Öl
Wenn man im Zusammenhang mit den antiken Römern von Öl (lat. oleum) spricht, dann muss man das praktisch mit Olivenöl gleichsetzen. Andere Ölsorten spielten kaum eine Rolle.
Als der hundert Jahre alte Romilius Pollio einmal von Kaiser Augustus empfangen wurde, erkundigte der sich, welcher Lebensweise der Greis seine nach wie vor beeindruckende Frische verdanke. "Innen dem Honig-Wein und außen dem Öl!", entgegnete dieser ihm. Der alte Mann hielt wohl viel vom Baden, denn dabei spielte Öl eine wichtige Rolle. Bei den gymnastischen Übungen, die einem ausgedehnten Bad voran gingen, rieb man sich ein, ebenso wie nach dem Bad. Das Ölfläschchen (ampulla olearia) war deshalb ein unverzichtbares Accessoire bei jedem Badebesuch.
Noch wichtiger war Öl im Ernährungsbereich. Es gehörte neben Brot, Käse, Salz und Wein zu den Grundnahrungsmitteln. Da die Römer Butter nicht sehr schätzten, war pflanzliches Öl praktisch unverzichtbarer Bestandteil der römischen Küche.
Ein weiterer Anwendungsbereich war die Medizin. Olivenöl galt als Mittel gegen Kopfschmerz, Mundgeschwüre und Nesselstiche. Auch um blutende Wunden zu stillen, wurde es verwendet.
Ganz wichtig war Öl auch für die Beleuchtung. Zwar verwendeten die Römer auch Kerzen, aber mit Lampenöl gespeiste Lichtquellen waren dennoch nicht wegzudenken.
Aufgrund dieser vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten war Öl ein sehr wichtiges Wirtschaftsgut und hatte große Bedeutung im Alltag der antiken Menschen. Es wurde deshalb schon früh als Mittel der Politik entdeckt, in dem man versuchte, mit kostenlosen Ölspenden an die Bevölkerung die eigene Popularität zu fördern. Die erste congiaria - benannt nach dem Hohlmaß congius (ca. 3,3 l) - geht angeblich auf Publius Cornelius Scipio Africanus Maior zurück, der eine solche Ölspende bereits 213 v. Chr. durchgeführt haben soll.
Literatur: Karl-Wilhelm Weber, Alltag im Alten Rom - Das Leben in der Stadt