Crispa fühlte sich, als ob ihr Körper und Geist längst abgereist wären. Sie lag regungslos auf den heißen Pflastersteinen der Straße, das Leben um sie herum schien sich von ihr entfernt zu haben. Der Lärm der Händler, das laute Rufen der Gerber – all das war jetzt nur noch ein ferner, unscharfer Klang, den sie kaum noch wahrnahm. Ihre hellgrüne Tunika war an den Rändern vom Staub der Straße bedeckt, ihre Brust hob und senkte sich unregelmäßig, doch es schien sie nicht zu kümmern. Ihr Verstand war in diesem Moment wie erstarrt, vollkommen abwesend.
Ein Moment der Stille. Der Trubel verblasste zu einem flimmernden Hintergrund, und alles, was sie noch spürte, war die drückende Hitze des Steins unter ihrem Körper. Doch dann, wie aus der Ferne, hörte sie eine Stimme. Sanft und eindringlich. Eine Hand berührte ihre Schulter, zart und doch bestimmt.
Langsam öffnete Crispa die Augen, so schwer, als ob der Tag selbst ihr Augenlid niederdrücken wollte. Ihre Blicke trafen auf ein Gesicht, ein schönes Gesicht, mit scharfen Zügen, das in einem Moment klar vor ihr stand und im nächsten wieder in der Dämmerung verschwand. Er trug eine Rüstung, und ihr unbestimmtes Gefühl sagte ihr sofort, dass er ein Soldat war.
Ihre Gedanken waren wie ein wirres Mosaik, das sich mühsam zu einem Bild zusammensetzte. Was war hier passiert? Warum war sie auf dem Boden? Und wer war dieser Mann, der jetzt vor ihr stand, mit einem Blick, der eine Erinnerung in ihr weckte, die tief in den Ecken ihrer Vergangenheit schlummerte?
Plötzlich brach es durch – ein Bild aus ihrer Kindheit, unscharf, aber vertraut. Ihr Vater, der immer mit sanfter Stimme gefragt hatte, ob sie einen schönen Tag gehabt hatte. Der Vater, der an einem Abend nach Hause kam, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben. Und dann, mit einem erschreckend klaren Moment der Erkenntnis, spürte sie, wie ihre Lippen sich formten: "Papa?"
Die Worte waren noch nicht ganz verklungen, da trat der Zweifel in ihr auf. War das wirklich ihr Vater? Ihr Geist wehrte sich, als eine kalte, dunkle Stimme tief in ihr Inneres drang: Dein Vater ist schon lange tot, Kind. Du liegst hier, am Boden, und ein Fremder spricht zu dir.
Der Gedanke traf sie wie Jupiters Blitz. Sie zuckte zusammen, der Schmerz durchbrach die Nebel ihres Bewusstseins. Hastig versuchte sie, sich aufzurichten, ihren Oberkörper zu stützen, doch die Erschöpfung war zu stark. Sie starrte den Soldaten an, ihre Augen weit geöffnet, verwirrt, voller Fragen. Hatte sie ihn wirklich „Papa“ genannt? Oder war das nur eine verzerrte Erinnerung, ein schmerzhafter Streich ihres ermüdeten Körpers und Geistes?
Die Grenze zwischen Wahrheit und Täuschung verschwamm, und Crispa wusste nicht mehr, was sie glauben sollte.