Dioskuren: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der Sieg am Regillus bewog die Römmer zur Erbauung eines Tempels für die Castoren an derselben Stelle es Marktes, wo sie vor dem Volke als Siegesboten erschienen waren, hatte ihnen doch der Dictator Postumius gleich auf dem Schlachtfelde einen Tempel gelobt. Auch die Quelle der Iuturna, welche sich dicht beim Tempel befand, wurde ihnen nun heilig. Zum Gedächtnis an den Sieg und der Stiftung des Tempels erfolgte die Feier am 15. Juli ([[Idibus Quintili]]), welche zu den glänzendsten Festlichkeiten in Rom gehörte und nebe einer gleichartigen Feier an den Lupercalien der Ritterschaft eine regelmäßige Gelegenheit bot, sich in dem vollen Glanze und kriegerischen Tracht ihres Standes der Stadt zu zeigen. Es ist diese die sogenannte transvectio equitum, ein Paradezug der römischen Ritter durch die Stadt, welcher in solcher Art und Ausrüstung, wie er in den besten Zeiten der Republik gehalten wurde und erst durch den Censor Quintus Fabius Maximus im Jahre 304 v. Chr. angeordnet sein soll. | + | Der Sieg am Regillus bewog die Römmer zur Erbauung eines Tempels für die Castoren an derselben Stelle es Marktes, wo sie vor dem Volke als Siegesboten erschienen waren, hatte ihnen doch der Dictator Postumius gleich auf dem Schlachtfelde einen Tempel gelobt. Auch die [[Lacus Iuturnae|Quelle der Iuturna]], welche sich dicht beim Tempel befand, wurde ihnen nun heilig. Zum Gedächtnis an den Sieg und der Stiftung des Tempels erfolgte die Feier am 15. Juli ([[Idibus Quintili]]), welche zu den glänzendsten Festlichkeiten in Rom gehörte und nebe einer gleichartigen Feier an den Lupercalien der Ritterschaft eine regelmäßige Gelegenheit bot, sich in dem vollen Glanze und kriegerischen Tracht ihres Standes der Stadt zu zeigen. Es ist diese die sogenannte ''transvectio equitum'', ein Paradezug der römischen Ritter durch die Stadt, welcher in solcher Art und Ausrüstung, wie er in den besten Zeiten der Republik gehalten wurde und erst durch den [[Censor]] [[Quintus Fabius Maximus]] im Jahre 304 v. Chr. angeordnet sein soll. |
− | Die gewöhnlichen Namen der beiden Heldenjünglinge waren in Rom Castor und Pollux, doch lautet der letztere in älteren Sprachen Polluces. Nicht selten gebraucht man den Namen im Plural für beide, am gewöhnlichsten den Castor. So hießt denn auch der Tempel für gewöhnlich einfach nur Castor-Tempel | + | Die gewöhnlichen Namen der beiden Heldenjünglinge waren in Rom Castor und Pollux, doch lautet der letztere in älteren Sprachen Polluces. Nicht selten gebraucht man den Namen im Plural für beide, am gewöhnlichsten den Castor. So hießt denn auch der Tempel für gewöhnlich einfach nur Castor-Tempel (''aedes castoris''). Es war ein ansehnliches Gebäude, welches oft auch zur Abhaltung von Senatssitzungen diente und wegen seiner Lage zum Forum häufig erwähnt wird. |
Aktuelle Version vom 5. September 2015, 20:15 Uhr
Castor und Pollux | |
Alternative Namen | Dioskuren, Castores |
Griechische Entsprechung | Kastor und Polydeukes |
Funktion | Götter des Ritterstandes, Schwurgottheiten |
Symbole / Attribute | Ross, Schlange, Piloi |
Typische Farbe der Opfertiere | - |
Unter den Dioskuren versteht man in der römischen Mythologie die göttlichen Brüder Castor und Pollux. Ihre griechischen Entsprechungen werden Kastor und Polydeukes genannt.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Die Dioskuren wurden vor allem vom Ritterstande verehrt, die für sie das Idealbild eines edlen Reiters zu Pferde darstellten. Sie galten als Schutzgötter der Reiterei. Durch ihre Bedeutung für den Ritterstand wurden sie auch bald gleichsam Schutzpatrone der großen Kaufmänner und Geschäfte. Auch geschworen wurde viel beim Castor und Pollux, in den bekannten Formeln Edepol (bevorzugt von Männern) und Ecastor (Bevorzugt von Frauen), diese Aussprüche waren auch besonders im Theater sehr beliebt. Vor allem Plautus und Terenz sollen jene Beteuerungen mit Vorliebe eingesetzt haben, um das Rollenspiel griffiger zu gestalten. Der außerordentlich häufige Gebrauch der Castorenbilder auf den älteren Münzen der Republik ist Folge ihrer ritterlichen Natur, daher sie auch zu den vornehmsten Göttern im Circus gehörten, sowohl im Circus Maximus als auch im Circus Flaminius, wo sie an den Iden des August durch eigene Spiele gefeiert wurden und einen eigenen Tempel hatten. Als Götter der beruhigten See und einer günstigen Schifffahrt wurden sie auch in den Häfen oft als Schutzgötter der Flotte verehrt, z.B. in Ostia. Auch ihre Sterne wurden gern zur See und zu Land in der Nacht zum Navigieren genutzt. Dieses gab Veranlassung zu ihrer Identifikation mit den Göttern Samothrake, daher auch sie den von dort verbreiteten Namen der Dii Magni führten. In Verbindung mit der Quellgöttin Iuturna sollen sie auch als Heilgötter verehrt worden sein.
