Original von Iulia Helena
Die Tage seit der verheerenden letzten Schlacht waren für Iulia Helena in einem stetigen, erschöpfenden Hin und Her vorübergestrichen, denn sobald das Heer abends auf seinem Marsch Rast machte, hatte sie ihre Arbeit im valetudinarium wieder aufgenommen, um sich nützlich zu machen, und das Reisen tagsüber, der viel zu kurz gekommene Schlaf während der Nacht, forderten langsam aber sicher Opfer. Xamander war ganz und gar nicht mit dem bleichen, angestrengten Aussehen seiner Herrin einverstanden, noch weniger damit, dass sie tatsächlich fast von einem Brandpfeil erschlagen worden wäre, und insgeheim grummelte er immer mehr über ihre Entscheidung, diesen Kriegszug mitzumachen. Eine Frau gehörte nach Hause in eine sichere Umgebung, in ein atrium, mit Webzeug, Stickerei und Kindern, das hatte er zumindest so von seinen Eltern gelernt und nicht immer kam e mit der unkonventionellen Art seiner Herrin wirklich zurecht. Dass sie sich nun auch noch für fremde Männer im trüben, nach Wunden stinkenden Feldlager aufopferte, gefiel ihm ganz und gar nicht, vor allem, da sie ihn nun dazu gezwungen hatte, ihr zu helfen. Er war nicht länger nur Schwertträger der Iulierin, sondern auch Verbandsaufwickler, und Krügeschlepper, und Wundenauswascher, obwohl er immer mal wieder wegen des Bluts umkippte, das er sah. Aber zumindest waren viele der Männer durchgekommen, die verletzt gewesen waren, und so war die Arbeit der duplicarii nicht ganz sinnlos.
Und jetzt, da sie in einer anscheinend halbwegs friedlichen Umgebung angelangt waren, verlangte alles in der Iulierin nach einem Bad. Der Fluss sah so einladend aus, das intensive Blau des Wassers wirkte verlockend, und angesichts der kaum erträglichen Hitze lockte das Wasser zudem mit dem Versprechen der Erfrischung. So hatte sie den Entschluss gefasst - und wer sie kannte, wusste, was dies bedeutete - sich ein Bad zu gönnen, am hellen Tag, in diesem Fluss, und wenn es das letzte sein würde, in dem sie ihren Kopf durchsetzen konnte.
"Xamander!" erklang schon die herrische Stimme der Iulierin, die den Griechen Böses ahnen ließ, und er zuckte auch prompt deswegen zusammen. "Bereite alles für ein Bad vor, wenn ich noch einen Tag irgendwo am Körper Sand habe, wo er nicht hingehört, sterbe ich!" Groß wurden die Augen des Sklaven, nicht nur wegen der Vorstellung, wo überall bei ihr Sand kleben mochte, sondern auch wegen ihres Wunsches. "Aber ...aber ...das ist doch .. hier sind so viele ...!" haspelte er seine Einwände heraus, aber ein Blick in ihre Augen zeigte ihm deutlich, wie sinnlos jeder Einspruch noch war. Da gab es nur eine einzige Rettung ... er musste jemanden finden, der sie aufhalten würde, vor den Augen der gesamten legio zu baden.