Pannonia superior

Aus Theoria Romana
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Pannonien (lat. Pannonia) war eine römische Provinz zwischen Ostalpen, Donau und Save. Seinen Namen erhielt es von den Pannoniern, einem Volk, das wahrscheinlich illyrischer Abstammung war. Ursprünglich war das Gebiet Teil der Provinz Illyricum, später wurde diese jedoch in Dalmatia und Pannonia geteilt. Unter Trajan wurde die Provinz erneut in Pannonia superior und Pannonia inferior geteilt. Hauptstadt war Carnutum, seit der Teilung trat Aquincum hinzu. Statthalter war ein Legatus augusti pro praetore im consularen Rang. Pannonia Inferior hingegen hatte einen Statthalter praetorischen Ranges.

Geographie

Pannonia war eine Grenzprovinz des Imperium Romanum. Im Norden und Osten grenzte es an die Stammesgebiete der Jazygen, im Norden an verschiedene Stämme, darunter Quaden. Westlich schloss sich die Provinz Noricum an, im Süden hingegen Dalmatia. Sie umfasste das Gebiet des heutigen westlichen Ungarns, des Burgenlands und des Wiener Beckens.

Die Grenze zwischen Ober- und Unterpannonien zog sich vom Donauknie in südlicher Richtung bis zum Plattensee, von dort schließlich weiter nach Süden. Damit war Unterpannonien nur ein relativ schmaler Streifen entlang der Donau. Mit der Neuordnung der Provinzen durch Diocletian veränderten sich die Gebietsverhältnisse jedoch und die Drau wurde zum Grenzfluss.

Zu den römischen Coloniae der Provinz zählten Mursa (Osijek/Kroatien), Savaria (Szombathely/Ungarn) und Sirmium (Sremska Mitrovica/Jugoslawien). Als Munizipien sind unter anderem Aquincum (Budapest/Ungarn), Brigetio (Szony/Ungarn), Carnuntum (bei Petronell/Ö,), Cibalae (Vinkovci/HR, im 3.Jh. zur Kolonie erhoben), Mogentiana (Szengrot/Ungarn) und Vindobona (Wien/Österreich) bekannt.

Das Land besitzt viele weite Ebenen und fruchtbares Ackerland, bewässert durch Nebenflüsse der Donau. Hier finden sich viele Landgüter, die sich jedoch auf die besonders fruchtbaren Gebiete (z.B. am Wiener Becken) konzentrierten und teilweise einen siedlungsartigen Charakter besaßen. Die wichtigsten Straßen waren die Bernsteinstraße, die bei Carnutum das Reich betrat, sowie eine Fernhandelsstraßen zu den Quaden bei Brigeto und zwei zu den Sarmaten (bei Aquincum und Lugio). Zu den wichtigen Flüssen zählten Arrabo (Raab), Danuvius und Hister (heute beide Donau), der Dravus (Drau), der Murus (Mur) und der Savus (Save). Der Plattensee war bereits unter dem Namen Lacus Peiso bekannt, während der heutige Neusiedlersee offenbar versumpft bzw. teilweise ausgetrocknet war.

Geschichte

Vorrömische Zeit

Im Gebiet Pannoniens siedelten sich bereits sehr früh Menschen an (etwa um 5000 v.Chr.). Durch die Donau und die Bernsteinstraße kam es bereits auch zu kulturellem Austausch mit anderen Gebieten. In der Bronzezeit schließlich siedelten sich hauptsächlich keltische Stämme an, im 7. und 6. Jahrhundert stießen schließlich Skythen in den Raum vor, hinterließen jedoch wenige Spuren.

Schließlich setzten die Kelten sich im Norden und Westen fest, während die pannonische Urbevölkerung den Süden und Osten weiterhin dominieren konnte.

Römische Eroberung

Der Hauptteil der späteren Provinz wurde durch Octavian erobert, der das Gebiet bereits im Vertrag von Brundisium zugesprochen bekommen hatte. Doch erst ab 35 v. Chr. konnte man mit Feldzügen gegen die Japoden größere Landgewinne verbuchen. Siscia, das 35 v. Chr. erobert werden konnte, wurde zur Ausgangsbasis weiterer Feldzüge: Bis 33 v.Chr. konnten die Stämme der Dalmater unterworfen und das Savetal eingenommen werden.

Erst nach Ende des Bürgerkriegs und der Niederschlagung mehrerer Invasionen (16 v.Chr. Pannonier und Noriker, 15 v.Chr. Skordisker) und eines Aufstandes im Jahre 14 v.Chr. konnte die Ausweitung des nun kaiserlichen Einflussgebiets fortgesetzt werden: Agrippa und später Tiberius führten die Eroberung fort und konnten 11 v.Chr. Dalmatia und Pannonia zusammen als Provinz Illyricum einrichten. Obwohl es auch weiterhin zu Aufständen kam, konnte man die Provinz bis 8 v.Chr. weitgehend befrieden, jedoch nicht völlig durchdringen.

Römische Zeit

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde Illyricum in die späteren Provinzen Pannonia und Dalmatia geteilt, vermutlich um das relativ ruhige Dalmatien von dem unruhigen Pannonien zu trennen. Trajan teilte sie erneut in Pannonia superior und inferior. Caracalla hingegen ordnete die Provinzen neu, sodass Pannonia inferior nun leicht vergrößert und mit einer weiteren Legion ausgestattet wurde.

