Iulia Agrippina: Unterschied zwischen den Versionen

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== Dritte Ehe mit Claudius (48/49 n. Chr.) ==
 
== Dritte Ehe mit Claudius (48/49 n. Chr.) ==
 
Für Agrippina war dieses Ereignis das Signal, endgültig den entscheidenden Schritt zu tun und selbst zur Kaiserin aufzusteigen. Doch zuvor mussten noch einige Widerstände beseitigt werden. Der vordergründigste war dabei, dass sie selbst noch mit Sallustius Passienus Crispus verheiratet war. Es traf sich gut, dass er bald nach Messalinas Tod ebenfalls starb und Agrippina sein großes Vermögen erbte. Die genauen Umstände seines Ablebens sind nicht überliefert, aber die Vermutung liegt nahe, dass es gewaltsam war und das Agrippina ursächlich daran beteiligt war. <br>
 
Für Agrippina war dieses Ereignis das Signal, endgültig den entscheidenden Schritt zu tun und selbst zur Kaiserin aufzusteigen. Doch zuvor mussten noch einige Widerstände beseitigt werden. Der vordergründigste war dabei, dass sie selbst noch mit Sallustius Passienus Crispus verheiratet war. Es traf sich gut, dass er bald nach Messalinas Tod ebenfalls starb und Agrippina sein großes Vermögen erbte. Die genauen Umstände seines Ablebens sind nicht überliefert, aber die Vermutung liegt nahe, dass es gewaltsam war und das Agrippina ursächlich daran beteiligt war. <br>
Ein weiteres Problem war, dass der jüngst verwitwete Claudius angeblich erwog, seine zweite Frau [[Aelia Paetina]] ein zweites Mal zu ehelichen. Mit Unterstützung des [[Freigelassener|Freigelassenen]] (lat. ''Libertus'') [[Pallas]], der erheblichen Einfluss beim Kaiser besaß und außerdem ihr Liebhaber gewesen sein soll, brachte Agrippina ihren Onkel von diesem Vorhaben ab. So berichtet es zumindest [[Publius Cornelius Tacitus|Tacitus]] in seinen ''Annales''. <br>
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Ein weiteres Problem war, dass der jüngst verwitwete Claudius angeblich erwog, seine zweite Frau [[Aelia Paetina]] ein zweites Mal zu ehelichen. Mit Unterstützung des [[Freigelassener|Freigelassenen]] (lat. ''Libertus'') [[Marcus Antonius Pallas|Pallas]], der erheblichen Einfluss beim Kaiser besaß und außerdem ihr Liebhaber gewesen sein soll, brachte Agrippina ihren Onkel von diesem Vorhaben ab. So berichtet es zumindest [[Publius Cornelius Tacitus|Tacitus]] in seinen ''Annales''. <br>
 
Ein drittes Hindernis stellte das römische Recht dar, welches eine [[Ehe]] zwischen Nichte und Onkel verbot. Allerdings waren zu dieser Zeit die sittlichen Schranken, insbesondere innerhalb der iulisch-claudischen Dynastie, nicht zuletzt durch ihren Bruder Caligula bereits in weiten Teilen eingerissen worden. Mit [[Lucius Vitellius]], dem Vater des späteren, Kurzzeit-Kaisers [[Aulus Vitellius]], fand sich jedoch ein hoch angesehener Senator (er war bereits drei Mal ''Consul'' gewesen und amtierte 48 n. Chr. als ''[[Censor]]'') der den Senat davon überzeugte, dieses Eheverbot für Claudia und Agrippina auszusetzen. <br>
 
Ein drittes Hindernis stellte das römische Recht dar, welches eine [[Ehe]] zwischen Nichte und Onkel verbot. Allerdings waren zu dieser Zeit die sittlichen Schranken, insbesondere innerhalb der iulisch-claudischen Dynastie, nicht zuletzt durch ihren Bruder Caligula bereits in weiten Teilen eingerissen worden. Mit [[Lucius Vitellius]], dem Vater des späteren, Kurzzeit-Kaisers [[Aulus Vitellius]], fand sich jedoch ein hoch angesehener Senator (er war bereits drei Mal ''Consul'' gewesen und amtierte 48 n. Chr. als ''[[Censor]]'') der den Senat davon überzeugte, dieses Eheverbot für Claudia und Agrippina auszusetzen. <br>
 
Damit war der Weg frei und die Eheschließung erfolgte am 1. Januar 49 n. Chr. Agrippina wurde im darauf folgenden Jahr der Ehrentitel ''[[Augusta]]'' verliehen. Ihr voller Titel lautete von da an ''Ivlia Avgvsta Germanici Caesaris Filia Agrippina Tiberii Claudii Caesaris Augusti''.
 
