: Mogontiacum