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+ | ''Gallia Belgica'' war eine römische Provinz, die den Norden und Osten des heutigen Frankreich, das westliche Belgien, die Westschweiz und den Jura bis zum Genfersee (Lacus Lemanus) hinunter, sowie das Einzugsgebiet der Mosel bis etwa 50 Kilometer vor der Mündung in den Rhein umfasste. Im Osten und Süden grenzte die Provinz an ''[[Germania inferior]]'' und ''[[Germania superior]]'', im Westen an ''[[Gallia Lugdunensis]]''. | ||
− | + | Das Land ist abgesehen von den Mittelgebirgen der Ardennen und Vogesen weitgehend flach und von Flüssen durchzogen. | |
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+ | Das Gebiet gehörte ursprünglich zum [[Kelten|keltischen]] Siedlungsraum, dessen Spuren sich bis in die jüngere Bronzezeit zurückverfolgen lassen. Seitdem erfolgte eine kontinuierliche Besiedlung. Der erste nennenswerte römische Kontakt mit dem Gebiet kam allerdings erst unter [[Gaius_Iulius_Caesar_(2)|Gaius Iulius Caesar]] zustande, der 58 v. Chr. die Statthalterschaft in der Provinz ''[[Gallia Narbonensis]]'' übernommen hatte und das römische Herrschaftsgebiet bis 51 v. Chr. von dort aus bis an die Atlantikküste, den Ärmelkanal und den Rhein ausdehnte. Auf ihn geht auch die klassische Dreiteilung der Gallier zurück, die auf kulturellen Gegebenheiten basierte und in denen die Belger einen der drei Teile einnahmen. | ||
− | + | Zunächst übte Rom seine Kontrolle nur in Form eines schwach organisierten Militärbezirks aus, in dem mehrere [[Legion]]en stationiert waren, um Aufstände zu unterdrücken. Die Einrichtung regulärer Provinzen erfolgte erst 27. v. Chr. unter Kaiser [[Augustus]]. | |
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− | + | Dieser richtete in ''Durocortorum Remorum'' (heute Reims) den Sitz eines kaiserlichen Statthalters für die Provinz ''Gallia Belgica'' ein. Gleichzeitig bezog auf dem Provinzgebiet in ''Augusta Treverorum'' (heute Tier) ein Finzanzprokurator seinen Sitz, der als ''[[procurator]] Belgicae et utrisque Germaniae'' fungierte. Die beiden späteren germanischen Provinzen waren zu diesem Zeitpunkt noch Teil der ''Gallia Belgica''. | |
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+ | Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts kam es zu zunehmenden Einfällen von [[Germanen]] in ''Gallia'', von denen die ''Gallia Belgica'' als östlichste der drei gallischen Provinzen naturgemäß am stärksten betroffen war. Das 256 n. Chr. in der ''[[colonia Claudia Ara Agrippinensium]]'' in ''[[Germania inferior]]'' ausgerufene ''[[imperium Galliarum]]'', das später zeitweise seine Hauotstadt in ''Augusta Treverorum'' hatte, brachte zwar durch gezielte militärische Maßnahmen einige Entlastung an der Rheingrenze, wurde jedoch von Rom als [[Usurpator|Usurpation]] aufgefasst und fiel bereits 273 n. Chr. wieder kampflos an den römischen Kaiser zurück. | ||
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+ | ===Wirtschaftliche und strategische Bedeutung=== | ||
+ | Sowohl das Militär als auch der Handel und die Landwirtschaft profitierte davon, dass das Land weitgehend flach und damit einfach zu bereisen ist. Wo keine Flüsse als schnelle Transportwege zur Verfügung standen, wurde mit [[Straße]]n nachgeholfen, insbesondere mit dem Bau der ''[[via Belgica]]''. | ||
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+ | Die Besiedlung der Provinz blieb weitgehend ländlich und von Gutshöfen geprägt. Zu den wichtigsten Handelswaren gehörten Wolle und Textilien, an der ''[[Mosella]]'' (heute Mosel) auch Wein. Im 2. Jh. n. Chr. wanderte aus den südlicheren Provinzen auch die Produktion von ''terra sigillata'' ein und ''Augusta Treverorum'' wurde zu einem wichtigen Töpferzentrum. | ||
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+ | '''Literatur:'''<br> | ||
+ | [http://lexikon.freenet.de/Gallia_Belgica Lexikon]<br> | ||
+ | Tilmann Bechert, ''Die Provinzen des römischen Reiches'', Mainz, 1999 |
Aktuelle Version vom 2. Dezember 2012, 13:25 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Lage und Geografie
Gallia Belgica war eine römische Provinz, die den Norden und Osten des heutigen Frankreich, das westliche Belgien, die Westschweiz und den Jura bis zum Genfersee (Lacus Lemanus) hinunter, sowie das Einzugsgebiet der Mosel bis etwa 50 Kilometer vor der Mündung in den Rhein umfasste. Im Osten und Süden grenzte die Provinz an Germania inferior und Germania superior, im Westen an Gallia Lugdunensis.