Attribute
Die Dioskuren werden häufig mit zwei Amphoren abgebildet, wobei die Bedeutung derer nur schwer feststellbar ist. Sie beziehen sich möglicherweise auf einen Kultgebrauch, wonach man den Dioskuren, wie man ihnen Speisetische hinstellte, so etwa auch Weinamphoren vorsetzte. Manchmal werden diese Amphoren auch mit Schlangen umwunden dargestellt. Allein kommt die Schlange ebenfalls vor. Daneben ist ihnen das Silphion (bei den Griechen) oder Laserpicium (bei den Römern) heilig. Es handelt sich dabei höchst wahrscheinlich um eine ausgestorbene Gewürz- und Allheilpflanze. Der Hahn konnte den Dioskuren als Lichtgottheit gegeben werden oder aufgrund ihrer streitbaren Natur. Sterne sind eins der gewöhnlichsten Symbole der Dioskuren. Besonders auf Münzen ist dieses Symbol häufig. Die Identifikation der Dioskuren mit dem Zwillingsgestirn am Himmel ist jedoch erst spät erfolgt. Das konstanteste Attribut der Dioskuren ist in späterer Zeit der hohe Hut (Piloi). In älterer Zeit ist den Disoskuren dieses Symbol jedoch fremd. Häufig ist dann auch zu sehen, dass Sterne über den Hüten schweben, auch ist der Pilos oft von Lorbeer bekränzt. Das Ross wiederum ist das älteste und mit dem Wesen der Dioskuren am engsten verknüpfte Symbol und Attribut. Ihre Wirksamkeit als Siegverleiher entsprechend, wird den Dioskuren oft ein Kranz beigegeben.
Herkunft
Der Kultus der Dioskuren, der in Griechenland praktiziert wurde, hatte sich sehr bald über Sizilien und Italia verbreitet. In den griechischen Städten waren Tarent und Locri eifriger Verehrer der Jünglinge. In Eturien wurden sie wohl gleichfalls viel verehrt, da ihre Bilder zu den gewöhnlichsten Verzierungen der etruskischen Siegel gehören, wo ihre Namen Kastur und Pultuc oder Pultuke lauteten. Unter den latinischen Städten scheint ihnen besonders Tusculum seit alter Zeit ergeben gewesen zu sein.
Die Dioskuren von Locri waren durch das Wunder der Schlacht am Flusse Sagra berühmt geworden. Bedrängt von einer Übermacht der Krotoniaten hatten die Locrier in Sparta um Hilfe gebeten, aber nichts weiter bekommen als den Hinweis auf den Schutz der Disokuren zu vertrauen, dem sich sich gläubig anvertrauten. Als es bald darauf zur SChlacht zwischen 15.000 Locriern und angeblich 120.000 Kotoniaten kam, schwebte ein Adler, der Bote des Zeus, über den Reihen der Locrer und verließ sie nicht eher als nachdem der Sieg für sie entschieden war. An den beiden Flügeln sah man zwei Jünglinge in glänzender Rüstung kämpfen, ragende GEstalten in purpurenen Mänteln und auch schneeweißen Rossen, die gleich nach der Schlacht verschwunden waren.
Münzen der Bruttier, der Lucaner und der Apuler beweisen, dass die Vererhung der Disokuren auch bei diesen Völkern bekannt war. Ebenso ist durch Livius überliefert, dass die Treue der Kampanischen Ritter im latinischen Kriege in Rom durch das Bürgerrecht und eine Gedächtnistafel im Tempel der Castoren belohnt worden sei.