Damit war der Weg frei und die Eheschließung erfolgte am 1. Januar 49 n. Chr. Agrippina wurde im darauf folgenden Jahr der Ehrentitel ''[[Augusta]]'' verliehen. Ihr voller Titel lautete von da an ''Ivlia Avgvsta Germanici Caesaris Filia Agrippina Tiberii Claudii Caesaris Augusti''.

Version vom 4. Dezember 2006, 13:55 Uhr

Iulia Agrippina (* 6. November 15 n. Chr., † 59 n. Chr.) war die Mutter des späteren Kaisers Nero und die vierte Ehefrau des Kaisers Claudius.


Herkunft, Jugend und erste Ehe (15 bis 37 n. Chr.)

Iulia Agrippina, oft auch "Agrippina die Jüngere", bzw. "Agrippina Minor" genannt, war die Tochter von Nero Claudius Germanicus und Vipsania Agrippina (1). Sie wurde am 6. November 15 n. Chr. im Oppidum Ubiorum, dem späteren Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heute Köln) geboren, von wo aus ihr Vater seit 14 n. Chr. einen groß angelegten Feldzug gegen die rechtsrheinischen Chatten befehligte. Ihr drei Jahre älterer Bruder Gaius Caesar Augustus Germanicus, der Nachwelt besser bekannt als Caligula, war ab 37 n. Chr. der Nachfolger von Tiberius als Kaiser.

Ihr Vater starb bereits im Jahr 19 n. Chr. und ihre Mutter wurde 28 n. Chr. auf Veranlassung von Tiberius (und unter Umständen auf Betreiben des Prätorianerpräfekten Aelius Seianus) auf die Insel Pandataria (heute Ventotene) verbannt, wo sie schließlich 33 n. Chr. Selbstmord verübte. Tiberius verheiratete die 12jährige Agrippina noch im gleichen Jahr mit Gnaeus Domitius Ahenobarbus (6), einem alten Weggefährten ihres Vaters Claudius Germanicus. Glaubt man den Überlieferungen Suetons, dann war die Ehe alles andere als glücklich. Domitius Ahenobarbus beschreibt er als "überheblich", "hart" und "grausam". Am 15. Dezember 37 n. Chr. wurde in Antium ihr Sohn Lucius Domitius Ahenobarbus geboren, der spätere Kaiser Nero.

Kaiserschwester und Exil (37 bis 39 n. Chr.)

Am 16. März desselben Jahres war ihr Bruder Caligula als Tiberius’ Nachfolger Kaiser geworden. Agrippina und ihre beiden Schwestern Livilla und Drusilla erfuhren dadurch eine erhebliche Aufwertung ihrer gesellschaftlichen Stellung, zumal Caligula ihnen eine außergewöhnlich große Bedeutung bei Hofe einräumte. Der junge Kaiser umgab sich ständig mit seinen Schwestern, ihnen wurden Rangerhöhungen nach dem Vorbild der Vestalinnen zuteil und sie durften bei Spielen an seiner Seite platz nehmen. Sueton berichtet gar, dass sogar Consuln ihnen, statt des Kaisers Bericht erstatten mussten und das Caligula mit allen drei Schwestern inzestuöse Beziehungen pflegte.

In dieser Zeit hatte Agrippina angeblich aber auch ein Verhältnis mit Marcus Aemilius Lepidus (6), der eine Zeit lang also potentieller Nachfolger Caligulas galt. 39 n. Chr. wurde Aemilius Lepidus des Hochverrats angeklagt und Agrippina war gezwungen, sich ins Exil auf die pontischen Inseln zu begeben. Ihr Vermögen wurde eingezogen und den Sohn musste sie in Rom in der Obhut seiner Tante Domitia Lepida zurücklassen.

Rehabilitation und zweite Ehe (40 bis 48 n. Chr.)

Anfang 40 n. Chr. starb ihr Ehemann Domitius Ahenobarbus, nach Sueton an Ödem (umgangsspr. Wassersucht). Am 24. Januar 41 n. Chr. wurde ihr Bruder Caligula ermordet und ihr Onkel Claudius wurde auf Betreiben der Prätorianer als neuer Kaiser inthronisiert. Claudius erlaubte Agrippina die Rückkehr nach Rom und stattete sie auch wieder mit einem eigenen Vermögen aus.