Das Land ist abgesehen von den Mittelgebirgen der Ardennen und Vogesen weitgehend flach und von Flüssen durchzogen.
Vorrömische Geschichte
Das Gebiet gehörte ursprünglich zum keltischen Siedlungsraum, dessen Spuren sich bis in die jüngere Bronzezeit zurückverfolgen lassen. Seitdem erfolgte eine kontinuierliche Besiedlung. Der erste nennenswerte römische Kontakt mit dem Gebiet kam allerdings erst unter Gaius Iulius Caesar zustande, der 58 v. Chr. die Statthalterschaft in der Provinz Gallia Narbonensis übernommen hatte und das römische Herrschaftsgebiet bis 51 v. Chr. von dort aus bis an die Atlantikküste, den Ärmelkanal und den Rhein ausdehnte. Auf ihn geht auch die klassische Dreiteilung der Gallier zurück, die auf kulturellen Gegebenheiten basierte und in denen die Belger einen der drei Teile einnahmen.
Zunächst übte Rom seine Kontrolle nur in Form eines schwach organisierten Militärbezirks aus, in dem mehrere Legionen stationiert waren, um Aufstände zu unterdrücken. Die Einrichtung regulärer Provinzen erfolgte erst 27. v. Chr. unter Kaiser Augustus.
Römische Geschichte
Dieser richtete in Durocortorum Remorum (heute Reims) den Sitz eines kaiserlichen Statthalters für die Provinz Gallia Belgica ein. Gleichzeitig bezog auf dem Provinzgebiet in Augusta Treverorum (heute Tier) ein Finzanzprokurator seinen Sitz, der als procurator Belgicae et utrisque Germaniae fungierte. Die beiden späteren germanischen Provinzen waren zu diesem Zeitpunkt noch Teil der Gallia Belgica.
Die Einrichtung der Provinz erfolgte in weitgehend bereits befriedetem Gebiet, wenn man von kleineren Aufständen der Treverer und Hädur im Jahr 21 v. Chr. absieht. 69 n. Chr. proklamierten die Bataver als Folge der Wirren des Vierkaiserjahres unter Caius Iulius Civilis ein imperium Germaniarum et Galliarum, das durch Kaiser Vespasian mit militärischen Mitteln jedoch rasch wieder zerschlagen wurde. Sein Sohn Domitian trennte schließlich 83-85 n. Chr. die beiden germanischen Provinzen als eigenständige Einheiten von der Provinz Gallia Belgica ab.
Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts kam es zu zunehmenden Einfällen von Germanen in Gallia, von denen die Gallia Belgica als östlichste der drei gallischen Provinzen naturgemäß am stärksten betroffen war. Das 256 n. Chr. in der colonia Claudia Ara Agrippinensium in Germania inferior ausgerufene imperium Galliarum, das später zeitweise seine Hauotstadt in Augusta Treverorum hatte, brachte zwar durch gezielte militärische Maßnahmen einige Entlastung an der Rheingrenze, wurde jedoch von Rom als Usurpation aufgefasst und fiel bereits 273 n. Chr. wieder kampflos an den römischen Kaiser zurück.
Die Provinzreform des Diokletian wurde Gallia Belgica in Belgica I und Belgica II in der dioecesis Galliarum geteilt, wovon ersteres als neue Hauptstadt Augusta Treverorum bekam, das seit 293 n. Chr. Residenz des Mitregenten Caius Flavius Valerius war. Auch der weitere Ausbau der Stadt unter Konstantin I. kann die Lage kaum stabilisieren und spätestens mit dem Beginn des 5. Jh. n. Chr. wird den zahlreichen Einfällen der Franken, Alanen, Sueben und Vandalen kaum mehr Widerstand entgegen gesetzt. 475 n. Chr. fällt Augusta Treverorum und damit auch Gallia Belgica an die Franken.
Wirtschaftliche und strategische Bedeutung
Sowohl das Militär als auch der Handel und die Landwirtschaft profitierte davon, dass das Land weitgehend flach und damit einfach zu bereisen ist. Wo keine Flüsse als schnelle Transportwege zur Verfügung standen, wurde mit Straßen nachgeholfen, insbesondere mit dem Bau der via Belgica.
Die Besiedlung der Provinz blieb weitgehend ländlich und von Gutshöfen geprägt. Zu den wichtigsten Handelswaren gehörten Wolle und Textilien, an der Mosella (heute Mosel) auch Wein. Im 2. Jh. n. Chr. wanderte aus den südlicheren Provinzen auch die Produktion von terra sigillata ein und Augusta Treverorum wurde zu einem wichtigen Töpferzentrum.
Literatur:
Lexikon
Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999