Legio II Adiutrix
Die Legio II Adiutrix, auch die Helferin genannt, wurde zwischen 70 n. Chr. von Kaiser Vespasian aus Seeleuten und Marineinfanterie des Ravennischen Flottenstützpunktes aufgestellt. Das Zeichen der Legion waren der Pegasus, der Eber, aber auch der Capricorn. Die Legion wurde anfänglich als minderwertig angesehen, da sie nur teilweise aus römischen Bürgern bestand und sich zum Großteil aus Soldaten zusammensetzte, die nicht das römische Bürgerrecht besaßen.
Nach ihrer Aufstellung wurde die Legion nach Germania inferior verlegt und in Ulpia Noviomagus Batavorum dem heutigen Nijmegen stationiert. Hauptaufgabe sollte für die Legio II Adiutrix die Niederschlagung des Bataveraufstandes sein. Es wird vermutet, dass die Legion genau aus diesem Grund, und um die hohen Verluste bei den regulären Einheiten nach dem blutigen Bürgerkrieg auszugleichen, aufgestellt worden war. Im Jahr 71 n. Chr. ersetzte die Legio X Gemina die Legio II Adiutrix, die mit dem Feldherrn Quintus Petilius Cerialis nach Britannien übersetzte und den Aufstand unter König Venutius niederschlug. Das erste Hauptlager wurde in Lindum Colonia (Lincoln) errichtet und zugleich ersetzte die Legion die Legio IX Hispana. Im Laufe der nächsten Jahre wurde die Legion eingesetzt um aufständische walisische Stämme zu unterwerfen. Dabei wurde das Hauptlager nach Deva (Chester) verlegt. Bei der Niederringung der Ordovicer wie auch bei der Eroberung der Insel Mona (Anglesey) war die Legion vorrangig beteiligt. Beim Eroberungsversuch von Schottland durch den Statthalter Gnaeus Iulius Agricola wurde die Legion als strategische Reserve zurückgehalten. In den Jahren 83 und 84 n. Chr. war die Legio II Adiutrix in Schottland stationiert und zwar in Pinnata Castra (Inchtuthil).
Im Jahr 87 n. Chr. erfolgte die Verlegung der Legion in die östliche Donauregion nach Acumincum in Mösien oder nach Sirmium (Sremska Mitrovica). Über den Standort weiß man leider nichts Genaueres. Bei den Dakerkriegen des Kaisers Domitian kam die Legion ebenfalls zum Einsatz. Mit dem Feldherrn Lucius Tettius Iulianus nahm die Legio II Adiutrix 88 n. Chr. an der Schlacht von Tapae teil. Interessanterweise sah man den späteren Kaiser Hadrian 94 und 95 n. Chr. in seinem ersten Militärtribunat in der Legion, während der spätere Statthalter von Pannonien, Quintus Marcius Turbo, als Centurio diente.
Während der Dakerkriege Trajans 101 bis 106 n. Chr. waren die Legio II Adiutrix sowie die Legio IV Flavia Felix in Singidumum (Belgrad) stationiert. Als festes Hauptquartier für die nächsten Jahrhunderte erfolgte dann die Verlegung nach Aquincum (Budapest). Unter Statthalter Quintus Marcius Turbo nahm die Legio II Adiutrix an einem Feldzug Kaiser Hadrians teil, der 117 n. Chr. in Niedermösien begann und 118 n. Chr. siegreich beendet wurde. Gegner der Römischen Streitkräfte bis weit ins 4. Jahrhundert waren die Jazygen aus der ungarischen Tiefebene sowie das Sarmatenvolk der Roxolanen. Das Problem war allerdings hausgemacht. Der Stamm der Roxolanen hatte den Jazygen ihre östlichen Herrschaftsgebiete entrissen. So zogen diese mit den Römern gegen die Roxolanen und hofften auf die Rückgabe ihrer Gebiete durch die Römer. Doch diese behielten die Ländereien, sodass es zu ständigen Überfällen an der pannonischen Donaugrenze durch die Jazygen kam.
Durch die Cohors I Thracum und Abteilungen der Legio II Adiutrix wurde das Holzkastell Uleisia Castra (Wolfslager, Kastell Szentendre) in ein Steinkastell umgebaut. Weiterhin wurden zahlreiche zivile Gebäude errichtet sowie Verwaltungsaufgaben am Sitz des Statthalters durchgeführt. Unter der Herrschaft des Antoninus Pius war es an der Donaugrenze relativ ruhig, sodass eine Abteilung der Legion nach Mauretania verlegt wurde um die Mauren zu bekämpfen. In den weiteren Jahrhunderten hatte die Legio II Adiutrix sowie die vielen Auxiliarverbände die Hauptlast der Kämpfe an der pannonischen Donaufront zu tragen. In den Herrschaftsjahren des Kaisers Lucius Verus 162 bis 166 n. Chr. wurde die Legio II Adiutrix durch Teile der Legio IV Flavia Felix abgelöst und nahm am Partherfeldzug unter dem Legaten Quintus Antistius Adventus Postumius Aquilinus teil. Danach wurde die Legion in den Markomannenkriegen Kaiser Marc Aurels eingesetzt. Dabei erlitt sie so große Verluste, dass sie durch Teile der Legio III Augusta aufgefrischt werden musste. In den Jahren 179 bis 180 n. Chr. überwinterte die Legio II Adiutrix in Laugaricio (Trencin) in der heutigen Slowakei. Um 170 n. Chr. war Lucius Artorius Castus Centurio bei der Legion. Castus gilt als der ursprüngliche König Artus.
Im Fünfkaiserjahr von 193 unterstützte die Legion Septimius Severus, den Statthalter von Pannonien, bei seinem Weg auf den Thron. In den Jahren 193 und 194 n. Chr. nahm die Legion am Feldzug gegen Pescennius Niger teil, sowie 195 bis 198 am Feldzug gegen die Parther. 202 n. Chr. wurde die Legion wieder nach Aquincum verlegt. Teile der Legion nahmen dann an den Feldzügen Caracallas 217 n. Chr. gegen die Alemannen und 214 bis 217 n. Chr. gegen die Parther teil. Die Reste der Legion bauten im selben Zeitraum eine Straße von Belgrad nach Budapest. Weitere Teile der Legion waren in Cirpi (Kastell Dunabogdany) und im Burgus Szentendre-Hunka abkommandiert.
Die Legion beteiligte sich 238 n. Chr. am Feldzug Gordian III. gegen die Sassaniden und am Feldzug Maximinus Thrax gegen die Daker. Gallienus ehrte die Legion durch Münzprägungen. 268 n. Chr. errichtete die Legio II Adiutrix Claudiana die Thermae Maiores in Aquincum. 269 n. Chr. bekämpfte die Legion unter Claudius II. Gothicus die Westgoten.
Eine Abteilung der Legion war von 293 bis 306 n. Chr. in Mogontiacum (Mainz) stationiert. Um 395 n. Chr. wurde Acincenses aus der Legion herausgelöst und als Comitatenses dem Magister Equitum Galliarum beziehungsweise als Milites dem Dux Mogontiacensis zugewiesen. Anfang des 5. Jahrhunderts exisitierte die Legio II Adiutrix als Limitanei (Grenztruppe) und unterstand dem Dux der Provinz Valeria ripensis (Westungarn). Die Legion war dabei auf die Standorte Alisca, Florentia, Aquincum, Tautantus, Cirpi und Lussonium aufgeteilt.
siehe auch: Historische Einheiten