Kult
In Rom wurden sie vorzugsweise vom Ritterstande und als ideale Vorbilder der Ritterschaft verehrt, wie dieses auch in jenen bedeutenden, durch ihre Ritterschaft glänzenden Städte in Großgriechenland der Fall war, welche auf den Glauben und die Sitten der höheren Stände in Apulien, Lucanien und Kampanien und auch deren Vermittlung auch auf Latium und Rom einen nicht geringen Einfluss ausübten. Der Bericht vom Ursprung des Kultes der Disoskuren in Rom ist ähnlich dem Bericht von der Schlacht am Flusse Sagra. In der Schlacht am Regillus im Jahr 496 v. Chr., wo die Römische Ritterschaft den Sieg entschied, soll sich im Wesentlichen dasselbe begeben haben. Auch hier sind die Römmer sehr im Gedränge und es erscheinen dem Dictator Postumius zwei jugendliche Ritter von außerordentlicher Größe und Schönheit, setzen sich an die Spitze der römischen Geschwader und jagen die Feinde in die Fluchte. Kaum war die Schlacht beendet, verbreitete sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit das Gerücht, wonach die göttlichen Jünglinge auf dem Markte in Rom erschienen, noch in der vollen Aufregung und Rüstung der Schlacht und ihr Rosse an der Quelle der Iuturna erfrischten, wobei sie dem neugierigen andrängenden Volke von der Schlacht berichteten und anschließend wieder spurlos verschwanden.
Iuturna und die Brüder Castor und Pollux bildeten dann auch ein Trias, so wie die Dioskuren in Griechenland oft mit einer Göttin, meist mit ihrer Schwester Helena zu einem Dreiverein verbunden waren. Weiterhin nimmt man an, das die Castores bereits vor der Tempelweihung auf dem Forum an der Quelle der Iuturna präsent waren und dort als Heilgötter verehrt wurden. Das sie daran Anteil hatten, zeigt auch eine Marmorgruppe in subarchaischen Stil auf, die die beiden nackten Pferdeführer darstellt. Neben ihnen muss eine Statue des Apollo gestanden haben. In seiner Funktion des Heilgottes flankierte er den Brunnen und übertrug diese Begabung später auch auf die Castores.
Für die Dioskuren lässt sich kein griechisches Ritual bei den Römern nachweisen. Es scheint vielmehr, dass der Kult als ein nationaler galt und zwar aus dem Grunde, weil die Römer ihn nicht unmittelbar von den Hellenen, sondern aus einer stammverwandten Gemeinde, wahrscheinlich aus Tuskulum, wo er in hoher Blüte stand, übernomen wurde.
Kultstätten
Der Sieg am Regillus bewog die Römmer zur Erbauung eines Tempels für die Castoren an derselben Stelle es Marktes, wo sie vor dem Volke als Siegesboten erschienen waren, hatte ihnen doch der Dictator Postumius gleich auf dem Schlachtfelde einen Tempel gelobt. Auch die Quelle der Iuturna, welche sich dicht beim Tempel befand, wurde ihnen nun heilig. Zum Gedächtnis an den Sieg und der Stiftung des Tempels erfolgte die Feier am 15. Juli (Idibus Quintili), welche zu den glänzendsten Festlichkeiten in Rom gehörte und nebe einer gleichartigen Feier an den Lupercalien der Ritterschaft eine regelmäßige Gelegenheit bot, sich in dem vollen Glanze und kriegerischen Tracht ihres Standes der Stadt zu zeigen. Es ist diese die sogenannte transvectio equitum, ein Paradezug der römischen Ritter durch die Stadt, welcher in solcher Art und Ausrüstung, wie er in den besten Zeiten der Republik gehalten wurde und erst durch den Censor Quintus Fabius Maximus im Jahre 304 v. Chr. angeordnet sein soll.
Die gewöhnlichen Namen der beiden Heldenjünglinge waren in Rom Castor und Pollux, doch lautet der letztere in älteren Sprachen Polluces. Nicht selten gebraucht man den Namen im Plural für beide, am gewöhnlichsten den Castor. So hießt denn auch der Tempel für gewöhnlich einfach nur Castor-Tempel (aedes castoris). Es war ein ansehnliches Gebäude, welches oft auch zur Abhaltung von Senatssitzungen diente und wegen seiner Lage zum Forum häufig erwähnt wird.
Literatur:
Furtwängler, Adolf: Dioskuren. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 1154–117.
Preller, Ludwig: Römische Mythologie, Berlin 1858.
Simon, Erika: Die Götter der Römer, 1990.
Wissowa, Georg: Religion und Kultus der Römer, München 1971.