Schlacht am Regillus
Die Schlacht am See Regillus ist so ziemlich das einzige näher bekannte Ereignis des 1. Latinischen Krieges und trägt einen starken Märchencharakter, obwohl nicht bezweifelt werden, dass ihr etwas Tatsächliches zu Grunde liegt. Für die Römer ist diese Schlacht immer wieder in der dichtenden Sage gefeiert und Verherrlicht worden. Es ist die Schlacht, in der die noch übrigen Helden der tarquinischen Zeit zum letzten Mal auftreten. Neben dem Jahr 493 v. Chr. erscheinen auch die Jahre 509 und 496 als mögliche Zeitpunkte der Schlacht.
Vorgeschichte
Spannungen zwischen der noch jungen römischen Republik und den zuvor durch das monarchische Rom dominierten Nachbarorten führten an der Wende vom 6. zum 5. Jahrhundert v. Chr. zu einem unabhängigen Latinerbund. Die militärische Entscheidung fiel See Regillus, der möglicherweise 4 km nördlich vom heutigen Frascati entfernt lag. Es wird ebenso vermuetet, dass der Regillus-See mit dem heutigen Albano-See gleichgesetzt werden kann, ein ca. 500x200 Meter großes Gewässer, wobei die damalige Größe natürlich erheblich von der jetzigen abweichen kann.
Der Überlieferung nach habe der ehemalige römischen König Lucius Tarquinius Superbus die Latiner zum Krieg gegen Rom angestiftet und führte dann auch das Heer der Latiner an. Auf die Gefahr wurde der Dictator Aulus Postumius Albus (später auch Regillensis) ernannt, der die Römer in die Schlacht führte.
Schlacht
Das römische Heer traf am Regiller-See im Tusculanischen Gebiet auf den Heereszug der Feinde und als man hörte, dass die Tarquinier im latinischen Heere seien, wurde sofort der Angriff befohlen. Es war eine Schlacht in der selbst die Felherrn nicht nur befahlen, sondern sich selbst ind die Schlacht warfen.
Auf Postumius, der in der vordersten Reihe seine Leute ermunterte, warf sich Tarquinius, der ehemalige König, obgleich bereits an Jahren und Kräften schwach. Der alte Tarquinius suchte den römischen Oberfeldheern auf, wurde aber in der Seite verwundet und zum Verlassen des Schalchtfeldes genötigt. Titus Aebutius Elva, der vom Dictator Postumius ernannte Magister Equitum, traf mit Octavius Mamilius, dem Herrn der latinischen Stadt Tusculum, zusammen. Beide verwundeten sich gegenseitig und Aebutius wurde durch seine Wunde genötigt, sich ganz vom Kampf zurückzuziehen. Hierrauf stürmte Marcus Valerius gegen Lucius Tarquinius, den Sohn des früheren Königs, an. Letzterer zog sich zurück und Valerius ließ sich durch die Hitze des Kampfes verleiten, ihn zu weit zu verfolgen. Er wurde von einem Lanzenstoß getroffen und sank zur Erde. Sein Tod brachte einen allgemeinen Schrecken unter die Römer.
Die Feinde drangen nun immer weiter vor. Da verkündete Postumius, dass jeder Fliehende niedergestoßen werden solle. Zugleich führte er seine eigene Cohorte, eine auserlesene Truppe, in den Kampf. Die fliehenden Römer kehrten wieder um und so konnte das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Die frische Cohorte des Postumius konnte den ermüdeten Feind sogar zurückdrängen. Octavius Mamilius wollte nun einige Männer in vordersten Reihen führen, um das Glück der Schlacht wieder zu wenden. Allein Titus Herminius Aquilinus, ein Legat der römischen Reiterei, eilte ihm entgegen und stieß ihn nieder, ward aber, während er dem erlegten Feinde die Rüstung ausziehen wollte, selbst getötet.
Jetzt befahl der römische Dictator, dass die Reiter von ihren Pferden steigen und die ermüdeten Fußtruppen unterstützen sollten. Sie sprangen von ihren Pferden, eilten in die erste Reihe und deckten das erste Glied mit ihren runden Schilden. Dies soll die Schlacht entschieden haben. Die Latiner vermochten nicht länger zu widerstehen. Sie wichen, und nun ließen sich die Reiter ihre Pferde bringen, um den Feind mit Nachdruck zu verfolgen. Jetzt soll der Dictator aus Dank für die göttliche Hilfe dem Castor einen Tempel gelobt und denjenigen Kriegern Preise versprochen haben, die als erstes und zweites ins feindliche Lager eindrangen. Es entstand eine allgemeine Flucht der Latiner, und die Verfolgung der Römer war so heftig, dass sie in das Lager des Feindes eindrangen und den Sieg vollendeten.
Die Dioskuren (Castor und Pollux) sollen mach der legendären Überlieferung auch selbst an der Schlacht teilgenommen haben. Nach der Schlacht waren die beiden jedoch nirgends zu sehen. Dagegen erschienen sie, noch ehe der Kampf ganz beendet war, auf schweißtriefenden Rossen, mit Blut und Staub bedeckt, zu Rom und verkündeten auf dem Forum den Sieg. Nachdem sie ihre Rosse am Quell der Iuturna gewaschen hatten, verschwanden sie. Am Quell der Iuturna erbaute man ihnen schließelich den Tempel, welchen Postumius gelobt hatte.
Folgen
Mit dieser Schalcht war die Gefahr von seiten der Latiner beseitigt und das Übergewicht Roms hergetsellt. Der alte Tarquinius soll nun alle Hoffnung aufgegebn haben, wieder in den Besitz des Thrones zu gelangen. Er soll sich daher zum Tyrannen Aristodemus nach Cumae aufgemacht haben und sei dort im Jahre 495 v. Chr. gestorben. Aufgrund ihrer bezeichneten Härte, Blutigkeit und hohen Verlustzahl stellt die Schlacht einen wichtigen Punkt in der frühen römischen Geschichte dar. Aus ihr ging großer Stolz und Bewusstsein für die eigene Stadt und das eigene Reich hervor.
Quellen:
Livius, Ab urbe condita, II.
Literatur:
Peter, Carl: Geschichte Roms, Bd. 1, 2. Auflage, Halle 1865.
Gerhard Radke: Regillus lacus. In: Der Kleine Pauly, Bd. 4. Verlag Druckenmüller, Stuttgart 1972, Sp. 1365.