Diocletian schließlich zersplitterte die Provinz in Pannonia prima, secunda, Valeria und Savia als Teile der Präfektur Illyricum. In der Hauptstadt Carnutum griff er als Greis schließlich auch noch einmal in die Reichspolitik ein und regelte seine tetrarchische Nachfolgeordnung. Zu jener Zeit konnten die Provinzen noch einmal aufblühen.

Unter Konstantin jedoch war die Provinz wieder verfallen und Vandalen wurden hier angesiedelt. Nach der Schlacht von Adrianopel kamen auch Goten und Hunnen als Verbündete hinzu - eine Praxis, die auch Gratian fortführte. Die gotischen und markomannischen Raubzüge der Folgezeit führten auch zur Zerstörung zahlreicher Städte, darunter Carnutum und Vindobona, ehe letztere Volksgruppe auch offiziell in der Provinz angesiedelt wurde.

Zu Beginn des 5. Jahrhunderts kam es zu Aufständen der Landbevölkerung. Die Kontrolle konnte jedoch noch einmal zurückgewonnen werden, ehe schließlich die Hunnen das Land befielen, sodass die Provinz zusammenbrach und Pannonia secunda als letzter Teil im 6. Jahrhundert offiziell aufgegeben werden musste.

Verwaltung

Während das Territorium Illyricums von einem Legatus exercitus befehligt wurde, der eher als militärischer Befehlshaber der pannonischen Stämme betrachtet werden kann, erhielt das ungeteilte Pannonia bereits einen Legatus augusti pro praetore. Unter diesen findet sich neben Militärs auch Cassius Dio und der Stoiker Claudius Maximus. Ihnen stand ein concilium als Provinziallandtag mit Sitz in Savaria. Ebenso ist hin und wieder ein iuridicus belegt. Die Verwaltung der Kasse oblag einem Procurator mit einem Gehalt von 100 000 Sesterzen. Ebenso ist ein Beamter für Zensus und den Cursus Publicus bekannt.

Die untere Ebene der Verwaltung lag in den zahlreichen neugegründeten und teilweise zu municipia und coloniae erhobenen Städten, die unter Hadrian einem Höhepunkt an Urbanisierung gelangten. Die peregrinen Gemeinden wurden von Offizieren oder einheimischen Adligen im Rang eines praefectus civitatis geführt.

Seit Gallienus wurden die Statthalter zu ritterlichen praesides, die den Titel eines vir perfectissimus tragen durften.

Bevölkerung und Wirtschaft

Die Bevölkerung der Provinz setzte sich stark aus keltischen und pannonischen Einheimischen zusammen, zu denen in den Städten eine römische Oberschicht aus Veteranen trat. Überhaupt besaßen die Provinzen aufgrund der starken Militärpräsenz eine sehr militärische Kultur. Seit severischer Zeit ist ein starker Zustrom von Immigranten aus dem Osten des Reiches erkennbar.

Durch die gezielte Ansiedlung von Veteranen in den neuen coloniae kam es in der Region auch auf dem Land zu einer starken Konzentration von Grundbesitz in römischer Hand. So sind sogar ritterliche, aber auch senatorische Großgrundbesitzer bekannt. Diese besaßen vor allem im Umland der großen Militärlager ihre villae rusticae, deren relative Schlichtheit für eine Konzentration auf den landwirtschaftlichen Aspekt spricht. Erst im zweiten Jahrhundert wurde auch das weitere Hinterland mit Villen überzogen.

Neben den Großgrundbesitzern hielten sich aber auch traditionelle Kleinbetriebe, oftmals von Soldaten oder Einheimischen bewirtschaftet. Dabei blieben auch traditionelle, nichtrömische Produktionsformen erhalten.

Im Handwerk ist die Produktion von Fiebeln, Keramik, Glaswaren und Öllampen bekannt, die jedoch auch aus Italia über Aquileia importiert wurden. Die Provinz konnte sich über den eigenen Markt allgemein schlecht versorgen, sodass auch der Import von Fisch, Wein und Öl aus der Po-Ebene bekannt ist. Dafür konnte die Provinz mit Sklaven aus dem Barbaricum, sowie Bernstein als Luxusware aufwarten.

Seit dem Ende des 1. Jahrhunderts verlagerte sich der Handel von Italia stärker auf Germania und Gallia, wobei Carnutum und Aquincum als Schnittpunkt von Handelsstraßen und Limesüberquerungspunkte eine wichtige Rolle spielten. Die Transportgüter waren vor allem Vieh, Getreide und Holz. Der Handel über den Limes hingegen war erschwert, da Roheisen, verarbeitetes Eisen, Salz, Öl, Getreide, Wein, Waffen und Gold das Reich nicht verlassen durften und der Handel nur an festgelegten Handelsplätzen stattfinden durfte.

Während die Provinz selbst kaum Bodenschätze lieferte, sind zumindest einige Steinbrüche belegt. Außerdem wurden einige Bergwerke der Nachbarprovinzen durch pannonische Prokuratoren verwaltet.

Insgesamt war Pannonia die am stärksten romanisierte und reichste Provinz an der Donau, was sie vor allem der starken Präsenz von Militär und in der Spätantike der Existenz der kaiserlichen Domänen verdankte. Erst mit der Ansiedlung der Barbarenstämme wurde Pannonien stärker geschwächt, sodass es schließlich zusammenbrach.


Quelle: Imperiumromanum.com: Provinz Pannonia