Agrippina, nunmehr Witwe und rehabilitiert, bemühte sich ihre Stellung erneut auszubauen. Dafür benötigte sie einen Ehemann, der über Einfluss und finanzielle Mittel verfügte. Zunächst bemühte sie sich um Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba, der im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. einer der drei kurzzeitigen Nachfolger Neros sein sollte, bevor sich Vespasian endgültig durchsetzte und die Dynastie der Flavier begründete. Galba war zu dieser Zeit jedoch bereits verheiratet und mögliche Heiratspläne scheiterten am Widerstand der Familie seiner Frau. Mit Gaius Sallustius Passienus Crispus fand sie dann aber doch einen geeigneten Kandidaten. Auch er war verheiratet und zwar mit Agrippinas Schwägerin, der bereits erwähnten Domitia Lepida, einer Schwester ihres verstorbenen ersten Ehemannes. Um die Ehe mit Agrippina eingehen zu können ließ er sich jedoch scheiden und das Paar konnte heiraten. Sallustius Passienus Crispus war äußerst wohlhabend und ein angesehener Senator. Im Jahr 44 n. Chr. amtierte er als Consul.

Agrippinas Einfluss am Kaiserhof waren in dieser Zeit aber Grenzen gesetzt. Mit Valeria Messalina, Claudius’ dritter Ehefrau, hatte sie eine Gegenspielerin, die ebenso machtbewusst wie sie selbst war. Zwischen den beiden Frauen entwickelte sich eine geradezu verbissene Feindschaft, die nicht zuletzt mit Agrippinas Bestreben zu tun hatte, ihren Sohn Nero als aussichtsreichen Nachfolgekandidaten für Kaiser Claudius zu positionieren. Damit war er ein direkter Konkurrent für Britannicus, den 41 n. Chr. geborenen Sohn von Messalina und Claudius. Doch Messalinas Exzentrik und ihr ausschweifender Lebenswandel wurden ihr schließlich zum Verhängnis. Angeblich unter dem starken Einfluss seines Sekretärs Narcissus ließ Claudius sie im Jahr 48 n. Chr. ohne vorhergehenden Prozess töten.

Dritte Ehe mit Claudius (48/49 n. Chr.)

Für Agrippina war dieses Ereignis das Signal, endgültig den entscheidenden Schritt zu tun und selbst zur Kaiserin aufzusteigen. Doch zuvor mussten noch einige Widerstände beseitigt werden. Der vordergründigste war dabei, dass sie selbst noch mit Sallustius Passienus Crispus verheiratet war. Es traf sich gut, dass er bald nach Messalinas Tod ebenfalls starb und Agrippina sein großes Vermögen erbte. Die genauen Umstände seines Ablebens sind nicht überliefert, aber die Vermutung liegt nahe, dass es gewaltsam war und das Agrippina ursächlich daran beteiligt war.
Ein weiteres Problem war, dass der jüngst verwitwete Claudius angeblich erwog, seine zweite Frau Aelia Paetina ein zweites Mal zu ehelichen. Mit Unterstützung des Freigelassenen (lat. Libertus) Pallas, der erheblichen Einfluss beim Kaiser besaß und außerdem ihr Liebhaber gewesen sein soll, brachte Agrippina ihren Onkel von diesem Vorhaben ab. So berichtet es zumindest Tacitus in seinen Annales.
Ein drittes Hindernis stellte das römische Recht dar, welches eine Ehe zwischen Nichte und Onkel verbot. Allerdings waren zu dieser Zeit die sittlichen Schranken, insbesondere innerhalb der iulisch-claudischen Dynastie, nicht zuletzt durch ihren Bruder Caligula bereits in weiten Teilen eingerissen worden. Mit Lucius Vitellius, dem Vater des späteren, Kurzzeit-Kaisers Aulus Vitellius, fand sich jedoch ein hoch angesehener Senator (er war bereits drei Mal Consul gewesen und amtierte 48 n. Chr. als Censor) der den Senat davon überzeugte, dieses Eheverbot für Claudia und Agrippina auszusetzen.
Damit war der Weg frei und die Eheschließung erfolgte am 1. Januar 49 n. Chr. Agrippina wurde im darauf folgenden Jahr der Ehrentitel Augusta verliehen. Ihr voller Titel lautete von da an Ivlia Avgvsta Germanici Caesaris Filia Agrippina Tiberii Claudii Caesaris Augusti.

Kaiserin (49 bis 54 n. Chr.)

