Beiträge von Alexander

    Catilina hatte sie bereits seit zwei Stunden verlassen. Die Besatzung hatte Landgang und amüsierte sich in den Tavernen am Hafen. Meine Wenigkeit stand an Deck und ließ den Wind um seine Nase wehen. Das Haar bauschte sich auf. Ich starrte den Masten hoch. Am Himmel braute sich etwas zusammen. Ich fühlte es. Ich konnte es riechen. "Hm, sieht nach einem Unwetter aus." "Ja, Alexander, du hast Recht. Da kommt was auf uns zu." antwortete Livius, der Schreiberling an Bord. Die Aphrodite war festgemacht und hier im Hafen sicher. Ich überlegte mir gerade, wieviele Meilen wir, Catilina und ich, bereits hinter uns hatten. Und wieviele Meilen da noch kommen würden. Ich gab das Zählen auf und ging von der Brücke. Livius folgte mir. Ich überprüfte, daß keine losen Gegenstände herumlagen, die durch den bevorstehenden Sturm fortgeweht werden könnten. Ich zog und zerrte an Seilen und zog sie wenn's nötig noch ein Stückchen fester. Da kamen drei Gestalten in langen Mänteln auf unser Schiff zu. Einer von ihnen hinkte. Das konnte ich deutlich erkennen. Ich folgte dem Weg und sie steuerten tatsächlich unseren Pier an.
    Als sie an Bord kommen wollten, stellte mich ihnen entgegen. Solchen Gestalten geht man lieber aus dem Weg. "Kann ich euch helfen ?" fragte ich in einem selbstsicheren Ton.
    Ich fragte mich, woher diese Männer kommen mögen. Wurden sie geschickt von jemanden ?
    "Bist Du Secundus Ferrius Catilina ? Kapitän der Aphrodite ?"
    "Nein, das bin ich nicht. Was wollt ihr von Catilina ?"
    "Wir möchten zu ihm. Man hat uns geschickt."
    "Kommt ihr von Aristio ?" "Nein. Aristio schickt uns nicht."
    "Catilina ist nicht da." versuchte ich die Herren abzuwiegeln. "Wir sollen einen Brief ihm übergeben." "Zeigt her ! Einer der Herren ging die Planke hinauf und gab mir eine versiegelte Schriftrolle. Ich versuchte das Siegel ausfindig zu machen, doch ich erkannte es nicht. Darauf verabschiedeten sich die Männer wieder. Der Wind hatte zugenommen und blähte ihre Mäntel auf.
    "Heute wird noch ein Sturm auf uns zu kommen." sprach ich zu Livius und ging hinunter in die Kajüte. Den Brief, mit dem mir unbekannten Siegel legte ich auf den Tisch.


    Logbucheintrag vom ANTE DIEM VII ID IUL DCCCLV A.U.C.


    Ephesos



    Ephesos liegt vor uns, diese ruhmreiche Stadt, Geburtsort des Philosophen Heraklit. Mit Argusaugen schippern wir zwischendurch die zahlreichen kleinen Inseln vor der Küste Asiens. Einige scheinen überhaupt nicht bewohnt zu sein. Catilina ist mit einigen unserer Männer bereits vorausgefahren. Er wollte die Lage überprüfen und alles für unsere Ankunft vorbereiten.



    Es wird Zeit, daß die Besatzung wieder an Land kommt. Nach über drei Monaten auf See wirken sie müde und gelangweilt. Das Festland wird ihnen dazu die nötige Zerstreuung und Abwechslung bieten.


    Wind: leicht, aus westlicher Richtung
    Kurs: Nord



    Alexander
    2.Kapitän der Aphrodite

    Was war denn das ? sprach ich verblüfft. War das die gesamte römische Flotte auf ihrem Weg nach Hispania ? Ich blickte noch zurück und sah eine lange Furche, die die römischen Schiffe durch das mare nostrum zogen. Hinter ihnen kräuselten sich kleine Wellen bis sie sich allmählich wieder glätteten.
    Vorne lag unser Ziel und deshalb drehte ich mich wieder um, wo die ebenso erstaunten Männer so eben wieder sich aufrafften und in der Takelage hingen, Segel setzend. doch als hätten die römischen Schiffe die ganze Kraft des Windes aufgebraucht, hatte Äolus offensichtlich keine Lust mehr. Die Segel hingen schlaff hinunter. Flaute ! sprach ich es aus und presste dabei die Lippen zusammen aus Ärgernis, sowie aus Hilflosigkeit. Bei einer Flaute war so gut wie nichts zu machen. Wir lockerten das Segel zwar und ließen den Baum halb über das Meer raushängen, aber ohne Wind kam selbst der beste Seemann nicht weit. Manchmal erwischt es einen schon plötzlich und dann hängt man fest und hofft auf Besserung. In dieser Wartezeit passt sich dann meistens an die Trägheit der Segel die Schlaffheit der Besatzung an. Catilina bat mich unter Deck. Er schien etwas mit mir zu bereden wollen.

