Alpes Graiae et Poeninae: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Eroberung des Wallis (aus Cäsars De Bello Gallico): | Die Eroberung des Wallis (aus Cäsars De Bello Gallico): |
Version vom 23. August 2006, 11:19 Uhr
Das Wallis in römischer Zeit Die Eroberung des Wallis (aus Cäsars De Bello Gallico):
Das Wallis wurde in vorrömischer Zeit von vier Keltenstämmen bewohnt. Im Westen am Genfersee von den Nantuaten, am Rhoneknie von den Veragrern, im Mittelwallis von den Sedunern und im Oberwallis im Osten von den Uberern.
Gaius Julius Cäsar beschreibt in seinem De Bello Gallico unter anderem die Eroberung des Wallis durch die Römer. Im Herbst des Jahres 57 v. Chr. schickte er die 12. Legion mit einer Reiterabteilung unter der Führung des Servius Galba in das Gebiet des Genfersees. Ziel Galbas war die Sicherung der Alpenübergänge, vor allem des Grossen St.-Bernhard-Passes. Galba näherte sich ohne grossen Widerstand von Norden her dem Wallis und unterwarf die Nantuaten und die Veragrer. Er beschloss, im Octodurus genannten Dorfe der Veragrer (das heutige Martigny/Martinach) das Winterquartier aufzuschlagen; zwei Kohorten liess er im Gebiet der Nantuaten zurück. Das Dorf Octodurus wurde von einem Fluss geteilt. In der einen Dorfhälfte errichteten die Römer ein befestigtes Lager, die andere Hälfte überliessen sie den Einwohnern. Unterdessen brachten die Veragrer Verstärkung von den Sedunern herbei und stürmten von allen Seiten auf das befestigte Lager. Nach einem sechs Stunden anhaltenden Abwehrkampf beschlossen die römischen Truppen den Ausfall. Beim darauf folgenden Gemetzel wurden die Gallier in die Flucht geschlagen; von den 30000 (?) Barbaren soll jeder dritte gefallen sein. Da sie knapp an Vorräten waren und der Winter vor der Tür stand, beschlossen die Römer trotz des Sieges über die Kelten, das Lager zu räumen und das Dorf niederzubrennen. Galba zog seine Legion ohne Verluste in das Gebiet der Nantuaten zurück und ging von dort zu den Allobrogern (Region Genf), wo er Winterquartier bezog.
Zeittabelle der Provinz Vallis Poenina (Wallis) 57 v. Chr.- 454 n. Chr.
57 v. Chr.: Schlacht bei Octodurus (Martigny). Der Versuch der Römer, durch Galba die direkte Verbindung zwischen Italia und Nordgallia (Grosser St.-Bernhard-Pass) zu sichern, scheitert. 15 v. Chr.: Eroberung der Zentralalpen durch Tiberius und Drusus. 8-6 v. Chr.: Erste Loyalitätsbezeugungen der Walliser Keltenstämme der Seduner und Nantuaten. 7/6 v. Chr.: Siegerdenkmal von La Turbie bei Monaco zu Ehren des Kaisers Augustus. Aufgeführt sind unter anderem die Walliser Volksstämme "Uberi", "Nantuates", "Seduni", "Veragri". Das Gebiet der Vallis Poenina wird in die Provinz "Raetia et Vindelicum" eingegliedert. 23 n. Chr.: Die vier Stammesgemeinschaften (civitates) der Vallis Poenina errichten Steindenkmäler zu Ehren des Drusus, Sohn des Tiberius und zu Ehren von Caligula. 41-47: Kaiser Claudius erhebt das Wallis zur eigenen Provinz Vallis Poenina. Die Walliser erhalten das lateinische Bürgerrecht. Es ist hierbei nicht sicher, ob die Provinzen Vallis Poenina und Alpes Graiae (Grajische Alpen) bis zur Verwaltungsreform des Diokletian um 300 n. Chr. zusammen verwaltet oder möglicherweise eigenständige Provinzen waren. Die Hauptstadt von Alpes Graiae war Axima (Römischer Name: Forum Claudii Ceutronum), das heutige Aime-en-Tarentaise. Unter Diokletian wurden die Provinz Alpes Poenina et Graiae der Präfektur Gallia unterstellt. ca. 47: Gründung der Hauptstadt Forum Claudii Augusti am Orte von Octodurus. Nach dem Tode des Claudius wurde die Stadt in Forum Claudii Vallensium umbenannt. ab 47: Ausbau der Passroute des Großen St. Bernhard, mit Meilensteinen (Ausgangspunkt: Forum Claudii Vallensium). 69: Ein Teil der Legionen des Vitellius überschritt im Winter (!) den Grossen St. Bernhard-Pass. - Im März überquerte Caecina mit seiner Armee den Pass. ca. 100: Errichtung des Amphitheaters und Vergrösserung des Forums in Forum Claudii Vallensium ca. 200: Errichtung eines Mithräums. 253: Kaiser Valerianus liess in Forum Claudii Vallensium ein Nymphäum und einen Aquädukt errichten. 275-277 (?): Bei Acaunus wurden wahrscheinlich die Alemannen zurückgeschlagen. Die Provinz blieb aber von Zerstörungen verschont, Wirtschaft und Handel erlitten jedoch einen herben Rückschlag. ca. 300: Publius Acilius Theodorus weihte dem Sonnengott Mithras in Forum Claudii Vallensium einen Altar. - Legende vom Martyrium der Thebäischen Legion (Hl. Mauritius) in Acaunus (St. Maurice). 308-312: Entlang der Passstrasse über den Grossen St. Bernhard (Summus Poeninus) wurden neue Meilensteine aufgestellt. ab 350 allmählicher Niedergang der Stadt und des Civitas Forum Claudii Vallensium. Die Stadt wurde wieder vermehrt Octodurus genannt. Die Stadt entwickelte sich aussserhalb des römischen Zentrums weiter. 377: In Sitten (Drusumagnos?) bekannte sich der Provinzstatthalter Pontius Asclepiodotus offen zum Christentum und stiftete ein erstes(?) Gotteshaus. Das Christentum setzte sich allmählich gegen die gallo-römischen Religionen und den Mithraskult durch. 381: Der Hl. Theodor oder St. Joder von Octodurus, erster namentlich bekannter Bischof im Wallis, war Teilnehmer an der Synode von Aquileja. ca. 350-400: Erste bischöfliche Kathedrale von Octodurus am Stadtrand von Forum Claudii Vallensium. Hierbei wurde ein bestehendes römisches Gebäude umgebaut. 443: Unter Flavius Aetius wurden die Burgunder in der Westschweiz angesiedelt. um 450: Bischof Eucherius von Lyon schickte die Passion der Märtyrer von Acaunus dem Walliser Bischof Slavius. Die Passion der Märtyrer von Acaunus ist die erste schriftliche Quelle der Legende des Hl. Mauritius und der Thebäischen Legion. 454: Tod des Aetius und Ende der römischen Herrschaft in Gallia. Das Wallis wird dem burgundischen Königreich eingegliedert.
Quelle: Lexikon