Agrippina begann unverzüglich damit, ihre Machtposition weiter abzusichern, indem sie ihren Getreuen zu wichtigen Positionen im kaiserlichen Regierungsapparat verhalf. Darunter war auch Sextus Afranius Burrus, der mit ihrer Protektion im Jahr 51 n. Chr. zum alleinigen Präfekten der Prätorianer wurde (bis dahin hatte es gewöhnlich zwei gleichgestellte Kommandeure gegeben). Andererseits sorgte sie dafür, dass mögliche Widersacher, oder auch nur Personen, die sich ihr gegenüber nicht verpflichten wollten, bevorzugt auf Posten außerhalb Roms versetzt wurden. Auf ihr Betreiben hin wurde 49 n. Chr. auch Seneca der Jüngere aus seinem seit 41 n. Chr. währenden Exil auf Korsika nach Rom zurückgerufen. Er wurde Neros Lehrer und war später einer seiner wichtigsten Berater.

Mit dem Ziel vor Augen, ihrem Sohn den Kaiserthron zu sichern, bereitete sie bereits kurz vor ihrer Hochzeit mit Claudius die Vermählung von Nero mit Claudia Octavia vor, der 40 n. Chr. geborenen Tochter von Claudius und Messalina und Schwester von Britannicus. Diese war jedoch bereits als Kleinkind mit dem 18 Jahre älteren Lucius Iunius Silanus verlobt worden. Wieder war es der Censor Lucius Vitellius, der Agrippina zu Hilfe kam. Er unterstellte Iunius Silanus eine (skandalöse) Liebesbeziehung zu seiner Schwester Iunia Calvina und verstieß ihn aus dem Senat. Am 1. Januar 49 n. Chr., also dem Tag ihrer Hochzeit mit Claudius, beging Iunius Silanus Selbstmord. 53 n. Chr. heirateten Nero und Claudia Octavia (die in diesem Jahr 12 Jahre alt und damit ehemündig geworden war). Bereits 50 n. Chr. hatte Claudius Agrippinas Sohn adoptiert; Nero war damit sein Stief- Adoptiv- und Schwiegersohn in einem.

In der Bevölkerung genoss die neue Kaiserin wohl durchaus einen guten Ruf. Anders als Messalina, die immer wieder für Skandale und politisch motivierte Prozesse gesorgt und sich damit viele Feinde gemacht hatte, wusste Agrippina ihre Liebschaften geheim zu halten und agierte politisch recht geschickt und umsichtig. Dabei verfügte sie bereits nach kurzer Zeit über ein Ausmaß an Rechten und Befugnissen, wie sie bis dahin noch keine römische Kaiserin besessen hatte. Sie gab eigene Staatsempfänge und gewährte, unabhängig von Claudius, Audienzen. An ihrem Geburtstag wurden öffentliche Feiern abgehalten und bei Spielen hatte sie einen Ehrenplatz an der Seite ihres Mannes. In überlieferten Darstellungen wird Agrippina oft mit Cereskranz dargestellt, was man als ein Gegenstück zum Lorbeerkranz des Kaisers ansehen kann. Besonders deutlich wird Agrippinas herausgehobene Stellung durch den Umstand, dass ihr das volle Münzrecht zugestanden wurde, wodurch sie eigene Münzen mit ihrem alleinigen Porträt prägen lassen konnte.

Kaisermutter (54 bis 56 n. Chr.)

Am 13. Oktober 54 n. Chr. starb Kaiser Claudius, angeblich nachdem er eine Mahlzeit aus Pilzen gegessen hatte, die von Agrippina vergiftet worden war. Diese Darstellung wird von fast allen antiken Autoren vertreten (mit Ausnahme von Flavius Iosephus), es kann nach heutigem Kenntnisstand jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass der 64jährige Claudius eines natürlichen Todes starb. Durch Sueton (der Agrippina jedoch allgemein nicht sehr positiv beurteilt) ist allerdings ein mögliches Mordmotiv überliefert: Claudius hätte nämlich beabsichtigt, seinem leiblichen Sohn Britannicus die Toga Virilis zu verleihen um ihn damit für erwachsen zu erklären und als seinen offiziellen Nachfolger zu designieren. Agrippa hätte diesem Akt zuvorkommen müssen, um die Chancen für Nero zu wahren.
Auf den Tod ihres Ehemannes reagierte sie zumindest schnell und entschlossen. Gleich nachdem der Tod des alten Kaisers offiziell verkündet worden war, wurde Nero – zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt – zum neuen Kaiser akklamiert. Dabei konnte sich Agrippina auf die Unterstützung der Prätorianer, unter dem von ihr protegierten Präfekten Afranius Burrus verlassen.