    Diese schauderhafte Kälte. Diese verwaschende Dunkelheit. Ich zitterte am ganzen Körper. Das Wasser war schwarz und kalt hier im Hafen und die Tiefe, die es hinab ging, schien bedrohlicher als am warmen und sonnigen Tag. Ich räkelte mich in meinem Bett. Dann stand ich auf. Ein Aufbruch ins Ungewisse stand uns bevor. Die Fahrt würde lang. Land würden wir in den nächsten Wochen keines mehr sehen. Ob die Männer das so einfach verkraften. Noch waren sie jung und unerfahren. Sie wussten nicht, was auf sie zukommt. Aber wußte ich das denn ? Das Schicksal hat uns an viele Strände geführt und solange wir unter dem Schutz der Göttin segelten, haben wir jeden Sturm und jede Gefahr überlebt. Auch diesesmal vertraute ich auf den Schutz der Götter im allgemeinen und ihr im besonderen. Eine kleine Holzfigur, die ihr Abbild zeigte, stand auf einer Ablage. In vielen Stunden auf dem Meer hatte ich sie in einsamen Stunden aus einem Stück Holz geschnitzt. Jetzt mußte ich sie noch anmalen. Ich griff nach ihr und drückte die Figur eng an meine Brust. Dann stellte ich sie wieder zurück, streichelte dabei mit einem Finger über ihr zartes Köpfchen. Anschließend stand ich auf, wusch mich, steifte meine Tunika über und schnürrte meine caligae fest.


    Jetzt segelten wir schon eine halbe Stunde. Ganz klein war der Blick, von wo wir herkamen. Tarraco lag in weiter Ferne, klein wie eine Modellstadt lag sie da, umschlungen von klüftigen Höhen. Einige der Männer blickten sehnsuchtsvoll zurück. In ihren Gesichtern spiegelten sich ihre tiefen Empfindungen nach Heimat und Familie. Catilina merkte das. Sein Blick verriet Argwohn und Besorgnis gleichermaßen. Nicht ohne Grund wählte er unverheiratete Männer. Männer ohne feste Bindung, die das Abenteuer suchten und der Gefahr ins Auge blickten.
    Ich spürte, was er dachte. Man müßte die Männer beschäftigen und bei Laune halten, wenn man eine schlagkräftige Truppe haben wollte. Für solche Zwecke ließen wir dann auch schonmal den Laderaum komplett ausräumen, säubern und wieder einräumen, auch wenn überhaupt kein Bedarf dafür bestand. Es beschäftige die Männer und lenkte sie ab von ihrer Heimat und ihren sentimentalen Gefühlen.
    Aus diesem Grund trommelten wir alle verfügbaren Männer außer der Wachmannschaft zusammen.

    Ich ließ die Aphrodite sanft an den Kai andocken. Sofort sprangen einige Matrosen über die Reling an Land und machten die Aphrodite am Pier fest, während die restliche Besatzung die letzten Segel hinunterholte.
    Nachdem das Schiff ruhig im Wasser wippte, drehte ich mich zu Catilina.


    Sag, Catilina, wie geht es weiter ? Wie lange werden wir hier fest machen ?

    Hm..., die Sache ist mehr als dubios. Eine undurchsichtige Expedition ohne genaue Anhaltspunkte. Aber ich muß zugeben, die Sache hat mich auch neugierig gemacht.
    Mensch, Catilina ! Erinnerst du dich nicht an unsere vergangenen Reisen und Expeditionen ? Keine Fahrt war uns zu weit, kein Abenteuer zu kühn !
    Ich sage dir, lasst es uns wagen.

    Ich sagte dem Koch Bescheid und dieser verteilte wie von Catilina aufgetragen, jedem der Besatzung einen Becher verdünnten Weins.
    Ich ging hinunter und trat in die Kajüte von Catilina.


    Also, sprich Catilina ! Was gibt es wichtiges, das du mit mir bereden willst ?

    Die Männer standen an ihren Posten. Alle waren bereit aufzubrechen. Ich stand auf der Brücke und wandte meinen Blick. Das Ruder war besetzt. Catilina war in seiner Kajüte. Er würde bestimmt gleich an Deck kommen, denn er hielt sich nie lange in seiner Kajüte auf und doch wunderte es mich, das er noch nicht oben war. Wir waren den bevorstehenden Cursus nochmals durchgegangen und ich hatte mir die Karte vor mir hingelegt.


