Frisuren
Frauen
"Überhaupt ist die Frisur von größter Wichtigkeit: mag eine Frau noch so sehr mit Gold, Kleidern, Juwelen und allem erdenklichen Schmuck herausgeputzt daherkommen - wenn sie ihre Haare vernachlässigt, bekommt sie doch ein ,schmucke Person!´ nicht zu hören." So wie Apuleius (Metamorphosen II 9,1-5) dachten viele Römer. Dementsprechend richtete sich die Damenwelt danach.
Schon damals ging man mit der Mode, die häufig von der jeweiligen Kaiserin diktiert wurde. Dabei reichte das Spektrum von offen über toupiert, lockig, gescheitelt bis zum Dutt - alles kam irgendwann vor. Je nach Mode wurden Hilfsmittel gebraucht: Bänder, Haarnetze, Haarnadeln, Perücken, Lockenstäbe... Auch das Haarefärben war nicht unbekannt. Als helfende Hand beim Frisieren hatte jede wohlhabende Frau eine Sklavin als ornatrix (oder auch mehrere), die ihr auch beim Schminken beistand. Allerdings mussten diese jederzeit mit heftigen Wutausbrüchen rechnen, die im günstigsten Fall Schreien bedeuteten, ansonsten auch Malträtieren durch Haarnadeln, schlimmstenfalls Auspeitschen.
Während in der Zeit der Republik ein einfacher, schlichter Dutt modern war und "falsche, aufgeputzte, gewellte und parfümierte Haare" (Plaut. Truc. 286ff.) als Kennzeichen von Huren galten, wurde gerade dieses in der Kaiserzeit beliebt, da es die Männer anzog.
Dazu wurde z.B. ein calamistrum (Brenneisen) benutzt, das einem Lockenstab glich. Es war hohl, aus Eisen und wurde über Feuer erhitzt. Locken waren ein wichtiger Bestandteil der beliebten Hochfrisuren. Weiterhin wurden Nadeln mit eingearbeitet, die gleichzeitig Bestandteil des Schmuckes waren. So konnten sie aus Holz, Bronze, Silber, Gold oder gar Elfenbein bestehen und Figuren darstellen. Außerdem hielt man die Frisuren mit wollenen Bändern und Haarnetzen zusammen. Perücken und Haarteile nutzte man sowohl zur Unterstützung der (Hoch-)Frisuren als auch zum Verstecken von Haarmakeln. Die beliebten blonden Perücken wurden aus den abgeschnittenen Haaren gefangener Germaninnen hergestellt.
Wollte man keine Perücke aufsetzen, so konnte man bestimmte Haarfarben durch Färben erreichen. Als Färbemittel dienten hierbei besonders Mittel aus Nordeuropa wie Seifenkugeln oder "batavischer Schaum". Rotfärbung erreichte man durch Asche oder Hennapulver, das man aus Ägypten importierte. Selbst blau konnten die Haare gefärbt werden.
Die Haare und natürlich sich selbst unterstützten die Römerinnen durch Parfüm. Dabei waren schwere, würzige und süße Parfüms beliebt. Die Duftstoffe wurden aus dem Mittleren und Fernen Osten eingeführt und waren dementsprechend teuer. Die teuersten konnten bis zu 2 Denaren pro Gramm kosten, was etwa zwei Tageslöhnen eines Arbeiters entsprach. Parfüms enthielten oft folgende Duftstoffe: Arabischer Safran, Myrrhe, Narde, Rosen-, Henna- und Irisöl.
Um ihre Frisuren betrachten zu können, nutzten die Römerinnen Spiegel. Meistens waren sie rund und aus polierter Bronze oder aus Silber. Glasspiegel gab es erst ab dem 1. Jh. n. Chr. In den Spiegeln können wir zwar nicht sehen, um die Frisuren der Römerinnen zu sehen, aber durch zahlreiche Münzen ist ein Teil der Frisuren bis heute erhalten geblieben.
Aber nicht nur den Kopfhaaren galt die Aufmerksamkeit der Römerinnen. Das Enthaaren der Beine und unter den Achseln war anscheinend selbstverständlich, wie man bei Ovids Ars amatoria vernehmen kann. Dabei nutzte die römische Frau Pinzetten, mit denen sie die Haare ausrupfte. Daneben gab es auch eine Paste zum Enthaaren, die man durch Auflösen von Harz in Öl gewann. Wer Geld hatte, hatte natürlich Sklaven, die diese Arbeit für einen erledigten.
Männer
Wer glaubt, nur Römerinnen wären eitel gewesen, der irrt. Römer waren oft ebenso gefallsüchtig wie ihre weiblichen Pendants, obwohl sie dadurch häufig belächelt und verspottet wurden.
In der Zeit der Republik war das allerdings noch nicht der Fall. Man ließ seine Haare nur wachsen und einfach auf die Schultern fallen. Erst ca. 300 Jahre v. Chr. kam es in Mode, sich die Haare schneiden zu lassen. So trug man dann schlichte Kurzhaarfrisuren, die nur an Feiertagen besonders gekämmt wurden. Kämme sahen den heutigen sehr ähnlich und funktionierten auch auf die gleiche Weise. Sie wurden teilweise aus so einfachem Materialien wie Holz hergestellt, aber auch aus Elfenbein.
Unter den Kaisern richtete man sich nach deren Frisuren, wobei die Bandbreite von lang und lockig bis zu fast kahlköpfig reichte. Dabei war auch Haarfärbung für Männer bekannt. Das wurde oftmals bei ergrauten Haaren eingesetzt, was sehr verspottet wurde. So spottet Martial in einem seiner Epigramme über einen älteren Herren, der sich plötzlich von einem Schwan in einen Raben verwandelt habe. Um kahlen Stellen oder einer Glatze vorzubeugen, gab es unzählige Mittelchen, die Haarwuchs fördern sollten (ihre Effektivität hielt sich allerdings genauso wie heute in Grenzen). Iulius Caesar kämmte seine Haare nach vorne, um die Stirnglatze zu kaschieren. Viele Männer färbten sich die Glatze dunkel, sobald dort nur noch wenige Haare standen.
Besondere Pflege widmeten die Römer ihren Bärten. Der Friseur (tonsor) war für diese Pflege zuständig. Reiche Männer hatten ihren eigenen tonsor, die restlichen mussten sich mit tonsores begnügen, die ihre Arbeit in eigenen Geschäften (teilweise unter freiem Himmel) erledigten. In den sogenannten tonstrina wurde nicht nur rasiert und frisiert, sondern es blühte auch der Klatsch. Aber nicht nur von sprechenden Stimmen war die tonstrina erfüllt, sondern auch von schreienden, da die Rasiermesser dort meist höchst unzulänglich waren und das Gesicht - wenn überhaupt - nur mit Wasser befeuchtet wurde. So musste sich der Kunde auf das Fingerspitzengefühl des tonsor verlassen; oft genug kam es zu Anzeigen, die zu Geldstrafen gegen den tonsor führten. Deshalb war es fast schon sprichwörtlich, wie langsam die Friseure arbeiteten: "Während der Barbier noch Lupercus' linke Wange bearbeitet, sprießt rechts schon wieder der Bart."
Web-Quelle: Info-Regenten
Literatur: Angela, Alberto: Ein Tag im alten Rom, 2011, S. 54 - 55