Am Anfang von Neros Regierungzeit war sein Verhältnis zur Mutter äußerst innig. Agrippinas Einfluss blieb unangetastet und war zunächst sogar noch größer als bereits zu Claudius‘ Zeiten. So wurden zum Beispiel Senatssitzungen in die palatinische Bibliothek verlegt, damit sich Agrippina, nur durch eine mehr symbolische Tür abgetrennt) beteiligen konnte.
Verbliebene Gegner ließ sie beseitigen, als erstes Domitia Lepida, ihre ehemalige Schwägerin und Vorgängerin als Ehefrau von Gaius Sallustius Passienus Crispus. Domitia Lepida, bei der Nero während Agrippinas Exil gelebt hatte und zu der er ein gutes Verhältnis hatte, wurde in einem Senatsverfahren vorgeworfen, sie habe Agrippina mithilfe von Magie töten wollen. Narcissus, der einstige Vertraute von Kaiser Claudius, der Agrippina gegenüber immer oppositionell eingestellt gewesen war, verteidigte sie, konnte das Todesurteil jedoch nicht abwenden. Wenig später ließ sie auch ihn beseitigen, ohne Nero jedoch einzuweihen.

Je mehr der junge Kaiser eigenes Profil gewann und eigenständige Entscheidungen traf, desto schwieriger wurde das Verhältnis zwischen ihm und seiner dominanten Mutter. Die ersten offenen Spannungen entstanden, als er ein Verhältnis mit Claudia Acte einging, sehr zu Agrippinas Missfallen, die eine Fürsprecherin seiner Frau Claudia Octavia war. Neros wichtigste Berater Afranius Burrus und Seneca erkannten vermutlich die Zeichen der Zeit, so dass sie auf Distanz zu ihrer einstigen Gönnerin gingen. Ungeachtete ihres schwindenden Einflusses versuchte Agrippina aber weiterhin, Einfluss auf die Politik zu nehmen, was Tacitus wie folgt kommentiert, Zit.: "Sie brachte es wohl fertig, ihrem Sohn den Thron zu erringen, aber nicht, sich vor dem Gekrönten zu beugen." (Tacitus, Annales XII 64).

Machtverlust und Ende (56 bis 59 n. Chr.)

Ab 56 n. Chr. wurde Agrippina nach und nach aller Sonderrechte beraubt, bis sie schließlich sogar den Palast verlassen musste. Zwar überstand sie zunächst noch eine Verschwörung, bei der sie von Iunia Silana (einer bekannten Gegenspielerin Agrippinas) beschuldigte wurde, Rubellius Plautus (der wie Nero ein Enkel von Tiberius war) ehelichen zu wollen um ihren Einfluss im Staate erneut zu stärken. Diese Mitteilung soll Nero so sehr verärgert haben, dass er sogar die Ermordung seiner Mutter ernsthaft in betracht zog. Agrippina gelang es jedoch, die Vorwürfe zu entkräften, was zur Verbannung Iunias führte. Als Nero gegen Ende des Jahres 58 n. Chr. dann jedoch ein Verhältnis mit Poppaea Sabina einging, das von Agrippina heftig bekämpft wurde, war die Beziehung zwischen Mutter und Sohn endgültig zerrüttet.

Anfang des Jahres 59 n. Chr. beschloss Nero dann endgültig, sich seiner Mutter zu entledigen. Diese war jedoch im Volk noch immer dermaßen beliebt, dass ein offener Mord in Rom als Option ausschied. Gift erschien ihm auch riskant, da Agrippina vermutlich (wie er selbst auch) Theriak zu sich nahm, was als wirksames Antidot galt. Also wurde sie unter dem Vorwand einer erhofften Versöhnung zum Fest der Quinquatern in die Stadt Baiae eingeladen. Die Anreise erfolgte per Schiff und auf der Überfahrt sollte der Mord erfolgen. Agrippina konnte dem Anschlag jedoch noch einmal entgehen wurde dann aber kurz darauf auf ihrem Anwesen in Bauli erschlagen.

Nero ließ seiner Mutter kein offizielles Begräbnis zuteil werden, nicht einmal ein eigenes Grab. Ihr Geburtstag – einst ein Feiertag – wurde vom Senat zum Unglückstag erklärt.


Literatur:
Wikipedia
www.info-antike.de
Werner Stangl, Die jüngere Agrippina, 2000

Quellen:
Publius Cornelius Tacitus, Annales
Gaius Suetonius Tranquillus, De vita Caesarum
Flavius Iosephus, De bello Iudaico
Lucius Cassius Dio, Historia