    Leinen los !!! brüllte ich und die Matrosen an der Reling machten das Schiff vom Pier los.


    Langsam gleiteten wir von der Kaimauer.


    Klüversegel setzen ! - Cursus Süd-Süd-Ost ! dirigierte ich den Rudergänger und er setzte dies entsprechend um.
    Die Männer im Bug zogen die Segel hinauf. Ein leichter Westwind blähte sie auf und das Schiff setzte sich in Bewegung.


    Cursus Süd-Süd-Ost liegt an. verkündete der Rudergänger.


    Das Schiff nahm seine Fahrt auf zur Meerenge von Hispania und entfernte sich allmählich aus dem Hafen von Gades. Ich ging an Deck aufundab und guckte zum Horizont.


    Quintus ! In den Ausguck nach oben ! Und melde mir, wenn du was siehst !


    Wir nahmen mehr Fahrt auf. Es war der Zeitpunkt gekommen weitere Segel zu hissen, als ich Catilina die Stufen hinauf an Deck kommen sah.


    Salve Kapitän ! Schön dich an Deck zu sehen. Ich habe mich schon gefragt, wann du hinaufkommst. und im selben Moment
    Okay ! Männer, los Besan-und Großsegel setzen ! Hopphopp ! Nicht zu langsam, Mädels ! Und zieht !


    Ich beobachtete den Vorgang. Alles lief reibungslos und die Segel waren gehisst. Sofort schob eine kräftige Windböh die Aphrodite voran.

    Jawohl, Kapitän ! Ich werde alles weitere veranlassen.


    Ich stand da und wartete bis der Kapitän mit seinen Gästen auf dem Schiff verschwunden war. Dann drehte ich mich um und verließ den Pier richtung Lagerhäuser. Nach Tarraco bräuchten wir nur einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln. Was anschließend für die weitere Fahrt benötigt würde, ließ sich in Tarraco umso besser besorgen.


    In dem einzigen Lagerhaus hier im Hafen zeigte ich dem dortigen Wärter die Schiffsdokumente und ordnete an, alles weitere zu beladen.


    Nachdem das getan war, kam ich wieder zurück zur Aphrodite und versammelte die Besatzung am Hafen. Die meisten saßen in der gegenüberliegenden Taverne oder streuten durch das Hafenvierten. Als endlich alle da standen, stellte ich mich vor die Truppe. Wir waren stark unterbesetzt. Viele hatte es durch Krankheit dahingerafft, einige vielen dem Angriff der Freischärler zum Opfer, die unser Schiff heimgesucht haben.


    Männer !! Die Zeiten des endlosen Herumvegitierens sind vorbei. Ab heute wird wieder der frische Seewind um eure Nase wehen. Catilina ist zurück !


    Eine freudig erregte Stimmung machte sich unter den Männern breit.


    Wir mußten in den letzten Monaten herbe Verluste einstecken. Viele unserer Kameraden weilen jetzt an einem anderen Ort.


    Aber jetzt erwarte ich von jedem von Euch Elan und Tatkraft. Zeigt aus welchen Holz ihr geschnitzt seid !
    Unser erstes Ziel wird Tarraco sein an der spanischen Ostküste. Der Kapitän möchte, daß wir in spätestens 5 Tagen den Hafen von Tarraco einlaufen. Das ist kein leichtes Ziel und bedeutet hundertprozentige Anstrengung für jeden von euch.
    Aber ich vertraue euch, daß ihr das schafft. Denn ich habe euch segeln gesehen !
    Trotz Unterzahl werden wir unseren Kapitän nicht enttäuschen,


    Ich blickte in die Gesichter der Männer. Jeder schien bereit, sein Bestes zu geben.


    Dann los ! Bereitet alles vor, das wir noch heute abend auslaufen können!


    Damit entließ ich die Besatzung. Jeder von ihnen kannte seine Aufgabe und war lange Jahre Teil dieser Besatzung.

    Catilina ! Alter Freund und Weggefährte. Es freut mich, dass wie uns nach Massilia wiedersehen.
    Wie du siehst, ist dein Schiff bei mir in sicheren Händen gewesen. Sie strahlt noch wie am ersten Tag.


    Dann drehte ich mich in richtung der Phöniker.


    Das hier sind phönizische Händler. Sie kamen gestern abend hier an. Ihr Schiff liegt dort hinten am Pier. Sie wollen etwas wichtiges mit dem Kapitän, also mit dir, Catilina, bereden. Aber vielleicht solltet ihr dazu an Bord unter Deck gehen, wo ihr ungestört seid.

    Danke für die Begrüßung.
    Ich habe mich entschieden, einen Peregrinus zu spielen und mich in Hispania niederzulassen, in der Stadt Corduba.